Die Bewegung der
United Farmers
(dt.
Vereinigte Bauern
) kam in
Kanada
nach dem
Ersten Weltkrieg
auf. Nach der Weigerung der damaligen
unionistischen Koalitionsregierung
, die Struktur der Zolle zugunsten der krisengeschuttelten
Landwirtschaft
zu andern, radikalisierten sich mehrere Bauernorganisationen und wurden politisch aktiv. In drei Provinzen stellten die United Farmers die Regierung. Die weitere Entwicklung in den Provinzen verlief unterschiedlich: In einigen schlossen sich die Bauernbewegungen sozialistischen Gruppierungen an, in anderen der Liberalen oder der Konservativen Partei.
Die Bewegung gelangte bei Wahlen in den Provinzen
Ontario
,
Alberta
und
Manitoba
an die Macht und stellte dort die Regierung. Auf foderaler Ebene war sie mit der
Progressiven Partei
verbunden, wobei die ideologischen Abgrenzungen meist fließend waren. Die United Farmers lehnten die
National Policy
der
Konservativen Partei
ab, die hohe Zolle zum Schutz der kanadischen Industrie vor auslandischer Konkurrenz vorsah (was wiederum die Landwirtschaft stark benachteiligte). Gleichzeitig fanden sie, dass die
Liberale Partei
nicht entschlossen genug fur den
Freihandel
eintrete und die Interessen der Unternehmer zu stark berucksichtige.
Im Allgemeinen bildeten die Bauernbewegungen politische Allianzen mit Arbeitergruppierungen und Sozialisten. Als sie jedoch Provinzregierungen stellten, fielen sie durch eine pragmatische Politik auf und orientierten sich ideologisch an den Liberalen. Dies fuhrte zu einem Bruch zwischen den United-Farmers-Regierungen und ihren Organisationen.
Die
United Farmers of Alberta
(UFA) stellten in
Alberta
von 1921 bis 1935 die Provinzregierung. Sie waren im selben Zeitraum auch mit mehreren Abgeordneten im
kanadischen Unterhaus
vertreten. Diese gehorten zunachst der Fraktion der Progressiven Partei an, traten aber ab 1926 eigenstandig auf. Die politische Bewegung zerfiel 1935 nach einem Skandal. Heute ist die UFA als unpolitische Genossenschaft tatig.
Die United Farmers of Manitoba (UFM) bildeten im Gegensatz zu den ubrigen Provinzen keine Allianz mit der Arbeiterbewegung. Bei der Provinzwahl 1920 wurden mehrere ?Farmer-Kandidaten“ gewahlt. 1922 trat die UFM erstmals offiziell an und gewann die Wahl. Premierminister
John Bracken
trennte die Genossenschaft von der Politik und benannte die Bewegung in
Progressive Party of Manitoba
um. Diese schloss sich mit der
Konservativen Partei
auf Bundesebene zusammen, woraus die
Progressiv-konservative Partei
entstand.
Mitglieder der
Farmers’ Union of Canada
und der
Saskatchewan Grain Growers’ Association
grundeten 1926 die United Farmers of Canada (Saskatchewan Section). Als die Weltwirtschaftskrise und der
Dust Bowl
die Landwirtschaft fast zum Erliegen brachten, wurde die UFC (SS) zu einer politischen Bewegung und vertrat sozialistische Anliegen. 1932 schloss sie sich mit der Independent Labour Party zusammen, woraus zwei Jahre die
Co-operative Commonwealth Federation
entstand, die Vorlauferin der
Neuen Demokratischen Partei
.
In
Ontario
bildeten die
United Farmers of Ontario
(UFO) nach der Wahl 1919 die Provinzregierung. Nach der Wahlniederlage 1923 und dem formellen Beschluss der UFO, sich aus der Politik zuruckzuziehen, traten die ubrig gebliebenen Abgeordneten als Progressive in Erscheinung. Ein Teil der Bewegung bildete unter der Bezeichnung
Liberal-Progressive
bis 1934 eine Allianz mit der
Ontario Liberal Party
, ein anderer Teil schloss sich der Co-operative Commonwealth Federation an. Zeitweise war die UFO auch im kanadischen Unterhaus vertreten.
Die
Fermiers unis du Quebec
wurden 1920 gegrundet. Im darauf folgenden Jahr schlossen sie sich mit der
Union des cultivateurs du Quebec
zur
Parti fermier-progressiste du Quebec
(PFC) zusammen. Die PFC nahm erfolglos an der
Unterhauswahl 1921
teil und loste sich danach auf.
Die 1920 gegrundeten
United Farmers of Nova Scotia
konnten bei der Provinzwahl im selben Jahr neun Sitze gewinnen. Zusammen mit den Abgeordneten der Arbeiterpartei bildeten sie eine Fraktion und fuhrten die Opposition an. Die Partei zerfiel bis 1925 als Folge einem Bestechungsskandals.
Bei der Provinzwahl 1920 wurden neun Vertreter der
United Farmers of New Brunswick
gewahlt. Sie schlossen sich der Fraktion der Liberalen Partei an und stutzten deren Minderheitsregierung. Vier Jahre spater verloren alle Bauernvertreter ihren Sitz und bei nachfolgenden Wahlen gelang es keinem mehr, gewahlt zu werden.
Neufundland
war bis 1949 ein von Kanada unabhangiger Staat. Obwohl sie keine Bauernorganisation war und vielmehr die Interessen der Fischer vertrat, wies die von 1908 bis 1934 existierende
Fishermen’s Protective Union
große Ahnlichkeiten mit den kanadischen United Farmers auf.