Der
Vampirtintenfisch
(
Vampyroteuthis infernalis
) wurde wahrend der
ersten deutschen Tiefsee-Expedition
1898?1899 entdeckt und ist als einziger Vertreter der Ordnung der
Vampyromorpha
eine stammesgeschichtliche
Ubergangsform
von den
zehn-
zu den
achtarmigen
Kopffußern. Seinen Namen, der wortlich ubersetzt ?Vampirtintenfisch aus der Holle“ lautet, erhielt er aufgrund der Haute, die sich zwischen seinen Armen aufspannen und ihm das Aussehen eines in einen Umhang gehullten
Vampirs
geben. Entgegen seinem Namen ernahrt sich der Vampirtintenfisch jedoch nicht von
Blut
, sondern von
Detritus
.
[1]
Der Vampirtintenfisch wurde wahrend der ersten deutschen Tiefsee-Expedition von 1898 bis 1899 entdeckt und 1903 vom Deutschen
Carl Chun
erstmals wissenschaftlich beschrieben.
Der Vampirtintenfisch gehort mit bis zu 30 cm Rumpflange zu den kleineren Vertretern der Kopffußer und zu den
achtarmigen Tintenfischen
. Die Saugnapfe an den Armen dienen nicht zum Festhalten der Beute, wie bei anderen Tintenfischen, sondern zum Einschleimen von
Detritus
.
[1]
Diese acht Hullarme sind mit fingerartigen Anhangseln versehen, die den Nahrungsschleim vorantreiben.
Außer diesen acht Armen zum Einschleimen gibt es noch zwei weitere fadenformige mit
Sinnesorganen
versehene Arme, die zum
Ertasten
, moglicherweise auch
Erriechen
von Detritus dienen. Diese fadenformigen Arme konnen auf die achtfache Lange der Rumpflange gestreckt werden, wie auch in den Mantel zuruckgezogen werden.
[1]
An der Hinterseite des Mantels besitzt er ausgepragte
Flossen
. Der Korper ist von zahlreichen
Leuchtorganen
besetzt, die mittels
Biolumineszenz
Licht erzeugen. Ein Paar dieser Leuchtorgane ist durch spezielle Lider verschließbar und kann eine Wolke aus
Leuchtpartikeln
ausstoßen, um potenzielle Feinde zu verwirren. Diese Wolke bleibt bis zu zehn Minuten bestehen und leuchtet. Die Augen des Vampirtintenfisches sind in Relation zum Korper die großten im Tierreich und machen mit fast zwei Zentimeter Breite fast ein Sechstel der Korperlange aus.
Vampyroteuthis
lebt in der
Tiefsee
etwa zwischen 600 und 1000 Metern Tiefe, nach anderen Quellen bis zu 3000 Metern. Die optimale Wassertemperatur liegt zwischen 2 und 6 °C. Zeit seines Lebens halt er sich in einer
sauerstoffarmen Umgebung
auf (
Sauerstoffsattigung
teilweise weniger als 5 %). Vampyroteuthis kann hier leben, da sein Blut einen anderen
Blutfarbstoff
(
Hamocyanin
) enthalt, der sehr effektiv Sauerstoff aus dem Wasser binden kann, zudem ist die Oberflache seiner
Kiemen
sehr groß.
Der Vampirtintenfisch verfolgt eine energiesparende Lebensweise. Das Tier hat eine sehr niedrige
Stoffwechselrate
. Normalerweise lasst es sich von der Stromung treiben und bewegt sich kaum aktiv. Die großen Flossen und die Haute zwischen den Armen ermoglichen diese Fortbewegung, die der der
Quallen
ahnelt. Andererseits ist
Vampyroteuthis
auch zu schnellen Bewegungen fahig.
Im Unterschied zu allen anderen Kopffußern erbeutet der Vampirtintenfisch keine lebenden Tiere, sondern ernahrt sich von organischen Partikeln, die in der Tiefsee zu Boden sinken, dem sogenannten
Meeresschnee
. Dieser besteht aus
Diatomeen
,
Zooplankton
,
Salpen
sowie Eiern, Larven und Leichenteilen (
Detritus
) von
Fischen
und
Krebstieren
. Die Nahrungspartikel werden mit den zwei fadenformigen Sinnesarmen erspurt, von den Saugnapfen der acht anderen Arme eingeschleimt, vom Mantel der acht Haltearme umhullt und als schleimige Masse vom Mund aufgesogen.
[1]
- Vilem Flusser
, Louis Bec:
Vampyroteuthis infernalis: eine Abhandlung samt Befund des Institut Scientifique de Recherche Paranaturaliste
, 2. Aufl. Gottingen 1993,
ISBN 3-923283-23-7
. (Eine augenzwinkernde, essayistische Abhandlung des Literaturtheoretikers Flusser uber das Welterleben des Vampirtintenfisches, in dem er dieses als eines dem menschlichen [Er]Leben radikal entgegengesetztes prasentiert.)
- ↑
a
b
c
d
Hendrik J. T. Hoving & Bruce H. Robison:
Vampire squid: detritivores in the oxygen minimum zone.
Proc. R. Soc. B,
doi
:
10.1098/rspb.2012.1357
.