Verzerrung (Akustik)

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In der Akustik versteht man unter nichtlinearer Verzerrung die Verfalschung eines akustischen Signals durch Hinzunahme von Frequenzen, die im Originalsignal nicht enthalten sind. [1]

Zu den linearen Verzerrungen siehe Frequenzgang und Entzerrung .

Grundlagen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im weitesten Sinne ist das Abklingen einer Schwingung auch eine lineare Verzerrung. Im Unterschied dazu fugt nicht lineare Verzerrung zu dem Signal Frequenzen hinzu, die im Eingang nicht vorhanden sind, weil der Verstarker wie ein Mischer arbeitet. Diese zusatzlichen Frequenzen erscheinen als Obertone ( Harmonische ) oder Summen- und Differenzfrequenzen im Spektrum. Dabei ist in der Zeitfunktion eine Veranderung der Kurvenform der Amplitude erkennbar (Fouriersynthese und -analyse). Die Obertone sind dabei uberwiegend ganzzahlige Vielfache (= harmonische) der Grundfrequenz.

Ausgangsspektrum eines Rohrenverstarkers , wenn gleichzeitig die Frequenzen 34 kHz und 653 kHz eingespeist werden. Entsprechende Summen- und Differenzfrequenzen treten auch bei anderen Eingangsfrequenzen auf.

Obertone entstehen beispielsweise bei der Erzeugung , Aufnahme oder Wiedergabe durch Nichtlinearitaten der verwendeten Teile. Das Ergebnis erscheint spektral so, als wenn einem Ton zusatzliche Frequenzen, die nicht dem Grundton entsprechen, zugefugt wurden. Fur die Klangwahrnehmung sind dabei die Harmonischen der Obertonreihe verantwortlich, das heißt die ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz ? wird das Pegelverhaltnis dieser Frequenzen zueinander verandert, andert sich der Klang, man spricht von harmonischer nichtlinearer Verzerrung. Das Verhaltnis von Pegel des Grundtons zu Pegel der Oberton -Summe nennt man dabei Klirrfaktor . Entstehen weitere Frequenzen, die keine Vielfachen der Grundfrequenz sind, spricht man von nichtharmonischen nichtlinearen Verzerrungen, die im Horeindruck meistens scharfer und unmusikalischer beschrieben werden.

In der Tontechnik und Instrumentalmusik kann die unnaturliche Wiedergabe von Klangen je nach Anwendungsgebiet erwunscht oder unerwunscht sein.

Unerwunschte Verzerrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verzerrung kann ungewollt durch die ungunstige Form und Eigenschwingung eines akustischen Resonators oder Schalltrichters ( Megafon ) zustande kommen oder durch Nichtlinearitaten bei der elektronischen Abnahme, Verstarkung und Wiedergabe eines Klangs.

Gewollte Verzerrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Akustische Verzerrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Instrumentalverzerrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schon bei der instrumentalen Schallerzeugung konnen Verzerrungen im musikalischen Sinne gewollt sein. Bei Streichinstrumenten konnen solche Effekte durch inkorrekten Anstrich der Saiten hervorgerufen werden, so dass der Klang zwischen Normalklang und Flageolett liegt; bei Blasinstrumenten kennt man die Technik des Growling (gleichzeitiges In-das-Instrument-Singen, wahrend man es anblast). Der Effekt außert sich in Uberlagerungen des gesungenen und des gespielten Tones, die Interferenzen lassen den Klang des Instrumentes ?schmutzig“ erscheinen. Die Starke des Effekts lasst sich je nach Sing-Lautstarke und Intervallabstand zum gespielten Ton modulieren. Ein Musiker, der fur die Perfektionierung dieser Technik bekannt ist, ist der Jazzposaunist Albert Mangelsdorff .

Stimmverzerrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Verzerrung ( englisch distortion ) ist im Gesang eine Stimmtechnik, die insbesondere in Hard Rock und Metal eingesetzt wird. Um den verzerrt klingenden Distortion -Effekt zu erzeugen, wird der regularen Vibration der Stimmbander eine gleichzeitige bzw. zusatzliche Vibration der Taschenbander (auch falsche Stimmbander genannt) hinzugefugt. [2] [3] [4]

Elektronische Verzerrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die gewollt unnaturliche Wiedergabe eines Tons in der Musik mittels musikalischer Effektgerate oder Verstarker , wie beispielsweise die kunstlerische Verzerrung des Gitarrensignals im Gitarrenverstarker , kann unter anderem durch einen Verzerrer oder eine Ubersteuerung des Verstarkers bewerkstelligt werden.

Bei elektronischer Verzerrung werden auch spektrale Anteile erzeugt, die im Ursprungssignal nicht vorhanden waren. Dieses gilt insbesondere dann, wenn Akkorde uber einen Verzerrer dargeboten werden. Es konnen Differenztone entstehen (Tone, deren Tonhohe der Differenz zwischen den gespielten Tonen entspricht) oder Summentone (Tone, deren Tonhohe der Summe zwischen den gespielten Tonen entspricht), Differenz- und Summentone zwischen Grundton und Obertonen usw.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Thomas Gorne: Tontechnik. 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, Leipzig, 2006, ISBN 3-446-40198-9
  • Roland Enders: Das Homerecording Handbuch. 3. Auflage, Carstensen Verlag, Munchen, 2003, ISBN 3-910-09825-8

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Der Große Brockhaus in 12 Banden . 18. vollig neubearbeitete Auflage. Wiesbaden 1978. Band 12
  2. Distortion - sustained single notes. In: Complete Vocal Institute. Abgerufen am 17. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. Nicole Gill: How to sing with grit and distortion. In: iSing Magazine. 23. Juli 2019, abgerufen am 17. Oktober 2021 (britisches Englisch).
  4. Chris Johnson Vocal Coach: Distortion Diary - Learning To Scream: The Vendera Way. In: The Naked Vocalist. 31. Marz 2014, abgerufen am 17. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Verzerrung  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien