Varste (Kirchhundem)

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Varste
Gemeinde Kirchhundem
Koordinaten : 51° 3′  N , 8° 3′  O Koordinaten: 51° 2′ 32″  N , 8° 3′ 7″  O
Hohe : 445 m
Einwohner : 143  (31. Dez. 2021) [1]
Postleitzahl : 57399
Vorwahl : 02764
Varste (Nordrhein-Westfalen)
Varste (Nordrhein-Westfalen)

Lage von Varste in Nordrhein-Westfalen

Varste ist ein Dorf mit rund 140 Einwohnern in der Gemeinde Kirchhundem im Kreis Olpe ( Nordrhein-Westfalen ).

Geografische Lage

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Varste liegt im Suderbergland des Rheinischen Schiefergebirges. Darin gehort es zum sogenannten Bilsteiner Bergland im Gebiet des Olper Landes. [2] Die Ortslage gehort zu den Westauslaufern des Rothaargebirges und zum Naturpark Sauerland-Rothaargebirge . Das Dorf liegt am Westhang der Kophelle im Tal des Silberbaches, der von Silberg kommend bei Heidschott in die Olpe mundet. Im Sudosten von Varste erhebt die 575 m hohe Kophelle, im Westen das 642 m hohe Wolfshorn und der 517 m hohe Kuhlenberg, im Nordwesten der 569 m hohe Rimmert und im Nordnordosten die 545 m hohe Hohe. [3]

Geologisch ist das Gebirge um Varste aufgrund des Erzreichtums bedeutsam. Das im Westen von Varste gelegene Bergwerk Kuhlenbergerzug erschloss die nordlichsten Spateisensteingange des Siegerlander Eisensteinbezirks. Von 1831 bis 1913 wurden hier 168.374 t Eisenerz gefordert. Im 18. Jahrhundert und fruher bis etwa 1840 erfolgte auch der Abbau des in den oberen Teufen reichhaltiger abgelagerten Bleiglanzes und Kupferkieses. [4]

Nordlich von Varste lag das Bergwerk Alwine, wo Blei- und Zinkerz gefordert wurde. Kontinuierlicher Erzabbau fand dort in der Mitte des 19. Jhdts. und zuletzt von 1891 bis 1897 statt. 1901 wurde der Betrieb endgultig eingestellt. [5]

Es wird fur denkbar gehalten, dass sich der Bergbau hier vom Siegerland (Bergbauwustung Altenberg bei Musen) im hohen Mittelalter bereits in das Gebiet von Silberg und Varste ausgedehnt hat. [6]

Nachbarorte von Varste sind Wirme im Osten, Brachthausen im Sudosten, Silberg im Sudsudwesten, Welschen Ennest im Westen, Benolpe im Nordwesten, Heidschott im Norden und Hofolpe im Nordosten. Die Wohnplatze Kuhlenberg , Breitenbruch und Mark liegen im Westen und Norden des Dorfes. [7]

Die Ersterwahnung von Varste stammt von 1395 und findet sich in einer Urkunde, mit der Johann Pepersack, seine Frau Lyse sowie seine Bruder Hermann und Wilhelm an Heinrich von Heggen und Wilhelm Vogt von Elspe ein Viertel der Grafschaft Hundem verkaufen. Genannt wird dort ein Hannes to dem Varste. [8] Der Ortsname wird heute gedeutet als: Stelle beim Forst. [9] Die Stellenbezeichnungen ?uff dere Burgh“ und ?under der Borch“, die in Schatzungsregistern des 16. Jahrhunderts als Solstattenname vorkommen, deuten auf einen heute vergessenen Adelssitz im Ort hin. [10]

Bedingt durch die jahrhundertelange Zugehorigkeit zum kurkolnischen Herzogtum Westfalen ist die Religionszugehorigkeit der Einwohner des Dorfes auch heute noch uberwiegend katholisch. Insbesondere durch die Ereignisse von Flucht und Vertreibung aus den fruheren Ostgebieten des Deutschen Reiches nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen auch evangelische Christen ihren Wohnsitz im Ort. Heute leben hier 120 katholische und 26 evangelisch-lutherische Christen; fur 21 Einwohner macht die Bevolkerungsstatistik keine Angaben zur Religionszugehorigkeit. [11]

Varste gehorte bis zur Errichtung der katholischen Pfarrei Kohlhagen 1655 zur Pfarrei Kirchhundem. 1924 wurde die heute noch bestehende Kirchengemeinde Silberg/Varste von Kohlhagen abgetrennt. [12] Diese gehort heute zum Pastoralen Raum Kirchhundem im Dekanat Olpe.

Eingemeindungen

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Varste war von 1445 bis 1802/03 eine Ortschaft im Amt Bilstein im kurkolnischen Herzogtum Westfalen und bis 1812 im Großherzogtum Hessen-Darmstadt . 1812 wurde das bisherige Amt Bilstein in das großherzoglich-hessische Justizamt Bilstein mit einem Justizamtmann an der Spitze umgewandelt und Schultheißenbezirke gebildet. Mit Schultheiß Peter Joseph Bock wurde Varste zum Sitz eines Schultheißenbezirks, zu dem die Orte Varste mit der Schmelzhutte, Silberg mit der Muhle, Emlinghausen und die Hofe Breitenbruch und Mark gehorten. Nach Ubergang des ehemaligen Herzogtums Westfalen in preußischen Besitz 1816 wurde die Schultheißenverwaltung zunachst aufrechterhalten. 1826 kam es dann zu einer Kommunalreform, bei der Burgermeistereien eingerichtet wurden. Mit dem Kirchspiel Kohlhagen kam Varste damals zur Burgermeisterei Heinsberg und bereits 1829 durch eine erneute Umorganisation zur Burgermeisterei Kirchhundem. 1843/44 wurden die Burgermeistereien in Amter mit einem Amtmann an der Spitze umgewandelt. Zum damals gebildeten Amt Kirchhundem gehorten sechs politische Gemeinden mit einem Gemeindevorsteher, deren Sprengel sich an den Kirchspielsgrenzen ausrichteten. Varste gehorte von 1843/44 zur politischen Gemeinde Kohlhagen, die zum 1. Juli 1969 im Zuge der kommunalen Neugliederung aufgeloste wurde. Seitdem gehort das Dorf zur heutigen Gemeinde Kirchhundem. [13]

Einwohnerentwicklung

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Fruhe Anhaltspunkte uber die Große bzw. Einwohnerzahl des Ortes ergeben sich aus einem Schatzungsregister (diente der Erhebung von Steuern) fur das Jahr 1543. Demnach gab es in ?Varste“ 16 Schatzungspflichtige (die hochsten Abgaben entfielen auf Joist vf dem Breidenbroich, Hanß Euerts Sohn vf dem Hamer und Euerts Hanß) [14] ; diese Zahl konnte mit den damals vorhandenen Hofen bzw. Hausern ubereingestimmt haben. Rechnet man pro Haus mit 8?10 Bewohnern, so durfte Varste damals ca. 130 ? 160 Einwohner gehabt haben.

Bei 18 Wohnhausern zahlte Varst im Jahr 1838 200 Einwohner. [15] Diese verhaltnismaßig hohe Zahl konnte zuruckzufuhren sein auf den damals aufbluhenden Bergbau, der auswartige Arbeitskrafte anzog. 1930 hatte das Dorf 250 Einwohner. [16] Zur Zeit der kommunalen Neugliederung hatte Varste 247 Einwohner, eine Zahl, die bis 1974 stabil blieb, dann aber rucklaufig war: 1978 = 231, 1985 = 239, 1990 = 225. [17] Heute leben in Varste noch 166 Einwohner. [18]

Varste schaut auf eine lange Bergbautradition zuruck. Bereits vor dem 17. Jahrhundert wurden Erze aus den umliegenden Bergen gewonnen. Die großten Gruben in der Gegend waren Alwine und Kuhlenberg(erzug), sowie Glanzenberg und Goldberg (I und II) bei Silberg .

Kultur und Sehenswurdigkeiten

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In Varste gibt es eine dem hl. Jakobus geweihte katholische Kapelle mit einem spatbarocken Altar. Die Erbauungszeit der Kapelle ist unklar. Sicher ist, dass bereits 1613 eine Kapelle im Ort vorhanden war, in der 1647 durch den Paderborner Weihbischof Bernhard Frick ein Altar geweiht worden ist. 1696 ließ der Kohlhagener Pfarrer Paulus Leymann die baufallige Kapelle ?vollig und ganz untermauern“. Eine neue Glocke wurde 1711 beschafft, die vom Glockengießer Tilman Schmit aus Aslar stammt. Ob dies in Zusammenhang mit dem Neubau der Kapelle stand, wird von der Fachwelt diskutiert. [19]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Verkehr und Wandern

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Die verkehrsmaßige Erschließung von Varste erfolgt uber die K 19 zwischen Heidschott (B 517) und Brachthausen (L 728) sowie uber die Gemeindestraße von der K 19 bei Varste zur L 728 bei Wirme. In der Nahe des Ortes gibt es einen Zubringerweg zum Rothaarsteig .

Das Dorf Varste liegt im Einzugsbereich des Kindergartens ?Kleine Strolche“ in Brachthausen und der Grundschule in Welschen Ennest. Weiterfuhrende Schulen gibt es in Kirchhundem und Lennestadt. Eine nahe Universitat befindet sich in Siegen.

Einzelnachweise

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  1. Gemeinde Kirchhundem: Einwohnerstatistik (Stand: 31. Dezember 2021). (PDF) Abgerufen am 21. Januar 2022 .
  2. Otto Lucas: Das Olper Land. Arbeiten der Geographischen Kommission im Provinzialinstitut fur Westfalische Landes- und Volkskunde. Bd. 4. Munster 1941. S. 22
  3. Landesvermessungsamt NRW, Wanderkarte 1:25000. Lennestadt-Kirchhundem in den Naturparken Rothaargebirge, Ebbegebirge und Homert. Auf Grundlage der Topographischen Karte 1:25000. 2. Auflage 1998.
  4. Martin Vormberg und Fritz Muller: Beitrage zur Geschichte des Bergbaus im Kreis Olpe. Teil 1: Der Bergbau in der Gemeinde Kirchhundem. Olpe 1985. S. 31?34.
  5. Martin Vormberg und Fritz Muller: Beitrage zur Geschichte des Bergbaus im Kreis Olpe. Teil 1: Der Bergbau in der Gemeinde Kirchhundem. Olpe 1985. S. 29
  6. Wilfried Reininghaus und Reinhard Kohne: Berg-, Hutten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Fruhen Neuzeit. Munster 2008. S. 262?267.
  7. Lennestadt-Kirchhundem in den Naturparken Rothaargebirge, Ebbegebirge und Homert . Landesvermessungsamt NRW, Wanderkarte 1:25000. Auf Grundlage der Topographischen Karte 1:25000. 2. Auflage 1998.
  8. Horst-Oskar Swientek (Bearb.): Inventar des Graf v. Spee’schen Archivs Ahausen. Munster 1968. S. 343?344.
  9. Michael Floer: Die Ortsnamen des Kreises Olpe. Bielefeld 2014. S. 239?241.
  10. Gunther Becker und Martin Vormberg: Kirchhundem. Geschichte des Amtes und der Gemeinde. Kirchhundem 1994. S. 54
  11. Einwohnerstatistik der Gemeinde Kirchhundem
  12. 500 Jahre Wallfahrtskirche Kohlhagen. Beitrage zur Geschichte. Kohlhagen 1990. S. 29?32.
  13. Gunther Becker und Martin Vormberg: Kirchhundem. Geschichte des Amtes und der Gemeinde. Kirchhundem 1994. passim
  14. Schatzungsregister 1543 fur das kurkolnische Sauerland (Internetdatei) Archivierte Kopie ( Memento des Originals vom 4. Marz 2016 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.heimatverein-finnentrop.de PDF S. 25
  15. Josef Rinscheid: Geschichte der Pfarrei Kohlhagen. Olpe 1933. S. 88.
  16. Josef Rinscheid: Geschichte der Pfarrei Kohlhagen. Olpe 1933. S. 88.
  17. Gunther Becker und Martin Vormberg: Kirchhundem. Geschichte des Amtes und der Gemeinde. Kirchhundem 1994. S. 430.
  18. Einwohnerstatistik der Gemeinde Kirchhundem
  19. 500 Jahre Wallfahrtskirche Kohlhagen. Beitrage zur Geschichte. Kohlhagen 1990. S. 250?257.