Via Appia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ubersicht des Straßennetzes im Romischen Reich (siehe auch Liste der Romerstraßen ) im Jahre 125 n. Chr. unter Kaiser Hadrian
Via Appia (weiß) und Via Traiana (rot)

Die Via Appia ( Appische Straße ) ist eine Romerstraße , deren Bau 312 v. Chr. unter dem Konsul Appius Claudius Caecus begonnen wurde. Heute ist die Via Appia als Staatsstraße 7 (SS 7) ein wichtiger Teil des italienischen Fernstraßennetzes und hat zum großen Teil den gleichen Streckenverlauf wie die antike Straße. Sie fuhrt uber eine Lange von ca. 540 km von Rom nach Brindisi .

Dort, wo die antike Trasse nicht durch die moderne Straße uberbaut ist, ist oft noch die antike Pflasterung erhalten oder ausgegraben. Diese Teile der alten Straße werden in der Regel als Via Appia Antica bezeichnet, so zum Beispiel in Rom , den romischen Vororten Ciampino und Marino , in Terracina , Mondragone , Caserta und Matera . Die moderne Straße heißt demgegenuber Via Appia Nuova .

Die ersten vorstadtischen Meilen der Via Appia Antica im Sudosten Roms sind eine archaologische Sehenswurdigkeit von Rang und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Straße und ihre nahere Umgebung sind als Regionalpark vor dem weiteren Heranrucken suburbaner Bebauung geschutzt. Als Ausfallstraße war die Appia in der Antike von Grabmalern, von Gutshofen und Thermen gesaumt. Neben zahlreichen oberirdischen Denkmalern finden sich am Rande der Straße einige Ausgrabungen und die Eingange zu mehreren fruhchristlichen Katakomben .

Die antike Fernstraße

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Baugeschichte und Straßenverlauf

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Via Traiana bei Gnathia
Via Appia Antica beim romischen Stadtteil Quarto Miglio
Via Appia in Minturnae
VIA TRAIANA auf Ruckseite eines Denars des Trajan, Kampmann Nr. 27.60
Via Appia Antica am sudlichen Stadtrand von Rom in Italien
Ende der Via Appia in Brindisi

Die Via Appia wurde 312 v. Chr. von Appius Claudius Caecus begonnen. Sie beginnt in Rom an der Porta Capena . Ursprunglich fuhrte die anfanglich noch ungepflasterte Via Appia nur uber 195 Kilometer bis Capua und diente dem militarischen Nachschub gegen die Samniten . Um 190 v. Chr. wurde die Straße bis Brundisium (heute Brindisi ) verlangert, das zum bedeutendsten Umschlagplatz fur Waren und Sklaven aus dem Orient aufstieg. Die Via Appia wurde damit zu einer der wichtigsten Handelsstraßen Italiens oder gar des romischen Reiches. Nicht zufallig erhielt sie schon in der Antike den Beinamen Regina Viarum , ?Konigin der Straßen“.

In der Pontinischen Ebene verlauft die Via Appia 62 km lang geradeaus ? bis heute die langste geradlinige Straße in Europa.

Die ursprungliche Strecke fuhrte uber Benevent und Tarent nach Brindisi. Kaiser Trajan ließ von Benevent eine weitere Strecke (Via Appia Traiana) uber Bari anlegen (114 n. Chr.), die eine Abkurzung von ein bis zwei Tagesreisen darstellte. Das bedeutete, dass sich die Reisezeit Rom?Brindisi von etwa vierzehn Tagen auf zwolf bis dreizehn Tage reduzierte. Ein unter Trajan gepragter Denar erinnert an den Bau dieser Strecke, die ein Teil des großen offentlichen Bauprogramms unter Trajan war. Auf ihm halt eine Frau als Symbol fur den Verkehr ein Rad in den Handen. Im Abschnitt der Munze steht VIA TRAIANA.

Massen-Kreuzigung entlang der Straße

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nachdem 71 v. Chr. beim Dritten Sklavenkrieg Spartacus besiegt wurde, wurden 6.000 seiner Anhanger, die die Schlacht uberlebten, an der Via Appia zwischen Capua und Rom gekreuzigt .

Kirchliche Tradition

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der kirchlichen Tradition ist die Via Appia auch die Straße, auf der Simon Petrus endgultig nach Rom zuruckkehrte: ? Domine, quo vadis? “ Am Anfang der Via Appia steht daher auch die Kapelle Santa Maria in Palmis an jener Stelle, an der laut der apokryphen Apostelgeschichte des Petrus ( Petrusakten ) der aus Rom fluchtende Petrus auf Christus traf. Der Apostel fragte Jesus, wohin er gehe (Domine, quo vadis? ? Herr, wohin gehst Du?). Er antwortete ihm mit ?Venio Romam iterum crucifigi“ (Ich komme nach Rom, um erneut gekreuzigt zu werden). Daraufhin kehrte Petrus beschamt nach Rom zuruck, um sein Martyrium zu erleiden.

Ab der Spatantike setzte der Verfall der Straße durch mangelnde Instandhaltung ein. Noch 536 nutzte Belisar im Gotenkrieg die Via Appia zum Vormarsch auf Rom. Doch vor allem durch die fortschreitende Versumpfung der Pontinischen Ebene wurde der Nordteil der Straße immer weniger nutzbar. Die Aufgabe von Tres Tabernae markiert den endgultigen Niedergang.

Um die Sumpfe der Pontinischen Ebene zu umgehen, wurde die Via Appia zwischen Cisterna di Latina und Terracina durch die Via Pedemontana entlang der Monti Lepini ersetzt. Im Nord-Sud-Verkehr ubernahm die Via Labicana die Rolle der Via Appia.

Die neuzeitliche Via Appia

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Via Appia Nuova im romischen Stadtteil Capanelle

Eine neuzeitliche Fernverkehrsstraße, die uber weite Strecken der antiken Via Appia folgt, wurde ab 1784 erbaut. Im Bereich der Pontinischen Sumpfe konnte die Via Appia erst mit der Trockenlegung in den 1930er Jahren ihre Bedeutung wiedererlangen. Sie ist heute Staatsstraße (Strada statale) und tragt den Namen SS 7 Via Appia.

In Rom beginnt die Via Appia Nuova an der Porta San Giovanni . Sie verlauft nordostlich der antiken Straße und erschließt unter anderem den Flughafen Rom-Ciampino . Im Viertel Statuario nahert sie sich der Via Appia Antica auf einen guten Kilometer an; von dort an verringert sich der Abstand langsam, aber kontinuierlich, bis die Via Appia Nuova in Frattochie, einem Stadtteil von Marino , auf die Trasse der antiken Straße einmundet.

Eine weitere Trasse auf dem Gebiet der Stadt Rom ist die Via Appia Pignatelli , die circa einen Kilometer hinter der Kirche Domine quo vadis? von der Via Appia Antica abzweigt. Sie mundet beim Stadtteil Quarto Miglia (?vierte Meile“, mit Bezug auf die Via Appia) in die Via Appia Nuova .

Der Regionalpark Via Appia Antica bei Rom

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die ersten vorstadtischen Meilen der Via Appia Antica im Sudosten Roms sind eine archaologische Sehenswurdigkeit von Rang und ein beliebtes Naherholungsgebiet. 1951 wurde die Appia Antica vom romischen Autobahnring in zwei Teile zerschnitten; inzwischen ist dieser Schaden behoben, indem die Autobahn die Appia in einem Tunnel unterquert. Seit 1988 sind die Via Appia Antica und ihre nahere Umgebung als Regionalpark vor dem weiteren Heranrucken suburbaner Bebauung geschutzt.

Die antike Straße begann am Circus Maximus ; dieser erste Abschnitt ( Viale delle Terme di Caracalla ) entlang der Caracalla-Thermen ist heute massiv uberbaut. Ab der Piazza di Porta Capena verlauft die Appia , zunachst als Via di Porta San Sebastiano , als schmale Nebenstraße auf neuzeitlichem Pflaster, meist schattig zwischen hohen Mauern, an Sonntagen fur Durchgangsverkehr gesperrt. An der Porta San Sebastiano durchbricht sie die Aurelianische Mauer . Ab dort fuhrt sie als Via Appia Antica aus Rom hinaus. Ab der Kapelle Santa Maria in Palmis ( Domine quo vadis , siehe oben) ist die Straße von archaologischen Sehenswurdigkeiten gesaumt. Ab der Abzweigung der Via Appia Pignatelli , bevor zum ersten Mal antikes Pflaster freiliegt, ist nur noch lokaler Autoverkehr gestattet.

Die bekanntesten Sehenswurdigkeiten sind die Katakomben , die Maxentiusvilla , das Grabmal der Caecilia Metella und die Villa der Quintilier ; daneben gibt es zahlreiche kleinere Relikte von Grabmalern und anderen Gebauden, so zum Beispiel ein lange Zeit falschlicherweise als Herkulestempel gedeutetes Emporion . Der langste Wegabschnitt mit antikem Pflaster befindet sich nahe dem Metella-Grabmal.

An der Via Capanne di Marino endet das neuzeitliche Pflaster. Auf den letzten zwei Kilometern vor der Einmundung der SS7 ist die antike Straße bis auf eine freigelegte Stelle zugewachsen und nur mehr am Relief und einem Trampelpfad zu erkennen. Dieser Abschnitt vermittelt einen Eindruck, wie weite Teile der antiken Straße vor ihrer Wiederentdeckung in der Renaissance ausgesehen haben durften.

Grabmaler entlang der Via Appia

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Via Appia Antica , sogenanntes Grab der Priscilla
Via Appia Antica, sogenanntes Grab der Horatier bei der Villa der Quintilier

Da ein romisches Gesetz gebot, dass keine Toten im Bereich der Wohnsiedlungen bestattet werden durften, geschah dies in der Regel entlang der Ausfallstraßen. Da die Via Appia eine der wichtigsten Straßen darstellte, ermoglichte sie den hier Bestatteten bzw. ihren Familien mit ihren Grabbauten eine gute Moglichkeit der Reprasentation ihres Ansehens und Vermogens. Entlang der Via Appia sind daher nicht nur sehr viele Graber angelegt, sondern vor allem auch eine Reihe von großen Grabmonumenten errichtet worden. Sehr bekannt sind vor allem das Grabmal der Caecilia Metella und Casal Rotondo .

In der Regel unterscheidet man drei Grabertypen, die hier an der Via Appia zu besichtigen sind:

  • Katakomben , also unterirdische massenhaft in das Erdreich geschlagene Nischengraber, die in erster Linie fur die Bestattung der armeren Leute vorgesehen war. Die bekanntesten Katakomben an der Via Appia sind die Katakombe San Sebastian , Katakombe der Domitilla und die Calixtus-Katakombe .
  • kleinere und mittlere Grabdenkmaler
  • imposante Grabmonumente

Touristische Erschließung und Denkmalschutz

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Via Appia Antica ist ein beliebtes Ausflugsziel der Romer. Man kann sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad besichtigen. Nahe Domine quo vadis gibt es einen Fahrradverleih. Als Zubringer verkehrt ab der Stazione Termini ein Archeobus . Der Regionalbahnhalt in S. Maria d. Mole ermoglicht es, die gesamte Appia Antica bis kurz vor der Einmundung der SS7 zu erwandern.

2022 reichte das italienische Kulturministerium bei der UNESCO einen Antrag zur Aufnahme der Via Appia in das UNESCO-Welterbe ein. [1]

Commons : Via Appia  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Appia Antica: Franceschini, al via la procedura per iscrizione nella lista del Patrimonio dell'Umanita. Pressemitteilung des italienischen Kulturministeriums vom 5. Mai 2022, abgerufen am 16. Mai 2022.
  2. FAZ.net: Auf der Suche nach dem geheimen Italien (Reportage)