Es gibt bei Musikdarbietungen verschiedene
Verzierungen
,
Ornamente
oder
Agrements
(
franzosisch
agrement
‚Annehmlichkeit‘
), auch
Manieren
, mit denen Melodien oder Akkorde eines Stuckes ausschmuckend abgewandelt werden. Bei Musikkompositionen oder -bearbeitungen sind sie meist als spezielle Zeichen in der Notenschrift oder der
Tabulatur
notiert, doch auch unnotiert gehoren Verzierungen oft zur Auffuhrungspraxis. Beim Ausfuhren der Verzierungen bleibt dem
Interpreten
Raum zur
Improvisation
.
Verzierungen andern im Gegensatz zum Tonhohenwechsel wie beim
Vorhalt
nichts am harmonisch-melodischen Gefuge eines Musikstucks, konnen jedoch die Stimmfuhrung beleben.
Verzierungen dienen in der Musik ? wie in anderen Kunsten auch ? als Schmuck, als belebendes oder als spielerisches Element. Musikalische Verzierungen sind demnach in weiterem Sinne uberall und immer dort zu finden, wo musiziert wird. Die Entstehung der Verzierungen wird teils mit einer Eigenheit der Zupfinstrumente und fruhen Tasteninstrumente erklart. Die rasch verklingenden Tone dieser Saiteninstrumente wie
Laute
,
Cembalo
und
Clavichord
suchte man demnach u. a. mittels der verschiedenen Arten von Trillern zu verlangern. Als wahrscheinlicher gilt dennoch, dass diese Verzierungen ursprunglich aus der
Vokalmusik
stammen und im 15./16. Jahrhundert von der fortschreitenden Gesangstechnik auch auf die instrumentale Praxis
[1]
ubergingen. Der sogenannte
canto fiorito
hielt sich noch bis ins 19. Jahrhundert und daruber hinaus im
kunstvollen Gesang der Opernsanger
. Außerdem war noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts die Maßgabe fur die geschmackvolle Ausfuhrung von Verzierungen auch im instrumentalmusikalischen Bereich vor allem deren
Gesanglichkeit
. Erst danach wurden die Verzierungen zunehmend zur Demonstration technischer Brillanz oder als Klangeffekt eingesetzt, hielten sich aber
Eine Blute der Verzierungskultur und Verzierungskunst ist zwischen dem 16. Jahrhundert und der Mitte des 18. Jahrhunderts in der europaischen Musik zu beobachten. Es entstand eine beinahe unubersehbare Menge von Verzierungen verschiedener regionaler Auspragungen, die bei jeder Art von Musik angewendet werden konnten, sowie verschiedene Zeichen (darunter Kreuze, Halbmonde, Bogenstriche, Schragstriche, Punkte und Sterne) zur Ausfuhrung in Tabulaturen und Notenschrift. Dabei lasst sich zwischen den sogenannten
wesentlichen
Verzierungen (Vorschlage, Triller, Mordenten, Doppelschlage usw.) und den durch
Improvisation
entstehenden
willkurlichen
Verzierungen unterscheiden. Seit Ende des 17. Jahrhunderts werden die Verzierungen auch als
Manieren
bezeichnet (zu
Manier
?Eigenart, Handschrift‘ eines Kunstlers).
Carl Philipp Emanuel Bach
widmet diesen in seinem
Versuch uber die wahre Art das Clavier zu spielen
(zwei Teile, 1753 und 1762) ein umfassendes Kapitel.
Frankreich, seit der Zeit
Ludwigs XIV.
kulturell stilpragende Nation, wartete mit dem großten und am feinsten ausgearbeiteten Fundus an
wesentlichen
Verzierungen auf: Die großte bis dahin veroffentlichte Verzierungstabelle (mit insgesamt 29 Verzierungsarten) stammt von
Jean-Henri d’Anglebert
in seinen
Pieces de clavecin
von 1689.
[2]
Sehr einflussreich waren auch Francois Couperins Verzierungen in seinen vier Banden mit
Pieces de Clavecin,
von denen der erste 1713 herauskam.
[3]
In Italien, das der ubrigen europaischen Musik schon langer als Vorbild diente, kamen zu diesen wesentlichen Manieren und Trillern noch die
improvisierten
oder
willkurlichen
Verzierungen, die sich vor allem durch die
Diminution
der jeweils gegebenen Melodik ergaben.
[4]
Seit der
Wiener Klassik
wurde die improvisatorische Verzierung des Notentextes durch den Interpreten immer bedeutungsloser, da Komponisten ihre Vorstellungen immer exakter notierten.
Im 20. Jahrhundert sind vor allem aus der
afroamerikanischen
Musik (
Jazz
,
Spiritual
,
Gospel
,
Rhythm ’n’ Blues
,
Blues
,
Rock
) viele neue Varianten und vor allem rhythmische Neuerungen entstanden, die sich bisher kaum in der
Notation
niedergeschlagen haben.
Eine wichtige Quelle zu
Johann Sebastian Bachs
Verzierungsrepertoire ist das von ihm am 22. Januar 1720 angelegte
Klavierbuchlein fur Wilhelm Friedemann Bach
. Das Lehr- und Ubungsheft fur seinen altesten Sohn enthalt bereits zu Beginn eine Tabelle mit den fur Bach wichtigsten Verzierungen als Zeichen und in je einem Beispiel in Noten ausgefuhrt. Die Verzierungen sind mit einer eigenwilligen Mischung aus italienischen (
Trillo
,
Mordant
) und franzosischen Bezeichnungen (
Cadenze
,
Accent
) versehen. Dargestellt sind Triller bzw. Pralltriller (
Trillo
),
[5]
Mordent
(
Mordant
), Triller mit
Nachschlag
(
Trillo u. Mordant
), Doppelschlag (
Cadenze
),
[6]
Triller mit vorhergehendem Doppelschlag von unten und von oben (
Doppelt-Cadenze
),
[7]
die gleiche Verzierung mit Nachschlag (
Doppelt-Cadenze u. Mordant
),
[8]
steigender und fallender
Vorhalt
(
Accent
, auch
Abriss
), Mordent mit Vorhalt (
Accent u. Mordant
), Triller mit Vorhalt von unten und von oben (
Accent und Trillo
). Der missgluckte Versuch des neunjahrigen Friedemann, ein 14. Ornament hinzuzufugen, wurde spater getilgt. Dieser Tabelle voraus geht die Erklarung der Schlussel, an die Erklarung der Verzierungen schließt sich ein kurzes Stuck (
Applicatio,
BWV 994) mit eingetragenem Fingersatz an. Dies zeigt, welche Bedeutung Bach der spatbarocken Clavier-Ornamentik im Musikunterricht beimaß.
[9]
Johann Joachim Quantz
beschreibt in seinem 1752 erschienenen Lehrwerk
Versuch einer Anweisung die Flote traversiere zu spielen
ausfuhrlich die Verzierungstechnik seiner Zeit. Das VIII. Hauptstuck handelt
Von den Vorschlagen und den dazugehorigen kleinen Manieren,
das IX. Hauptstuck
Von den Trillern.
[10]
Quantz sieht die Funktion der
Vorhalte
nicht nur als ?Zierrath“, sondern auch als Notwendigkeit, um eine Melodie aufzuwerten und sie ?galant aussehen“ zu lassen. Er beschreibt als ein Kennzeichen des
galanten Stils
, der in Deutschland den Musikstil der Barockzeit abloste, das Ubergewicht von
Konsonanzen
gegenuber den
Dissonanzen
. Da nun aber nach seiner Meinung der Zuhorer bei einer langen Folge von Konsonanzen ?leicht ermudet“, ist es notwendig, Dissonanzen in die Melodie einzufugen, und dadurch ?gleichsam wieder auf[zu]muntern“.
Auch die
Triller
erachtete er als unentbehrlich, sie ?geben dem Spielen einen großen Glanz“. Die Geschwindigkeit, in der sie ausgefuhrt werden, musse sich sowohl nach den akustischen Bedingungen des Ortes als auch nach dem Charakter des Stuckes richten.
Ein
kurzer Vorschlag
(
Acciaccatura
) kann als kleine, am Hals durchgestrichene Note vor der normal großen Hauptnote notiert werden. Genauso findet man aber auch durchgestrichene Noten als lange Vorschlage. Prinzipiell gilt, dass die geschriebene Dauer der Vorschlagsnote nichts uber ihre Ausfuhrung aussagt. Die Ausfuhrung ist unterschiedlich je nach
Genre
,
Epoche
und
Interpret
, dabei wird der Vorschlag entweder kurz vor und die Hauptnote bzw. Hauptbetonung auf der Zahlzeit (z. B. Klassik), der Vorschlag auf und die Hauptnote kurz nach der Zahlzeit (Barock, ?slide“ im Jazz) oder auch beide gleichzeitig gespielt.
Ein
langer Vorschlag
(
Appoggiatura
) bringt als Vorschlagsnote zuerst den Ton des notierten Vorschlags, dann den Hauptton. Die Lange des Vorschlags betragt die Halfte der Lange des zweizeitigen Haupttons oder zwei Drittel derselben, wenn es sich um eine punktierte bzw. dreizeitige Hauptnote handelt. Der Hauptton fangt um die Dauer des Vorschlags verzogert an. Es gibt sowohl die aufsteigende Appoggiatura als auch die absteigende.
Ein langer Vorschlag hat meistens die Funktion eines
Vorhalts
.
Der
Doppelvorschlag
(englisch
drag
) besteht aus zwei kurzen Vorschlagen vor dem Hauptschlag.
Der
Schleifer
besteht aus drei oder mehr kurzen Vorschlagen vor dem Hauptschlag.
Eine weitere Moglichkeit der Verzierung ist die rasche Wiederholung eines Tons (Tremolo). Hier existieren zwei Hauptarten: das ausgeschriebene, sowie das nicht-ausgeschriebene Tremolo. Bei der ersten Moglichkeit ist die Notenanzahl, bzw. Tremologeschwindigkeit genau vorgegeben, die zweite bezeichnet ein meist schneller ausgefuhrtes, nicht rhythmisch ausgezahltes Tremolo. Das unausgeschriebene Tremolo wird ublicherweise in Abkurzungsnotation, mit einem 3-strichigen Notenhals notiert.
- Das Streichertremolo wurde im 17. Jahrhundert entwickelt.
- Der bei Schlaginstrumenten wie der
Pauke
ubliche
Wirbel
kann z. B. auch auf
Xylophon
und
Klavier
angewendet werden.
In historischer Literatur werden Paukenwirbel (u. U. auch anderes Schlagwerk) noch meist als Triller (s. U.), ggf. mit Trillerschlange notiert.
- Bedeutend ist die Tonrepetition auch fur die traditionelle Spielweise von Zupfinstrumenten wie
Mandoline
,
Tamburica
und
Balalaika
.
- Im Gesang des 17. Jahrhunderts (vor allem in Italien) waren ebenfalls Tonrepetitionen zu Verzierungszwecken ublich.
- Bei Blasinstrumenten heißen Tonrepetitionen auch
Flatterzunge
, abgekurzt ?Flz.“ (haufig v.A. bei Trompete, Posaune, Flote, und Saxophon)
Aus harmonischer und melodischer Sicht sind Tonrepetitionen keine Verzierung und entsprechen Haltetonen bzw. dem
Orgelpunkt
.
Der
Triller
besteht aus der Note, die mit dem Triller versehen ist
(Hauptnote)
, und deren oberer
Nebennote.
Beide erklingen in raschem Wechsel. Der Triller ist fur die Dauer der Hauptnote auszufuhren.
Eine moderne (flexiblere Schreibweise) setzt zusatzlich zum Trillersymbol die Nebennote als eingeklammerten ungehalsten Kleinstich direkt hinter oder vor die Hauptnote. Dadurch kann die Nebennote auch uber und unterhalb der Hauptnote gewahlt und chromatisch versetzt werden und es kann prinzipiell auch jedes beliebige Intervall getrillert werden.
Chromatische Versetzung der Nebennote wird durch ein Versetzungszeichen im Kleinstich uber dem Trillersymbol angezeigt.
Durch eine sogenannte Trillerschlange kann die genaue Dauer des Trillerns ? unabhangig von der ungetrillerten Tondauer ? angezeigt werden.
Fur Akkordtriller werden bei homophoner Schreibweise entsprechend viele Trillersymbole (tr) vertikal uber dem System angeordnet, bei polyphoner Schreibweise fur untere Stimme(n) auch unterhalb des Systems.
Bis zum Ende des Barock wird der Triller mit der oberen Nebennote begonnen, ab der Klassik mit der Hauptnote. Streitpunkte gibt es in der Fruhklassik, in der sich klassischer Satz mit noch aus dem Barock tradierter Verzierungspraxis mischt.
In der franzosischen Barockmusik und den durch sie beeinflussten Stilen sind folgende Erweiterungen des Trillers
(tremblement)
moglich: Nachschlag (die letzten beiden Tone des Trillers sind untere Nebennote und Hauptnote), gedehnte obere Nebennote zu Beginn
(appuye),
Beginn von der unteren Nebennote sowie Beginn mit einem Doppelschlag. Wenn die erste Note des Trillers der vorangegangenen entspricht, wird sie angebunden, sofern dies durch einen Bindebogen angezeigt ist
(lie).
Ein Triller auf der Schlussnote eines Stucks wird von heutigen Interpreten gerne beschleunigend ausgefuhrt. Diese Spielweise ist durch Schallplatten- und CD-Aufnahmen mindestens bis in die 1980er Jahre zuruckverfolgbar. Bisher ist nicht geklart, ob es sich um eine Spielweise aus historischer Zeit handelt. Der Triller beginnt
appuye,
die folgenden Noten werden immer schneller und der Triller endet auf der Hauptnote, die eine deutlich wahrnehmbare Lange aufweist. In der franzosischen Musik des Barock erscheinen Triller haufig auf der Terz im Schlussakkord (z. B. Orgelwerke von
Louis-Nicolas Clerambault
), in der spanischen bis in die Klassik hinein auch auf dem Grundton (Sonaten von
Antonio Soler
).
Will man ab 1800 einen Triller mit dem Nebenton beginnen, muss man einen
kurzen Vorschlag
hinzufugen. Eine chromatische Veranderung der Nebennote notiert man uber dem Trillerzeichen mit den Veranderungszeichen
oder
, sonst an der Vorschlagsnote. Uber die Dauer der Hauptnote wird ein mehrfacher schneller Wechsel zwischen Hauptton und oberem Nebenton gespielt.
Der wohl fruheste Beleg, dass ein Triller wahlweise mit der oberen bzw. unteren Nebennote oder mit der Hauptnote begonnen werden kann, findet sich bei
Bernard Viguerie
:
L’art de toucher le piano-forte
(Paris, ca. 1796):
≪ Le tremblement ou trille qu’on appelle aussi quoiqu’improprement cadence, est un agrement qui se fait en battant alternativement le son de la note qui porte le signe avec celui de la note superieure. Le principe anciennement etabli etoit de commencer le tremblement par la note superieure a celle qui portoit le signe; maintenant l’usage est de le commencer, soit par la note superieure, soit par la note meme, soit enfin par la note inferieure; cela depend du gout de l’executant, amoins que l’auteur, par le moyen d’une ou deux petites notes, n’ait explique la maniere dont il entend qu’on le commence. ≫
?Der Triller, der unpassenderweise auch Kadenz genannt wird, ist eine Verzierung, die man ausfuhrt, indem man abwechselnd die Note, die das Verzierungszeichen tragt, und die obere Nebennote anschlagt. Das fruher ubliche Verfahren war, den Triller mit der oberen Nebennote zu der Note, die das Verzierungszeichen tragt, zu beginnen; jetzt ist es ublich, mit der oberen Nebennote oder der Hauptnote oder schließlich mit der unteren Nebennote zu beginnen; das hangt vom Geschmack des Ausfuhrenden ab, wenn nicht der Autor mit einer oder zwei kleinen Noten erklart hat, wie die Verzierung auszufuhren ist.“
?
Bernard Viguerie
:
L’art de toucher le piano-forte,
S. 29
Die Klavierschule von Bernard Viguerie war allerdings außerhalb von Paris kaum bekannt. Der zeitlich nachste Beleg fur eine ?moderne“ Ausfuhrung des Trillers findet sich erst wieder bei Johann Nepomuk Hummel in seiner
Anweisung zum Pianofortespiele
(Wien 1828):
?Man ist hinsichtlich des Trillers bisher beim Alten stehen geblieben, und begann ihn immer mit der obern [sic!] Hulfsnote, was sich wahrscheinlich auf die ersten, fur den Gesang entworfenen Grundregeln grundet, die spaterhin auch auf Instrumente ubergegangen sind. […] Der Triller fangt also (ist es nicht anders bestimmt vorgeschrieben) mit der Hauptnote an, und endigt sich auch stets mit derselben 1.); soll er von oben oder von unten anfangen, so muss dieses durch ein Zusatznotchen von oben, oder von unten bemerkt werden 2.).“
?
Johann Nepomuk Hummel
:
Anweisung zum Pianofortespiele.
Zitiert nach der 2. Auflage. Wien 1838, S. 394, § 3 ff.
Zu welchem Zeitpunkt sich in der Klaviermusik Hummels ?moderne“ Auffassung als allgemeingultig durchgesetzt hat, ist nicht eindeutig zu bestimmen. Zumindest sind in der ersten Halfte des 19. Jahrhunderts wahrscheinlich noch beide Ausfuhrungen moglich.
Paukenwirbel (im Sinne eines Tremolos auf nur einer Tonhohe) werden historisch und teils noch heute als Triller notiert.
- Pralltriller
: einmaliger, kurzer Wechsel mit der nachsthoheren leitereigenen Note
- Mordent
: ein- oder mehrmaliger, kurzer Wechsel mit der nachst unteren leitereigenen Note
Die beiden Verzierungen die man unter ?Ausfuhrung ab 1800“ sieht, sind eigentlich das Gleiche, nur einmal nach oben, und das andere Mal nach unten geschlagen. Es handelt sich in Wahrheit um eine sehr alte Verzierung, die schon in spanischer Musik des 16. und 17. Jahrhunderts vorkommt, und dort
?quiebro“
oder
?quiebro senzillo“
(= einfacher
quiebro
) heißt, und zwar egal ob als Mordent (franzosisch
martellement
oder
pince
) oder als Pralltriller.
[11]
Man vermutet außerdem, dass diese Verzierung auch in der Musik der
englischen Virginalisten
William Byrd
,
John Bull
,
Giles Farnaby
u. a. benutzt wurde. Denn im beruhmten
Fitzwilliam Virginal Book
und anderen englischen Tastenmusik-Quellen kommt haufig ein Zeichen vor, das aus zwei parallelen Querstrichen besteht //, und dessen logischste Ausfuhrung wie ein spanischer
quiebro
lautet. Nach dieser Theorie wurde man je nachdem, ob die Melodie gerade auf- oder absteigt, einen Mordent oder einen kurzen Praller machen.
In der franzosischen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts wird der Pralltriller mit der oberen Nebennote begonnen
[12]
(siehe obere Abbildung: ?Ausfuhrung vor 1800“), außer bei schnellen und sehr schnellen Notenwerten (Viertel, Sechzehntel) in absteigenden Linien: Da kann er eventuell ?ubergebunden“ werden, das heißt die obere Nebennote wird nicht nochmal angestoßen ? so wie beim alten spanischen
quiebro.
Im Frankreich heißt ein ubergebundener Triller
?tremblement lie“,
er wurde nachweislich vor allem ab Francois Couperin und
Jean-Francois Dandrieu
benutzt.
[13]
Diese Ausfuhrungsarten wurden ganz allgemein auch im ubrigen Europa ubernommen, besonders in England und Deutschland (u. a. von Bach und Handel), aber auch in Italien, wie die Ausfuhrungen von
Pier Francesco Tosi
in seinem Gesangstraktat
Opinioni de cantori antichi e moderni…
von 1723 verraten. Er unterschied zwischen einem ?halben Triller“, also dem Pralltriller mit oberer Nebennote, und einem ?Mordent“, was bei ihm das gleiche ist, wie der alte spanische
quiebro
: Also entweder ein kurzer, einfacher Pralltriller ohne obere Nebennote, oder ein wirklicher Mordent.
[14]
Der Mordent kann bei langen Noten auch wie ein Triller, aber mit der unteren Nebennote ausgefuhrt werden.
Der Pianist
Paul Badura-Skoda
meint, das Konzept des Pralltrillers von oben (?Ausfuhrung vor 1800“) gehe auf einen Irrtum der Cembalistin
Wanda Landowska
zuruck, die einen Druckfehler (einen angeblich fehlenden Bindebogen) in der ersten Ausgabe von C. P. E. Bachs
Versuch uber die wahre Art das Clavier zu spielen
wortlich genommen habe. Korrekterweise musse der Pralltriller immer von der Hauptnote aus gespielt werden, womit die Unterscheidung zwischen Ausfuhrungen ?vor und nach 1800“ grundsatzlich irrig sei.
[15]
Blicke in Verzierungstabellen von Chambonnieres, d’Anglebert, Francois Couperin, Georg Muffat, Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach u. a. und in Traktate wie Tosi 1723, Tosi/Agricola 1757 oder
Quantz
1752 zeigen jedoch, dass Badura-Skodas Aussage so nicht haltbar ist. Zwar gab es mit dem
quiebro senzillo
oder
tremblement lie
tatsachlich schon seit dem 16. Jahrhundert einen kurzen Pralltriller von der Hauptnote aus. Dieser kam im 18. Jahrhundert jedoch nur bei schnellen absteigenden Notenwerten zur Ausfuhrung.
Notiert wird der vorschlagende bzw. nachschlagende
Doppelschlag
durch ein gespiegeltes auf dem Rucken liegendes S (Beginn mit der oberen Nebennote ? die haufigere Variante) bzw. notiert durch ein auf dem Rucken liegendes S (Beginn mit der unteren Nebennote).
In vielen (alteren) Notenausgaben werden diese beiden Varianten jedoch nicht unterschieden.
Notation
|
Ausfuhrung
|
|
|
- (links:) Langerer Hauptton (vordere Note), kurzer oberer Nebenton, kurzer Hauptton, kurzer unterer Nebenton, langerer Hauptton, hintere Note.
- (rechts:) Kurzer oberer Nebenton, kurzer Hauptton, kurzer unterer Nebenton, langer Hauptton (im Bild oben wegen des Zusammenhangs kurz, weil eine Viertelnote recht kurz ist).
Vorzeichen werden fur den oberen Ton daruber, fur den unteren darunter angebracht.
Vorsicht: Aus Ermangelung an Zeichen ist der Doppelschlag nicht immer richtig notiert. Im Sinne einer historischen Auffuhrungspraxis besteht oft der Wunsch nach einer dezidierten oder ausgeschriebenen Anweisung.
Die Abbildung rechts zeigt drei Beispiele, teils mit
Alterationen
.
Notation: Eine kurze Note wird mit einem Bindebogen an die vorhergehende Note angebunden. In Frankreich auch
Chute
genannt (Michel Pignolet de Monteclair, Henri-Louis Choquel)
Ausfuhrung: Die vorhergehende Note verkurzt sich um die Dauer der Nachschlagnote, im Gegensatz zum Vorschlag fangt die folgende Note auf der Zahlzeit an.
Notation: Zwei kleine Vorschlagsnoten werden mit einem Bindebogen an die vorhergehende Note angebunden.
Ausfuhrung: Die vorhergehende Note verkurzt sich um die Dauer der beiden Nachschlagnoten, im Gegensatz zum Vorschlag fangt die folgende Note auf der Zahlzeit an.
Eine Folge von mehreren schnellen auf- bzw. absteigenden Noten gesungen auf einer Silbe wird, besonders in der Vokalmusik, als
Roulade
[16]
bezeichnet. Das Wort leitet sich vom franzosischen Verb
rouler
?rollen“ ab.
Zwischen zwei Tonen eines Intervalls wird eine kurze chromatische Verbindung oder ein kurzes
Glissando
gespielt. Notiert wird es durch einen verbindenden Strich zwischen den beiden Noten.
Das
Arpeggio
(italienisch; ?nach Harfenart“) ist ebenfalls eine Verzierung. Dabei werden die Tone eines Akkordes nicht gleichzeitig, sondern kurz nacheinander angeschlagen.
Shake
(englisch; ?Schutteln“) war in der englischen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts der Name fur einen Triller oder Pralltriller. Er wurde mit zwei parallelen Querstrichen bezeichnet, in etwa so: //. Beispiele findet man z. B. in Cembalomusik von
Matthew Locke
,
John Blow
oder
Henry Purcell
.
Der
Shake
ist eine auch im
Bigband
-
Jazz
gebrauchliche Verzierung, die wie ein Triller aus schnell abgewechselten Tonen besteht, diese haben aber einen großeren Intervallabstand. Die Notation ist nicht eindeutig. Es wird wie beim Triller eine Schlange uber der Note notiert.
Es wird eine schnelle aufsteigende, oft dramatisch akzentuierte Figur gespielt, nicht zwangslaufig eine chromatische. Es wird entweder ein nach oben fuhrender Bogen hinter die Note gesetzt, nach der der Rip anfangen soll, oder aber eine Linie zwischen Start- und Endnote gesetzt. Am ublichsten sind Rips in den Waldhornern, als dramatische, Jagdhorn-artige Geste.
Beim
Drop-off
wird eine schnell absteigende Figur gespielt. Die Notation besteht aus einem Bogen nach unten hinter der Note, nach der der Drop-off beginnen soll.
Der
Fall
(englisch), das Fallenlassen von Tonen, ist in Jazz und Popmusik ublich. Statt den Ton anzustimmen, wird seine Anfangshohe nur angedeutet, um dann sofort in eine unbestimmte Tiefe zu sacken.
Ahnlich dem Fall, nur dass die glissando-artige Figur nach oben (und nicht nach unten) gespielt wird.
Wird bei einigen Blasinstrumenten, wie der Trompete oder der Posaune angewendet und durch eine bestimmte Zungentechnik in Verbindung mit nicht vollstandig gedruckten Ventilen und einem Plunger-Dampfer, der vor dem Schalltrichter des Instruments bewegt wird erzeugt. Dadurch entsteht ein brullend-gurgelnder, rauer Klang.
Der
Slide
(das ?Anschleifen“) ahnelt einer Vorschlagsnote, ist aber ein noch kurzerer Rutscher von der Vorschlagsnote zum Hauptton. Teilweise werden beide gleichzeitig (z. B. mit dem Daumen) angeschlagen und nur die Slide-Note dann losgelassen.
Der Effekt besteht eher im Loslassen des Vorschlagtons. Diese Spielweise wurde bereits von
Hans Buchner
(1483?1538) in seinem
Fundamentum
(ca. 1520) erwahnt:
?Noten mit der gekrummten Cauda heißen ?Mordentes‘. Dabei mussen die beiden Noten immer zugleich angeschlagen werden; die Note selbst mit dem Mittelfinger, die darunter liegende mit dem Zeigefinger.“
Die Technik eines extrem kurzen Vorschlags wird auch auf Instrumenten, die beim Spiel standig einen Ton produzieren (z. B.
Sackpfeife
,
Drehleier
), angewendet, um zwei aufeinander folgende Tone gleicher Hohe zu trennen. Aus dieser Notwendigkeit haben sich im Laufe der Zeit instrumentenspezifische Verzierungen wie etwa die ?grace notes“ auf der
Great Highland Bagpipe
entwickelt. Siehe auch
Kurzer Vorschlag
.
Eine ganze Tonfolge, oft ein Akkord von unten nach oben, wird vor dem Hauptton abgerollt. Wie beim Slide gibt mehr das Loslassen der Tone den Effekt.
Das Hammering ist eine im
Pop
gebrauchliche Verzierung. Es handelt sich um einen kurzen Vorhalt oder
slide
in einem Dreiklang. Diese Technik wurde von der Gitarre auf das Klavier ubertragen.
Hauptsachlich in
Dur
gespielt, hort man oft folgende Hammerings, auch in
arpeggierter Form
:
- G-
Dur
Sextakkord
: Kurzer Vorschlag von der Sekunde a aufwarts zur Terz h. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
- G-Dur Sextakkord: Kurzer Vorschlag von der Sexte e abwarts zur Quinte d. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
- G-Dur Sextakkord: Kurzer Vorschlag von der None a abwarts zur Oktave g. Hier None a und Oktave g, nicht Sekunde a und Prim g, weil der Akkord in der ersten Umkehrung auftritt. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
- G-Dur
Quartsextakkord
: Kurzer Vorschlag von der Sekunde a zur Terz h aufwarts. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
- G-Dur Quartsextakkord: Kurzer Vorschlag von der Quarte c abwarts zur Terz h. Der Tonabstand ist eine kleine Sekunde.
- G-Dur
Grundstellung
: Kurzer Vorschlag von der Sekunde a zur Terz h aufwarts. Der Tonabstand ist eine große Sekunde.
Der G-Dur-Akkord hat hier Beispielfunktion. Auffallig ist das Uberwiegen großer Sekunden. Der interessanteste und typischste Klang ist daher jedoch der Quart-Terzvorschlag mit der kleinen Sekunde.
Hammering wird vor allem auch in melodiosem Akkordbrechungsspiel angewendet. Beispiele sind eine I-V-IV-I Akkordfolge in Dur mit entsprechend Sekund-Terz-Vorschlag (I), Sekund-Terz-Vorschlag (V), Sekund-Terz-Vorschlag (IV), alle drei in Grundstellung und None-Oktave-Vorschlag (I-Sextakkord). Als Arpeggioverbindungen der Akkorde bieten sich beispielsweise der Sekundvorschlag als Hammering, dann Terz und Sekunde als Achtel und der Grundton des vorhergehenden Akkordes als Viertel an. Rhythmische Varianten und Abfolgewechsel sind moglich.
Im Folk haufig verwendete Wendung auf eine Dreiviertelnote, die auf dem Zielton beginnt und nach je einem Viertel die obere und untere Hilfsnote kurz anschlagt, wie es bei der
grace note
ublich ist. Die Hilfsnoten dieser Funfergruppe werden so kurz gespielt, dass es mehr auf den rhythmischen Effekt ankommt als auf den eigentlich gespielten Notenwert. Daher wird auf Saiteninstrumenten manchmal auch statt der unteren Hilfsnote die Quart gespielt, wenn der Grundton auf der leeren Saite liegt.
Fallt ein Roll auf eine Viertelnote, spricht man von einem Short Roll, der zwar aus derselben Funfergruppe von Noten besteht, diese jedoch anders betont. Die Betonung und das Spiel von Rolls lasst dem Musiker hohe Freiheiten in Bezug auf eigenen Stil, so dass Betonungen von Triolenrhythmen, synkopische Betonungen bis hin zu klassisch anmutenden moglich sind und keine verbindliche Regel dafur existiert, außer dass sich der Roll in die gespielte Melodie rhythmisch einzufugen hat.
- Isolde Ahlgrimm:
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ISBN 3-87537-214-X
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- Jacky Dreksler, Quirin Harle:
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- ↑
Francois Couperin:
Pieces de Clavecin. Premier Livre
(1713), Faksimile, hrsg. von J. Saint-Arroman, Edition J. M. Fuzeau, Courlay 1988, S. 74 f. (?Explication des agrements, et des signes“ = Erklarung der Verzierungen und Zeichen).
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Beispiel: Corelli Op. 5/1
: Noten und Audiodateien im
International Music Score Library Project
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Die genaue Lange des Trillers lasst sich nicht in einer Tabelle darstellen und hangt vom jeweiligen musikalischen Kontext ab, daher kann die gleiche Wellenlinie sowohl einen kurzen Pralltriller als einen langeren Triller angeben.
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Bachs Begriff
Cadenze
fur den Doppelschlag ist ganz merkwurdig, da im franzosischen die
cadence
ein Triller (
Chambonnieres
1670) oder ein Triller mit Nachschlag ist (
d’Anglebert
1689).
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Man konnte dies auch als einen durch einen Triller verlangerten Doppelschlag von unten und von oben ansehen. Diese Verzierung (wie auch einige andere) stammt ursprunglich aus den
Pieces de clavecin
(1689) von
d’Anglebert
. Die gleiche Verzierung heißt im Gesangstraktat von Tosi (1723) bzw. Agricola (1757) ?verdoppelter Triller“. Johann Agricola,
Anleitung zur Singkunst
(Ubersetzung von Tosis
Opinioni de cantori antichi e moderni…,
1723), Reprint der Ausgabe 1757, hrsg. v.
Thomas Seedorf
, Barenreiter, Kassel et al. 2002, S. 101 f.
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Auch diese Verzierung stammt ursprunglich aus der Tabelle von d’Anglebert, 1689.
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Gerhard Herz:
Bachquellen in Amerika.
Barenreiter, Kassel 1984,
ISBN 3-7618-0724-4
, S. 90.
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Johann Joachim Quantz:
Versuch einer Anweisung die Flote traversiere zu spielen.
Faksimile-Nachdruck der 3. Auflage, Breslau 1789, herausgegeben von Hans-Peter Schmitz. 4. Auflage. Barenreiter, Kassel 1968, S. 77 ff. und 83 ff.
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Der ?quiebro“ wurde 1565 von
Tomas de Santa Maria
beschrieben, und auch von
Correa de Arauxo
1626; nennt ihn ?quiebro senzillo“ (einfachen ?quiebro“). Siehe:
Tomas de Santa Maria:
Libro llamado Arte de taner Fantasia, assi para Tecla como para Vihuela, y todo instrumento en que se pudire taner a tres, y a quarto vozes a mas.
In zwei Buchern, Valladolid 1565, Kap. 13?20.
Francisco Correa de Arauxo:
Facultad Organica
(Alcala 1626). 2 Bande, hrsg. v. Macario Santiago Kastner (in:
Monumentos de la Musica espanola VI
), Barcelona: Consejo Superior de Investigaciones cientificas (C.S.I.C.), 1948 & 1952 (Neuausgabe 1974 & 1981), Band 1, S. 54 (?Capitulo quinto…“).
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Diese Verzierung wurde zum ersten Mal in einer Verzierungstabelle von 1665 im ersten
Livre d’orgue
(Orgelbuch) von
Guilaume-Gabriel Nivers
erklart, und spater in allen Publikationen der franzosischen Cembalisten. Siehe u. a.: Jean-Henry d’Anglebert:
Pieces de Clavecin ? Edition de 1689,
Facsimile, publ. sous la dir. de J. Saint-Arroman, Courlay: Edition J. M. Fuzeau, 1999.
Jacques Champion de Chambonnieres:
Les Pieces de Clavessin, Vol. I & II,
1670. Facsimile, Broude Brothers, New York 1967.
Francois Couperin:
Pieces de Clavecin, Premier Livre
(1713), Facsimile, publ. sous la dir. de J. Saint-Arroman, Courlay: Edition J. M. Fuzeau, 1988.
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Von Couperin in seinen vier Buchern
Pieces de clavecin
von 1713, 1716, 1722, und 1730; und von Dandrieu in drei Buchern von 1724, 1728 und 1734.
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Johann Agricola,
Anleitung zur Singkunst
(Ubersetzung von Tosis
Opinioni de cantori antichi e moderni…,
1723), Reprint der Ausgabe 1757, hrsg. v. Thomas Seedorf, Kassel et al.: Barenreiter, 2002, S. 99?100 (?halber Triller“), und S. 102?104 (Mordent).
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Paul Badura-Skoda:
Let’s get rid of the wrong pralltriller!
In:
Early Music
41 (Februar 2013), S. 113?118.
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Brockhaus Riemann Musiklexikon
. Mainz 1995, Band 4, S. 72