Die
Verwaltungsgliederung Gronlands
bezeichnet die in
Gronland
bestehenden vertikalen
administrativen
Strukturen.
Zu Beginn der Kolonialisierung gab es noch keine wirkliche Verwaltungsgliederung. Mit der Grundung der einzelnen Kolonien wurden aber erste Grenzen gezogen, wobei jede Kolonie in ihrem Distrikt Jagd und Handel betrieb.
Mit der
Instruksen
von 1782 wurde Gronland in zwei separate Landesteile unterteilt, die
Inspektorate
genannt wurden. Ihnen stand von 1782 bis 1925 je ein
Inspektor
vor. Das sudliche Inspektorat,
Sudgronland
, hatte den Hauptort
Godthab
und erstreckte sich von der Sudkuste bis zum
Nassuttooq
(Nordre Strømfjord). Das nordliche Inspektorat,
Nordgronland
, hatte den Hauptort
Godhavn
und zog sich vom Nassuttooq bis zur
Melville-Bucht
auf 75° N. Ursprunglich lag die Grenze etwas weiter sudlich zwischen
Sisimiut
und
Maniitsoq
, wurde aber bereits nach wenigen Jahren mit dem Aufhoren des Walfangs an die spatere Stelle verlegt. Jede Kolonie wurde zum Hauptort eines Kolonialdistrikts.
[1]
Ab etwa 1860 gab es in jedem Kolonialdistrikt ein
Forstanderskab
als Rat.
[2]
Mit dem Gesetz zu
Grønlands Styrelse
von 1908 wurde die Verwaltungsgliederung 1911 reformiert. Die Kolonialdistrikte wurden weiter unterteilt und jeder Udsted im Distrikt bzw. die Kolonie selbst wurde zum Hauptort einer Gemeinde. Jeder Gemeinde stand ein Gemeinderat vor, die bisherigen Forstanderskaber ersetzte. Zusatzlich erhielten beide Landesteile einen
Landesrat
, wobei die Mitglieder in Wahlkreisen (siehe dort) gewahlt wurden, die nicht den Gemeindegrenzen entsprachen. Mit dem weiterfuhrenden Gesetz zu Grønlands Styrelse von 1925 wurden auch die Kolonialdistrikte, die spater auch Sysler genannt wurden, mit einem Sysselrat versehen und die Inspektoren durch
Landsfogeder
ersetzt.
[4]
Karte von 1911 mit der Gliederung des westlichen Gronlands in
South Inspectorate
und
North Inspectorate
Das von Norwegen proklamierte
Eirik Raudes Land
im Norden und
Fridtjof Nansens Land
im Suden
Nord- und Ostgronland gehorten lange Zeit nicht zu Danemark, sondern waren
Niemandsland
. 1894 wurde die Missionsstation
Angmagssalik
gegrundet und damit erstmals der danische Anspruch auf Ostgronland untermauert. 1909 wurde die Missionsstation
Thule
gegrundet, um auch Anspruch auf Nordgronland erheben zu konnen. Da auch
Norwegen
Anspruch auf Ostgronland erhob, wurde 1925 die Kolonie
Scoresbysund
gegrundet und mit dem
Kolonialdistrikt Angmagssalik
und dem
Kolonialdistrikt Scoresbysund
zwei weitere Kolonialdistrikte geschaffen, die die gesamte Ostkuste bis Nordostgronland abdecken sollten. Erst 1937 wurde die Missionsstation Thule verstaatlicht.
[4]
Dennoch beanspruchte Norwegen 1931 die unbewohnten Gebiete sudlich von Angmagssalik (
Fridtjof Nansens Land
) und nordlich von Scoresbysund (
Eirik Raudes Land
). Die norwegischen Anspruche wurden vom
Standigen Internationalen Gerichtshof
am 5. April 1933 verworfen, und Norwegen beendete daraufhin seine Besetzung Ostgronlands.
[6]
Mit der Verwaltungsreform von 1950 bestand Gronland aus den drei Landesteilen
Kitaa
(Westgronland),
Avanersuaq
(Nordgronland) und
Tunu
(Ostgronland). Westgronland wurde anfangs in sechzehn Gemeinden unterteilt. Die Gemeinden entsprachen großtenteils den bisherigen Kolonialdistrikten, von denen es zuletzt elf gab. Ausnahmen waren, dass der Kolonialdistrikt Julianehab in die drei Gemeinden Qaqortoq, Narsaq und Nanortalik aufgespalten wurde. Ein großer Teil des 1942 aufgelosten Kolonialdistrikts Ritenbenk wurde als Gemeinde Vaigat neugegrundet, aber am 29. Marz 1963 gingen die Orte
Saqqaq
und
Qeqertaq
an die Gemeinde Ilulissat zuruck. Aus dem Kolonialdistrikt Frederikshab wurde die neue Gemeinde Ivittuut herausgelost. Der Kolonialdistrikt Egedesminde wurde ebenfalls aufgespalten und es entstanden die Gemeinden Aasiaat und Kangaatsiaq. Damit gab es ab 1950 sechzehn Gemeinden. 1963 wurden die Gemeinde Qaanaaq in Nordgronland sowie die beiden Gemeinden Ammassalik und Ittoqqortoormiit in Ostgronland im Zuge der Dekolonialisierung der jungeren Landesteile in das Gemeindensystem eingegliedert, sodass es fortan neunzehn Gemeinden gab. 1971 wechselte
Ilimanaq
von der Gemeinde Qasigiannguit in die Gemeinde Ilulissat. 1972 wurde die aufgegebene Gemeinde Vaigat in die Gemeinde Qeqertarsuaq eingegliedert, was zur bis 2008 bestehenden Zahl von achtzehn Gemeinden fuhrte.
[4]
Die Gemeindegliederung von 1950 bis 2008
Am 1. Januar 2009 wurden in einer Verwaltungsreform die bisherigen 18 Gemeinden in vier Kommunen zusammengelegt. Am 1. Januar 2018 wurde die
Qaasuitsup Kommunia
in die
Avannaata Kommunia
und die
Kommune Qeqertalik
aufgespalten, was zur heutigen Zahl von funf Kommunen fuhrt. Dazu kommen zwei
gemeindefreie Gebiete
.
Die Kommunen (danisch
kommune
, Pl.
kommuner
) sind weiter in nur statistisch und historisch bedeutende Distrikte (danisch
distrikt
, Pl.
distrikter
) untergliedert, die den bis zum 31. Dezember 2008 bestehenden 18 Gemeinden entsprechen.
Die Kommunen und Distrikte Gronlands seit 2018
Jede Siedlung in Gronland hat einen Status, der sich seit 1950 verandert hat. Folgende Status existieren vor und nach 1950:
[8]
- Kolonie
(danisch
koloni
): Die Kolonien waren die großten Orte Gronlands. Sie bildeten den Hauptort eines Koloniedistrikts. Ihnen stand jeweils ein Kolonialverwalter vor. Als 1950 die Koloniedistrikte zu Gemeinden wurden, erhielten die ehemaligen Kolonien das Stadtrecht.
- Loge
(danisch
loge
): Logen waren von der Mission und von Walfangern gegrundete Orte. Sie gingen nach kurzer Zeit in den Kolonien auf.
- Anlage
(danisch
anlæg
): Anlagen entsprachen den Udstedern mit der Ausnahme, dass ein Handelsassistent fur ihre Verwaltung zustandig war.
- Udsted
(etwa ubersetzbar als
Außenort
): Udsteder waren kleinere Handelsorte, mit deren Verwaltung ein Udstedsverwalter betraut war. Aus den Udstedern gingen spater meist Dorfer hervor.
- Wohnplatz
(danisch
boplads
): Wohnplatze waren die Orte mit dem niedrigsten Status. In ihnen gab es maximal eine Schulkapelle und es wurde kein Handel betrieben. Fur diesen musste die Bewohner in den nachsten Udsted. Die meisten Wohnplatze wurden Mitte des 20. Jahrhunderts im Zuge der Zentralisierungspolitik aufgegeben. Einige wenige haben Bestand und sind heute meist Dorfer.
- Stadt
(danisch
by
): Stadte sind die Hauptorte der Distrikte, also der Gemeinden von 1950 bis 2008. Diese hatten bis 2008 jeweils einen Gemeinderat. Seit 2009 gibt es nur noch in den Kommunehauptorten Kommunalrate.
- Dorf
(danisch
bygd
): Dorfer sind kleinere Siedlungen innerhalb der Distrikte. Der Begriff loste 1967 die Begriffe Udsted und Wohnplatz ab. In den Dorfern gibt es heute Dorfrate, teils fur mehrere kleine Dorfer gemeinsam.
- Schafersiedlung
(danisch
fareholdersted
): Schafersiedlungen sind Weiler, die meist in Sudgronland liegen und in denen Landwirtschaft betrieben wird. Trotz des Namens muss dort nicht zwingend Schafzucht betrieben werden.
- Station
(danisch
station
): Stationen u. A. sind sonstige Orte mit militarischem oder wissenschaftlichem Nutzen, die ublicherweise nicht von Privatpersonen bewohnt werden.
- ↑
Finn Gad:
Fra nordbotidens slutning til nutiden 1500?1950
. In: Niels Nielsen, Peter Skautrup,
Christian Vibe
(Hrsg.):
Grønland
(=
Trap Danmark. Femte Udgave
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Band
XIV
). G. E. C. Gads Forlag, 1970,
ISBN 87-12-88316-6
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- ↑
Axel Kjær Sørensen:
Forstanderskaberne i Grønland.
Den Store Danske
.
- ↑
Volkszahlung 1834.
ddd.salldata.dk
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- ↑
a
b
c
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Udsteder og bopladser i Grønland 1901?2000
. Atuagkat, 2009,
ISBN 978-87-90133-76-4
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26
f
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Jens Christian Madsen:
Udsteder og bopladser i Grønland 1901?2000
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ISBN 978-87-90133-76-4
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Tyge Lehmann:
Østgrønlandssagen.
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Einwohnerzahlen Kommunen und Distrikte 2022.
Grønlands Statistik
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Jens Christian Madsen:
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. Atuagkat, 2009,
ISBN 978-87-90133-76-4
,
S.
9
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