Venda
, offiziell
afrikaans
Republiek van Venda
,
englisch
Republic of Venda
bzw.
Tshivenda
Riphabuliki ya Venda
‚Republik Venda‘
, war ein
Homeland
in
Sudafrika
. Es wurde fur die
Ethnie
der
Venda
eingerichtet. Von 1979 bis 1994 war Venda formal unabhangig. Die
Hauptstadt
war
Makwarela
[1]
, heute zu
Thohoyandou
(deutsch: ?Kopf des Elefanten“; der Elefant ist das
Totemtier
des Clans der Prasidenten bis 1990) gehorend.
Venda war eine
Enklave
innerhalb der damaligen Provinz
Transvaal
. Es bestand aus zwei Gebieten, die im Nordosten Sudafrikas im
Lowveld
lagen. Das weitaus großere Gebiet lag in der Nahe des Dreilanderecks zu
Simbabwe
und
Mosambik
. Es grenzte aber nicht an diese Lander, sondern an Sudafrika bzw. das Homeland
Gazankulu
im Suden und an zwei Gebiete des Homelands
Lebowa
im Sudwesten. Das kleinere Gebiet Vendas lag westlich davon, sudlich der
Soutpansberge
. Zwischen den beiden Gebieten liegt die Stadt
Louis Trichardt
. Die Gesamtflache Vendas betrug 6875 km².
Von 520.000 Venda lebten 1989 340.000 im Homeland. Nach anderen Angaben lebten dort 718.207 Menschen (Stand 1990).
[2]
Ende 1962 ließ die sudafrikanische Regierung offentlich verlautbaren, dass in Regie des
Department of Bantu Administration and Development
sechs
Territorial Authorities
‚Territorialbehorden‘
fur Regionen der
Bantubevolkerung
etabliert worden waren. Fur das Gebiet des spateren Homelands Venda war das die
Thoho Ya Ndou Territorial Authority
mit vier regionalen Administrativeinheiten (
Regional Authority
).
[3]
Am 1. Juni 1971 wurde das Gebiet ?Venda“ auf der Grundlage des
Promotion of Bantu Self-Government Act
(Act No 46 / 1959) und des
Bantu Homelands Constitution Act
(Act No. 21 / 1971) auf seinen kunftigen Selbstverwaltungsstatus vorbereitet.
Mit Wirkung vom 1. Februar 1973 wurde Venda in den Status der Selbstverwaltung ubergeleitet. Die erste Stufe zur Bildung der formalen Eigenstaatlichkeit von Venda bestimmte die
Proclamation R12
vom 26. Januar 1973 im damaligen
Gesetzblatt
von Sudafrika. Demnach wurde der Sitz der Selbstverwaltungsorgane auf den Ort
Sibasa
und als offizielle Sprache
Venda
festgelegt. Die Gesetzgebende Versammlung (
Legislative Assembly
) des selbstverwalteten Gebietes hatte 60 Mitglieder, bestehend aus 25
Chiefs
, 2 Headmen von Community-Behorden, 15 von den Chiefs bestimmten Mitgliedern sowie 18 gewahlten Personen. Die Versammlung wahlte zu ihrem Vorsitzenden einen
Chief Minister
aus dem Kreis der Chiefs. Dieser ernannte sein Kabinett, bestehend aus funf Mitgliedern, von denen drei aus dem Kreis der Chiefs sein mussten. Die erste Wahl fand im August 1973 statt, aus der Chief
Patrick Mphephu
(
National Party of Venda
(NPV)) als
Chief Minister
hervorging, zuvor der Leiter (
Chief Councillor
) einer Territorialverwaltung und der den Ehrentitel
Khosikhulu
(deutsch: ?Oberhauptling“) trug. Bei den Wahlen gewann die oppositionelle
Venda Independence Party
(VIP) 13 der 18 moglichen Sitze. Baldwin Mudau, ein Soziologe aus Johannesburg, hatte sie aufgebaut. Als Oppositionsfuhrer in der Gesetzgebenden Versammlung wirkte jedoch Chief
Frank Ramovha
.
[4]
[5]
[6]
Am 13. September 1979 wurde vom Sudafrikanischen Parlament der
Status of Venda Act
(Act No. 107 / 1979) beschlossen. Mit diesem Gesetz wurden die rechtlichen Vorbereitungen fur eine kunftige Gesetzgebende Versammlung (
Legislative Assembly
) geschaffen, die in der Folge fur Venda Gesetze und eine Verfassung beschließen soll. Dieses Gesetz definierte auch, wie die Staatsburgerschaft von Venda zu erlangen ist und sah die Bildung einer gemeinsamen Regierungskommission zwischen Sudafrika und Venda vor, die die finalen Erklarungen und Regelungen zur Erlangung der staatlichen Unabhangigkeit des Homelands vollziehen sollte.
Durch den
Republic of Venda Constitution Act
(Act No. 9 / 1979) vom 13. September 1979 etablierte die sudafrikanische Regierung die Verfassungsgrundlagen fur Venda mit den erforderlichen Strukturen. In diesem Zuge entstand das Parlament von Venda,
Nationalversammlung
(
National Assembly
) genannt, das den Prasidenten zu wahlen hatte. Dieser konnte bis neun Regierungsmitglieder ernennen. Der gesetzgebenden Versammlung Vendas gehorten 42 gewahlte und drei vom Staatschef ernannte Vertreter mit ?besonderen Kenntnissen und Erfahrungen“ sowie 42 Stammesfuhrer (25 Chiefs und 17 Headmen) an.
Neun Ministerien bildeten den Exekutivrat (
Executive Council
). Gemaß der Verfassung waren das die Ressorts Auswartige Angelegenheiten, Inneres, Justiz, Wirtschaft, Stadtentwicklung und Landbesitz, Bildung, Gesundheit und Soziales, Landwirtschaft und Forst, Transport sowie Arbeit und Kommunikation. Es konnten weitere offentliche Korperschaften gebildet werden, dies waren ein Buro fur Nationale Sicherheit und die Nationalen Streitkrafte (
National Force
) mit dem Prasidenten als formal obersten Kommandeur.
Die Justiz wurde aus einem Obersten Richter (
Chief Justice
) mit einer unbestimmten Zahl weiterer Richter am Obersten Gericht (
Supreme Court
) gebildet; alle durch den Prasidenten Vendas zu ernennen. Der Richter G.P. van Rhyn von der
Northern Cape
-Abteilung des sudafrikanischen Supreme Court ubernahm die Funktion des
Chief Justice of Venda
. Berufungsverfahren gegen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes von Venda mussten beim sudafrikanischen Obersten Gericht eingereicht werden. Die
Proclamation R93
, veroffentlicht in der
Government Gazette
Nr. 2793 vom 18. Mai 1979, bestimmte und regelte die Errichtung einer weiteren Gerichtsebene, das
High Court
, mit Wirkung vom 1. Juli 1979.
[7]
[8]
1982 wurde in Thoyonandou die
University of Venda
, kurz
Univen,
gegrundet. Die NPV war von 1986 bis 1990 die einzige zugelassene Partei. Mphephu starb am 17. April 1988 und wurde durch
Frank Nndwakhulu Ravhele
ersetzt, der ebenfalls der NPV angehorte und bis zum 5. April 1990 regierte. Damals wurde die Regierung durch einen Volksaufstand vorubergehend abgesetzt und die NPV verboten. Ravheles Nachfolger wurde der Militar Gabriel Ramushwana, der bis zum 25. Januar 1994 amtierte und dann durch den Militar Tshamano Gerso Ramabulana abgelost wurde.
[2]
Am 27. April 1994 wurde das Homeland wieder nach Sudafrika eingegliedert und ist seither Teil der Provinz
Limpopo
. Heute gehort Venda zum Distrikt
Vhembe
.
Neben den Venda gab es in dem Homeland Minderheiten von
Shangaan
und im Suden wenige
Nord-Sotho
.
Das Gebiet rund um Thohoyandou ist Anbaugebiet subtropischer Fruchte wie Bananen sowie von Tabak, Mais, Kaffee und Tee. Im westlichen Gebietsteil wurde hochwertige Kohle abgebaut.
[9]
Das
Bruttoinlandsprodukt
betrug 1989 688,2 Millionen
Rand
.
[2]
Venda gab zahlreiche Briefmarken heraus.
[10]
- Ulrich van der Heyden
:
The Fighting Tradition of the Venda People.
In:
Sechaba. Official Organ of the ANC.
Nr. 1, London 1986, S. 8?12.
- Ulrich van der Heyden:
Der sozialokonomische Entwicklungsstand und die Stammesorganisation der Venda in Transvaal (Sudafrika) am Vorabend ihrer kolonialen Unterjochung.
In:
Jahrbuch des Museums fur Volkerkunde zu Leipzig.
Bd. XXXVIII, Berlin 1989, S. 248?268.
- ↑
Muriel Horrell:
The African Homelands of South Africa
.
SAIRR
, Johannesburg 1973, S. 154
- ↑
a
b
c
Informationen zu Venda
(englisch), abgerufen am 17. Marz 2010
- ↑
SAIRR:
A Survey of Race Relations in South Africa 1963
. Johannesburg 1964, S. 107, 109.
- ↑
SAIRR
:
A Survey of Race Relations in South Africa 1971
. Johannesburg 1972. S. 24?25.
- ↑
SAIRR:
A Survey of Race Relations in South Africa 1973
. Johannesburg 1974. S. 161?162.
- ↑
Der Fischer-Weltalmanach 1988
. Fischer, Frankfurt 1987,
ISBN 3-596-19088-6
, Eintrag zu Venda
- ↑
SAIRR:
Survey of Race Relations in South Africa 1979
. Johannesburg 1980. S. 328?329, 332?333
- ↑
Der Fischer-Weltalmanach 1988
. Fischer, Frankfurt 1987,
ISBN 3-596-19088-6
, Eintrag zu Venda
- ↑
Marianne Fries:
Sudafrika. Reisefuhrer mit Landeskunde
(=
Mai’s Weltfuhrer
Nr. 43). 7. Auflage, Mai Verlag, Buchschlag bei Frankfurt (Main) 1991,
ISBN 3-87936-203-3
, S. 410.
- ↑
? Homeland Venda Philatelie-Lexikon
, abgerufen am 17. Marz 2010