Valchava
(
[?val?t?av?]
ⓘ
/
?
; deutsch und bis 1943 offiziell
Valcava
) war bis zum 31. Dezember 2008 eine
politische Gemeinde
im
Kreis Val Mustair
im
Bezirk Inn
des
Kantons Graubunden
in der Schweiz.
Per 1. Januar 2009 fusionierte Valchava mit den ubrigen Schweizer Gemeinden der Talschaft (
Fuldera
,
Lu
,
Mustair
,
Santa Maria Val Mustair
und
Tschierv
) zur Gemeinde
Val Mustair
.
Westlicher Dorfteil.
Die ehemalige Gemeinde liegt am rechtsseitigen Hang des
Val Mustair
(Munstertal) 1,8 Kilometer westlich von
Santa Maria Val Mustair
. Sie besteht aus dem Dorf, dem Weiler Valpaschun (1771
m u. M.
) und diversen Gehoften. Sowohl im Suden wie auch im Norden reicht die Gemeindegrenze bis auf 2900 m u. M. Hochster Punkt der Gemeinde ist der Piz Terza (2907 m u. M.) ganz im Norden.
Vom gesamten fruheren Gemeindegebiet von 1671 ha sind 566 ha bewaldet und 313 ha Gebirge. Der Grossteil des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens, namlich 618 von 768 ha, werden als
Maiensassen
bewirtschaftet. Die restlichen 24 ha des Areals sind Siedlungsflache.
Luftbild (1954)
Der Ort wurde 1331 als
Valchava
mit der Bedeutung ≪Tiefes Tal≫ urkundlich erwahnt. Valchava wurde vom
Kloster Mustair
aus besiedelt und bildete mit Tschierv, Lu und Fuldera das Terzal Daint (inneres Terzal) des Tales. Die Kirche bestand schon 1418, die
reformierte
Lehre wurde in den 1530er Jahren eingefuhrt, eigene Pfarrer hatte Valchava 1783 bis 1870. Die katholische Kirche wurde 1896 geweiht.
[1]
Zerstorungen erlitt das Dorf 1499 im
Schwabenkrieg
und 1621/1622 in den
Bundner Wirren
. 1728 verkaufte der
Bischof von Chur
das ganze Tal an Osterreich; 1762 erzwangen die
Drei Bunde
den Ruckkauf. Von 1854 bis 2008 war Valchava selbststandige Gemeinde. 1862 verwusteten Erdrutsche grosse Teile des Kulturlandes. Zu Valchava gehort die
Exklave
um die Alp Champatsch, deren alte Gebaude 1989 ins
Freilichtmuseum Ballenberg
uberfuhrt wurden.
[1]
Valchava lebt von Ackerbau, Viehwirtschaft, Gewerbe und einem sanften Tourismus. Das fruhere Gemeindehaus beherbergt die Talschaftsbibliothek (Biblioteca Jaura), die Chasa Jaura das Talmuseum. Vier Funftel der Einwohner waren 2000 romanischsprachig.
[1]
Wohnhaus Melcher
Bevolkerungsentwicklung
|
Jahr
|
1850
|
1900
|
1950
|
2000
|
2007
|
Einwohner
|
208
|
218
|
252
|
202
|
198
|
Im 19. Jahrhundert gab es zwar schon eine kleine deutschsprachige Minderheit, doch schrumpfte diese bis 1970 immer mehr. 1880 gaben 69 %, 1910 72 %, 1941 75 % und 1970 sogar 90 % das
Romanische
als ihre Muttersprache an. Die Sprache der Mehrheit ist bis heute
Jauer
, ein Dialekt des bundnerromanischen
Vallader
. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen in Valchava
Sprachen
|
Volkszahlung 1980
|
Volkszahlung 1990
|
Volkszahlung 2000
|
Anzahl
|
Anteil
|
Anzahl
|
Anteil
|
Anzahl
|
Anteil
|
Deutsch
|
44
|
20,18 %
|
31
|
15,20 %
|
37
|
18,32 %
|
Ratoromanisch
|
168
|
77,06 %
|
167
|
81,86 %
|
163
|
80,69 %
|
Italienisch
|
5
|
2,29 %
|
6
|
2,94 %
|
2
|
0,99 %
|
Einwohner
|
218
|
100 %
|
204
|
100 %
|
202
|
100 %
|
Reformierte Kirche
In den 1530er-Jahren wechselten die Bewohner nach der
Reformation
zum protestantischen Glauben. Fur die katholischen Glaubigen wurde 1896 die katholische Kirche erbaut.
Von den Ende 2005 200 Bewohnern waren 193 Schweizer Staatsangehorige.
Die Gemeinde ist durch die Postautolinie
Zernez
?
Mals
ans Netz des offentlichen Verkehrs angeschlossen.
Chasa Jaura
Beschreibung:
In Gold (Gelb) ein gesturzter blauer
Sparren
. Das Wappen versinnbildlicht den Gemeindenamen gleich zweifach: Der Sparren steht einmal fur den
Anfangsbuchstaben
der Gemeinde und zugleich fur den Begriff ≪Val≫.
Wanderweg Senda Trafogl
- Unter Denkmalschutz steht die
reformierte Dorfkirche
.
- In der
Chasa Jaura
steht das Talmuseum des Munstertals.
[2]
- Wohnhaus Melcher, erbaut um 1800, spates Beispiel eines Herrenhauses
[3]
- Drei Chorfenster in der katholischen Kirche von
August Wanner
[4]
- Mitte September 2006 wurde rund um Valchava der etwa 5 km lange Naturerlebnispfad
Senda Trafogl
eingeweiht. Dieser ist in vier Erlebnisbereiche unterteilt, die sich an den vier Elementen Wasser, Luft, Erde und Feuer orientieren (siehe auch:
Vier-Elemente-Lehre
). Der Weg beginnt auf der nordlichen Talseite und fuhrt zunachst in Richtung Westen entlang des
Rombach
(in diesem Teil beschaftigt er sich mit dem Element Wasser), steigt dann bis auf 1552 Meter an (Element Luft), um dann in Hohe Runca Sot abzufallen und die Talstrasse zu queren. Er setzt sich auf der Sudseite des Tals mit den Elementen Erde und Feuer auseinander und steigt dabei auf maximal 1648 Meter an. Dabei dominieren u. a. Holzschnitzereien und Metallskulpturen. Er endet in etwa in Hohe des alten Kalkofens am Rande von Valchava.
Darstellung der Ofenschichtung. Fullgut ist
calciumcarbonatreicher
Kalkstein
Aussenansicht des Kalkofens
- Not Bott (* 14. Mai 1927 in Valchava; † 24. November 1998 in Poschiavo), Holzbildhauer. Kunst am Bau und Platzgestaltung.
[5]
- Die Gemeinden des Kantons Graubunden.
Chur/Zurich 2003,
ISBN 3-7253-0741-5
.
- Erwin Poeschel
:
Die Kunstdenkmaler des Kantons Graubunden III. Die Talschaften Razunser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin.
(=
Kunstdenkmaler der Schweiz.
Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940.
DNB
760079625
.
- 120 ons Valchava ? Valpaschun.
[miss insembel da Hans-Peter Schreich-Stupan]. Biblioteca Jaura, Valchava 1999.
- ↑
a
b
c
Paul Eugen Grimm:
Valchava.
In:
Historisches Lexikon der Schweiz
.}
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemass den
Nutzungshinweisen
des HLS unter der Lizenz
Creative Commons ? Namensnennung ? Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International
(CC BY-SA 4.0) steht.
- ↑
Chasa Jaura (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Wohnhaus Melcher (Foto)
auf baukultur.gr.ch
- ↑
Leza Dosch: Kunstfuhrer durch Graubunden S. 295
- ↑
Franz Muller:
Bott, Not.
In:
Sikart
(Stand: 2007), abgerufen am 11. September 2020.