Via Mala
(spaterer Untertitel
Die Straße des Bosen
) ist ein
deutsches
Spielfilmdrama aus den Jahren 1943/44 nach der
gleichnamigen Romanvorlage
von
John Knittel
(1934). Unter der Regie von
Josef von Baky
spielte
Carl Wery
einen despotischen Familienvorstand.
Der in einem abgelegenen Gebirgsgebiet lebende, alte Muller Jonas Lauretz ist ein wahrer Despot, seine Familie tyrannisiert er standig. Immer wenn er zu viel getrunken hat, ist niemand vor ihm sicher. Mehr als einmal hat er Frau und Kinder geschlagen. Knecht Jory wurde von seinen Schlagen derart schwer verletzt, dass alle in ihm nur noch den Kruppel sehen, und obendrein hat sich Lauretz vor aller Augen eine Geliebte zugelegt: Kuni, die Magd.
Im Laufe der Jahre ist in der Familie Furcht in grenzenlosen Hass umgeschlagen. Wieder einmal wurde Sohn Nikolaus bei Wind und Wetter ins Tal geschickt, um fur den Alten Schnaps zu besorgen. Doch auf dem Ruckweg sturzt er in der vereisten Schlucht, und die Flasche geht zu Bruch. Nikolaus traut sich daher nicht mehr nach Hause, obwohl die ihm entgegenkommende Silvelie, das Nesthakchen, verspricht, mit beider Vater zu reden, um Schlimmeres zu verhindern. Doch es hilft nichts: Außer sich vor Zorn schlagt Lauretz den halb erfrorenen Sohn mit der Peitsche fast tot. Da er nun ohne Alkohol ist, macht sich der brutale Tyrann selbst auf den Weg, um in der Schenke des Gastwirts Bundner einzukehren.
Silvelie ist als einzige in der Familie in Lohn und Brot, sie hat eine Anstellung bei Bundner gefunden, der sie liebt. Instandig bittet sie den Schenkenbetreiber, ihrem Vater keinen Alkohol auszuschenken, da er dann noch unberechenbarer werde. Bundner halt sich an Silvelies Bitte, und die muss dafur den ganzen Zorn des Vaters ertragen, der wutend auf sie einschlagt. Ein von Bundner herbeigerufener Doktor verarztet das junge, geschundene Madchen. Indessen trollt sich der alte Lauretz wieder. Doch daheim kommt er nie an. Rasch entsteht der Verdacht, einer aus der Familie konnte den furchtbaren Patron ermordet haben. Am ehesten hatte die ebenso schmachtige wie brave Silvelie einen Grund dafur. Fur jeden in der Familie ist sein Verschwinden ein Segen, niemand weint dem Alten auch nur eine Trane nach. Nachdem der die Untersuchung fuhrende, alte Amtmann wahrend eines Verhors stirbt, wird vorerst nicht weiter ermittelt.
Man verdachtigt sich gegenseitig und ist sich doch nicht gewiss, ob das bestialische Familienoberhaupt nicht doch noch eines Tages wieder vor der Tur steht. Als der neue Amtmann von Richenau ins Dorf kommt, wird der Fall wieder aufgerollt. Er erfahrt von der Familie Lauretz die ganze Wahrheit uber den Alten und verliebt sich ganz nebenbei auch noch in Silvelie. Noch wahrend er ermittelt, heiratet das junge Paar. Als Richenau vor der Familie seine Vermutung außert, dass seine frisch Angetraute den Alten getotet habe, fangen alle anderen an zu reden und sagen, was sie wissen. Schließlich fuhrt Bundner Silvelie und Richenau zur Brucke uber den reißenden Fluss und gesteht, Lauretz dort in die Tiefe gesturzt zu haben. Dann springt er selbst in den Abgrund.
Via Mala
wurde vom 12. Juli bis zum 6. November 1943 gedreht. Nachdrehs erfolgten im Juni und Juli 1944. Die Außenaufnahmen entstanden in den Alpen, in und bei
Mayrhofen
. Die Studioaufnahmen wurden auf dem Freigelande Babelsberg sowie im Froelich-Studio in
Berlin-Tempelhof
und in der Ufastadt
Babelsberg
hergestellt.
Die Entscheidung, Knittels Roman zu verfilmen, geht bis in das Jahr 1941 zuruck. Damals erwarb die
UFA
die Rechte fur 75.000
RM
auf zehn Jahre. In den ersten Planungen sah die Besetzungsliste
Luise Ullrich
,
Karl Ludwig Diehl
,
Marianne Hoppe
und
Werner Hinz
vor.
[3]
Bis zum Ende der Dreharbeiten 1944 schienen sich keinerlei Hindernisse fur die Veroffentlichung dieses Films aufzuturmen. Noch am 9. Marz 1945 schrieb
Reichsfilmintendant
Hans Hinkel
an den Reichsbeauftragten fur die deutsche Filmwirtschaft: ?In diesen Tagen werden drei Filme, die ich bereits durchlaufen ließ, freigegeben: ‘Via Mala‘, ‘Wir sehen uns wieder‘ und ‘Wie sagen wir es unseren Kindern‘.“ Zehn Tage spater erfolgte die Kehrtwende um 180 Grad: ?Via Mala nur fur das Ausland zugelassen.“
[4]
Der Grund fur das Verbot lag in der Tatsache begrundet, dass Propagandaminister
Joseph Goebbels
den Knittel-Stoff als fur diese schweren Zeiten zu duster ansah
[5]
? zumal positive und optimistisch stimmende Unterhaltung zur Ablenkung des deutschen Volkes vom immer schwerer werdenden Kriegsalltag oberste Prioritat besaß.
Durch die zahlreichen Verzogerungen (Schnittauflagen, Nachdrehs) und infolge des Goebbels-Verbots konnte der Film erst in der Nachkriegszeit einer breiten Offentlichkeit gezeigt werden. Jedoch hatte es bereits am 9. April 1945 eine Auffuhrung fur die Einwohner des Drehorts Mayrhofen gegeben. Im November 1946 erfolgte dann die offizielle Urauffuhrung in Knittels Heimat, der Schweiz (
Zurich
). Nachdem die sowjetische Militarzensur den Film Ende 1947 genehmigt hatte, fand am 16. Januar 1948 auch die offizielle deutsche Erstauffuhrung statt. In der Bundesrepublik lief
Via Mala
am 9. Juni 1950 in
Munchen
an, die
West-Berliner
Auffuhrung erfolgte schließlich am 17. Oktober 1950.
Walter Rohrig
und German Herbricht schufen die Filmbauten. Von
Manon Hahn
stammen die Kostumentwurfe.
Bei diesem Film handelt es sich um die erste deutsche
Via Mala
-Verfilmung, zwei weitere sollten folgen.
- Szenenfotos
-
Carl Wery
-
Karin Hardt und Hilde Korber
-
Renate Mannhardt, Malte Jaeger, Karin Hardt und Viktor Staal
-
Viktor Staal, Carl Kuhlmann und Karin Hardt
-
Hilde Korber und Renate Mannhardt
Der Spiegel
schrieb in seiner Ausgabe vom 24. Januar 1948: ?Der Regisseur hat das Ganze in eine bedruckend niedere Bauernstube, in das bedrohlich klappernde Auf und Ab des Sagewerks und in ein etwas gar zu gepflegtes Dorfwirtshaus gestellt. Dazwischen entspannende Berglandschaften und immer wieder ein tosender, sturzender Gießbach, sozusagen der Hauptdarsteller. Von der heißen, ungesund faszinierenden Atmosphare von Knittels Roman, der begehrten "piece de resistance" aller Leihbuchereien, ist trotz aller Bemuhungen nicht viel auf die Leinwand gekommen. Am ehesten in Hilde Korbers verklemmter und verschlossener Hanna. (…) Die photographische Gesamtleitung hatte Karl Hoffmann, einer der Großen der Filmkunst: "Dr. Mabuse", "Die Nibelungen", "Faust", "Der Kongreß tanzt". Der inzwischen verstorbene Meister spielt manchmal allzu kuhn auf seinem technischen Instrument.“
[6]
Das
Lexikon des internationalen Films
schreibt: ?John Knittels in den 30er Jahren erschienener Roman wurde zur bloßen Krimi-Kolportage verdunnt.“
[7]
- ↑
Hoffmann drehte die 1943er Aufnahmen
- ↑
Krien fotografierte lediglich die Szenen des Nachdrehs von 1944
- ↑
vgl. Boguslaw Drewniak: 'Der deutsche Film 1938?1945’, Ein Gesamtuberblick. Dusseldorf 1987, S. 556
- ↑
vgl. 'Der deutsche Film 1938?1945’, S. 479
- ↑
In
Kay Wenigers
'
Das große Personenlexikon des Films
’, Band 1, heißt es auf Seite 222 f.: ?Das Familiendrama erschien dem Propagandaminister Goebbels so finster, daß er seine Auffuhrung fur die Zeit wahrend des Krieges verbot.“
- ↑
Andrang vor der Schlimmen Straße
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
4
, 1948 (
online
).
- ↑
Via Mala.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 24. April 2014
.