Dieser Artikel behandelt den Begriff Wahrungssystem; fur
Internationales Wahrungssystem
, zur Tauschrelation von Wahrungen siehe
Wechselkurssystem
.
Unter einem
Wahrungssystem
(auch
Wahrungsordnung
) versteht man den gesamten Ordnungsrahmen, der eine
Wahrung
umschließt. Die
Wahrungsverfassung
, die
Wahrungsreserven
, das
Wechselkurssystem
und die
wirtschaftspolitische
Geld-
und
Wahrungspolitik
werden allesamt unter dem Begriff subsumiert.
Damit beeinflusst ein Wahrungssystem sowohl die
volkswirtschaftliche Entwicklung
eines
Wahrungsraums
als auch auf die internationale Rolle einer
Leitwahrung
in entscheidender Weise.
Die Geschichte und Entwicklung der unterschiedlichen historischen Wahrungen ist dabei komplett auf die speziellen Wahrungssysteme zugeschnitten, welche zur entsprechenden Zeit galten. Dies gilt auch fur gegenwartige Wahrungen. Das Wahrungssystem oder Teile davon konnen jederzeit
reformiert
werden und das jeweilige System andern.
Zu den im Rahmen der Wahrungsordnung zu regelnden Punkten gehort die
Wahrungsverfassung
.
Sie umschließt dabei das
Wahrungsrecht
. Darin wird die
Emission
von
Wahrungen
, ihrer
Munzen
und
Banknoten
, und damit des
Zahlungsmittels
rechtlich festgehalten. Hierbei wird festgehalten, inwiefern
Komplementarwahrungen
oder
Freie Wahrungen
erlaubt sind.
Im Regelfall wird dabei ein
Wahrungsmonopol
festgelegt, und dieses privilegierten
Notenbanken
ubertragen. Diese sind damit berechtigt,
gesetzliche Zahlungsmittel
auszugeben.
Des Weiteren wird das
Pragerecht
sowie die Auflage von
Munzen
und
Banknoten
festgelegt. Außerdem gibt es Regelungen zur
Seigniorage
.
Fur den Fall, dass der
Geldwert
den
Materialwert
ubersteigt, kann die
Kaufkraft
nur durch eine glaubwurdige
Wahrungsreserve
aufrechterhalten werden.
Munzen, deren Nominalwert durch den Materialwert gedeckt sind, bezeichnet man als
Kurantmunzen
. Bei den meisten heute umlaufenden
Munzen
handelt es sich um
Scheidemunzen
, deren Nominalwert oberhalb des Materialwerts liegt. Bei Banknoten liegt der Materialwert in der Regel unterhalb des Nominalwerts.
Fiatgeld
hat keine Einlosungsversprechung (z. B. in
Gold
) mehr.
Wahrungen, deren Deckung exakt geregelt ist, bezeichnet man als ?gebundene“ Wahrungen. Historisch war hierbei insbesondere die Bindung an
Edelmetalle
wie
Gold
und
Silber
. Ein
Goldstandard
oder
Silberstandard
zeichnete sich durch eine feste Umtauschverpflichtung aus. Daneben kann eine feste Bindung auch an
Wahrungsreserven
oder als Mischform, so genannte Golddevisenwahrungen, erfolgen.
Sofern in der
Wahrungsverfassung
keine Einloseverpflichtung eingebaut ist, wird die Deckung durch
Vermogenswerte
und
Kreditforderungen
in der
Bilanz
der dafur zustandigen
Monetaren Autoritat
festgelegt.
[1]
Unterschieden wird insbesondere zwischen
Mindestreservesystemen
und
Vollreservesystemen
sowie unterschiedlichen
geldtheoretischen Konzepten
hinsichtlich des Wertes von Geld.
Eine weitere Bestimmungsgroße im Rahmen des Wahrungssystems ist das
Wechselkurssystem
einer Wahrung. Hierunter versteht man die Art und Weise, wie sich der
Wechselkurs
, also die Tauschrelation zwischen zwei Wahrungen, bildet.
Es lassen sich zwei Grundformen unterscheiden: Bildet sich der Wechselkurs frei durch das Angebots- und Nachfrageverhalten auf dem
Devisenmarkt
, liegt ein System flexibler Wechselkurse vor. In Systemen fester Wechselkurse wird er dagegen durch staatliche Intervention, in der Regel durch
Devisenmarktinterventionen
, auf einen bestimmten Wert festgesetzt. Daneben existieren zahlreiche Zwischenformen.
Zu den Regelungen im Rahmen der Wahrungsordnung gehort die
wirtschaftspolitische
Ausrichtung, die die
Geld-
und
Wahrungspolitik
umfasst.
Im Rahmen der Geldpolitik sind die Determinanten hierbei Instrumente (zum Beispiel
Leitzinsen
), Strategien (zum Beispiel
Direct Inflation Targeting
oder
Geldmengensteuerung
) sowie Ziele (zum Beispiel
Preisniveaustabilitat
oder
Wirtschaftswachstum
).
Wichtigste wahrungspolitische Determinante ist der Umfang der Wahrungsreserven. Eine Determinante fur beide Maßnahmen der Wirtschaftspolitik ist der Grad an Unabhangigkeit der Zentralbank von anderen politischen Akteuren, insbesondere der Regierung. Bei geringer Unabhangigkeit kann auch die Wahrungspolitik zur Erreichung der Geldpolitik eingesetzt werden.
- ↑
Sicherheitenrahmen des Eurosystems: Aufnahme nicht marktfahiger Sicherheiten in das einheitliche Sicherheitenverzeichnis
,
Europaische Zentralbank
, Pressemitteilung vom 22. Juli 2005