Waldshuterkrieg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Waldshuterkrieg
Teil von: Schweizer Habsburgerkriege
Datum 26. Juli 1468 bis 27. August 1468
Ort Waldshut ; Grafschaft Hauenstein ; Landgrafschaft Klettgau
Ausgang Sieg der Eidgenossen
Folgen Zahlung einer Kriegsentschadigung
Friedensschluss Waldshuter Richtung vom 27. August 1468
Konfliktparteien

Herzog Siegmund von Osterreich-Tirol
Stadt Waldshut
Klettgauer, Breisgauer und Hegauer Ritter und Stande

Eidgenossenschaft der VIII. Orte


Befehlshaber

Werner von Schienen
Thuring von Hallwyl

Truppenstarke

in Waldshut: 800

insgesamt 16 000 [1]

Verluste

ca. 200 Tote [2]

Der Waldshuterkrieg (auch Schaffhauserkrieg ) war Teil der kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 1468 zwischen dem Adel im Sundgau , Breisgau , Klettgau und Hegau und den osterreichischen Vorlanden unter dem Habsburger Herzog Siegmund von Osterreich-Tirol einerseits und den acht Orten der alten Eidgenossenschaft , sowie einigen dieser zugewandten Orten andererseits. Schwerpunkt der Kampfe war Waldshut , das belagert und teilweise zerstort wurde.

In der zweiten Halfte des 15. Jahrhunderts kam es immer haufiger zu Auseinandersetzungen zwischen adeligen Gefolgsleuten der Habsburger und den Stadten im suddeutschen Raum. Die Adligen waren vielfach zu Raubrittern herabgesunken und uberfielen immer ofter die stadtischen Kaufleute. Die Eidgenossen versuchten, diese Differenzen zur Ausdehnung ihrer Macht nordlich des Rheins zu nutzen. Sie schlossen Schutzbundnisse mit den Stadten Schaffhausen (1454), Rottweil (1463) und Mulhausen (1466). Zwei Ereignisse fuhrten zur Eskalation des Konflikts.

Konfliktherd Schaffhausen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stadt Schaffhausen hatte am 1. Juni 1454 auf 25 Jahre ein Bundnis mit den eidgenossischen Orten Zurich, Bern, Luzern, Schwyz, Zug und Glarus abgeschlossen [3] , nachdem Bilgeri von Heudorf Schaffhausen wieder den Habsburgern unterwerfen wollte. Bilgeri fuhrte seine Fehde gegen Schaffhausen weiter. Zur Eskalation kam es 1467, als Bilgeri von Heudorf den Schaffhauser Burgermeister Hans am Stad bei Anselfingen gefangen nahm und erst nach Zahlung eines Losegeldes von 1800 Gulden wieder freiliess. Die Eidgenossen legten Truppen zur Verstarkung nach Schaffhausen, und ein Trupp Unterwaldner, unter ihrem Hauptmann Kaspar Koller, unternahm einen Raubzug durch den Klettgau. [4]

Konfliktherd Mulhausen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Stadt Mulhausen hatte am 17. Juni 1466 mit Bern und Solothurn auf 25 Jahre ein Bundnis geschlossen. [5] Das vom Adel in einem nicht erklarten Kleinkrieg stark bedrangte Mulhausen wollte eine militarische Entscheidung und ging im Vertrauen auf seinen Bundnisvertrag in die Offensive. Mulhauser Truppen uberfielen im April 1468 die dem Adel gehorigen Dorfer Rixheim und Sausheim . Die vorderosterreichischen Stande wollten diesen Ubergriff ahnden, zogen am 15. Mai 1468 mit 4000 Mann vor Mulhausen und verheerten dessen Umgebung. Am 18. Juni erfolgte die Kriegserklarung von Bern, Solothurn und Freiburg im Uechtland an Herzog Siegmund ? die Kriegserklarungen der anderen eidgenossischen Orte folgten alsbald.

Ein Proviantwagen der Eidgenossen wird von vorderosterreichischen Rittern angegriffen. Darstellung in Diebold Schillings Luzerner Chronik.

Am 25. Juni fielen die Berner und Solothurner von Basel her im Sundgau ein, zogen uber Blotzheim , Bartenheim und Habsheim Richtung Mulhausen und hinterliessen eine Spur der Zerstorung. Dieser ersten Kolonne folgten die Zurcher und Schwyzer. Die Truppen aus den Innerschweizer Orten zogen durch die Ortschaften am linken Rheinufer auf Mulhausen. Am 6. Juli trafen die drei Kolonnen der Schweizer zwischen Thann und Mulhausen auf dem Ochsenfeld zusammen und erwarteten die vorderosterreichischen Truppen zur offenen Feldschlacht ? diese stellten sich jedoch nicht. Nachdem die Habsburger und ihre Verbundeten im Sundgau auf dem Ochsenfeld eine offene Feldschlacht nicht angenommen hatten, versuchten die Eidgenossen, die Stadt Thann einzunehmen. Gleichzeitig wurde ein Trupp von 1000 Mann uber Wehr und Tiengen nach Schaffhausen entsandt. Am 16. Juli 1468 zogen sich die Eidgenossen uber Basel wieder aus dem Sundgau zuruck, und so endete der Sundgauerzug oder Mulhauserkrieg, und das Kriegsgeschehen verlagerte sich nach Osten.

Die Kriegsparteien

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Habsburger, der Adel und die Reichsstande

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Zur Verteidigung der Stadt Waldshut waren etwa 800 Mann verfugbar. Die Leitung hatte Werner von Schienen (1410?1496). Zu den Verteidigern gehorten auch Wilhelm Herter von Hertneck und Bilgeri von Heudorf. Der ortliche Adel hatte sich schon beim ersten Einfall der Eidgenossen in den Klettgau nach Waldshut gefluchtet. Die vorderosterreichischen Stadte Breisach , Neuenburg am Rhein und Freiburg im Breisgau hatten Hilfstrupps entsandt.

Waldshut war von einer Ringmauer mit funf Turmen umgeben, der ein tiefer Wallgraben und teilweise der Rhein vorgelagert war.

Die Breisgauer Ritterschaft besetzte den Hochrhein zwischen Rheinfelden und Laufenburg, und Aufgebote aus dem vorderosterreichischen Breisgau besetzten den Schwarzwald, um zu verhindern, dass sich die Schwarzwalder den Eidgenossen anschlossen. Hier setzte Herzog Siegmund auch bohmische Truppen ein. Uber die Gesamtzahl der von Siegmund im Waldshuterkrieg eingesetzten Verbande gibt es keine zuverlassigen Angaben, sie uberstieg aber jene der direkt in Waldshut liegenden Verteidiger deutlich.

Markgraf Karl I. von Baden furchtete, die Eidgenossen konnten von Mulhausen her die 1415 an das Stammhaus Baden zuruckgefallene Markgrafschaft Baden-Hachberg angreifen und stellte ebenfalls Truppen zur Besetzung der anderen Waldstadte . Graf Ulrich V. von Wurttemberg rustete ebenfalls, nachdem das Gerucht umgegangen war, die Eidgenossen wollten Villingen belagern. Der Bayern-Herzog Ludwig der Reiche hatte Herzog Siegmund Hilfe und Vermittlung angeboten.

Ein grosserer Einfall und die Besetzung des Schwarzwaldes hatte wohl die suddeutschen Fursten auf den Plan gerufen, die bei der Bedrohung der Grenzstadt Waldshut nur wenig Lust auf tatkraftige Hilfe zeigten. [6]

Die Eidgenossen und die zugewandten Orte

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Ankunft der verstarkten Berner Truppen vor der belagerten Stadt Waldshut

Die Bundnisse mit Mulhausen und Schaffhausen waren nur von einer Anzahl von Orten der alten Eidgenossenschaft der VIII Orte eingegangen worden. In den Krieg gegen Herzog Siegmund zogen jedoch alle acht Orte und zudem eine Anzahl zugewandter Orte, und sogar der Abt von St. Gallen stellte Truppen. Einen Oberbefehlshaber hatten die Eidgenossen nicht, sondern der Rat der Hauptleute musste die Entscheidungen treffen. Die Hauptleute der verschiedenen Orte standen zudem im Schriftverkehr mit ihren Heimatorten und mussten teilweise von diesen wieder Genehmigungen einholen. Allerdings galt der Hauptmann der Zurcher als erster Hauptmann, der die Beratungen einberief. [7]

Die Zurcher wurden von Eberhard Ottikon angefuhrt. Einer der Hauptleute im Zurcher Kontingent war der spatere Burgermeister und Heerfuhrer Hans Waldmann . Der Chronist Petermann Etterlin war unter den Luzerner Truppen. Die Berner wurden von Petermann von Wabern [8] , Niklaus von Scharnachthal und Niklaus von Diesbach [9] angefuhrt.

Die Gesamtzahl von 16 000 Mann erreichte das Belagerungsheer erst gegen Ende der Belagerung, nachdem neue Zuzuge aus den Heimatorten angefordert und eingetroffen waren. Die Raubzuge in den Schwarzwald und die Absicherung der Belagerung gegen Entsatz absorbierten einen Teil der Krafte.

Auf dem Rhein vor Waldshut hatte Bern zwei Schiffe und Luzern ein Schiff im Einsatz, von denen aus die Stadt beschossen wurde.

Wahrend die Hauptmacht der Eidgenossen noch im Sundgau stand, sandten sie auch 2 000 Mann Verstarkung nach Schaffhausen. Von dort zogen sie unter dem Zurcher Hauptmann Felix Keller seit dem 27. Juni 1468 plundernd durch den Klettgau und nahmen am 29. Juni Erzingen ein.

Einfall in den Schwarzwald

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 6. Juli erfolgte der nachste Raubzug der Eidgenossen in den Schwarzwald, wobei das Kloster St. Blasien wegen seiner Treue zu den Habsburgern das Ziel war. In Burglen [10] und Indlekofen wurden Guter des Klosters geplundert. Bei Remetschwiel [11] trafen sie auf die Letze , die durch Hauensteiner Bauern verteidigt wurde. [12] Nachdem sie diese Verteidigungslinie am 7. Juli mit den beiden Kolonnen von Schaffhausen und aus dem Sundgau genommen hatten [13] , stand ihnen der Weg nach St. Blasien offen. Bei Hausern kam ihnen Abt Christoph von Greuth entgegen und konnte gegen eine Zahlung von 1500 Gulden die Eindringlinge zur Umkehr veranlassen. Auf ihrem Ruckweg brannten sie Waldkirch [14] nieder und besetzten Tiengen ? ein Lehen des Hochstifts Konstanz an Bilgeri von Heudorf ? mit 600 Mann. [15] Der osterreichische Hofmeister Jakob Trapp ersuchte aus Sankt Blasien die Stadt Freiburg um weiteren Zuzug und sprach die Befurchtung aus, dass der ganze Wald schweizerisch werden wolle. [16] [17]

Die Belagerung von Waldshut

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Die Eidgenossen belagern Waldshut (in der Tschachtlan Chronik von 1470)

Am 19. Juli waren bedeutende Truppenteile der Eidgenossen aus dem Sundgauerzug auf dem Rafzerfeld versammelt. Am 20. Juli beschlossen die Eidgenossen auf einer Tagsatzung in Luzern, mit den Stimmen von Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus und Schaffhausen, den Kriegszug auf Waldshut. Als erste trafen am 22. Juli die Luzerner mit jenen von Glarus, Schwyz und Zug am sudlichen Rheinufer vor Waldshut ein und die Zurcher und Schaffhauser ruckten von Tiengen aus ? wo sie bereits seit dem 20. Juli lagen ? auf Waldshut vor. Die ubrigen Truppen und vor allem die grossen Hauptbuchsen der Zurcher und Berner zur Beschiessung der Stadtmauern kamen nach und nach, so dass die erste Kanonade der Stadt fur den 29. Juli angenommen wird. [18] Wahrend der Belagerung sollen etwa 280 schwere Steinkugeln auf die Stadt und ihre Befestigungen abgeschossen worden sein und zudem 248 kleinere aus Morsern . [19] Auch die Muhlen der Stadt wurden durch den Beschuss zerstort, was die Bewohner durch den Bau und Betrieb von Tretmuhlen ausglichen. Da die Belagerer auch die Wasserzuflusse zur Stadt umgeleitet hatten und das Schopfen von Wasser aus dem Rhein wegen des feindlichen Feuers gefahrlich war, wurde beim Rheintor ein Brunnen gegraben.

Der herzogliche Hofmeister Jakob Trapp organisierte zwei Versuche, die Stadt mit Munition und Proviant zu versorgen. In der Nacht vom 3. auf den 4. August wurde von Laufenburg aus eine Truppe von 1200 Mann aufgestellt, die auf der linken Rheinseite bis Full zogen und versuchten, von dort uber den Rhein in die Stadt zu kommen. Obwohl der eidgenossische Belagerungsring hier nur schwach besetzt war, misslang der Versuch weitgehend ? nur 200 Mann erreichten die Stadt mit etwas Nachschub. Der zweite Versuch auf demselben Wege vom 8. auf den 9. August schlug vollig fehl, da die Schweizer inzwischen ihre Mannschaft hier auf 400 Mann verstarkt hatten. [20] Auch die Besatzung der Stadt blieb nicht passiv und machte mehrfach Ausfalle, bei denen die Belagerer Verluste hinnehmen mussten.

Der Landvogt, Thuring III. von Hallwyl , hatte in Laufenburg sein Hauptquartier aufgeschlagen, und zwischen Albbruck und Dogern war eine befestigte Stellung mit 1300 Mann besetzt worden. Im Raum St. Blasien hatte Sigismund etwa 1500 Mann bohmischer Truppen zusammengezogen, die jedoch nie wirksam in den Kampf eingriffen.

Aufgrund der Nachrichten uber die vorderosterreichischen Truppen und Geruchten uber einen grosseren Zuzug unter Herzog Siegmund forderten die Eidgenossen am 10. August von ihren Heimatorten weiteren Zuzug an, der auch kam und nun die Gesamtzahl des Belagerungsheeres auf 16000 Mann brachte.

Die Versorgungslage in der Stadt verschlechterte sich zunehmend; die Stadtbefestigungen waren durch den dauernden Beschuss stark beschadigt und die Habsburger und der Adel waren nicht bereit oder in der Lage, einen entschiedenen Vorstoß zur Befreiung der Stadt zu wagen.

Am 17. August planten die Eidgenossen den Sturm auf die Stadt der am 19. August stattfinden sollte. Gleichzeitig liefen jedoch schon Friedensverhandlungen. Der Sturm wurde verschoben, wobei es im Lager der Schweizer zu schwerwiegenden Differenzen zwischen Zurich und Bern kam.

Am 21. August machten Luzerner mit Unterstutzung von Schwyz, Glarus und Appenzell einen Raubzug nach Bonndorf im Schwarzwald , das dabei niedergebrannt wurde. Auf dem Ruckzug wurde dieser Trupp von Einheiten Siegmunds angegriffen und konnte nur durch Hilfe von Zurich und Zug seine Beute (u. a. 400 Stuck Vieh) ins Lager bringen. Am 24. August kam es noch zu Kampfen bei der Albbrucker Schanze.

Warum die Eidgenossen Waldshut nicht sturmten

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Interessen der Zurcher Kaufleute reichten bis Waldshut, und es gab auch familiare Verbindungen. Formal argumentierten die Zurcher, dass ein Sturm auf die Stadt sei nur mit hohen eigenen Verlusten moglich. Politisch war Zurich nicht daran interessiert, den Bernern uber die eroberte Stadt Waldshut Einfluss in dieser Region einzuraumen. Zurich wurde von den Ost- und Innerschweizer Orten unterstutzt; Bern durch Solothurn und Luzern. So bewirkten die Rivalitaten im eidgenossischen Lager den Abbruch der Belagerung.

Die Legende von der Tauschung der Belagerer

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Volksmund erklarte sich das zogerliche Verhalten der Eidgenossen mit einem Trick, den die Belagerten angewandt haben sollen: die Vorfuhrung eines gemasteten Schafbocks durch die Waldshuter Besatzung auf den Stadtmauern, um uber die katastrophale Ernahrungslage hinwegzutauschen. In einer anderen Variante der Legende haben die jungen Gesellen den Bock gar uber die Mauer ins eidgenossische Lager geworfen, um sie hohnisch am Uberfluss teilhaben zu lassen. Damit habe man die Belagerer getauscht und die Bereitschaft zum Abbruch der Belagerung erreicht. Die Grundzuge dieser Legende finden sich in Erzahlungen aus verschiedenen Gegenden. [21] Die gluckliche Beendigung der Belagerung wird jahrlich im August mit der Waldshuter Chilbi gefeiert. Dazu findet eine Bocktaufe und spater die Verlosung des Bockes statt.

Der Friedensvertrag und die Folgen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Verpfandung des Breisgau, des Sundgaus und des Elsaß durch Herzog Sigmund von Osterreich an Herzog Karl von Burgund am 9. Mai 1469

Insbesondere die Stadt Basel, durch ihren Burgermeister Peter Rot und die Furstbischofe von Basel, Johann V. von Venningen , und Konstanz, Hermann III. von Breitenlandenberg , bemuhten sich um eine Friedensvermittlung zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern. Auch Rate des Herzogs Ludwig von Bayern und des Markgrafen Rudolf von Hachberg-Sausenberg ? fur den Hans von Flachslanden am Tisch sass ? bemuhten sich um eine Vermittlung. Am 14. August 1468 nahmen die Vermittler Kontakt mit den eidgenossischen Hauptleuten auf, und am 16. August begannen in Dogern die Friedensverhandlungen, wo am 27. August der Friedensvertrag (die sogenannte Waldshuter Richtung) unterzeichnet wurde. [22] [23] In diesem Vertrag verpflichtete sich Herzog Siegmund von Osterreich-Tirol , bis zum 24. Juni 1469 eine Kriegsentschadigung von 10 000 Gulden zu bezahlen. Als Sicherheit diente den Eidgenossen Waldshut und der vorderosterreichische Schwarzwald . [24] Der Waldshuterkrieg hatte fast keine territorialen Veranderungen zur Folge. Einzige Ausnahme war die Herrschaft Wessenberg sudlich des Rheins mit den Dorfern Hottwil und Mandach , die von Bern erobert und der Landvogtei Schenkenberg angefugt wurde.

Die Belagerung wurde am 28. August aufgehoben. Herzog Siegmund lieh sich vom Herzog von Burgund, Karl dem Kuhnen , im Vertrag von Saint-Omer 50 000 Gulden, wofur er die osterreichischen Vorlande im Breisgau und Oberelsass verpfandete. Zunachst ubernahm eine Kommission unter Leitung des Markgrafen Rudolf von Hachberg-Sausenberg die Verwaltung und erstellte einen Bericht uber den Zustand der Pfandlande. Der Burgunder setzte Peter von Hagenbach als Landvogt ein, der Im November sein Amt antrat. [25] Siegmund zahlte den Eidgenossen die Kriegsentschadigung am 23. Juni 1469. Der Burgermeister von Schaffhausen musste auf die ihm nach Vertrag ebenfalls zustehende Ruckzahlung seines Losegeldes von 1 800 Gulden allerdings bis 1476 warten. Kaiser Friedrich III. , ein Vetter von Herzog Siegmund, erklarte den Frieden am 26. Mai 1469 fur ungultig und verhangte am 31. August die Reichsacht uber die Eidgenossen. Beides blieb jedoch ohne Folgen.

Waldshut selbst hatte zwar durch die Belagerung einen erheblichen Schaden erlitten, andererseits erneuerte Kaiser Friedrich III. am 21. November 1468 die Privilegien der Stadt, und am 24. Februar 1469 erhielt sie uberdies das Recht eines Wasserzolls auf alle Einfuhren uber die Flusse Aare , Reuss und Limmat . Herzog Siegmund stellte der Stadt am 8. September 1468 einen sogenannten Schadlosbrief aus, d. h., er wollte ihr den durch die Belagerung entstandenen Schaden ersetzen, was er mit der pfandweisen Uberlassung des Rechts auf den Straßenzoll erfullte, so dass die Stadt sich alsbald wieder wirtschaftlich erholte.

Der franzosische Konig Ludwig XI. versuchte, sowohl die Eidgenossen als auch Herzog Siegmund fur ein Bundnis gegen Burgund zu gewinnen, und vermittelte einen Frieden zwischen beiden ? die Ewige Richtung . Nachdem Karl der Kuhne 1477 in der Schlacht bei Nancy gefallen war, nahm Herzog Siegmund die verpfandeten Vorlande wieder in Besitz, ohne die 50 000 Gulden zuruckzubezahlen.

Zu den Verteidigern der Stadt gehorten auch die jungen Gesellen , deren Vereinigung die alteste noch heute bestehende Zunft Deutschlands ? die Junggesellenschaft 1468 Waldshut ? ist. Das Ende der Belagerung wird jahrlich am dritten Sonntag im August mit der Waldshuter Chilbi gefeiert. Zum Gedenken an den Kommandeur der Verteidiger wurde in Waldshut eine Straße nach Werner von Schienen benannt.

  • Heinrich Hansjakob: Der Waldshuter Krieg vom Jahr 1468. Zur vierhundertjahrigen Erinnerung untersucht und dargestellt. Mit urkundlichen Beilagen. 1. Aufl. Waldshut 1868, 2. Aufl. ebd. 1901 ( online in der Google-Buchsuche ).
  • Max A. Meier: Der Waldshuterkrieg von 1468. Eine Gesamtdarstellung. Dissertation, Basel 1937
  • Max A. Meier: Der Friede von Waldshut und die Politik am Oberrhein bis zum Vertrag von St. Omer . In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins, Band 90, 1937, S. 321?384.
  • Johann von Muller : Der Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft Vierter Theil. Bis auf die Zeiten des Burgundischen Kriegs. 2. Auflage, Leipzig 1822, S. 200?205 ( online in der Google-Buchsuche ).
  • Christian Ruch: Waldshuterkrieg. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  • Joseph Ruch: Geschichte der Stadt Waldshut. Waldshut 1966, S. 59?81.
  • Rudolf Thommen : Ein Beitrag zur Geschichte des Waldshuter Krieges . In: Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde , Band 21 (1923), S. 157?162, doi:10.5169/seals-113341 .
  • Heinrich Witte : Der Mulhauser Krieg 1467 bis 1468. In: Jahrbuch fur Schweizerische Geschichte, Band 11 (1886), S. 259?332 retro.seals.ch
  • August Baumhauer: Die Eidgenossen vor Waldshut. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 1. Jahrgang (1926), S. 61?65 e-periodica.ch
  • Alfred Joos: Hans Waldmann mit den Eidgenossen vor Waldshut. In: Vom Jura zum Schwarzwald, 6. Jahrgang (1931), S. 41?44 e-periodica.ch
  • Maria Krebs : Die Politik von Bern, Solothurn und Basel in den Jahren 1466?1468. Zeitgeschichtliches zum Muhlhauser Krieg. Dissertation, Berichthaus Zurich 1902. Internet Archive
Commons : Waldshuterkrieg  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Waldshuterkrieg  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise / Anmerkungen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. am Ende der Belagerung; es erfolgten wahrend der Belagerung weitere Zuzuge
  2. s. Christian Wurstisen : Bassler Chronik , S. 432
  3. s. den Vertragstext bei Aegidius Tschudi , Johann Rudolf Iselin (Hrsg.): Chronicon Helveticum , Band 2, Basel 1736, S. 578?580 ( online in der Google Buchsuche )
  4. s. Tschudi S. 678
  5. Der Wortlaut des Vertrages ist abgedruckt bei: Anton Philipp von Segesser (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der altern Eidgenossischen Abschiede , Band 2 Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477, Meyer, Luzern 1863, Nr. 559, S. 354?355 ( online bei der UB Dusseldorf ). Die dort angegebene Bundnisdauer von nur funf Jahren beruht laut Max A. Meier: Der Waldshuterkrieg von 1468. Eine Gesamtdarstellung, Dissertation, Basel 1937, S. 3, Fussnote 1 auf einem Schreib- oder Druckfehler.
  6. s. Hansjakob S. 25
  7. s. Meier S. 51, Fussnote 3
  8. Annelies Hussy: Wabern, Petermann von. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  9. Ulrich Moser: Diesbach, Niklaus von. In: Historisches Lexikon der Schweiz .
  10. Eintrag Burglen auf Landeskunde entdecken online ? leobw
  11. Eintrag Remetschwiel auf Landeskunde entdecken online ? leobw
  12. s. Heinrich Schreiber : Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau, II. Band, II. Abtheilung, S. 504 online bei UB Freiburg
  13. s. Hansjakob S. 22
  14. Eintrag Waldkirch auf Landeskunde entdecken online ? leobw
  15. Tiengen blieb bis zum Tod des Bilgeri von Heudorf im Jahr 1476 durch die Schaffhauser besetzt und wurde dann an das Hochstift Konstanz zuruckgegeben.
  16. s. Heinrich Schreiber : Urkundenbuch der Stadt Freiburg im Breisgau, II. Band, II. Abtheilung, S. 511 ( online bei UB Freiburg )
  17. s. Heinrich Schreiber : Geschichte der Stadt und Universitat Freiburg im Breisgau. IV. Lieferung. Geschichte der Stadt Freiburg, III. Theil, Freiburg 1857, S. 134?135 ( online bei UB Freiburg )
  18. Hansjakob S. 30
  19. Ruch S. 68
  20. s. Hansjakob S. 35?36 und Aegidius Tschudi , Johann Rudolf Iselin (Hrsg.): Chronicon Helveticum , Band 2, Basel 1736, S. 689 ( online in der Google Buchsuche )
  21. eine ahnliche Geschichte wird aus Limburg an der Lahn berichtet Sagenhafte Geschichten . In: Nassauische Neue Presse vom 24. Februar 2014; abgerufen am 30. August 2014 ( Memento des Originals vom 11. September 2014 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.nnp.de ; August Friedrich Ernst Langbein (1757?1835) hat in seinem Gedicht Die Belagerung das Thema ebenfalls aufgenommen, wobei hier ein Schneider in eine Bockshaut schlupft. Abdruck auf Die Deutsche Gedichtebibliothek ; Langbeins Gedicht stutzt sich wohl auf eine Geschichte aus Kalabrien, die 1723 veroffentlicht wurde; s. Der sich zum Ziegenbock machende Schneider . In: Hilarius Sempiternus: Der vermehrte kurtzweilige Polyhistor , 1723, S. 16?17 ; das Thema wurde auch in der Geschichte von Burg Karlstein in Bohmen aufgenommen, die 1422 von den Prager Hussiten belagert wurde; s. Zacharias Theobald: Hussitenkrieg , Breslau 1750, S. 299
  22. siehe den Vertragstext bei Anton Philipp von Segesser (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der altern eidgenoessischen Abschiede, Band 2 Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477, Meyer, Luzern 1863, Nr. 43, S. 900?903 ( online bei der UB Dusseldorf )
  23. zu Details der Verhandlungsorte und Verhandlungsschritte siehe Max A. Meier: Waldshuter Friede oder Friede von Dogern? In: Vom Jura zum Schwarzwald : Blatter fur Heimatkunde und Heimatschutz, Band (Jahr): 10 (1935), Heft 2, S. 1?4 doi:10.5169/seals-747015#500
  24. Anton Philipp von Segesser (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der altern eidgenoessischen Abschiede, Band 2 Die eidgenossischen Abschiede aus dem Zeitraume von 1421 bis 1477, Meyer, Luzern 1863, Nr. 44, S. 903 ( online bei der UB Dusseldorf )
  25. Heinrich Witte: Zur Geschichte der burgundischen Herrschaft am Oberrhein in den Jahren 1469 bis Anfang 1473 . In: Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins, Band 40, 1886, S. 129?169 Internet Archive