Ursula Cain
(*
24. April
1927
in
Dresden
; †
16. Oktober
2011
in
Leipzig
) war eine deutsche
Tanzerin
und Tanzpadagogin.
Ursula Cain begann ihre Tanzausbildung mit 12 Jahren in der Vorbereitungsklasse der
Wigman Schule
fur modernen Tanz und ab 1942 studierte sie bis zur kriegsbedingten Schließung in der Tanz-Akademie des Konservatoriums der Landeshauptstadt Dresden. Nach ihrer Abschlussprufung, welche sie als Buhnentanzerin und Tanzpadagogin qualifizierte, wurde Cain 1945 Mitglied der
Dore-Hoyer
-Gruppe und wirkte in ?Tanze fur Kathe Kollwitz“, ?Lied der Zeit“ und in die ?Schießbude“ bis zur Auflosung des Ensembles mit. Ab 1948 war Cain am
Stadttheater Rostock
und ab 1949 am
Anhaltischen Landestheater Dessau
als moderne Solotanzerin engagiert. Hier tanzte sie Solorollen in Choreografien von Veith Buchel und lernte den damaligen Orchesterleiter
[1]
und spateren Generalmusikdirektor der
Oper Leipzig
,
Helmut Seydelmann
kennen. Ab 1951 begann Cain bei
Gertrud Steinweg
in Leipzig sowie bei
Tatjana Gsovsky
und Gustav Blank in Berlin ihr klassisches Ballettstudium. Ab 1952 erhielt sie ein Engagement an den Stadtischen Theatern Leipzig als Solotanzerin und ab 1953 als Erste Solotanzerin. Sie tanzte in zahlreichen Choreografien von Gertrud Steinweg, Lilo Gruber, Werner Ulbrich,
Tom Schilling
und
Emmy Kohler-Richter
, als Korrepetitor fungierte Heinz K. Urban. Im Oktober 1960 tanzte Ursula Cain im Festprogramm zur Eroffnung der neuen Oper Leipzig, welches im Deutschen Fernsehfunk der
DDR
ubertragen wurde, die Bose Fee in ?Dornroschen“ in der Choreografie von Emmy Kohler-Richter. Zum Abschluss ihrer aktiven Buhnenlaufbahn tanzte sie mit
Siegfried Prolß
1962 die Rolle der Archisposa in ?Abraxas“.
Ab 1979 war Ursula Cain als Tanzpadagogin fur Modernen Tanz an der Fachschule fur Tanz/Ballettschule der Oper Leipzig tatig. Ab 1988 ubernahm sie die Leitung der Kinderklassen.
Ab 1989 ubernahm Ursula Cain die Leitung der Amateurgruppe ?Tanzkaleidoskop“ am Heinrich Budde Haus in Leipzig.
1997 erarbeitete sie fur die jahrliche Matinee der Ballettschule der Oper Leipzig die Choreografie der Kinderklassen.
2005 begann Ursula Cain mit ihren ehemaligen Tanzerkollegen von der Oper Leipzig,
Christa Franze
, Siegfried Prolß und
Horst Dittmann
unter der Leitung der Leipziger Choreografin
Heike Hennig
und Friedrich U. Minkus an der Arbeit zu dem autobiografischen
Tanztheater
Zeit ? tanzen seit 1927
, welches 2006 nicht nur an der Oper Leipzig einen außergewohnlichen Erfolg feierte.
Zeit ? tanzen seit 1927
wurde unter dem Titel
Tanz mit der Zeit
von Trevor Peters fur ZDF und ARTE verfilmt, kam 2007/8 in die deutschen Kinos und wurde auf internationalen Filmfestivals prasentiert.
[2]
Unter dem gleichnamigen Titel erschien 2008 das Buch von der Autorin Marion Appelt uber ihre Lebens- und Tanzgeschichte.
Ab 2007 setzte Ursula Cain in dem zeitgenossischen Tanztheater
ZeitSprunge
von Heike Hennig ihre zweite Buhnenlaufbahn
[3]
mit dem einzigartigen Ensemble
Heike Hennig & Co
in uber 30 Auffuhrungen und Gastspielen auf internationalen Festivals fort. Ihr Pas de deux mit Horst Dittmann zum langsamen Satz aus der 5. Sinfonie von
Gustav Mahler
, welches auch in dem Film gezeigt wird, ist einer der Hohepunkte in dem Tanztheater der Generationen von Heike Hennig. 2008 tanzte Ursula Cain die
Alcina
mit Horst Dittmann als Ruggiero in Regie und Choreografie von Heike Hennig zu den
Handel-Festspiele Halle (Saale)
. Ursula Cain galt als alteste buhnenaktive Wigmanschulerin.
1993, zum 300-jahrigen Bestehen der Oper Leipzig, wurde Ursula Cain zum Ehrenmitglied ernannt.
Zu ihrem 70. Geburtstag gratulierte der Intendant Prof.
Udo Zimmermann
der ?Traum-Ballerina“ der 60er mit den Worten:
?Vielleicht war es diese Kombination von Wigman und Gsovsky, verbunden mit dem Ort Leipzig, an dem diese beiden Großen ihrer Zeit gemeinsam gewirkt hatten, der den Glucksfall ermoglichte, dass Sie hier zum Inbegriff der klassisch lyrischen Ballerina wurden. Auf jeden Fall konnten Sie das nur werden, weil sie als eine der wenigen in dieser Zeit alles dafur mitbrachten.“
?
Udo Zimmermann
:
Oper Leipzig, 1997
[4]
Im Marz 2008 wurde Ursula Cain von der Fachzeitschrift Ballettanz als
Grande Dame
des Leipziger Tanzes benannt.
Bundesprasident
Horst Kohler
ehrte sie mit einer Einladung in das Bundesprasidialamt ins
Schloss Bellevue
in Berlin am 27. Marz 2008.
Auf Initiative und unter Schirmherrschaft von
Sabine von Schorlemer
wird ab 2015 der mit 10.000 Euro dotierte
Ursula-Cain-Preis. Der sachsische Tanzpreis
verliehen. Die erste Vergabe erfolgte an die Produktion
Brel
der
Landesbuhnen Sachsen
.
- Marion Appelt:
Tanz mit der Zeit
. Plottner Verlag, Leipzig 2008,
ISBN 978-3-938442-45-6
.
- Trevor Peters
:
Tanz mit der Zeit
. good!movies, 30. Januar 2009. (DVD 16:9, 93 min.)
- ↑
Geschichte des Anhaltischen Theaters Dessau.
Anhaltisches Theater
,
abgerufen am 19. Oktober 2011
.
- ↑
Dancing with Time Filmpremiere in Nordamerika
.
(
Memento
vom 5. Oktober 2008 im
Internet Archive
)
Vancouver International Film Festival
(englisch)
- ↑
?Tanz mit der Zeit“: Heike Hennig ? Musik Tanz Theater.
Abgerufen am 7. November 2016
.
- ↑
Oper Leipzig
, 24. April 1997.