Dieser Artikel befasst sich mit der Versalzung von Boden. Versalzungen an Gebauden werden unter
Ausbluhung
behandelt.
Versalzung des Bodens am
Aralsee
Versalzung
bezeichnet in der
Bodenkunde
eine uberhohte Anreicherung von wasserloslichen Salzen.
[1]
[2]
Untersucht werden die Prozesse, durch die sich
Salze
in der oberen
Bodenhorizonten
anreichern, die Auspragungen und die Ursachen.
[3]
Zur Versalzung kommt es, wenn der Boden eine negative
Wasserbilanz
aufweist, also die
Verdunstung
in sechs bis neun Monaten eines Jahres großer ist als die
Niederschlage
.
[3]
Zusatzlich zur naturlichen Entwicklung eines Bodens kann die Versalzung
durch menschliches Tun
erheblich beschleunigt werden.
Streng genommen muss unterschieden werden zwischen Versalzung, der Anreicherung von leicht loslichen Salzen, und
Alkalisierung
, der Anreicherung von
Natriumhydrogenkarbonat
und
Natriumkarbonat
bei gleichzeitig ansteigendem
pH-Wert
.
[3]
Ein Sonderfall der Versalzung ist die Sodifizierung, bei der sich primar
Natriumchlorid
(Kochsalz) in der Oberflache anreichert.
[1]
Des Weiteren ist die Herkunft der beteiligten Salze wichtig. Sie konnen aus der
Erdatmosphare
stammen (atmogene Salze).
[1]
[3]
Solche Falle bezeichnet der Begriff ?Tagwasserversalzung“.
[3]
Auch konnen die Salze durch aufsteigendes
Grundwasser
in die oberen Bodenhorizonte transportiert werden.
[3]
Hier spricht man von ?Grundwasserversalzung“, die unter anderem in Kustenregionen der humiden Zonen auftreten kann, beispielsweise durch ubermaßige Entnahme von Grundwasser, durch die Salzwasser in den Grundwasserkorper eindringen kann (
Salzwasserintrusion
).
[4]
Verwitternde Mineralien konnen Salze an die Umgebung abgeben und fossile Salze (Meeressediment) konnen als Quelle vorkommen.
[3]
Neben diesen naturlichen Quellen konnen auch kunstliche
Bewasserung
und
Dunger
in Frage kommen.
[3]
Neben der Bodenversalzung gibt es auch die Versalzung von Gewassern, entweder durch Anreicherung von Salzen in
Endseen
oder durch einen naturlichen oder durch menschlichen Einfluss erzeugten Eintrag von Salzen in Gewasser. Das Fehlen von Versalzung, beispielsweise im
Okavangodelta
stellt in dieser Hinsicht eine Besonderheit dar.
Kleinflachige Salzkruste im
Brenner Moor
Wasser
im Boden lost dort vorhandene Salze und steigt durch Kapillarwirkung nach oben, wenn durch Sonneneinstrahlung und Wind das dort vorhandene Wasser verdunstet. Wenn das Wasser an der Oberflache nicht ablauft, dann reichern sich die Salze an und verbleiben im obersten Bodenhorizont. Bei kunstlicher Bewasserung kann sich der Effekt verstarken, da mehr Wasser zum Transport der Salze zur Verfugung steht. Zusatzliche Salzlast durch die Verwendung von Grundwasser verstarkt den Effekt weiter. Auf der Oberflache bildet sich eine Salzkruste.
[1]
Versalzte Felder im kalifornischen Central Valley
Versalzung betrifft 20 % der landwirtschaftlichen Nutzflachen und 50 % aller bewasserten Flachen und ist das zweitgroßte
Bodenschutzproblem
.
[3]
In
Syrien
sind schon 30 bis 35 Prozent der Anbauflachen durch Versalzung verloren gegangen. In
Agypten
sind es 30 bis 40 Prozent, in
Pakistan
knapp 40 Prozent, im
Irak
50 Prozent und in den
Vereinigten Staaten
20 bis 25 Prozent. Teilweise geht dies noch auf die Bewasserungstechnik der
Sumerer
in
Mesopotamien
zuruck. Nur durch
Tropfchenbewasserung
und
Drainagesysteme
kann dem entgegengewirkt werden. Als nur mittelfristige Gegenmaßnahme sind in der Geschichte vieler Anbaugebiete auch Wechsel der angebauten Pflanzenarten nachweisbar, zum Beispiel vom
Weizen
zur salzresistenteren
Gerste
.
Auch im
Reisanbau
kommt es zur Versalzung. In der
Trockenzeit
werden die Reisfelder weiter bewassert, so dass der Salzgehalt des stehenden Wassers, in dem der Reis wachst, durch die starke Verdunstung ansteigt.
In Uferbereichen von zuruckgegangenen Gewassern wie etwa dem
Aralsee
oder dem
Toten Meer
kann es zu massiven Salzverkrustungen kommen. Es gibt Pflanzen (
Halophyten
), die an salzhaltige Boden angepasst sind, jedoch nicht fur die Landwirtschaft genutzt werden konnen.
Waschen versalzter Boden im Kibbutz Beit Haarava, um die Boden wieder urbar zu machen.
Die beste Methode, versalzte Flachen wieder in Gebrauch zu nehmen, ist das großflachige Bewassern und Ableiten des Wassers uber
Drainagen
, bevor die Sonne die Losung eingetrocknet hat. Dieses ?Spulen“ muss meist mehrfach vorgenommen werden.
Der Versalzung kann auch durch die Einarbeitung von speziellen Substrat-Mischungen entgegengewirkt werden. Das Funktionsprinzip dieser Technik liegt darin,
Superabsorber
so einzubringen, dass es nicht zu einer
Gelbildung
kommt, die den Wurzeln das Wasser verweigert. Außerdem soll damit verhindert werden, dass Regenwasser einfach weggespult wird. Wasser soll mit den Absorbern den Wurzeln weitestgehend und unmittelbar zuganglich gemacht werden. Dadurch kann die Bewasserungsmenge und -haufigkeit sehr reduziert werden und so das Versalzungsrisiko gemindert werden. Die Substrate konnen auch mit organisch-
dungenden Eigenschaften
kombiniert sein.
Die hohe Salzkonzentration der Boden stort die
osmotischen
Prozesse, mit denen Pflanzen Wasser und Nahrstoffe aufnehmen.
[3]
Gleichzeitig reichern sich
Natrium
-,
Chlorid
- und
Borat
-Ionen in den Pflanzen an, denen gleichzeitig
Kalium
und
Kalzium
fehlen.
[3]
Die mit der Versalzung einhergehende
Bodenverdichtung
erschwert das Wachstum der Wurzeln.
[3]
Mit diesen Effekten geht eine Verschlechterung des Stoffwechsels der Bodenorganismen einher.
[1]
Verschiedene Ackerpflanzen sind in unterschiedlichem Ausmaß von einer Versalzung betroffen. Gerste gilt als das salzresistenteste Getreide, und auch
Zuckerruben
sind relativ resistent.
Ananas
,
Aprikose
,
Zitrusfruchte
,
Apfel
,
Erdbeere
und
Erdnuss
gelten als besonders salzempfindlich.
[3]
Im internationalen Bodenklassifikationssystem
World Reference Base
for Soil Resources
[5]
(WRB) heißen die Boden mit hohen Gehalten an leichtloslichen Salzen
Solonchak
(von russ. sol = Salz und chak = salziges Gebiet). Die Salzanreicherung kann auf naturlichem Wege geschehen oder durch Versalzung aufgrund von Bewasserung
[6]
. Weltweit nehmen die Solonchaks etwa 260 Mio. ha ein. Sie zeigen nur wenig biologische Aktivitat.
[3]
Haufige naturlich vorkommende Boden
[6]
sind:
Wenn in Calcisols und Gypsisols Versalzung stattfindet, werden sie zunachst zu Salic Calcisols und Salic Gypsisols. Bei starker Anreicherung wandeln sie sich zu Calcic Solonchaks und Gypsic Solonchaks (anthropogene Solonchaks). Die Solonetz werden im Falle der Salzanreicherung zu Salic Solonetz und bei starker Anreicherung zu Hypersalic Solonetz
[5]
.
Muster von Boden der Trockengebiete im
World Soil Museum
(WSM) im niederlandischen
Wageningen
.
-
Muster von Solonchak aus der Region
Turpan
in China
-
Muster von Solonetz
-
Muster von Calcisol
-
Muster von Gipsisol
- Scheffer/Schachtschabel (2010)
Lehrbuch der Bodenkunde
, 16. Auflage, Springer Verlag; Kapitel 8.4.3 bis 8.4.6.
- ↑
a
b
c
d
e
Factsheet 4
(
Memento
des
Originals
vom 1. Februar 2016 im
Internet Archive
)
Info:
Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß
Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/agrilife.jrc.ec.europa.eu
zu
Nachhaltige Landwirtschaft und Bodenschutz - Verschlechterung der Bodenqualitat
, Europaische Gemeinschaften, Mai 2009
- ↑
Versalzung.
In:
Fachgebardenlexikon Gartnerei und Landschaftsbau.
Universitat Hamburg,
abgerufen am 7. November 2021
.
- ↑
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
Thomas Caspari:
Boden der wechseltrockenen Tropen Versalzung.
(PDF) In:
Instituts fur Bodenkunde und Waldernahrung.
Albert-Ludwigs-Universitat Freiburg, 29. November 2007, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
27. Februar 2014
;
abgerufen am 7. November 2021
(Skript zum Vertiefungsblock).
- ↑
Bodenversalzung.
In:
Professur fur Grundwasser und Hydromechanik.
Eidgenossische Technische Hochschule Zurich, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
13. Marz 2014
;
abgerufen am 7. November 2021
.
- ↑
a
b
IUSS Working Group WRB:
World Reference Base for Soil Resources, 4th edition.
IUSS, Vienna, 2022
;
abgerufen im 1. Januar 1
(englisch).
- ↑
a
b
W. Zech, P. Schad, G. Hintermaier-Erhard:
Soils of the World
. Springer, 2022,
ISBN 978-3-540-30460-9
(englisch).