Waltraut Carola Seitter
(*
13. Januar
1930
in
Zwickau
; †
15. November
2007
in
Schalkenmehren
) war eine
deutsche
Astronomin
und erste Lehrstuhlinhaberin fur Astronomie in Deutschland.
Waltraut Seitter wurde in Zwickau geboren, wo ihr Vater Ingenieur bei den
Horch
-Werken war. Zur Schule ging sie in Koln, wo sie ? neben Tatigkeiten als Straßenbahnschaffnerin, Fluchtlingshelferin und technische Zeichnerin ? 1949 das Abitur ablegte und anschließend das Studium der Physik, Mathematik, Chemie und Astronomie aufnahm. Ein
Fulbright-Stipendium
fuhrte sie zum
Smith College
,
Northampton (Massachusetts)
(USA), wo sie 1955 nach dem Erwerb des
Master
of Arts in Physik Instructor fur Astronomie wurde. Von 1958 bis 1962 arbeitete sie am
Observatorium Hoher List
der Universitatssternwarte Bonn. Nach ihrer 1962 erfolgten Promotion war sie zwei weitere Jahre wissenschaftliche Angestellte und Assistentin in Bonn, bevor sie 1965 zum Observator und 1969 zum Hauptobservator und außerplanmaßigem Professor an der
Universitat Bonn
ernannt wurde. 1967 war sie Gastprofessor an der
Vanderbilt University
in
Nashville
(
Tennessee
), anschließend als Full Professor am Smith College tatig (ab 1973 Eliza Appleton Haven Professor fur Astronomie). 1975 erhielt sie einen Ruf als Professorin und Direktorin des Astronomischen Instituts der
Universitat Munster
, das sie bis zu ihrer
Emeritierung
1995 leitete. Sie war die erste Frau, die in Deutschland einen Lehrstuhl fur Astronomie innehatte.
In Bonn arbeitete sie uber Probleme der Stellarstatistik und der Spektralklassifikation von Sternen (Bonner Spektralatlas) sowie uber eruptive Sterne. In Munster stand neben der Lehre der Umzug in ein neues Gebaude mit Verbesserung der Infrastruktur im Vordergrund. Jedoch fuhrten Konzentrationsmaßnahmen der damaligen
Ministerin fur Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen
zur Einschrankung der Mittel und endlich zur Schließung des Instituts im Jahre 1997.
[1]
Waltraut Seitter bearbeitete mit einem Team von Diplomanden und Doktoranden besonders das von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft
unterstutzte
Muenster Redshift Project
zur großraumigen Galaxienverteilung und eine
Galaxiendurchmusterung
des Sudhimmels. Erste Hinweise fur das Wirken der
kosmologischen Konstante
wurden in einer Anfang 1997 eingereichten Arbeit gegeben, ehe die Entdeckung im folgenden Jahr von US-amerikanischen Wissenschaftlern angekundigt wurde.
1980 organisierte sie eine Tagung der
Astronomischen Gesellschaft
in Munster, 1993 eine internationale Tagung im Rahmen des NATO Advanced Study Institute. Von 1990 bis 1996 gehorte sie dem Herausgeberteam der Zeitschrift
Die Sterne
an. Nach ihrer Emeritierung fand sie Gelegenheit, einige ihrer Arbeiten in USA und Chile weiterzufuhren.
Nach ihr wurde der Asteroid
(4893) Seitter
benannt.
Seit 1975 war sie mit dem Astronomen
Hilmar W. Duerbeck
verheiratet.
2021 gab es den Vorschlag, die Apffelstaedtstraße in Munster kunftig nach Waltraut Seitter zu benennen.
[2]
Der Hauptausschuss des Stadtrates entschied sich allerdings fur die judische Zahnarztin Henriette Sophie Son als neue Namensgeberin.
[3]
- Zweifarbendiagramme und Fragen der Stellarstatistik
, 1962
- Das Spektrum der Nova Herculis 1963: Nach Objektivprismen-Aufnahmen am Observatorium Hoher List
, 1963
- Bonner Spektral-Atlas I, II
, 1970, 1975
- Large-scale structures in the universe: observational and analytical methods
, 1988
- Cosmological aspects of X-ray clusters of galaxies
, 1994
- ↑
JGU Mainz. Arbeitsstelle Kleine Facher
- ↑
Klaus Baumeister:
Neuer Name fur die Apffelstaedtstraße.
In:
wn.de.
21. Mai 2021,
abgerufen am 1. Marz 2024
.
- ↑
Klaus Baumeister:
Neuer Name fur die Apffelstaedtstraße.
In:
wn.de.
21. Mai 2021,
abgerufen am 1. Marz 2024
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