Uwe Johnson

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Uwe Johnsons Buste von Wieland Forster vor dem John-Brinckman-Gymnasium , Gustrow

Uwe Johnson (* 20. Juli 1934 in Cammin in Pommern ; † vermutlich in der Nacht vom 23. Februar auf den 24. Februar 1984 in Sheerness on Sea, England ) war ein deutscher Schriftsteller. Er gehorte der Gruppe 47 an. In seinem Hauptwerk, dem vierbandigen Roman Jahrestage , formulierte er dem Kritiker Joachim Kaiser zufolge die ?trostliche Utopie“, dass ?auch die rucksichtsloseste Diktatur nicht die Seelen ihrer Opfer zu beherrschen“ vermoge. [1]

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Gedenktafel am Haus Niedstraße 14 in Berlin-Friedenau

Uwe Johnson war der Sohn eines Diplom-Landwirts, der als Gutsverwalter tatig war und spater Molkerei-Prufungsbeamter beim Reichsnahrstand wurde. Die Familie wohnte in Anklam , der Geburtsort Cammin in Pommern erklart sich aus der dortigen Geburtsklinik. Johnson besuchte die 1. bis 4. Klasse der Cothenius-Schule in Anklam und kam dann ?auf Grund einer allgemeinen Auswahl“ auf die Deutsche Heimschule in Kosten bei Posen , bis diese im Januar 1945 aufgelost wurde. Ende April 1945, als Anklam gegen die Rote Armee verteidigt werden sollte, wich die Familie bis 1946 zu Verwandten in Recknitz bei Gustrow aus. Johnsons Vater wurde verhaftet, im sowjetischen Speziallager Funfeichen gefangen gehalten und schließlich in die Sowjetunion deportiert, wo er 1947 starb. Die Mutter zog mit Uwe und seiner funf Jahre jungeren Schwester Elke nach Gustrow. Dort legte Johnson 1952 die Reifeprufung an der John-Brinckman-Oberschule ab. [2] In Gustrow war er von 1947 bis 1949 Mitglied des evangelischen Jugendkreises um Gerhard Bosinski , aus dem sich spater die Junge Gemeinde entwickelte. [3]

Von 1952 bis 1956 studierte Uwe Johnson Germanistik in Rostock [4] und Leipzig mit dem offiziellen Ziel, Verlagslektor zu werden. Im Mai 1953 kam es zwischen Johnson und der FDJ - bzw. SED -Leitung der Universitat Rostock zu heftigen Auseinandersetzungen, da sich Johnson auf einer sogenannten ?Protestversammlung“ der Philosophischen Fakultat offentlich fur die Junge Gemeinde und fur die in der Verfassung der DDR garantierten Rechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit einsetzte. Zudem prangerte er die Praktiken des Ministeriums fur Staatssicherheit an den Oberschulen an. Johnson wurde zunachst relegiert, dann aber nach dem Aufstand des 17. Juni 1953 wieder zum Studium zugelassen. Im Herbst 1954 wechselte Johnson an die Universitat Leipzig, weil er bei Theodor Frings und Hans Mayer studieren wollte. 1956 schloss Johnson sein Studium als Diplom-Germanist mit einer Arbeit uber Ernst Barlachs Romanfragment Der gestohlene Mond ab.

Nach Abschluss des Studiums war Uwe Johnson arbeitslos und ohne Einkommen. Er hatte wahrend des Studiums sein erstes Buch Ingrid Babendererde. Reifeprufung 1953 fertig geschrieben, das aber keinen Verlag fand, und leistete nun unter anderem Honorararbeiten fur die Akademie der Wissenschaften zu Berlin und fur den Reclam-Verlag ; dabei beteiligte der Nachwortschreiber und offizielle Autor, der Sprachwissenschaftler Manfred Bierwisch , Johnson unter der Hand an der Ubersetzung des Nibelungenlieds und den damit verbundenen Einnahmen. [5]

Nach der Flucht seiner Mutter 1956 nach West-Berlin blieb Johnson zunachst in der DDR, zog aber 1959 nach West-Berlin ? im selben Jahr, in dem sein Debutroman Mutmassungen uber Jakob im Suhrkamp Verlag erschien. Ingrid Babendererde hatte der Suhrkamp Verlag 1957 abgelehnt und veroffentlichte es erst 1985 aus dem Nachlass. [6]

1962 hielt sich Uwe Johnson dank eines Villa-Massimo -Stipendiums in Rom auf. Im selben Jahr heiratete er seine nach dem Mauerbau aus der DDR gefluchtete Freundin Elisabeth Schmidt, mit der er wenig spater eine Tochter bekam. [7] Von 1964 bis 1983 unterhielt er einen freundschaftlichen, aber nicht immer ganz reibungsfreien Briefwechsel mit dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch . Von 1966 bis 1968 lebte Johnson mit seiner Familie in New York an der Upper Westside in Manhattan . Die genaue Adresse ? Apartment 204, 243 Riverside Drive , New York, N.Y. 10025 ? ist identisch mit jenem Ort, an dem der Autor Gesine Cresspahl, die Protagonistin seines Hauptwerks Jahrestage , in New York City leben lasst ? ?eine in der Architektur fast europaische Strasse an der Westkuste von Manhattan, mit Blick auf Parkbaume, Wiesen, Bodenschwunge und dahinter den Fluss Hudson so breit wie ein Binnensee in Mecklenburg“. [8] Das erste Jahr uber arbeitete er auf Vermittlung der Verlegerin Helen Wolff als Schulbuchlektor beim Verlag Harcourt, Brace & World . In dieser Zeit stellte er ein deutschsprachiges Lesebuch fur die High School zusammen, das 1967 unter dem Titel Das neue Fenster erschien. Das zweite Jahr in Manhattan finanzierte ihm ein Stipendium der Rockefeller Foundation . In dieser Zeit arbeitete er an seinem Jahrestage-Roman und hatte hierzu ab 1968 autobiographische Gesprache mit Margret Boveri . Von 1967 bis zu ihrem Tod 1975 verband ihn eine freundschaftliche Beziehung mit der politischen Theoretikerin und Philosophin Hannah Arendt . Die Romanfigur ?Grafin Seydlitz“ tragt Zuge Arendts. Arendt war mit dieser Namensgebung nicht einverstanden, da ihre judische Identitat nicht deutlich werde. [9]

Am 19. Februar 1967 zogen Mitglieder der zum Jahresanfang gegrundeten Kommune I in seine West-Berliner Atelier- und Arbeitswohnung ein, die er neben seiner eigentlichen Wohnung in der Stierstraße 3 unterhielt und wahrend seines Auslandsaufenthaltes an Ulrich Enzensberger untervermietet hatte. Er erfuhr davon erst aus der Zeitung. In der Wohnung wurde das ?Pudding-Attentat“ auf US-Vizeprasident Hubert H. Humphrey geplant. Es flog auf, fuhrte aber zu ausfuhrlicher Medienberichterstattung. Auf Bitte Johnsons, der zu der Zeit nicht in Deutschland weilte, ließ sein Nachbar und Freund Gunter Grass die Wohnung von der Polizei raumen.

Marine Parade in Sheerness on Sea. In einem der weißen Hauser (Nr. 26) auf der linken Straßenseite im Hintergrund lebte Johnson von 1974 bis zu seinem Tod 1984.

Ab 1969 war Johnson Mitglied des P.E.N.-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und der Akademie der Kunste in West-Berlin, deren Vizeprasident er 1972 wurde. 1970 erschien Band 1 der Jahrestage , das Hauptwerk Johnsons, an dem er bis ein Jahr vor seinem Tod arbeitete. In den darauffolgenden Jahren erschienen Band 2 (1971) und Band 3 (1973), Band 4 kundigte Johnson fur das folgende Jahr an, konnte ihn nach einer schweren privaten und kreativen Krise aber erst zehn Jahre spater, 1983, veroffentlichen. 1971 wurde er mit dem Georg-Buchner-Preis ausgezeichnet. Johnson lebte ab 1974 in Sheerness on Sea auf der Insel Sheppey an der Themse-Mundung in Kent , England. 1977 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie fur Sprache und Dichtung . 1978 trennte sich Elisabeth Johnson von ihrem Ehemann, der ihre fruhe Liebesbeziehung mit dem Prager Mozart-Forscher Tomislav Volek , die sie im Rahmen eines Briefwechsels noch zu Anfang der Ehe unterhalten hatte, nicht verwinden konnte. Zudem war Johnson (irrtumlich) davon uberzeugt, dass es sich bei dem Prager Liebhaber seiner Ehefrau um einen Geheimagenten der tschechischen oder DDR- Staatssicherheit handeln musse. 1979 war Johnson der Dozent im Rahmen der Frankfurter Poetik-Vorlesungen ; der Text seiner Vorlesung wurde 1980 unter dem Titel Begleitumstande veroffentlicht.

Aus Solidaritat mit Franz Xaver Kroetz schloss sich Johnson 1983 dessen Austritt aus dem Verband deutscher Schriftsteller an. Nachdem Siegfried Unseld ihn Anfang Dezember 1982 daran erinnert hatte, dass durch die monatlichen Vorschusszahlungen des Verlages a 3000 Mark uber die Jahre nun ein ?Soll-Saldo“ von ?DM 230 094,89“ aufgelaufen sei, schloss er im Marz 1983 endlich das Manuskript von Band 4 der Jahrestage ab; die ersten drei Bande waren schon 1970, 1971 und 1973 erschienen. [10] Im Februar 1984 starb Uwe Johnson, vermutlich bedingt durch Alkoholismus und Medikamentenmissbrauch , in Sheerness an Herzversagen ; er wurde 49 Jahre alt. Da das Todesdatum nicht genau feststeht, wird unterschiedlichen Quellen zufolge davon ausgegangen, dass seine Leiche erst 19 Tage oder drei Wochen nach seinem Tod gefunden wurde. Fur einen Skandal sorgte seinerzeit der Journalist Tilman Jens , der nach Johnsons Auffindung in dessen Haus einbrach, um dort Fotos zu machen und zu recherchieren. [11]

Uwe Johnson wurde auf dem Friedhof ?Halfway Cemetery“ in dem Dorf Halfway Houses, sudlich von Sheerness, begraben. [12] [13]

Nachlass [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Johnsons Tod kam es zu einem Rechtsstreit uber die Erbfolge ? einschließlich des literarischen Nachlasses ? zwischen Witwe und Tochter einerseits und dem Suhrkampverleger Siegfried Unseld andererseits. Das Verfahren wurde zugunsten Unselds entschieden. [10]

Drei Jahre lang konnte das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) Johnsons Autorenarchiv verwalten, das aus den Verlagen Suhrkamp und Insel stammte. Nachdem die Finanzierung einer endgultigen Ubernahme durch das DLA im Jahr 2012 gescheitert war, erhielt die Universitat Rostock die Bestande. [14] Eigentumerin des Uwe Johnson-Archivs ist die Johannes und Annitta Fries Stiftung. [15] Das Archiv steht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fur eine vollstandige historisch-kritische ?Rostocker Ausgabe“ der Werke, Schriften und Briefe Uwe Johnsons zur Verfugung. [16] Die Digitalisierung des Nachlasses wurde Ende 2017 mit einem Umfang von 155.000 Scans abgeschlossen. Der Nachlass selbst umfasst 77.500 Blatt. [17]

Zentrales Thema [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uwe Johnson wurde oft als ?Dichter beider Deutschland“ tituliert, was vor dem Hintergrund seiner personlichen Lebensgeschichte im geteilten Deutschland naheliegend zu sein scheint, aber dennoch in die Irre fuhren kann. Denn selbst wenn sich ?die Grenze“ als zentrales Thema durch Uwe Johnsons gesamtes Werk zieht, haben wir es hier ?nicht mit der Gattung Grenzraumliteratur zu tun, sondern vielmehr mit Literatur, die ihre eigenen Grenzen als Sprach(kunst)werk in der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts, das heißt im Bewusstsein ihrer historischen Situation, auslotet“. [18] Ausgelotet werden diese Grenzen auch vor dem Hintergrund eines grundsatzlichen Zweifelns an der traditionellen Romanform, die den Autor einmal auf die Frage, ob es immer noch moglich sei, in dieser zu schreiben, antworten ließ: ?Ich bin sicher, es gibt Geschichten, die man so einfach erzahlen kann, wie sie zu sein scheinen. Ich kenne keine.“ [19] Bemerkenswert ist zudem Johnsons Eigenart, den Protagonisten seiner Romane ein Fortleben in nachfolgenden Erzahlprojekten zu sichern ? und damit zugleich den ?Motor seiner literarischen Produktivitat am Laufen“ zu halten. [20]

Stil [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uwe Johnsons Stil ist unter anderem durch die Relativierung des auktorialen Erzahlers [21] sowie eine parataktische Reihung von Hauptsatzen gekennzeichnet. [22] Charakteristisch ist auch eine Polyphonie der Stimmen, [22] etwa in danischen und englischen Einsprengseln im Roman Jahrestage . Eine besondere Rolle in Johnsons Werk spielt die niederdeutsche Sprache . Auffallend ist zudem im Roman Jahrestage der umfangreiche Einsatz von Zitaten aus der New York Times , mit denen die unmittelbare Gegenwart der Gesine Cresspahl gespiegelt wird, die, mit ihrer Tochter Marie in Manhattan lebend, dieser die Geschichte ihrer Vorfahren erzahlt (?fur wenn ich tot bin“). Sprachliche Prazision und Genauigkeit der Beschreibung werden erganzt durch Johnsons feinen Humor, seine leise Ironie, die ihn etwa bei der Analyse einer entscheidenden Szene von Goethes Die Wahlverwandtschaften schreiben lasst: ?Nachdem die Dame an Bord gegangen ist, lasst ein Komma sie innehalten.“ [23]

Auszeichnungen und weitere Ehrungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Uwe Johnson (Mitte) bei der Verleihung des Fontane-Preises 1960

Werke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Johnson, die vier Bande der Jahrestage
Briefwechsel
Ubersetzungen
Herausgeberschaft
  • Das neue Fenster. Selections from contemporary German literature . New York u. a.: Harcourt, Brace & World 1967.
  • Max Frisch: Stichworte . Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975; als Taschenbuch 1985, ISBN 3-518-37708-6 .
  • mit Hans Mayer : Das Werk von Samuel Beckett. Berliner Colloquium . Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-06725-7 (st 225).
  • mit Elisabeth Johnson: Verzweigungen. Eine Autobiographie . Munchen 1977; Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-39076-7 (Autobiographie der Journalistin Margret Boveri ).

Werkausgabe [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die auf 22 Bande in 43 Teilbanden angelegte Werkausgabe erscheint im Suhrkamp-Verlag und tragt die Bezeichnung Rostocker Ausgabe . Die Werkausgabe ist als historisch-kritische Ausgabe angelegt mit den Abteilungen Werke, Schriften und Briefe. Auf der Basis des Uwe Johnson-Archivs, das als Depositum der Johannes und Annitta Fries Stiftung an der Universitat Rostock besteht, und von einer auf 24 Jahre angelegten Forschungsstelle bearbeitet wird, erscheint die Werkausgabe als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universitat Rostock. Herausgeber sind Holger Helbig und Ulrich Fries unter der Mitwirkung von Katja Leuchtenburger. Die Werkausgabe ist als Buch und in zeitversetzter Form im Internet geplant. Die digitale Prasentation zielt auf historisch-kritische Vollstandigkeit bei hochstem wissenschaftlichen Anspruch und soll maximale Fexibilitat fur die Leser bieten . [25] [26]

Neben den Ausgaben als gedrucktes Buch ist jeweils eine frei zugangliche digitale Ausgabe vorgesehen, die zeitversetzt freigeschaltet werden soll. Dabei sollen nicht nur die verschiedenen Textfassungen der Werke, samtliche zum jeweiligen Werk gehorenden Materialien wie Briefe vollstandig digitalisiert und verlinkt sowie auch Links zu Film- und Tondokumenten, sondern auch Verlinkungen zu anderen Werken, in denen dieselben Personen vorkommen, vorgesehen werden. [27]

Die ?Jahrestage“ sind fur 2024 geplant. [28] Die nachsten Bande der Werkausgabe sollen Karsch und andere Prosa , Briefwechsel mit den Leipziger Freunden , Zwei Ansichten und Berliner Sachen sein. [29]

Erschienen sind:

  • Mutmassungen uber Jakob . Werkausgabe Band 2, herausgegeben von Astrid Kohler, Robert Gillett, Cornelia Bogel und Katja Leuchtenberger. Suhrkamp, Berlin 2017, ISBN 978-3-518-42702-6 . Die digitale Ausgabe wird im Herbst 2020 freigeschaltet. [27]
  • Das dritte Buch uber Achim . Rostocker Ausgabe. Historisch-kritische Ausgabe der Schriften und Briefe Uwe Johnsons. 22 Bande in 43 Teilbanden. Ein Akademievorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Herausgegeben von Holger Helbich, Ulrich Fries und Katja Leuchtenberger. Erste Abteilung: Werke. Band 3. Herausgegeben von Katja Leuchtenberger und Friederike Schneider. Suhrkamp, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-42703-3
  • Karsch, und andere Prosa , Werkausgabe Band 4, herausgegeben von Yvonne Dudzik und Christian Riedel. Unter Mitarbeit von Nina Pilz. Suhrkamp, Berlin 2021, ISBN 978-3-518-42704-0
  • Zwei Ansichten , Werkausgabe Band 5, herausgegeben von Yvonne Dudzik, Katja Leuchtenberger und Greg Bond. Suhrkamp, Berlin 2021, ISBN 978-3-518-42705-7 .

Literaturhaus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literaturhaus Uwe Johnson in Klutz

In der Kleinstadt Klutz im Kreis Nordwestmecklenburg wurde 2006 das Literaturhaus ?Uwe Johnson‘ in einem vierstockigen fruheren Bohnen- und Getreidespeicher aus dem Jahr 1890 eroffnet. Dieser Speicher wurde aufwandig saniert. Zwei Stockwerke beherbergen eine Dauerausstellung zu Johnson, außerdem werden Lesungen veranstaltet. [30] Leiterin ist die Germanistin Anja-Franziska Scharsich. Die Sanierungskosten in Hohe von 1,24 Millionen Euro stammen zur Halfte aus dem Bundeshaushaltsplan , hinzu kamen EU-Fordermittel und Mittel der Stadtebauforderung . Die Stadt Klutz ubernahm 280.000 Euro.

In Klutz ist Johnson vermutlich nie gewesen, doch sind Experten der Auffassung, dabei handele es sich um den in seinen Buchern vorkommenden Ort Jerichow . [31] Ein Abschnitt im dritten Band der Jahrestage wird als Beleg angefuhrt. Dort heißt es: ?Jerichow wurde zum Zonengrenzbezirk Lubeck gehoren. […] Der Flugplatz Jerichow-Nord ware der Flugplatz Mariengabe, fur nichts zugelassen als privates Gerat, Konkurrenz fur Lubeck-Blankensee. […] Manchmal, und ofter, benahmen sich die Jerichower als waren sie Klutzer“. [32]

Uwe Johnson-Gesellschaft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am 26. Februar 2010 wurde in Rostock auf Initiative zahlreicher Wissenschaftler der Johnson-Forschung mit Unterstutzung der Universitat und der Stadt Rostock die Uwe Johnson-Gesellschaft gegrundet. Sie hat sich entschieden, ihren Namen in der gleichen Schreibung zu fuhren, in der Uwe Johnson mit Namen zusammengesetzte Worter schrieb: ohne Bindestrich zwischen Vor- und Nachnamen. [33]

Literatur (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Film [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Uwe Johnson  ? Sammlung von Bildern und Audiodateien

Uber Johnson

Einzelbeitrage

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Joachim Kaiser: Erlebte Literatur. Piper, Munchen 1988, ISBN 3-492-03048-3 , S. 337: ?Ein allerletztes: Johnson kann auch wunderbar zart schreiben. Er weiß, was Innigkeit, was Landschaft ist ? und wie schnell alles zerredet werden, zu Tode formuliert werden kann. Wenn er gar von seinen geliebten Tieren, von Katzen etwas zu erzahlen hat, vom Erschießen eines gutartigen, vertrauensvollen Pferdes ? dann herrscht er so vollkommen, so ohne Rest uber die Seele seines Lesers und Opfers, wie, dies die trostliche Utopie der ≫Jahrestage≪, auch die rucksichtsloseste Diktatur nicht die Seelen ihrer Opfer zu beherrschen vermag.“
  2. Uwe Johnson: Darstellung meiner Entwicklung . Gustrow, 23.III.1952. Johnson-Jahrbuch Band 4/1997, S. 11 ff. pdf
  3. Rainer Paasch-Beeck: Konfirmation in Gustrow . Johnson-Jahrbuch 5, 1998. Vandenhoeck und Ruprecht, Gottingen 1998, ISBN 3-525-20904-5 , S. 55 books.google .
  4. Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Uwe Johnson im Rostocker Matrikelportal
  5. Manfred Bierwisch: Wovon der Autor leben soll . In: Sinn und Form . Nr.   4 , 2014, ISSN   0037-5756 , S.   563–565 .
  6. Vgl. Heinz Ludwig Arnold: Die Unvollendeten. Literarische Portrats. Wallstein Verlag, Gottingen 2005, S. 247. Arnold beschreibt hier auch ein Treffen Johnsons mit Peter Suhrkamp in Berlin, bei dem ihn ?der alte Herr“ sogleich angehalten habe, ?mitzuarbeiten an der Ablehnung seiner eigenen Arbeit“. Tatsachlich war Suhrkamp selbst fur die Annahme des Manuskriptes gewesen ? der junge Siegfried Unseld aber ?wunschte, das wurde kein Buch in Peter Suhrkamps Verlag“.
  7. Jost Nolte : Eine andere Moral als die anderer Leute. In: Die Welt , 9. Dezember 1996.
  8. Uwe Johnson: Begleitumstande. Frankfurter Vorlesungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 410, 411.
  9. Arendt an Johnson, 6. Juli 1970
  10. a b Ulrich Greiner : Suhrkamp Verlag: Um Uwe Johnson tobt seit Jahren ein erbitterter Rechtsstreit. In: Die Zeit , 6. Dezember 1996, Nr. 50,
       Jost Nolte : Eine andere Moral als die anderer Leute. In: Die Welt , 9. Dezember 1996.
  11. Rolf Becker : Bucher: Einstieg ins Totenhaus. In: Der Spiegel , 14. Januar 1985.
       Andrea Strunk : Eine Welt gegen die Welt halten. In: Der Freitag vom 18. Februar 2005.
  12. Der Tagesspiegel Online-Ausgabe vom 2. August 2014, Abruf am 17. April 2019
  13. Uwe Johnson Gesellschaft: Uwe Johnson in Sheerness. Abgerufen am 2. Februar 2021 .
  14. Weser Kurier vom 11. Juli 2012, S. 21 und Uwe-Johnson-Werkausgabe geplant. In: Weser Kurier , 17. Juli 2012.
  15. Katja Leuchtenberger: ?Ein Netz verbindet Linien“ und drei Punkte , in: Johnson-Jahrbuch , im Auftrag der Uwe Johnson-Gesellschaft herausgegeben von Holger Helbig, Bernd Auerochs, Katja Leuchtenberger und Ulrich Fries, Band 22/2015, Wallstein Verlag , Gottingen 2015, ISBN 978-3-8353-1726-0 , S. 32.
  16. Pressemitteilung BBAW/PM-1/2017
  17. dpa: Universitat Rostock: Meilenstein der Rostocker Johnson-Ausgabe: Digitalisierung des Uwe Johnson-Archivs abgeschlossen . In: FOCUS Online . 15. Januar 2018 ( focus.de [abgerufen am 16. Januar 2018]).
  18. Uwe Johnson: Das Dilemma der Grenze. Zu Uwe Johnsons Fruhwerk. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen, vorgelegt von Leyla Sedghi , Munchen 2004, S. 11.
  19. Vgl. Reinhard Baumgart : Deutsche Literatur der Gegenwart. Kritiken, Essays, Kommentare. Carl Hanser Verlag, Munchen, Wien 1994, S. 173.
  20. Vgl. Ulrich Krellner: Weder Vorstufe noch Parallelerzahlung. Pladoyer fur die Neulekture von Uwe Johnsons Nachlasswerk ?Heute Neunzig Jahr‘. In: Michael Hofmann, Mirjam Springer (Hrsg.), Johnson-Jahrbuch , 16. Jahrgang, 2009, Gottingen 2011, S. 53 f.
  21. Peter Horn : Uber das langsame Erzahlen in Uwe Johnsons ?Ingrid Babendererde“ . Abgedruckt in: Manfred Jurgensen : Uwe Johnson. Ansichten ? Einsichten ? Aussichten . Francke, Bern 1989, S. 167?191.
  22. a b Norbert Mecklenburg: Das Poetische in Uwe Johnsons Prosa. Kommentar zu einem Stuck aus ?Versuch, einen Vater zu finden“ . In: Carsten Gansel , Nicolai Riedel (Hrsg.): Uwe Johnson zwischen Vormoderne und Postmoderne . De Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-014671-1 , S. 5.
  23. Uwe Johnson: Begleitumstande. Frankfurter Vorlesungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 16
  24. Ratsversammlung vom 18. Mai 2011 (Beschluss-Nr. RBV-822/11), amtliche Bekanntmachung: Leipziger Amtsblatt Nr. 11 vom 4. Juni 2011, bestandskraftig seit dem 5. Juli 2011 bzw. 5. August 2011. Vgl. Leipziger Amtsblatt Nr. 16 vom 10. September 2011.
  25. Darstellung des ersten Bandes auf der Suhrkamp-Webseite , abgerufen am 2. Marz 2017
  26. Pressemitteilung des Suhrkamp-Verlags und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vom 19. Januar 2017 Digitale PM , abgerufen am 2. Marz 2017
  27. a b Angabe auf der Website der Uwe Johnson-Werkausgabe , Abruf am 6. August 2019
  28. Online-Bericht der Frankfurter Rundschau vom 5. April 2017 , abgerufen am 10. Juli 2018
  29. Angabe auf dem Schutzumschlag der Werkausgabe von Das dritte Buch uber Achim
  30. Beschreibung von Gebaude und Ausbau auf der Website des Literaturhauses , abgerufen am 10. Juli 2018
  31. S. auch Rolf Michaelis : Eintrag Jerichow in: Kleines Adreßbuch fur Jerichow und New York. Ein Register zu Uwe Johnsons Roman Jahrestage. Angelegt mit Namen, Orten, Zitaten und Verweisen . Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ohne ISB-Nummer, S. 283ff.
  32. Uwe Johnson: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl . Band 3, Erste Auflage, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973, ohne ISB-Nummer, S. 1240 bis S. 1243
  33. Beschreibung auf der Website der Uwe Johnson-Gesellschaft , Abruf am 27. Oktober 2021.