Der
Waldshuterkrieg
(auch
Schaffhauserkrieg
) war Teil der kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 1468 zwischen dem Adel im
Sundgau
,
Breisgau
,
Klettgau
und
Hegau
und den
osterreichischen Vorlanden
unter dem
Habsburger
Herzog
Siegmund von Osterreich-Tirol
einerseits und den acht Orten der
alten Eidgenossenschaft
, sowie einigen dieser
zugewandten Orten
andererseits. Schwerpunkt der Kampfe war
Waldshut
, das belagert und teilweise zerstort wurde.
In der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts kam es immer haufiger zu Auseinandersetzungen zwischen adeligen Gefolgsleuten der Habsburger und den Stadten im suddeutschen Raum. Die Adligen waren vielfach zu
Raubrittern
herabgesunken und uberfielen immer ofter die stadtischen Kaufleute. Die Eidgenossen versuchten, diese Differenzen zur Ausdehnung ihrer Macht nordlich des
Rheins
zu nutzen. Sie schlossen Schutzbundnisse mit den Stadten
Schaffhausen
(1454),
Rottweil
(1463) und
Mulhausen
(1466). Zwei Ereignisse fuhrten zur Eskalation des Konflikts.
Die Stadt Schaffhausen hatte am 1. Juni 1454 auf 25 Jahre ein Bundnis mit den eidgenossischen Orten Zurich, Bern, Luzern, Schwyz, Zug und Glarus abgeschlossen
[3]
, nachdem
Bilgeri von Heudorf
Schaffhausen wieder den Habsburgern unterwerfen wollte. Bilgeri fuhrte seine Fehde gegen Schaffhausen weiter.
Zur Eskalation kam es 1467, als Bilgeri von Heudorf den Schaffhauser Burgermeister
Hans am Stad
bei
Anselfingen
gefangen nahm und erst nach Zahlung eines Losegeldes von 1800 Gulden wieder freiliess. Die Eidgenossen legten Truppen zur Verstarkung nach Schaffhausen, und ein Trupp Unterwaldner, unter ihrem Hauptmann Kaspar Koller, unternahm einen Raubzug durch den Klettgau.
[4]
Die Stadt Mulhausen hatte am 17. Juni 1466 mit Bern und Solothurn auf 25 Jahre ein Bundnis geschlossen.
[5]
Das vom Adel in einem nicht erklarten Kleinkrieg stark bedrangte Mulhausen wollte eine militarische Entscheidung und ging im Vertrauen auf seinen Bundnisvertrag in die Offensive. Mulhauser Truppen uberfielen im April 1468 die dem Adel gehorigen Dorfer
Rixheim
und
Sausheim
. Die
vorderosterreichischen
Stande wollten diesen Ubergriff ahnden, zogen am 15. Mai 1468 mit 4000 Mann vor Mulhausen und verheerten dessen Umgebung. Am 18. Juni erfolgte die
Kriegserklarung
von Bern, Solothurn und
Freiburg im Uechtland
an Herzog Siegmund ? die Kriegserklarungen der anderen eidgenossischen Orte folgten alsbald.
Ein Proviantwagen der Eidgenossen wird von vorderosterreichischen Rittern angegriffen. Darstellung in Diebold Schillings Luzerner Chronik.
Am 25. Juni fielen die Berner und Solothurner von Basel her im Sundgau ein, zogen uber
Blotzheim
,
Bartenheim
und
Habsheim
Richtung Mulhausen und hinterliessen eine Spur der Zerstorung. Dieser ersten Kolonne folgten die Zurcher und Schwyzer. Die Truppen aus den Innerschweizer Orten zogen durch die Ortschaften am linken Rheinufer auf Mulhausen. Am 6. Juli trafen die drei Kolonnen der Schweizer zwischen Thann und Mulhausen auf dem Ochsenfeld zusammen und erwarteten die vorderosterreichischen Truppen zur offenen Feldschlacht ? diese stellten sich jedoch nicht. Nachdem die Habsburger und ihre Verbundeten im Sundgau auf dem Ochsenfeld eine offene Feldschlacht nicht angenommen hatten, versuchten die Eidgenossen, die Stadt
Thann
einzunehmen. Gleichzeitig wurde ein Trupp von 1000 Mann uber
Wehr
und
Tiengen
nach Schaffhausen entsandt. Am 16. Juli 1468 zogen sich die Eidgenossen uber Basel wieder aus dem Sundgau zuruck, und so endete der
Sundgauerzug
oder Mulhauserkrieg, und das Kriegsgeschehen verlagerte sich nach Osten.
Zur Verteidigung der Stadt Waldshut waren etwa 800 Mann verfugbar. Die Leitung hatte Werner von Schienen (1410?1496). Zu den Verteidigern gehorten auch
Wilhelm Herter von Hertneck
und Bilgeri von Heudorf. Der ortliche Adel hatte sich schon beim ersten Einfall der Eidgenossen in den Klettgau nach Waldshut gefluchtet. Die vorderosterreichischen Stadte
Breisach
,
Neuenburg am Rhein
und
Freiburg im Breisgau
hatten Hilfstrupps entsandt.
Waldshut war von einer Ringmauer mit funf Turmen umgeben, der ein tiefer Wallgraben und teilweise der Rhein vorgelagert war.
Die Breisgauer Ritterschaft besetzte den Hochrhein zwischen Rheinfelden und Laufenburg, und Aufgebote aus dem vorderosterreichischen Breisgau besetzten den Schwarzwald, um zu verhindern, dass sich die Schwarzwalder den Eidgenossen anschlossen. Hier setzte Herzog Siegmund auch bohmische Truppen ein. Uber die Gesamtzahl der von Siegmund im Waldshuterkrieg eingesetzten Verbande gibt es keine zuverlassigen Angaben, sie uberstieg aber jene der direkt in Waldshut liegenden Verteidiger deutlich.
Markgraf
Karl I. von Baden
furchtete, die Eidgenossen konnten von Mulhausen her die 1415 an das Stammhaus Baden zuruckgefallene
Markgrafschaft Baden-Hachberg
angreifen und stellte ebenfalls Truppen zur Besetzung der anderen
Waldstadte
. Graf
Ulrich V. von Wurttemberg
rustete ebenfalls, nachdem das Gerucht umgegangen war, die Eidgenossen wollten
Villingen
belagern. Der Bayern-Herzog
Ludwig der Reiche
hatte Herzog Siegmund Hilfe und Vermittlung angeboten.
Ein grosserer Einfall und die Besetzung des Schwarzwaldes hatte wohl die suddeutschen Fursten auf den Plan gerufen, die bei der Bedrohung der Grenzstadt Waldshut nur wenig Lust auf tatkraftige Hilfe zeigten.
[6]
Ankunft der verstarkten Berner Truppen vor der belagerten Stadt Waldshut
Die Bundnisse mit Mulhausen und Schaffhausen waren nur von einer Anzahl von Orten der alten Eidgenossenschaft der VIII Orte eingegangen worden. In den Krieg gegen Herzog Siegmund zogen jedoch alle acht Orte und zudem eine Anzahl zugewandter Orte, und sogar der Abt von St. Gallen stellte Truppen. Einen Oberbefehlshaber hatten die Eidgenossen nicht, sondern der Rat der Hauptleute musste die Entscheidungen treffen. Die Hauptleute der verschiedenen Orte standen zudem im Schriftverkehr mit ihren Heimatorten und mussten teilweise von diesen wieder Genehmigungen einholen. Allerdings galt der Hauptmann der Zurcher als erster Hauptmann, der die Beratungen einberief.
[7]
Die Zurcher wurden von Eberhard Ottikon angefuhrt. Einer der Hauptleute im Zurcher Kontingent war der spatere Burgermeister und Heerfuhrer
Hans Waldmann
. Der Chronist
Petermann Etterlin
war unter den Luzerner Truppen. Die Berner wurden von
Petermann von Wabern
[8]
,
Niklaus von Scharnachthal
und
Niklaus von Diesbach
[9]
angefuhrt.
Die Gesamtzahl von 16 000 Mann erreichte das Belagerungsheer erst gegen Ende der Belagerung, nachdem neue Zuzuge aus den Heimatorten angefordert und eingetroffen waren. Die Raubzuge in den Schwarzwald und die Absicherung der Belagerung gegen Entsatz absorbierten einen Teil der Krafte.
Auf dem Rhein vor Waldshut hatte Bern zwei Schiffe und Luzern ein Schiff im Einsatz, von denen aus die Stadt beschossen wurde.
Wahrend die Hauptmacht der Eidgenossen noch im
Sundgau
stand, sandten sie auch 2 000 Mann Verstarkung nach Schaffhausen. Von dort zogen sie unter dem Zurcher Hauptmann Felix Keller seit dem 27. Juni 1468 plundernd durch den Klettgau und nahmen am 29. Juni
Erzingen
ein.
Am 6. Juli erfolgte der nachste Raubzug der Eidgenossen in den Schwarzwald, wobei das
Kloster St. Blasien
wegen seiner Treue zu den
Habsburgern
das Ziel war. In Burglen
[10]
und
Indlekofen
wurden Guter des Klosters geplundert. Bei Remetschwiel
[11]
trafen sie auf die
Letze
, die durch
Hauensteiner
Bauern verteidigt wurde.
[12]
Nachdem sie diese Verteidigungslinie am 7. Juli mit den beiden Kolonnen von Schaffhausen und aus dem Sundgau genommen hatten
[13]
, stand ihnen der Weg nach
St. Blasien
offen. Bei
Hausern
kam ihnen Abt
Christoph von Greuth
entgegen und konnte gegen eine Zahlung von 1500 Gulden die Eindringlinge zur Umkehr veranlassen. Auf ihrem Ruckweg brannten sie
Waldkirch
[14]
nieder und besetzten
Tiengen
? ein Lehen des
Hochstifts Konstanz
an Bilgeri von Heudorf ? mit 600 Mann.
[15]
Der osterreichische Hofmeister Jakob Trapp ersuchte aus Sankt Blasien die Stadt Freiburg um weiteren Zuzug und sprach die Befurchtung aus, dass der ganze Wald schweizerisch werden wolle.
[16]
[17]
Die Eidgenossen belagern Waldshut (in der Tschachtlan Chronik von 1470)
Am 19. Juli waren bedeutende Truppenteile der Eidgenossen aus dem Sundgauerzug auf dem
Rafzerfeld
versammelt. Am 20. Juli beschlossen die Eidgenossen auf einer
Tagsatzung
in Luzern, mit den Stimmen von Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus und Schaffhausen, den Kriegszug auf Waldshut. Als erste trafen am 22. Juli die Luzerner mit jenen von Glarus, Schwyz und Zug am sudlichen Rheinufer vor Waldshut ein und die Zurcher und Schaffhauser ruckten von Tiengen aus ? wo sie bereits seit dem 20. Juli lagen ? auf Waldshut vor. Die ubrigen Truppen und vor allem die grossen
Hauptbuchsen
der Zurcher und Berner zur Beschiessung der Stadtmauern kamen nach und nach, so dass die erste Kanonade der Stadt fur den 29. Juli angenommen wird.
[18]
Wahrend der Belagerung sollen etwa 280 schwere Steinkugeln auf die Stadt und ihre Befestigungen abgeschossen worden sein und zudem 248 kleinere aus
Morsern
.
[19]
Auch die Muhlen der Stadt wurden durch den Beschuss zerstort, was die Bewohner durch den Bau und Betrieb von
Tretmuhlen
ausglichen. Da die Belagerer auch die Wasserzuflusse zur Stadt umgeleitet hatten und das Schopfen von Wasser aus dem Rhein wegen des feindlichen Feuers gefahrlich war, wurde beim Rheintor ein Brunnen gegraben.
Der herzogliche Hofmeister
Jakob Trapp
organisierte zwei Versuche, die Stadt mit Munition und Proviant zu versorgen. In der Nacht vom 3. auf den 4. August wurde von
Laufenburg
aus eine Truppe von 1200 Mann aufgestellt, die auf der linken Rheinseite bis
Full
zogen und versuchten, von dort uber den Rhein in die Stadt zu kommen. Obwohl der eidgenossische Belagerungsring hier nur schwach besetzt war, misslang der Versuch weitgehend ? nur 200 Mann erreichten die Stadt mit etwas Nachschub. Der zweite Versuch auf demselben Wege vom 8. auf den 9. August schlug vollig fehl, da die Schweizer inzwischen ihre Mannschaft hier auf 400 Mann verstarkt hatten.
[20]
Auch die Besatzung der Stadt blieb nicht passiv und machte mehrfach Ausfalle, bei denen die Belagerer Verluste hinnehmen mussten.
Der Landvogt,
Thuring III. von Hallwyl
, hatte in Laufenburg sein Hauptquartier aufgeschlagen, und zwischen
Albbruck
und
Dogern
war eine befestigte Stellung mit 1300 Mann besetzt worden. Im Raum St. Blasien hatte Sigismund etwa 1500 Mann bohmischer Truppen zusammengezogen, die jedoch nie wirksam in den Kampf eingriffen.
Aufgrund der Nachrichten uber die vorderosterreichischen Truppen und Geruchten uber einen grosseren Zuzug unter Herzog Siegmund forderten die Eidgenossen am 10. August von ihren Heimatorten weiteren Zuzug an, der auch kam und nun die Gesamtzahl des Belagerungsheeres auf 16000 Mann brachte.
Die Versorgungslage in der Stadt verschlechterte sich zunehmend; die Stadtbefestigungen waren durch den dauernden Beschuss stark beschadigt und die Habsburger und der Adel waren nicht bereit oder in der Lage, einen entschiedenen Vorstoß zur Befreiung der Stadt zu wagen.
Am 17. August planten die Eidgenossen den Sturm auf die Stadt der am 19. August stattfinden sollte. Gleichzeitig liefen jedoch schon Friedensverhandlungen. Der Sturm wurde verschoben, wobei es im Lager der Schweizer zu schwerwiegenden Differenzen zwischen Zurich und Bern kam.
Am 21. August machten Luzerner mit Unterstutzung von Schwyz, Glarus und Appenzell einen Raubzug nach
Bonndorf im Schwarzwald
, das dabei niedergebrannt wurde. Auf dem Ruckzug wurde dieser Trupp von Einheiten Siegmunds angegriffen und konnte nur durch Hilfe von Zurich und Zug seine Beute (u. a. 400 Stuck Vieh) ins Lager bringen. Am 24. August kam es noch zu Kampfen bei der Albbrucker Schanze.
Die Interessen der Zurcher Kaufleute reichten bis Waldshut, und es gab auch familiare Verbindungen. Formal argumentierten die Zurcher, dass ein Sturm auf die Stadt sei nur mit hohen eigenen Verlusten moglich. Politisch war Zurich nicht daran interessiert, den Bernern uber die eroberte Stadt Waldshut Einfluss in dieser Region einzuraumen. Zurich wurde von den Ost- und Innerschweizer Orten unterstutzt; Bern durch Solothurn und Luzern. So bewirkten die Rivalitaten im eidgenossischen Lager den Abbruch der Belagerung.
Der Volksmund erklarte sich das zogerliche Verhalten der Eidgenossen mit einem Trick, den die Belagerten angewandt haben sollen: die Vorfuhrung eines gemasteten Schafbocks durch die Waldshuter Besatzung auf den Stadtmauern, um uber die katastrophale Ernahrungslage hinwegzutauschen. In einer anderen Variante der Legende haben die jungen Gesellen den Bock gar uber die Mauer ins eidgenossische Lager geworfen, um sie hohnisch am Uberfluss teilhaben zu lassen. Damit habe man die Belagerer getauscht und die Bereitschaft zum Abbruch der Belagerung erreicht. Die Grundzuge dieser Legende finden sich in Erzahlungen aus verschiedenen Gegenden.
[21]
Die gluckliche Beendigung der Belagerung wird jahrlich im August mit der
Waldshuter Chilbi
gefeiert. Dazu findet eine Bocktaufe und spater die Verlosung des Bockes statt.
Verpfandung des Breisgau, des Sundgaus und des Elsaß durch Herzog Sigmund von Osterreich an Herzog Karl von Burgund am 9. Mai 1469
Insbesondere die Stadt Basel, durch ihren Burgermeister
Peter Rot
und die Furstbischofe von Basel,
Johann V. von Venningen
, und Konstanz,
Hermann III. von Breitenlandenberg
, bemuhten sich um eine Friedensvermittlung zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern. Auch Rate des Herzogs
Ludwig von Bayern
und des Markgrafen
Rudolf von Hachberg-Sausenberg
? fur den
Hans von Flachslanden
am Tisch sass ? bemuhten sich um eine Vermittlung. Am 14. August 1468 nahmen die Vermittler Kontakt mit den eidgenossischen Hauptleuten auf, und am 16. August begannen in
Dogern
die Friedensverhandlungen, wo am 27. August der Friedensvertrag (die sogenannte
Waldshuter Richtung)
unterzeichnet wurde.
[22]
[23]
In diesem Vertrag verpflichtete sich Herzog
Siegmund von Osterreich-Tirol
, bis zum 24. Juni 1469 eine Kriegsentschadigung von 10 000 Gulden zu bezahlen. Als Sicherheit diente den Eidgenossen Waldshut und der
vorderosterreichische Schwarzwald
.
[24]
Der Waldshuterkrieg hatte fast keine territorialen Veranderungen zur Folge. Einzige Ausnahme war die Herrschaft Wessenberg sudlich des Rheins mit den Dorfern
Hottwil
und
Mandach
, die von Bern erobert und der Landvogtei
Schenkenberg
angefugt wurde.
Die Belagerung wurde am 28. August aufgehoben. Herzog Siegmund lieh sich vom Herzog von Burgund,
Karl dem Kuhnen
, im
Vertrag von Saint-Omer
50 000 Gulden, wofur er die
osterreichischen Vorlande
im
Breisgau
und Oberelsass verpfandete. Zunachst ubernahm eine Kommission unter Leitung des Markgrafen Rudolf von Hachberg-Sausenberg die Verwaltung und erstellte einen Bericht uber den Zustand der Pfandlande. Der Burgunder setzte
Peter von Hagenbach
als Landvogt ein, der Im November sein Amt antrat.
[25]
Siegmund zahlte den Eidgenossen die Kriegsentschadigung am 23. Juni 1469. Der Burgermeister von Schaffhausen musste auf die ihm nach Vertrag ebenfalls zustehende Ruckzahlung seines Losegeldes von 1 800 Gulden allerdings bis 1476 warten. Kaiser
Friedrich III.
, ein Vetter von Herzog Siegmund, erklarte den Frieden am 26. Mai 1469 fur ungultig und verhangte am 31. August die
Reichsacht
uber die Eidgenossen. Beides blieb jedoch ohne Folgen.
Waldshut selbst hatte zwar durch die Belagerung einen erheblichen Schaden erlitten, andererseits erneuerte Kaiser
Friedrich III.
am 21. November 1468 die Privilegien der Stadt, und am 24. Februar 1469 erhielt sie uberdies das Recht eines Wasserzolls auf alle Einfuhren uber die Flusse
Aare
,
Reuss
und
Limmat
. Herzog Siegmund stellte der Stadt am 8. September 1468 einen sogenannten Schadlosbrief aus, d. h., er wollte ihr den durch die Belagerung entstandenen Schaden ersetzen, was er mit der pfandweisen Uberlassung des Rechts auf den Straßenzoll erfullte, so dass die Stadt sich alsbald wieder wirtschaftlich erholte.
Der franzosische Konig
Ludwig XI.
versuchte, sowohl die Eidgenossen als auch Herzog Siegmund fur ein Bundnis gegen Burgund zu gewinnen, und vermittelte einen Frieden zwischen beiden ? die
Ewige Richtung
. Nachdem Karl der Kuhne 1477 in der
Schlacht bei Nancy
gefallen war, nahm Herzog Siegmund die verpfandeten Vorlande wieder in Besitz, ohne die 50 000 Gulden zuruckzubezahlen.
Zu den Verteidigern der Stadt gehorten auch die jungen
Gesellen
, deren Vereinigung die alteste noch heute bestehende
Zunft
Deutschlands ? die
Junggesellenschaft 1468 Waldshut
? ist. Das Ende der Belagerung wird jahrlich am dritten Sonntag im August mit der
Waldshuter Chilbi
gefeiert. Zum Gedenken an den Kommandeur der Verteidiger wurde in Waldshut eine Straße nach Werner von Schienen benannt.
- Heinrich Hansjakob:
Der Waldshuter Krieg vom Jahr 1468. Zur vierhundertjahrigen Erinnerung untersucht und dargestellt. Mit urkundlichen Beilagen.
1. Aufl. Waldshut 1868, 2. Aufl. ebd. 1901 (
online in der Google-Buchsuche
).
- Max A. Meier:
Der Waldshuterkrieg von 1468. Eine Gesamtdarstellung.
Dissertation, Basel 1937
- Max A. Meier:
Der Friede von Waldshut und die Politik am Oberrhein bis zum Vertrag von St. Omer
. In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins, Band 90, 1937, S. 321?384.
- Johann von Muller
:
Der Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft Vierter Theil. Bis auf die Zeiten des Burgundischen Kriegs.
2. Auflage, Leipzig 1822, S. 200?205 (
online in der Google-Buchsuche
).
- Christian Ruch:
Waldshuterkrieg.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- Joseph Ruch:
Geschichte der Stadt Waldshut.
Waldshut 1966, S. 59?81.
- Rudolf Thommen
:
Ein Beitrag zur Geschichte des Waldshuter Krieges
. In:
Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde
,
Band 21 (1923), S. 157?162,
doi:10.5169/seals-113341
.
- Heinrich Witte
:
Der Mulhauser Krieg 1467 bis 1468.
In: Jahrbuch fur Schweizerische Geschichte, Band 11 (1886), S. 259?332
retro.seals.ch
- August Baumhauer:
Die Eidgenossen vor Waldshut.
In: Vom Jura zum Schwarzwald, 1. Jahrgang (1926), S. 61?65
e-periodica.ch
- Alfred Joos: Hans Waldmann mit den Eidgenossen vor Waldshut. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 6. Jahrgang (1931), S. 41?44
e-periodica.ch
- Maria Krebs
:
Die Politik von Bern, Solothurn und Basel in den Jahren 1466?1468. Zeitgeschichtliches zum Muhlhauser Krieg.
Dissertation, Berichthaus Zurich 1902.
Internet Archive
- Petermann Etterlin
:
Kronica von der loblichen Eydtgnoschaft Jr harkomen vnd sust seltzam strittenn vnd geschichten.
Basel 1507, Blatt LXXXIII (
online bei der Bayerischen Staatsbibliothek
).
- Aegidius Tschudi
, Johann Rudolf Iselin (Hrsg.):
Chronicon Helveticum
.
Band 2. Basel 1736, S. 688?693 (
online in der Google Buchsuche
).
- Gustav Tobler
(Hrsg.):
Die Berner Chronik des
Diebold Schilling
. 1468-1484.
Erster Band. Bern 1897, S. 10?44 (
online bei der UB Bern
).
- Heinrich Schreiber
(Hrsg.):
Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau.
II. Band, II. Abtheilung, S. 511 ff. (
online bei UB Freiburg
).
- Johann Martin Usteri
(Hrsg.):
Gerold Edlibach
’s Chronik
. Zurich 1847 (Separatabdruck aus den Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft Zurich 4, 1847). (
online in der Google Buchsuche
).
- Michael Stettler
: Schweitzer Chronic: Das ist Grundliche vnd Wahrhaffte beschreibung der furnehmsten Jahrs geschichten welche sich bey loblicher Eydgnoßschafft seyt etlich Hunndert Jahren her verloffen : mit einfuhrung vieler namhaffter In Franckreich vnd Italien verubter kriegen vnd wohldenckwurdiger Geschichtenn. Annales Oder Grundliche Beschreibung der furnembsten geschichten vnnd Thaten, welche sich in gantzer Helvetia, den jungsten Jahren nach, von jhrem anfang her gerechnet … biß auff das 1627. Jahr, participirt, verlauffen, Der erste Theil, Bern 1627, S. 190?195
Google-Digitalisat
- ↑
am Ende der Belagerung; es erfolgten wahrend der Belagerung weitere Zuzuge
- ↑
s.
Christian Wurstisen
:
Bassler Chronik
, S. 432
- ↑
s. den Vertragstext bei
Aegidius Tschudi
, Johann Rudolf Iselin (Hrsg.):
Chronicon Helveticum
,
Band 2, Basel 1736, S. 578?580 (
online in der Google Buchsuche
)
- ↑
s. Tschudi S. 678
- ↑
Der Wortlaut des Vertrages ist abgedruckt bei:
Anton Philipp von Segesser
(Bearbeiter):
Amtliche Sammlung der altern Eidgenossischen Abschiede
,
Band 2
Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477,
Meyer, Luzern 1863, Nr. 559, S. 354?355 (
online bei der UB Dusseldorf
). Die dort angegebene Bundnisdauer von nur funf Jahren beruht laut Max A. Meier: Der Waldshuterkrieg von 1468. Eine Gesamtdarstellung, Dissertation, Basel 1937, S. 3, Fussnote 1 auf einem Schreib- oder Druckfehler.
- ↑
s. Hansjakob S. 25
- ↑
s. Meier S. 51, Fussnote 3
- ↑
Annelies Hussy:
Wabern, Petermann von.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- ↑
Ulrich Moser:
Diesbach, Niklaus von.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.
- ↑
Eintrag Burglen auf Landeskunde entdecken online ? leobw
- ↑
Eintrag Remetschwiel auf Landeskunde entdecken online ? leobw
- ↑
s.
Heinrich Schreiber
:
Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau,
II. Band, II. Abtheilung, S. 504
online bei UB Freiburg
- ↑
s. Hansjakob S. 22
- ↑
Eintrag Waldkirch auf Landeskunde entdecken online ? leobw
- ↑
Tiengen blieb bis zum Tod des Bilgeri von Heudorf im Jahr 1476 durch die Schaffhauser besetzt und wurde dann an das Hochstift Konstanz zuruckgegeben.
- ↑
s.
Heinrich Schreiber
:
Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau,
II. Band, II. Abtheilung, S. 511 (
online bei UB Freiburg
)
- ↑
s.
Heinrich Schreiber
:
Geschichte der Stadt und Universitat Freiburg im Breisgau. IV. Lieferung. Geschichte der Stadt Freiburg,
III. Theil, Freiburg 1857, S. 134?135 (
online bei UB Freiburg
)
- ↑
Hansjakob S. 30
- ↑
Ruch S. 68
- ↑
s. Hansjakob S. 35?36 und
Aegidius Tschudi
, Johann Rudolf Iselin (Hrsg.):
Chronicon Helveticum
,
Band 2, Basel 1736, S. 689 (
online in der Google Buchsuche
)
- ↑
eine ahnliche Geschichte wird aus
Limburg an der Lahn
berichtet
Sagenhafte Geschichten
. In: Nassauische Neue Presse vom 24. Februar 2014; abgerufen am 30. August 2014
(
Memento
des
Originals
vom 11. September 2014 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.nnp.de
;
August Friedrich Ernst Langbein
(1757?1835) hat in seinem Gedicht
Die Belagerung
das Thema ebenfalls aufgenommen, wobei hier ein Schneider in eine Bockshaut schlupft.
Abdruck auf
Die Deutsche Gedichtebibliothek
; Langbeins Gedicht stutzt sich wohl auf eine Geschichte aus Kalabrien, die 1723 veroffentlicht wurde; s.
Der sich zum Ziegenbock machende Schneider
. In: Hilarius Sempiternus:
Der vermehrte kurtzweilige Polyhistor
, 1723, S. 16?17
; das Thema wurde auch in der Geschichte von
Burg Karlstein
in Bohmen aufgenommen, die 1422 von den Prager Hussiten belagert wurde; s.
Zacharias Theobald:
Hussitenkrieg
, Breslau 1750, S. 299
- ↑
siehe den Vertragstext bei
Anton Philipp von Segesser
(Bearbeiter):
Amtliche Sammlung der altern eidgenoessischen Abschiede,
Band 2
Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477,
Meyer, Luzern 1863, Nr. 43, S. 900?903 (
online bei der UB Dusseldorf
)
- ↑
zu Details der Verhandlungsorte und Verhandlungsschritte siehe Max A. Meier:
Waldshuter Friede oder Friede von Dogern?
In: Vom Jura zum Schwarzwald : Blatter fur Heimatkunde und Heimatschutz, Band (Jahr): 10 (1935), Heft 2, S. 1?4
doi:10.5169/seals-747015#500
- ↑
Anton Philipp von Segesser
(Bearbeiter):
Amtliche Sammlung der altern eidgenoessischen Abschiede,
Band 2
Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477,
Meyer, Luzern 1863, Nr. 44, S. 903 (
online bei der UB Dusseldorf
)
- ↑
Heinrich Witte:
Zur Geschichte der burgundischen Herrschaft am Oberrhein in den Jahren 1469 bis Anfang 1473
. In: Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins, Band 40, 1886, S. 129?169
Internet Archive