Vertrag von Paris (1973)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Unterzeichnung des Abkommens am 27. Januar 1973

Der Vertrag von Paris vom 27. Januar 1973, in offizieller Bezeichnung Abkommen uber die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam , [1] regelte den Ausstieg der USA aus dem Vietnamkrieg . Er wurde von Nordvietnam , den USA und Sudvietnam unterzeichnet. Als Unterhandler fungierten Le đ?c Th? und der US-amerikanische Sonderbotschafter und spatere Außenminister Henry Kissinger , denen dafur der Friedensnobelpreis verliehen wurde.

Folgen der Teilung Vietnams

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Folge der Genfer Indochinakonferenz und des daraus resultierenden Genfer Indochina-Abkommens vom 20./21. Juli 1954 wurde Vietnam durch eine Demarkationslinie in die Demokratische Republik Vietnam im Norden und die Republik Vietnam im Suden geteilt. [2] Dies fuhrte dazu, dass sich die beiden Teile in vollig unterschiedliche Richtungen entwickelten. Im Norden ubernahmen die Kommunisten unter der ? Partei der Werktatigen Vietnams “ die Herrschaft und fuhrten eine sozialistische Ordnung ein. [3] Im Suden war schon vor Abschluss des Abkommens der Politiker Ngo Dinh Diem an die Macht gekommen und wurde von den Vereinigten Staaten unterstutzt. Diems großtes Ziel war die Zerschlagung des kommunistischen Einflusses auf seine geschaffene Diktatur. [4] Beide Staaten hatten jedoch zunachst mit den Folgen des vorangegangenen achtjahrigen Krieges zwischen den Viet Minh und der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich zu kampfen. Im Norden vollzog sich mittels Hilfslieferungen aus dem Ausland und Unterstutzung durch die Einwohner ein nur sehr allmahlicher Aufwartstrend, der dennoch die Uberlegenheit des kommunistischen Nordens gegenuber dem Suden suggerieren sollte. Im Suden dagegen kam es zu schwerwiegenden Konflikten, weitreichender Armut und Arbeitslosigkeit der ansassigen Bauern. [5] Die Chancen fur eine Wiedervereinigung der beiden Landesteile schwanden bis zum Jahr 1960 beinahe ganzlich. Hatte der Norden noch auf allgemeine, freie Wahlen gedrangt, die bereits wahrend des Genfer Abkommens in Erwagung gezogen wurden, so lehnte der Suden des Landes diesen Plan ab, um einen recht wahrscheinlichen Wahlsieg des Prasidenten der Demokratischen Republik Vietnam, Ho Chi Minh , zu vermeiden. In der Folge kam es vermehrt zu Konflikten zwischen Norden und Suden. Strategische Ziele des Nordens waren der Ausbau des Kommunismus sowie die Befreiung des Sudens und die damit verbundene Wiedervereinigung. Ngo Dinh Diem dagegen plante einen ?Zug nach Norden“. Der Prasident wurde am 1. November 1963 ermordet, was zu einer noch prekareren Situation und damit einhergehenden, weitreichenden Staatsstreichen im Suden fuhrte. [6] Daruber hinaus brachte die Guerillaorganisation ?Nationale Front fur die Befreiung Sudvietnams“ (FNL) immer großere Landesteile unter ihre Kontrolle [7] und fuhrte einen bewaffneten Widerstand gegen die Regierung unter Ngo Dinh Diem und die USA als Unterstutzer des Sudens. In dieser Situation entschlossen sich die USA zu militarischen Interventionen innerhalb des Landes.

Interventionen der USA

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1964 nahmen amerikanische Kampftruppen erstmals Stellungen im Suden Vietnams ein und begannen mit der Bombardierung nordlicher Landesteile. Faktisch hatte die sudvietnamesische Regierung ihre Kriegsfuhrung den USA uberlassen. [8] In den folgenden neun Jahren hatte das Land insgesamt hohe Verluste zu verzeichnen; durch Kampfhandlungen und bis heute nachwirkende chemische Entlaubungsmittel kamen etwa 3,5 Millionen Menschen ums Leben. Auf dem Hohepunkt der Auseinandersetzungen 1968 waren auf der Seite Sudvietnams rund eine Million einheimische Soldaten und uber 500.000 US-Soldaten im Einsatz. [9] Dennoch zeichnete sich im Kriegsverlauf zunehmend ab, dass weder der von den sozialistischen Landern unterstutzte Norden noch der Suden unter US-Kriegsfuhrung den jeweiligen Gegner bezwingen konnte. Mit der Tet-Offensive wurden schließlich erstmals Verhandlungen beider Landesteile eingeleitet. Man war sich uber die sinnlose Vernichtung von Leben und Material bewusst geworden, auch wenn sich die Auseinandersetzungen auch in den folgenden funf Jahren noch deutlich abzeichneten. [10]

Inhalt des Vertrages

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der am 27. Januar 1973 von beiden Teilen Vietnams und den USA unterzeichnete Pariser Vertrag sah die Beendigung des US-amerikanischen Militareinsatzes in Vietnam vor. Es handelte sich um das ?Abkommen uber die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam“. [11] [12] Damit wurden jegliche Kriegshandlungen in Vietnam eingestellt, man erhoffte sich ohne weiteres Eingreifen der Vereinigten Staaten und anderer Lander den Weg zum Frieden, den Sudvietnam fortan im Sinne der nationalen Eintracht einlenken sollte. Am 29. Marz 1973 verließ schließlich der letzte US-Soldat Sudvietnam, kurz zuvor waren 591 amerikanische Kriegsgefangene entlassen worden. [13]

Die Bezeichnung Vertrag von Paris verweist auf den Ort der Verhandlungen und hier besonders das Konferenzzentrum des Außenministeriums , heute Funfsternehotel The Peninsula Paris .

Mit der Unterzeichnung des Abkommens in Paris wurde der Krieg, der international große Beachtung fand und sich vor allem als Konflikt des Kalten Krieges zwischen den USA und den sozialistischen Landern entwickelte, beigelegt. Die Konflikte innerhalb des Landes konnten mit dem Abkommen jedoch nicht gelost werden; allein bis Ende 1974 ließen uber 76.000 sudvietnamesische Soldaten ihr Leben im Krieg. [13] Dass der Ruckzug der USA aus Sudvietnam fur das Land erhebliche Negativfolgen mit sich brachte, zeigte sich nach kurzer Zeit. Neben der militarischen verschlechterte sich auch die wirtschaftliche Lage des Landes, da es nun auf Zahlungen der USA in Milliardenhohe verzichten musste. [13] Die Arbeitslosenquote stieg schnell und stark an; viele Menschen fluchteten aus ihrer Heimat. 1975 kam es trotz des Vertrages zur Fruhjahrsoffensive des Nordens gegen den Suden; in jenem Jahr fiel Saigon im Ho-Chi-Minh-Feldzug ( Ho Chi Minh Campaign ); Sudvietnam wurde von Nordvietnam komplett besetzt und kurz darauf annektiert.

  • Dale Anderson: The Tet Offensive. Turning Point of the Vietnam War , Lewes 2006.
  • Van Nguyen Duong: The Tragedy of Vietnam War. A South Vietnamese Officer’s Analysis , North Carolina 2008.
  • Marc Frey : Dekolonisierung in Sudostasien. Die Vereinigten Staaten und die Auflosung der Europaischen Kolonialreiche , Munchen 2006.
  • Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragodie in Asien und das Ende des Amerikanischen Traums , 8. Auflage, Munchen 2006.
  • Karl Markus Kreis: Großbritannien und Vietnam. Die britische Vermittlung auf der Genfer Indochinakonferenz 1954 , Hamburg 1973.
  • Stanley Ira Kutler (ed.): Encyclopedia of the Vietnam War: A Political, Social, and Military History . New York Charles Scribner’s Sons, 711 pp, ISBN 978-0-13-276932-7 , 2 Volumes (1995 + 1998, engl.)
  • Andreas Margara : Der Amerikanische Krieg ? Erinnerungskultur in Vietnam . Regiospectra, Berlin 2012, ISBN 978-3-940132-48-2 .
  • Andreas Margara : Geteiltes Land, geteiltes Leid. Geschichte der deutsch-vietnamesischen Beziehungen von 1945 bis zur Gegenwart , Berlin 2022, ISBN 978-3-947729-62-3 .
  • Rolf Steininger : Der Vietnamkrieg , Frankfurt am Main 2004.
  • Bernd Stover : Der Kalte Krieg , Munchen 2006.

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, Frankfurt am Main 2004, S. 108.
  2. Kreis, Karl Markus, Großbritannien und Vietnam Die britische Vermittlung auf der Genfer Indochinakonferenz 1954, Hamburg 1973, S. 213 ff.
  3. Marc Frey, Dekolonisierung in Sudostasien. Die Vereinigten Staaten und sie Auflosung der Europaischen Kolonialreiche, Munchen 2006, S. 206.
  4. Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragodie in Asien und das Ende des Amerikanischen Traums, 8. Auflage, Munchen 2006, S. 44 f.
  5. Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragodie in Asien und das Ende des Amerikanischen Traums, 8. Auflage, Munchen 2006, S. 41.
  6. Van Nguyen Duong, The Tragedy of Vietnam War. A South Vietnamese Officer’s Analysis, North Carolina 2008, S. 80 ff.
  7. Bernd Stover, Der Kalte Krieg, 8. Auflage, Munchen 2006, S. 67.
  8. Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2004, S. 27.
  9. Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2004, S. 29 f.
  10. Dale Anderson, The Tet Offensive. Turning Point of the Vietnam War, Lewes 2006, S. 76.
  11. Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, Frankfurt am Main 2004, S. 108.
  12. Hellmut Kapfenberger: Triumph der Diplomatie. In: junge welt. 27. Januar 2023, abgerufen am 28. Januar 2023 .
  13. a b c Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, Frankfurt am Main 2004, S. 57.