Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte

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Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte

Beschreibung Fachzeitschrift
Fachgebiet Zeitgeschichte
Sprache Deutsch
Verlag De Gruyter Oldenbourg ( Deutschland )
Hauptsitz Munchen
Erstausgabe Januar 1953
Erscheinungsweise quartalsweise
Chefredakteur Thomas Schlemmer
Herausgeber Andreas Wirsching (Direktor des IfZ)
Jorn Leonhard
Stefanie Middendorf
Margit Szollosi-Janze
Weblink www.degruyter.com
Artikelarchiv Offenes Heftarchiv
ISSN (Print)
ISSN (online)

Die Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte (abgekurzt VfZ ) sind ein bedeutendes fachwissenschaftliches, zeitgeschichtliches Periodikum in Deutschland, das im Auftrag des Instituts fur Zeitgeschichte Munchen?Berlin (IfZ) herausgegeben wird.

Das erste Heft der Zeitschrift erschien 1953. Darin gab der damalige Herausgeber Hans Rothfels mit einem wegweisenden Aufsatz [1] eine noch Jahrzehnte spater gultige Definition des historischen Forschungsbereiches Zeitgeschichte , der in dieser Form in Deutschland bis dahin keine Tradition besaß. In den Folgejahren entwickelte sich die Zeitschrift zum wichtigsten Forschungsperiodikum zur Geschichte des Nationalsozialismus . [2]

Die fachwissenschaftliche Bedeutung der Zeitschrift lasst sich auch daran ermessen, dass zahlreiche ihrer Beitrage als Klassiker der Geschichtswissenschaft gelten oder paradigmatische Debatten nicht nur in der deutschen Zeitgeschichtsforschung angestoßen haben. Erwahnenswert sind hier beispielsweise Hans Mommsens Beitrag uber den Reichstagsbrand von 1964 [3] oder Martin Broszats Auseinandersetzung mit den revisionistischen Thesen des Holocaustleugners David Irving [4] oder in jungerer Zeit Dieter Pohls Diskussion der Thesen von Daniel J. Goldhagen [5] und Bogdan Musials Kritik an der Wanderausstellung ? Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 “. [6]

Nachdem jedoch die Zeitgeschichte ? im Sinne von Rothfels’ Definition als ?Epoche der Mitlebenden“ [1] ? zunehmend uber die Zeit des Nationalsozialismus hinausreichte, verbreiterte sich seit den 1970er Jahren auch die Themenpalette der Vierteljahrshefte. Mehr und mehr nahm der Anteil an Forschungsbeitragen beispielsweise zur Geschichte der DDR und der Bundesrepublik Deutschland zu. Großere Beachtung fand zunehmend auch die Geschichte Europas in ihren globalen Bezugen.

Organisation und Kooperationen

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Die Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte sind eine referierte Zeitschrift, deren Beitrage in der Regel ein dreistufiges Begutachtungsverfahren zur Qualitatssicherung durchlaufen: Nach einer Sichtung und Bewertung der anonymisierten Beitrage durch die Redaktion werden externe Gutachten im In- und Ausland eingeholt ( Double Blind Peer Review ). Dann entscheiden Herausgebergremium und Redaktion nach eingehender Diskussion uber die Veroffentlichung.

Neben der Zeitschrift gibt es seit 1961 die Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte (Herausgebergremium: Jorn Leonhard, Stefanie Middendorf, Margit Szollosi-Janze, Andreas Wirsching; Redaktion: Johannes Hurter, Thomas Raithel). Hier erscheinen uberwiegend aktuelle monografische Forschungsbeitrage, Tagungs- und Sammelbande sowie kleinere Quelleneditionen. [7]

Das German Yearbook of Contemporary History (GYCH) wird seit 2016 jahrlich vom Institut fur Zeitgeschichte Munchen?Berlin publiziert und erscheint bei University of Nebraska Press. Die Bande sind thematisch angelegt und enthalten ins Englische ubersetzte Aufsatze aus den Vierteljahrsheften fur Zeitgeschichte sowie eigens eingeworbene, diskursiv-kommentierend angelegte Beitrage. [8]

Seit Dezember 2003 arbeitet die Redaktion der VfZ mit dem Online-Rezensionsjournal sehepunkte zusammen und betreut mit funf Spartenredaktionen federfuhrend die Rubrik Zeitgeschichte.

Aufsatze oder komplette Hefte, deren Erscheinen drei Jahre und langer zuruckliegt, stehen im Heftarchiv zum kostenfreien Download bereit; ebenso lasst sich das jahrlich aktualisierte Inhaltsverzeichnis herunterladen. Die jeweils letzten drei Jahrgange sind online kostenpflichtig. [9]

Das Online-Angebot der Zeitschrift ist in den letzten Jahren erheblich ausgebaut worden. Neben Informationen zum aktuellen und zum kommenden Heft finden sich Hinweise zum Redaktionsprozess und zur Manuskriptgestaltung sowie Zusatzmaterialien wie Quellen und Fotografien zu einzelnen Beitragen.

Seit 2007 veranstaltet die Redaktion der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte gemeinsam mit dem Verlag De Gruyter Oldenbourg das einwochige Seminar ?Schreib-Praxis“, das sich um gutes wissenschaftliches Schreiben dreht und im niederbayerischen Aldersbach stattfindet. [10]

Herausgeberschaft und Redaktion

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Das aktuelle Herausgebergremium bilden Andreas Wirsching als Direktor des IfZ sowie Jorn Leonhard , Stefanie Middendorf und Margit Szollosi-Janze . [11] Zu Mitherausgeberinnen und Mitherausgebern wurden Elizabeth Harvey , Helene Miard-Delacroix , Herfried Munkler , Alan E. Steinweis und Klaus Gestwa berufen.

Seit 2019 ist Thomas Schlemmer Chefredakteur, als stellvertretende Chefredakteurin fungiert Petra Weber . Weiter gehoren Magnus Brechtken , Agnes Bresselau von Bressensdorf, Johannes Hurter , Eva Oberloskamp, Thomas Raithel und Martina Steber der Redaktion an. [12] Die Zeitschrift erscheint jeweils im Januar, April, Juli und Oktober.

  • Hermann Graml , Hans Woller: Funfzig Jahre Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 1953?2003. Was hat die Zeitschrift seit 1953 bewegt? In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 51, 2003, S. 51?88 ( PDF; 1,7 MB ( Memento vom 16. September 2016 im Internet Archive )).
  • Hans Maier : Die Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. In: Horst Moller , Udo Wengst (Hrsg.): 50 Jahre Institut fur Zeitgeschichte. Eine Bilanz. Munchen 1999, S. 169?176 ( Vorschau ).
  • Ulrich Herbert : 70 Jahre Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Laudatio auf der VfZ-Festveranstaltung am 12. Januar 2023 in Munchen . In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte . Bd. 71 (2023), Heft 3, S. 641?652 ( online ).

Einzelnachweise

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  1. a b Hans Rothfels: Zeitgeschichte als Aufgabe. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. 1, 1953, S. 1?8 ( PDF; 518 kB ).
  2. Siehe etwa Hans-Gunther Seraphim , Andreas Hillgruber : Hitlers Entschluss zum Angriff auf Russland (Eine Entgegnung). In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 2, 1954, S. 240?254 ( PDF; 781 kB ); Hugh Trevor-Roper : Hitlers Kriegsziele. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 8, 1960, S. 121?133 ( PDF; 744 kB ); Gotthard Jasper : Uber die Ursachen des Zweiten Weltkrieges; Zu den Buchern von A. J. P. Taylor und David L. Hoggan. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 10, 1962, S. 311?340 ( PDF; 1,4 MB ); Andreas Hillgruber: Die ?Endlosung“ und das deutsche Ostimperium als Kernstuck des rassenideologischen Programms des Nationalsozialismus. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 20, 1972, S. 133?153 ( PDF; 1,0 MB ).
  3. Hans Mommsen: Der Reichstagsbrand und seine politischen Folgen. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. 12, 1964, S. 351?413 ( PDF; 2,8 MB ).
  4. Martin Broszat: Hitler und die Genesis der ?Endlosung“. Aus Anlaß der Thesen von David Irving. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. 25, 1977, S. 739?775 ( PDF; 1,7 MB ).
  5. Dieter Pohl: Die Holocaust-Forschung und Goldhagens Thesen. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 45, 1997, S. 1?48.
  6. Bogdan Musial: Bilder eine Ausstellung. Kritische Anmerkungen zur Wanderausstellung ?Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte. Band 47, 1999, S. 563?591.
  7. Eine Ubersicht uber alle Bande der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte findet sich auf der Website des Instituts fur Zeitgeschichte Munchen-Berlin .
  8. Eine Ubersicht uber die bisher erschienenen Bande findet sich auf der Website der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte .
  9. Gesamtinhaltsverzeichnis der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte beim Institut fur Zeitgeschichte.
  10. Schreibseminar , auf ifz-muenchen.de
  11. Andreas Wirsching: Zum Wechsel in der Herausgeberschaft der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte . In: Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte . Band   71 , 2023, S.   208–211 ( degruyter.com ).
  12. Herausgebergremium und Redaktion. In: ifz-muenchen.de. Abgerufen am 23. Januar 2024 .