Unterzeichnung des Abkommens am 27. Januar 1973
Der
Vertrag von
Paris
vom 27. Januar 1973, in offizieller Bezeichnung
Abkommen uber die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam
,
[1]
regelte den Ausstieg der
USA
aus dem
Vietnamkrieg
. Er wurde von
Nordvietnam
, den USA und
Sudvietnam
unterzeichnet. Als
Unterhandler
fungierten
Le đ?c Th?
und der US-amerikanische Sonderbotschafter und spatere Außenminister
Henry Kissinger
, denen dafur der
Friedensnobelpreis
verliehen wurde.
Als Folge der
Genfer Indochinakonferenz
und des daraus resultierenden Genfer Indochina-Abkommens vom 20./21. Juli 1954 wurde
Vietnam
durch eine
Demarkationslinie
in die
Demokratische Republik Vietnam
im Norden und die
Republik Vietnam
im Suden geteilt.
[2]
Dies fuhrte dazu, dass sich die beiden Teile in vollig unterschiedliche Richtungen entwickelten. Im Norden ubernahmen die
Kommunisten
unter der ?
Partei der Werktatigen Vietnams
“ die Herrschaft und fuhrten eine sozialistische Ordnung ein.
[3]
Im Suden war schon vor Abschluss des Abkommens der Politiker
Ngo Dinh Diem
an die Macht gekommen und wurde von den Vereinigten Staaten unterstutzt. Diems großtes Ziel war die Zerschlagung des kommunistischen Einflusses auf seine geschaffene Diktatur.
[4]
Beide Staaten hatten jedoch zunachst mit den Folgen des vorangegangenen achtjahrigen Krieges zwischen den
Viet Minh
und der ehemaligen
Kolonialmacht
Frankreich
zu kampfen. Im Norden vollzog sich mittels Hilfslieferungen aus dem Ausland und Unterstutzung durch die Einwohner ein nur sehr allmahlicher Aufwartstrend, der dennoch die Uberlegenheit des kommunistischen Nordens gegenuber dem Suden suggerieren sollte. Im Suden dagegen kam es zu schwerwiegenden Konflikten, weitreichender Armut und Arbeitslosigkeit der ansassigen Bauern.
[5]
Die Chancen fur eine Wiedervereinigung der beiden Landesteile schwanden bis zum Jahr 1960 beinahe ganzlich. Hatte der Norden noch auf allgemeine, freie Wahlen gedrangt, die bereits wahrend des Genfer Abkommens in Erwagung gezogen wurden, so lehnte der Suden des Landes diesen Plan ab, um einen recht wahrscheinlichen Wahlsieg des Prasidenten der Demokratischen Republik Vietnam,
Ho Chi Minh
, zu vermeiden.
In der Folge kam es vermehrt zu Konflikten zwischen Norden und Suden. Strategische Ziele des Nordens waren der Ausbau des Kommunismus sowie die Befreiung des Sudens und die damit verbundene Wiedervereinigung.
Ngo Dinh Diem
dagegen plante einen ?Zug nach Norden“. Der Prasident wurde am 1. November 1963 ermordet, was zu einer noch prekareren Situation und damit einhergehenden, weitreichenden Staatsstreichen im Suden fuhrte.
[6]
Daruber hinaus brachte die Guerillaorganisation ?Nationale Front fur die Befreiung Sudvietnams“ (FNL) immer großere Landesteile unter ihre Kontrolle
[7]
und fuhrte einen bewaffneten Widerstand gegen die Regierung unter Ngo Dinh Diem und die USA als Unterstutzer des Sudens. In dieser Situation entschlossen sich die USA zu militarischen Interventionen innerhalb des Landes.
1964 nahmen amerikanische Kampftruppen erstmals Stellungen im Suden Vietnams ein und begannen mit der Bombardierung nordlicher Landesteile. Faktisch hatte die sudvietnamesische Regierung ihre Kriegsfuhrung den USA uberlassen.
[8]
In den folgenden neun Jahren hatte das Land insgesamt hohe Verluste zu verzeichnen; durch Kampfhandlungen und bis heute nachwirkende chemische Entlaubungsmittel kamen etwa 3,5 Millionen Menschen ums Leben. Auf dem Hohepunkt der Auseinandersetzungen 1968 waren auf der Seite Sudvietnams rund eine Million einheimische Soldaten und uber 500.000 US-Soldaten im Einsatz.
[9]
Dennoch zeichnete sich im Kriegsverlauf zunehmend ab, dass weder der von den sozialistischen Landern unterstutzte Norden noch der Suden unter US-Kriegsfuhrung den jeweiligen Gegner bezwingen konnte.
Mit der
Tet-Offensive
wurden schließlich erstmals Verhandlungen beider Landesteile eingeleitet. Man war sich uber die sinnlose Vernichtung von Leben und Material bewusst geworden, auch wenn sich die Auseinandersetzungen auch in den folgenden funf Jahren noch deutlich abzeichneten.
[10]
Der am 27. Januar 1973 von beiden Teilen Vietnams und den USA unterzeichnete Pariser Vertrag sah die Beendigung des US-amerikanischen Militareinsatzes in
Vietnam
vor. Es handelte sich um das ?Abkommen uber die Beendigung des Krieges und die Wiederherstellung des Friedens in Vietnam“.
[11]
[12]
Damit wurden jegliche Kriegshandlungen in Vietnam eingestellt, man erhoffte sich ohne weiteres Eingreifen der Vereinigten Staaten und anderer Lander den Weg zum Frieden, den Sudvietnam fortan im Sinne der nationalen Eintracht einlenken sollte.
Am 29. Marz 1973 verließ schließlich der letzte US-Soldat Sudvietnam, kurz zuvor waren 591 amerikanische Kriegsgefangene entlassen worden.
[13]
Die Bezeichnung
Vertrag von Paris
verweist auf den Ort der Verhandlungen und hier besonders das Konferenzzentrum des
Außenministeriums
, heute Funfsternehotel
The Peninsula Paris
.
Mit der Unterzeichnung des Abkommens in Paris wurde der Krieg, der international große Beachtung fand und sich vor allem als Konflikt des Kalten Krieges zwischen den USA und den sozialistischen Landern entwickelte, beigelegt. Die Konflikte innerhalb des Landes konnten mit dem Abkommen jedoch nicht gelost werden; allein bis Ende 1974 ließen uber 76.000 sudvietnamesische Soldaten ihr Leben im Krieg.
[13]
Dass der Ruckzug der USA aus Sudvietnam fur das Land erhebliche Negativfolgen mit sich brachte, zeigte sich nach kurzer Zeit. Neben der militarischen verschlechterte sich auch die wirtschaftliche Lage des Landes, da es nun auf Zahlungen der USA in Milliardenhohe verzichten musste.
[13]
Die Arbeitslosenquote stieg schnell und stark an; viele Menschen fluchteten aus ihrer Heimat. 1975 kam es trotz des Vertrages zur
Fruhjahrsoffensive
des Nordens gegen den Suden; in jenem Jahr fiel Saigon im Ho-Chi-Minh-Feldzug (
Ho Chi Minh Campaign
); Sudvietnam wurde
von Nordvietnam komplett besetzt
und kurz darauf annektiert.
- Dale Anderson:
The Tet Offensive. Turning Point of the Vietnam War
, Lewes 2006.
- Van Nguyen Duong:
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, North Carolina 2008.
- Marc Frey
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, Munchen 2006.
- Marc Frey:
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- Stanley Ira Kutler (ed.):
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. New York Charles Scribner’s Sons, 711 pp,
ISBN 978-0-13-276932-7
, 2 Volumes (1995 + 1998, engl.)
- Andreas Margara
:
Der Amerikanische Krieg ? Erinnerungskultur in Vietnam
. Regiospectra, Berlin 2012,
ISBN 978-3-940132-48-2
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- Andreas Margara
:
Geteiltes Land, geteiltes Leid. Geschichte der deutsch-vietnamesischen Beziehungen von 1945 bis zur Gegenwart
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.
- Rolf Steininger
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, Frankfurt am Main 2004.
- Bernd Stover
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, Munchen 2006.
- ↑
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- ↑
Kreis, Karl Markus, Großbritannien und Vietnam Die britische Vermittlung auf der Genfer Indochinakonferenz 1954, Hamburg 1973, S. 213 ff.
- ↑
Marc Frey, Dekolonisierung in Sudostasien. Die Vereinigten Staaten und sie Auflosung der Europaischen Kolonialreiche, Munchen 2006, S. 206.
- ↑
Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragodie in Asien und das Ende des Amerikanischen Traums, 8. Auflage, Munchen 2006, S. 44 f.
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Marc Frey, Geschichte des Vietnamkriegs. Die Tragodie in Asien und das Ende des Amerikanischen Traums, 8. Auflage, Munchen 2006, S. 41.
- ↑
Van Nguyen Duong, The Tragedy of Vietnam War. A South Vietnamese Officer’s Analysis, North Carolina 2008, S. 80 ff.
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Bernd Stover, Der Kalte Krieg, 8. Auflage, Munchen 2006, S. 67.
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Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2004, S. 27.
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Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, 4. Auflage, Frankfurt am Main 2004, S. 29 f.
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Dale Anderson, The Tet Offensive. Turning Point of the Vietnam War, Lewes 2006, S. 76.
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Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, Frankfurt am Main 2004, S. 108.
- ↑
Hellmut Kapfenberger:
Triumph der Diplomatie.
In:
junge welt.
27. Januar 2023,
abgerufen am 28. Januar 2023
.
- ↑
a
b
c
Rolf Steininger, Der Vietnamkrieg, Frankfurt am Main 2004, S. 57.