Wassergericht von Valencia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Wassergericht von Valencia

Das Wassergericht von Valencia (span. El Tribunal de las Aguas oder El Tribunal de los Acequieros de la Vega , val. Tribunal de les Aigues oder Tribunal de la Vega de Valencia ) gilt als die alteste Rechtsinstitution in Europa und einzige Einrichtung ihrer Art, die aus der Araberzeit erhalten blieb. Das Wassergericht wurde gemeinsam mit dem Consejo de Hombres Buenos de la Huerta de Murcia am 30. September 2009 von der UNESCO auf die Reprasentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. Es ist ein einzigartiges offentliches Verfahren, bei dem hauptsachlich Streitigkeiten unter den Bauern und Grundbesitzern des Umlandes ( Huerta ) uber die Bewasserung der Felder geschlichtet werden.

Sitz des Bezirks Benacher y Faytanar

Das Tribunal, bestehend aus acht schwarzgekleideten Richtern (span. sindicos), tagt jeden Donnerstag (ausgenommen an Feiertagen und zwischen Weihnachten und dem Dreikonigstag) zu Mittag vor dem Apostelportal der Kathedrale von Valencia auf der Plaza de la Virgen . Kurz vor zwolf Uhr wird von einem Gerichtsdiener ein Eisengelander in Form eines Halbkreises mit Eingangsture und acht Holzstuhle aufgestellt. Die Laienrichter werden unter den Bauern der acht Bewasserungsbezirke der Huerta de Valencia ( Cuart , Benacher y Faytanar , Tormos , Mislata , Mestalla , Fabara , Rascana und Robella ) gewahlt. Unter den acht Richtern wird ein Prasident gewahlt, der traditionellerweise aus den Bezirken Fabara oder Tormos stammt. Legitimiert durch die spanische Verfassung sind die vom Tribunal mundlich gefallten Urteile unanfechtbar gultig. Es werden bis auf die Urteilsspruche keine Gerichtsakten gefuhrt und es gibt keine Moglichkeit der Berufung gegen getroffene Urteile des Rats. Das durchgehende Bestehen des Gerichts seit uber tausend Jahren, der ungebrochene Respekt gegenuber den Beteiligten sowie die Verfahrensprinzipien, welche modernen Anforderungen entsprechen, machen das Wassergericht einzigartig.

Tribunal de las Aguas von Bernardo Ferrandiz (1865)

Die Anfange des Wassergerichts gehen zuruck ins Mittelalter um 960 n. Chr. wahrend der Herrschaft der Kalifen von Cordoba Abd ar-Rahman III. und al-Hakam II. Bereits zu jener Zeit wurde fahrlassiger Umgang mit Wasser hart bestraft, da man aufgrund der Wasserknappheit der Region auf Bewasserungssysteme zuruckgreifen musste. Besonders zu Zeiten der Trockenheit, wenn der Turia kaum Wasser fuhrte, wurde eine einheitliche Regelung der Bewasserung des umliegenden Gebiets notwendig. Sowohl die Art der Bewasserung als auch der Tag bzw. Ort des Gerichts sind arabischen Ursprungs. Der maurische Samstag fallt auf den christlichen Donnerstag, an dem das Tribunal seit Anbeginn um zwolf Uhr mittags (arabisches Tagesende) tagt. Als im 13. Jahrhundert die christliche Kathedrale auf den Resten jener Moschee errichtet wurde, in der das Gericht ursprunglich abgehalten wurde, veranstaltete man das Tribunal fortan vor den Toren des Gotteshauses, um zu ermoglichen, dass auch Moslems, welche noch in großer Zahl Felder bewirtschafteten, daran teilnehmen durften. Konig Jakob I. von Aragonien bestatigte damals die Weiterfuhrung des Tribunals mit allen Rechten, die es in der Araberzeit hatte. Auch wenn die Zeremonie heute aus Mangel an Streitfallen nur mehr wenige Minuten lang dauert, hat sie nichts von ihrer eigentlichen Funktion verloren und wurde zu einer Attraktion fur Touristen.

  • Offizielle Website. Ehemals im Original (nicht mehr online verfugbar) ; abgerufen am 13. Dezember 2023 . @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.consejodehombresbuenos.es ( Seite nicht mehr abrufbar . Suche in Webarchiven ) (mit Detailkarten)