Die
Wahlfalschung
, auch als
Wahlbetrug
bezeichnet, ist die bewusste
Manipulation
einer
Wahl
entgegen
demokratischen
Prinzipien, um das Wahlergebnis zu Gunsten oder Ungunsten einer
Partei
bzw. der Wahl als solcher zu verandern.
Bei Wahlfalschungen im engeren Sinne werden die geltenden Regeln verletzt, um das gewunschte Ergebnis zu erreichen. Daneben gibt es eine Reihe von Methoden
unzulassiger Wahlbeeinflussung
.
Wahlfalschungen konnen von den zur Wahl stehenden Kandidaten oder Parteien vorgenommen oder veranlasst werden, oder von interessierten Dritten, zum Beispiel
Interessengruppen
, die hinter einem Kandidaten oder einer Partei stehen.
In
Deutschland
ist Wahlfalschung gemaß §§ 107 ff des
Strafgesetzbuchs (StGB)
strafbar. Auch in der
DDR
wurde dies (formal) unter Strafe gestellt (§ 211
DDR-STGB
). Der wohl bekannteste deutsche Wahlfalscher der jungeren Geschichte war
Hans Modrow
(SED, PDS, die Linke), der deswegen verurteilt wurde. Der
Bundesgerichtshof
hob auch die Freispruche des stellvertretenden Generalstaatsanwalts der DDR und dreier weiterer leitender DDR-Staatsanwalte vom Vorwurf der Rechtsbeugung wegen der Verhinderung jeglicher Uberprufung von Strafanzeigen wegen Wahlfalschung, die kritische DDR-Burger nach den
Kommunalwahlen im Mai 1989
erstattet hatten, 1997 auf. (BGH, Urteil vom 21. August 1997 ? 5 StR 403/ 96)
Wahlfalschungen treten meist in
diktatorischen
Systemen auf, die dennoch zur Steigerung ihrer
Legitimation
Wahlen durchfuhren, aber durch Wahlfalschung das gewunschte Ergebnis sicherstellen. In
demokratischen
Systemen konnen Wahlfalschungen ebenso auftreten, sollen aber durch großtmogliche
Transparenz
und mehrstufige Sicherheits- und Kontrollsysteme unterbunden werden.
Wahlbetrug ist eine gesetzwidrige Verfalschung des Wahlergebnisses, die gegenuber dem Wahlvolk, gegebenenfalls auch den Wahldurchfuhrenden oder der Wahlleitung, verdeckt erfolgt.
Einzelpersonen konnen versuchen, ohne Wahlberechtigung abzustimmen, mehrfach abzustimmen oder anstelle von Dritten zu stimmen. Eine Auswahl von Moglichkeiten sind:
- Wenn sich Wahler bei der Wahl nicht auszuweisen brauchen, konnen Personen versuchen, unter falscher Identitat abzustimmen.
- Bestehen auch keine Wahlerlisten fur einzelne Wahllokale, konnen Personen versuchen, in mehreren Wahllokalen ihre Stimme abzugeben.
- Besteht die Moglichkeit der
Briefwahl
, konnen Personen versuchen, Wahlunterlagen fur nicht zur Wahl gehende Wahlberechtigte (geistig Behinderte, Demente, unbekannt Verzogene, zum Verkauf ihrer Wahlunterlagen bereite Personen) zu beantragen und ausgefullt abzusenden.
- Bei Besitz mehrerer Staatsburgerschaften seine Stimme an staatsubergreifenden Wahlen (z. B.
Europawahl
) in mehreren Staaten abzugeben.
[1]
Bleibt der Stimmbetrug auf eine oder wenige Einzelstimmen beschrankt, ist der Einfluss auf das Ergebnis der Wahl gering, haufig sogar vernachlassigbar.
Organisierte Wahlfalschung wird von der Regierung, an der Wahl teilnehmenden Kandidaten/Parteien oder anderen am Wahlausgang interessierten Gruppen in organisierter Form durchgefuhrt, um das Wahlergebnis in erheblichem Maß zu verfalschen. Mogliche Methoden hierzu sind:
- Stimmbetrug (siehe Vorabschnitt) in organisierter Form
- Wenn die Wahlfalscher Einfluss auf Wahlhelfer in Wahllokalen haben:
- Stimmzettel fur nicht erschienene Wahlberechtigte werden ausgefullt und die Stimmabgabestatistik im Wahlerverzeichnis entsprechend manipuliert.
- Nach Offnung der Wahlurne werden ?nicht genehme‘ Stimmzettel weggeworfen und durch ?genehme‘ Stimmzettel ersetzt.
- ?Nicht genehme‘ Stimmzettel konnen durch zusatzliche Kreuze oder Verdoppelung der Stimmzettel ungultig gemacht werden.
- Wenn die Wahlfalscher Einfluss auf die Wahl ausfuhrende Behorden haben:
- Verbleib verstorbener oder Neueintragung nicht existenter Personen in Wahlerlisten, fur die durch Strohmanner Stimmen abgegeben werden.
- Eingesetzte
Wahlmaschinen
konnen manipuliert werden.
- Wenn die Wahlfalscher Einfluss auf die Wahlleitung/Wahlaufsicht haben:
- Falsche Zuordnung von Stimmen auf Kandidaten bei der Berechnung des Gesamtergebnisses
- Komplettes ?Erfinden‘ eines gewunschten Wahlergebnisses, gegebenenfalls mit Manipulation der Wahldokumente und der ubersandten Stimmzettel
Bei der indirekten (mittelbaren) Wahlfalschung geht es nicht darum, ein einzelnes Wahlergebnis zu verfalschen, sondern darum, die (gesetzlichen) Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass eine bestimmte Partei oder unbemerkt eine gewisse Klientel (z. B. ein herrschendes politische Establishment) durch grundsatzliche Regelungen wie durch
Gerrymandering
[2]
oder indirekte gesetzliche Forderung einen gesetzlich privilegierten Zugang zum Parlament erhalt.
Das wichtigste Kontrollinstrument ist der Grundsatz der Offentlichkeit der Wahl (u. a.
§ 31
BWahlG
), bei der niemand daran gehindert werden darf, durch eigene Beobachtung die Rechtmaßigkeit der Wahl zu kontrollieren. Wenn Zweifel an der Rechtmaßigkeit der Wahl bestehen, muss das Recht auf
Wahleinspruch
und gerichtliche Uberprufung gewahrleistet sein. Da dies bei den in Deutschland eingesetzten
Wahlcomputern
nicht gegeben war, erklarte das Bundesverfassungsgericht die Wahlgerateverordnung am 3. Marz 2009 fur verfassungswidrig.
[3]
In diesem Urteil wurde auch der bisher ungeschriebene Grundsatz der Offentlichkeit der Wahl vom Gericht bestatigt.
Diese Frage wird bereits seit einigen Jahren in den
USA
aufgeworfen, vor allem von dem New Yorker Medienwissenschaftler Mark Crispin Miller.
[4]
Aufgrund vieler Probleme mit Wahlmaschinen entfernt der Bundesstaat Florida, ursprunglich ein Vorreiter bei Wahlmaschinen, alle Wahlmaschinen bei Wahlen.
[5]
Das Parlament verabschiedete am 3. Mai 2007 ein Gesetz, das den Einsatz von Papier-Stimmzetteln vorschreibt, um eine Neuauszahlung der Stimmen zu ermoglichen, wie die 118 Abgeordneten ihren einstimmigen Entscheid begrundeten.
Bei fast allen nationalen Wahlen sind auch internationale
Wahlbeobachter
, z. B. von der
OSZE
, zugelassen, um sicherzustellen, dass die Wahlbeobachter nicht selbst wieder eingeschuchtert werden konnen. Ihre Berichte dienen als wichtige Anhaltspunkte bei der Beurteilung der Wahlfreiheit und damit der Rechtmaßigkeit der Wahl.
Wahlfalschungen sind in den meisten Landern zumindest offiziell strafbar. In Deutschland regeln dies
§ 107
ff.
Strafgesetzbuchs
. Besonders in Diktaturen fehlt es aber oft an der unabhangigen Justiz, um gerade Wahlfalschungen durch die Regierung wirksam zu verfolgen.
Auch in der
DDR
wurden Wahlfalschungen (formal) unter Strafe gestellt (§ 211
DDR-StGB
). Der durch
Burgerrechtler
erbrachte Nachweis von Wahlfalschungen bei den
Kommunalwahlen in der DDR 1989
war einer der Ausloser der
Wende
. In der Folge wurde u. a.
Hans Modrow
(damals
SED
, dann
PDS
-Ehrenvorsitzender) als Wahlfalscher verurteilt. Das Verfahren gegen den Wahlleiter
Egon Krenz
wurde im Herbst 1997 eingestellt, da das Strafmaß fur die Wahlfalschung nicht mehr ins Gewicht falle angesichts der gegen ihn bereits ausgesprochenen Verurteilung zu einer mehrjahrigen Freiheitsstrafe wegen des Schießbefehls an den Grenzen.
[6]
Der
Bundesgerichtshof
hat wegen der Verhinderung jeglicher Uberprufung von Strafanzeigen wegen Wahlfalschung auch die Freispruche des stellvertretenden Generalstaatsanwalts der DDR vom Vorwurf der Rechtsbeugung aufgehoben sowie dreier weiterer leitender DDR-Staatsanwalte, gegen die kritische DDR-Burger nach den Kommunalwahlen im Mai 1989 Anzeige erstattet hatten.
[7]
In Deutschland sind Straftaten bei Wahlen in den
§ 107
ff. StGB geregelt.
[8]
Die Strafandrohung erstreckt sich gem.
§ 108d
StGB auf
Europa-
,
Bundestags-
,
Landtags-
und
Kommunalwahlen
, sowie die Urwahl in der Sozialversicherung.
Die Beeinflussung und Falschung von
Betriebsratswahlen
steht gemaß
§ 119
Betriebsverfassungsgesetz
unter Strafe.
Nicht als Wahlfalschung, sondern als
Urkundsdelikte
mit Strafe bedroht sind Manipulationen anderer Wahlen (z. B. die Wahlen zu
Studentenparlamenten
, zu den Vertreterversammlungen von
Industrie- und Handelskammern
oder in Vereinen).
Im Einzelnen stellt das Strafgesetzbuch unter Strafe:
- Wahlbehinderung (
§ 107
StGB) betreibt, wer mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt eine Wahl oder die Feststellung ihres Ergebnisses verhindert oder stort. Hochststrafe ist hier eine Freiheitsstrafe bis zu funf Jahren.
- Wahlfalschung (
§ 107a
StGB) betreibt, wer unbefugt wahlt, ein unrichtiges Ergebnis einer Wahl herbeifuhrt oder das Ergebnis verfalscht. Hochststrafe ist hier eine Freiheitsstrafe bis zu funf Jahren.
- Wahlfalschung kann auch ein
Wahlvorstand
oder
Wahlleiter
begehen, wenn er das Ergebnis einer Wahl unrichtig verkundet oder verkunden lasst.
- Auch die Verletzung des
Wahlgeheimnisses
(
§ 107c
StGB) steht unter Strafe und ist mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bedroht.
Auch der
Versuch
ist jeweils strafbar.
In Osterreich ist Wahlfalschung gemaß
§ 261
ff.
Strafgesetzbuch
(StGB) strafbar. Die Strafandrohung erstreckt sich auf die Wahl des Bundesprasidenten, die Wahlen zu den allgemeinen Vertretungskorpern und zu den satzungsgebenden Organen (Vertretungskorpern) der gesetzlichen beruflichen Vertretungen, fur die allgemeinen und unmittelbaren Wahlen in die mit der Vollziehung betrauten Organe einer Gemeinde, fur die Wahl zum
Europaischen Parlament
sowie fur
Volksabstimmungen
und
Volksbegehren
.
Im Einzelnen stellt das Strafgesetzbuch unter Strafe:
- Wahlbehinderung (
§ 262
StGB) betreibt, wer mit Gewalt oder durch gefahrliche Drohung einen anderen notigt oder hindert, uberhaupt oder in einem bestimmten Sinn zu wahlen. Hochststrafe ist hier eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.
- Weiterhin ist Wahlbehinderung mit Freiheitsstrafe von maximal 6 Monaten strafbar, wenn die Wahlbehinderung mit anderen Mitteln erfolgt.
- Tauschung bei einer Wahl oder Volksabstimmung (
§ 263
StGB) liegt vor, wenn versucht wird, durch Tauschung einen Dritten zu einer abweichenden Stimmabgabe zu bewegen. Hochststrafe sind 6 Monate.
- Verbreitung falscher Nachrichten bei einer Wahl oder Volksabstimmung (
§ 264
StGB), die geeignet sind, Wahl- oder Stimmberechtigte zu beeinflussen, konnen mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft werden.
- Bestechung von Stimmberechtigten bei einer Wahl oder Volksabstimmung (
§ 265
StGB) wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bedroht.
- Aktiver und passiver Stimmenkauf steht der Bestechung gleich.
- Falschung des Ergebnisses einer Wahl oder Volksabstimmung (
§ 266
StGB) wird mit maximal 3 Jahren Freiheitsstrafe bestraft.
- Wer ohne Wahl- oder Stimmberechtigung oder namens eines anderen unzulassigerweise wahlt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bedroht.
- Verhinderung einer Wahl oder Volksabstimmung (
§ 267
StGB), Hochststrafe 3 Jahre.
- Verletzung des Wahl- oder Volksabstimmungsgeheimnisses (
§ 268
StGB), Hochststrafe 6 Monate.
In der Schweiz ist Wahlfalschung gemaß Art 279 ff des
Schweizerischen Strafgesetzbuchs
(StGB) strafbar.
[9]
Im Besonderen ist in der Schweiz strafbar:
- Storung und Hinderung von Wahlen und Abstimmungen: Gewaltsames Verhindern einer Wahl oder einer gesetzlichen Versammlung oder die Drohung, dergleichen zu tun.
- Eingriffe in das Stimm- und Wahlrecht:
Notigung
oder Androhung einer Notigung Einzelner oder jemanden dazu zu bringen, in einer bestimmten Weise zu wahlen oder jemanden an der Teilnahme der Wahl zu hindern.
- Wahlbestechung: Aktive
Bestechung
, um jemanden mittels Geschenk o. a. dazu zu bringen, in einer bestimmten Weise zu wahlen oder abzustimmen. Passive Bestechung, ein solches Geschenk anzunehmen.
- Wahlfalschung: Manipulation des Ergebnisses oder einer Unterschriftensammlung fur eine
Volksinitiative
oder ein
Referendum
.
- Stimmenfang: Planmaßiges Austeilen, Einsammeln oder Ausfullen von Stimmzetteln, zum Beispiel durch Verteilung von fur einen bestimmten Kandidaten/eine bestimmte Option vorausgefullten Stimmzetteln.
- Verletzung des Abstimmungs- und Wahlgeheimnisses: Sich durch unerlaubtes Vorgehen Kenntnis daruber beschaffen, wer wie gestimmt/gewahlt hat.
Außer bei Stimmenfang, der mit
Buße
bestraft wird, sieht das Gesetz fur jeden genannten Punkt eine Hochststrafe von drei Jahren
Freiheitsentzug
vor.
Liste (unvollstandig) von Wahlfalschungen ab dem Jahr 2000 in Deutschland
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Wahlfalschungsskandal von Dachau
2002
- Bei den Kommunal- und Oberburgermeisterwahlen wurden Stimmzettel in großer Anzahl zugunsten einiger Kandidaten der CSU manipuliert.
- Mitte Mai 2002 legte der CSU-Stadtrat Wolfgang Aechtner sein Amt nieder. Er begrundete diesen Schritt mit den Verdachtigungen gegen ihn. Kurz zuvor hatte ein Zeuge mit eidesstattlicher Versicherung erklart, Aechtner sei in die Wahlmanipulationen verwickelt.
- Nach rund sechsmonatigen Untersuchungen wurde gegen Aechtner und Trifinopoulos Anklage erhoben. Da diese schon wahrend der Untersuchungshaft Gestandnisse abgelegt hatten, fielen die Prozesse nach Vorabsprachen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung vergleichsweise unspektakular aus.
- Am 4. Oktober 2004 verurteilte die 3. Zivilkammer des Landgerichts Munchen II die beiden Wahlfalscher zu Zahlung der Kosten fur die Nachwahlen an die Stadt und den Kreis Dachau. Am 8. August 2006 wurde der finanzielle Schaden vom Landgericht Munchen II auf zusammen rund 116.300 Euro beziffert, die Aechtner und Trifinopoulos zahlen mussen.
Duisburger Wahlfalschung 2010
[10]
[11]
- Funf Duisburger haben bei der Wahl zum Integrationsrat im Jahr 2010 Stimmen gefalscht. Einer der Angeklagten war zur Tatzeit Kandidat der Muslum Turkler Birgili (MTB). Er schaffte den Sprung in den Integrationsrat nicht, weil sein Listenplatz um wenige Positionen zu weit hinten lag. Die MTB ging mit 28,4 Prozent und funf Mandaten allerdings als starkste Gruppierung aus den Wahlen hervor.
- Angesichts des langen zeitlichen Abstandes zu der Tat und der ohnedies nur sehr geringen zu erwartenden Strafen hatten sich die Verfahrensbeteiligten schon beim Prozessauftakt vor einer Woche auf das Angebot einer Verfahrenseinstellung geeinigt.
- Alle funf Angeklagten akzeptierten diesen Vorschlag und mussten Geldbußen zwischen 500 und 2500 Euro zahlen beziehungsweise zwischen 120 und 200 Stunden gemeinnutzige Arbeit leisten.
Wahlfalschung in Halle 2014
[12]
[13]
[14]
- Falschung der Europawahl im Mai 2014. Hintergrund ist, dass es im Halle-Neustadter Wahlbezirk zu Unregelmaßigkeiten gekommen war: 101 Stimmen wurden zu viel ausgezahlt. Die meisten der Stimmen wurden dem Konto der Partei
Die Linke
zugerechnet.
- Das Ergebnis war spater von der Stadt bei einer Nachzahlung berichtigt worden.
- Das Amtsgericht Halle hat den Wahlvorstand verurteilt. Manfred D. muss wegen Wahlfalschung bei der Europawahl eine Geldstrafe in Hohe von 7500 Euro zahlen.
[14]
Stendaler Wahlbetrug
2014
- Als Stendaler Wahlbetrug wird die Falschung der Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 in Stendal bezeichnet. Dabei wurden fur die Stadtrats- und Kreistagswahl mehr Briefwahlunterlagen an bevollmachtigte Personen herausgegeben als erlaubt. Zudem wurden Vollmachten gefalscht und Briefwahlunterlagen von Dritten ausgefullt.
- Vor der Wahl wurden gefalschte Vollmachten auf den Namen der Suppenfabrikanten Antje und Wolfgang Mandelkow und zwei weitere Personen ausgestellt, in denen diese angeblich ermachtigt wurden, die Briefwahlunterlagen fur den Ausstellenden abzuholen. Mitarbeiter der Firma holten die Wahlunterlagen aus dem Rathaus und gaben sie an den damaligen Stadtrat Holger Gebhardt (CDU) weiter, der die Unterlagen zu seinen Gunsten ausfullte.
- Am 8. November 2014 erklarte Holger Gebhardt seinen Austritt aus der CDU und seinen Rucktritt vom Stadtratsmandat. Spater kundigte ihm auch die Stadt fristlos das Arbeitsverhaltnis.
- Bei der Wiederholung der Briefwahl am 9. November 2014 bußte die CDU 9 Prozentpunkte ein. Da auch die Nachwahl von den Folgen der Wahlfalschung uberschattet wurde, musste am 21. Juni 2015 der Stadtrat komplett neu gewahlt werden.
- Im Marz 2017 wurde Gebhardt wegen Wahlfalschung in rund 300 Fallen vom Landgericht Stendal zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Gericht kam zu der Uberzeugung, dass er auf Druck von Hintermannern gearbeitet habe. Der CDU-Kreisvorstand trat daraufhin geschlossen zuruck. Gebhardts Anwalt legte gegen das Urteil Revision ein. Im August 2017 verwarf der Bundesgerichtshof die Revision in weiten Teilen. Er erkannte lediglich auf weniger Falle der Urkundenfalschung, setzte das Strafmaß aber nicht herab. Das Urteil des Landgerichts ist damit rechtskraftig.
Hamburger Wahlbetrug 2015
[15]
[16]
- Ein junger Wahlkampfkoordinator der Hamburger Grunen hatte zur Burgerschaftswahl Dutzende Briefwahlunterlagen gefalscht. Der damals 20-Jahrige hatte dafur zahlreiche Bekannte angestiftet, ihm ihre Briefwahlunterlagen unausgefullt zu uberlassen. Er selbst hatte dann das Kreuz bei einem grunen Kandidaten gemacht und auch die Unterschrift des Wahlberechtigten gefalscht. Murat Gozay hatte in Billstedt daraufhin ungewohnlich viele Stimmen erhalten. Dafur gesorgt hatte der Wahlkampfhelfer. In anderen Fallen hatte er Wahler angeleitet, wie sie die Unterlagen ausfullen sollten.
- Auf dem Strafbefehlswege wurde er Ende November 2018 zu zwolf Monaten auf Bewahrung verurteilt.
Wahlfalschung von Quakenbruck
2016
[17]
[18]
[19]
[20]
[21]
[22]
[23]
[24]
- Bei Kommunalwahlen erreichte die Partei von
Andreas Maurer
(Die Linke) in der Quakenbrucker Briefwahl uber 60 % der Stimmen, wobei sie auf Kreisebene bei 3,2 % lag. Einige Wahler hatten Briefwahlunterlagen erhalten, obwohl sie diese nicht beantragt hatten, und Briefwahlunterlagen waren aus Briefkasten gestohlen worden. Mehreren Wahlern, die am Wahltag personlich wahlen wollten, wurde gesagt, sie hatten bereits per Briefwahl gewahlt. Außerdem waren einige Briefwahlunterlagen mit gefalschten Unterschriften versehen.
- In dem anschließenden Gerichtsverfahren stellte sich heraus, dass Maurer und seine Komplizen von Haus zu Haus gingen und Personen, die die deutsche Sprache nicht gut beherrschten, anwiesen, Briefwahlunterlagen zu beantragen. Spater fullten Maurer und seine Komplizen die Stimmzettel aus und falschten die Unterschrift des jeweiligen Wahlers. Das
Landgericht Osnabruck
verurteilte Maurer wegen Wahlfalschung zu sieben Monaten und einer Woche auf Bewahrung, was der
Bundesgerichtshof
nach Revision bekraftigte.
?Schummelei“ in Hamm 2020
- Cevdet Gurle wollte fur seine Wahlergemeinschaft ?Pro Hamm“ Oberburgermeister der Stadt Hamm werden.
- Die Wahlergemeinschaft ?Pro Hamm“ stand nun im Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft. Wahlfalschung, Falschung von Wahlunterlagen, Wahlernotigung oder Wahlertauschung standen im Raum. Die Wahlunterlagen von Erstwahlern und noch nicht Wahlberechtigten sollten offenbar abgegriffen worden sein. Die Spur fuhrte dabei in Gurles Sportverein ?Taekwondo Herringen“, in dem er als Vorsitzender und Trainer aktiv ist.
[25]
- Zunachst sei ?Pro-Hamm“-Vorsitzender Cevdet Gurle, der auch als Spitzenkandidat der Wahlergemeinschaft fur die Kommunalwahl antritt, in der Strafanzeige als ?Ansprechpartner“ benannt worden. Sollte es zu einer Anklage und einem Prozess kommen, reicht das Strafmaß bei einer Verurteilung von Geldstrafen bis zu mehreren Jahren Haft.
Ein Vorwurf angeblicher Wahlfalschung kann
Populisten
als Basis einer politischen Kampagne dienen; so bedient sich beispielsweise der US-amerikanische Politiker
Donald Trump
seit seiner Abwahl aus dem Amt des US-Prasidenten fortgesetzt einer solchen
Verschworungstheorie
(siehe
Big Lie
).
- ↑
Fabio Ghelli:
Europawahl: Lucke im EU-Wahlsystem.
In:
zeit.de.
21. Mai 2014,
abgerufen am 5. Dezember 2014
.
- ↑
Wahlmanipulation durch Wahlkreiszuschnitte
- ↑
Urteil zu Wahlcomputern vom BVerfG
(vom 3. Marz 2009)
- ↑
Brief von Miller an den Herausgeber der New York Times
vom 13. Juni 2006, Zitat: “
The integrity of our elections is certainly not a partisan concern or a left-right issue, but a civic matter of immeasurable importance. If we aren't free to vote our representatives and leaders in and out of office, we really aren't free at all, whether we declare ourselves as Democrats, Republicans or independents......we're counting on the press to fulfill its constitutional duty to the people and make this all-important subject a top story.
”
- ↑
heise.de:
Wahlmaschinen: Florida rudert zuruck.
- ↑
Wahlbetrug 1989 ? als die DDR-Regierung ihre Glaubwurdigkeit verlor.
- ↑
BGH, Urteil vom 21. August 1997 ? 5 StR 403/96.
- ↑
Till Zimmermann:
Die Wahlfalschung (§§ 107a f. StGB) im Gefuge des strafrechtlichen Schutzes der Volkssouveranitat.
In:
Zeitschrift fur Internationale Strafrechtsdogmatik.
(ZIS), Heft 12, 2011, S. 982 (
zis-online.com
PDF).
- ↑
Artikel 279 ff. des Schweizerischen Strafgesetzbuchs
- ↑
Bodo Malsch:
Staatsanwaltschaft geht von Wahlfalschung aus.
(
waz.de
).
- ↑
Bodo Malsch:
Gericht stellt Verfahren wegen Wahlfalschung in Duisburg ein. Verfahren eingestellt gegen Zahlung von Geldbußen beziehungsweise Ableistung gemeinnutziger Arbeit.
In:
Neue Ruhr Zeitung
.
5. Marz 2014,
abgerufen am 6. November 2020
.
- ↑
Europawahl in Halle: Staatsanwalt ermittelt gegen Stadtwahlleiter.
(
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- ↑
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Stadtwahlleiter.
In:
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b
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In:
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Denis Fengler:
Strafbefehlsantrag: Manipulierte gruner Wahlhelfer bei Burgerschaftswahl?
In:
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Wahlzettel fur Abgeordneten der Grunen gefalscht ? Strafe.
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Abgeordnete wechselt von ganz rechts nach ganz links
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Die Welt
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Putin-Fan wegen Wahlbetrugs verurteilt
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Quakenbrucker Wahlfalschung: Andreas Maurer verurteilt
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Reinhard Bingener:
Urteil gegen Linke nach Wahlfalschung
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Elmar Stephan:
Vier Linken-Politiker wegen Wahlfalschung verurteilt
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Hannoversche Allgemeine Zeitung
, 11. Juni 2018. Abgerufen am 13. August 2021
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Jean-Charles Fays, Mirko Nordmann:
Bundesgerichtshof bestatigt Urteil gegen Wahlfalscher Andreas Maurer
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Neue Osnabrucker Zeitung
, 19. August 2019. Abgerufen am 13. August 2021
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Wahl-Schummelvorwurfe gegen Pro Hamm ? Was wusste Gurle?
3. September 2020,
abgerufen am 12. November 2020
.