Die
Umayyaden
oder
Omajjaden
(
arabisch
??? ????
ban? Umayya
oder
????????
,
DMG
al-Umawiyy?n
) ? auch
Omayyaden
,
Omaijaden
,
Omajaden
,
Omejjaden
und
Umajjaden
? waren ein Familienclan des arabischen Stammes der
Quraisch
aus
Mekka
, des Stammes, dem auch der Religionsgrunder
Mohammed
entstammte. Angehorige der Familie herrschten von circa 661 bis 750 n. Chr. als
Kalifen
von
Damaskus
aus uber das damals noch junge islamische Imperium (siehe auch
Liste der Kalifen
) und begrundeten damit die erste dynastische Herrscherfolge der islamischen Geschichte (siehe
Zeittafel islamischer Dynastien
). Bei den Umayyaden von Damaskus wird zwischen zwei Linien unterschieden, den
Sufy?niden
, die sich auf
Ab? Sufy?n ibn Harb
zuruckfuhren, und den ab 685 herrschenden
Marw?niden
, den Nachkommen von
Marw?n ibn al-Hakam
.
Unter der Regierung der Umayyaden wurden die Grenzen des Reiches im Osten bis zum
Indus
und im Westen bis zur
Iberischen Halbinsel
vorgeschoben. Nach ihrer Vertreibung aus dem
Maschrek
durch die
Abbasiden
grundeten sie im Jahr 756 in
al-Andalus
das
Emirat von Cordoba
, wo sie bis 1031 herrschten, seit 929 auch wieder mit dem Titel eines Kalifen.
Wie die
Ban? H?schim
, der Clan des Propheten Mohammed, gehorten die Umayyaden zu den Nachkommen des Quraischiten
?Abd Man?f ibn Qusaiy
. Beide Familien fuhrten sich jeweils auf einen von ?Abd Man?fs Sohnen zuruck, die Haschimiten auf
Haschim
und die Umayyaden auf
?Abd Schams
. Namensgeber der Umayyaden war ?Abd Schams’ Sohn Umayya (
Umayya ibn ?Abd Scham
).
Zu Beginn des 7. Jahrhunderts n. Chr. waren die Nachkommen Umayyas eine der einflussreichsten Familien
Mekkas
. In dieser Zeit begann Mohammed damit, seine neue Religion in der Stadt zu verkunden. Nachdem er im Jahr 622 mit seinen Anhangern nach
Medina
auswandern musste und es in der Folge zu militarischen Auseinandersetzungen zwischen den geflohenen Muslimen und Mekka kam, nahmen Mitglieder der Umayyadenfamilie fuhrende Positionen auf Seiten der Mekkaner ein. Im spateren Verlauf der Kampfe stand mit
Ab? Sufy?n ibn Harb
das Oberhaupt des Klans an der Spitze der mekkanischen Politik. Schlussendlich musste dieser sich jedoch Mohammed geschlagen geben und konvertierte noch kurz vor der Einnahme Mekkas durch die muslimischen Truppen im Jahr 630 selbst zum Islam.
Dieser Seitenwechsel gereichte den Umayyaden letztlich zum Vorteil, da sie auch in dem nun entstandenen islamischen Staat eine wichtige Rolle spielten. So diente beispielsweise
Mu??wiya I.
, ein Sohn Abu Sufyans, einige Jahre als Mohammeds Sekretar. Nach dem Tod des Propheten nahm er an den
Feldzugen
gegen das
Ostromische Reich
teil, die das Ende der
Spatantike
im ostlichen Mittelmeerraum einleiteten. Er wurde im Jahr 639 mit dem Posten des Statthalters von
Syrien
belohnt. Im Jahr 644 wurde mit
Uthman ibn Affan
sogar ein Mitglied des Umayyadenklans zum Kalifen gewahlt. Uthman zahlte im Gegensatz zum Rest seiner Familie zu den fruhsten Unterstutzern Mohammeds und war bereits 622 bei der Auswanderung von Mekka dabei gewesen. Bei der Vergabe einflussreicher Posten im Reich begunstigte er in hohem Maße seine eigenen Verwandten, sodass sich bald eine Opposition gegen seine Herrschaft bildete.
Im Jahr 656 wurde Uthman in Medina ermordet und
?Al? ibn Ab? T?lib
, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten, zum neuen Kalifen erhoben. Allerdings wurde er nicht von allen Muslimen anerkannt. Als Anhanger des ermordeten Uthman ließ sich Muawiya im Jahr 660 im syrischen Damaskus ebenfalls zum Kalifen ausrufen. Damit war die muslimische Gemeinschaft (die
Umma
) erstmals gespalten. Die Folge war die erste
Fitna
, der erste Burgerkrieg des islamischen Staates.
Zwar konnte Muawiya I. nach Alis Ermordung durch die
Charidschiten
(661) seine Herrschaft unter den Muslimen durchsetzen und die Dynastie der Umayyaden begrunden, doch wurde er von den Anhangern Alis weiterhin nicht als rechtmaßiger Herrscher anerkannt. Es kam somit zum Schisma zwischen
Sunniten
und
Schiiten
. Letztere, die Anhanger Ali ibn Abi Talibs, hatten ihren Schwerpunkt zunachst im Suden des heutigen
Iraks
.
Zunachst verlegte Muawiya die Hauptstadt von
Kufa
, wo Ali sein Hauptquartier genommen hatte, nach Damaskus. Damit wurde Arabien politisch schnell zur Peripherie. Die Bedeutung fur den Islam konnte es nur noch durch die Heiligen Statten Mekka und Medina behaupten. Muawiya schaffte auch die Wahl des Kalifen ab und ersetzte sie durch die
Erbfolge
, indem er seinen Sohn
Yazid I.
offentlich zum Nachfolger erklarte. Der Altestenrat musste nur noch formal dem neuen Kalifen seine Zustimmung erteilen. Unter den Umayyaden begann sich eine arabische Aristokratie herauszubilden.
Nach dem Tod Muawiyas brachen unter seinem Nachfolger Yazid I. (680?683) mehrere Aufstande gegen die Umayyaden aus.
Husain
, der zweite Sohn Alis und Enkel Mohammeds, nutzte die Situation und zog gegen Yazid zu Felde. Er wurde jedoch in der
Schlacht von Kerbela
(680) getotet. Dieser Akt besiegelte die endgultige Trennung zwischen Sunniten und Schiiten und wurde Anlass fur das schiitische Trauerfest
Aschura
. Trotz dieses umayyadischen Sieges konnte sich die Opposition vor allem im Hedschas um Mekka weiter behaupten.
In der Verwaltung des Kalifenreichs waren noch lange Zeit Christen tatig, die mit der effektiven spatromischen Verwaltungspraxis vertraut waren. Sie bekleideten auch hochrangige Posten, wie etwa der einflussreiche
Sarjun ibn Mansur
und sein Sohn, der spater als
Johannes von Damaskus
bekannt wurde. Erst um 700 wurde der Versuch unternommen, Christen aus der Verwaltung systematisch zu verdrangen, wenngleich die betreffenden Anordnungen wohl nicht immer konsequent umgesetzt wurden.
Nach dem Tod von Yazid I. im Jahr 683 rief sich
?Abdall?h ibn az-Zubair
, der Sohn des Prophetengefahrten
az-Zubair ibn al-?Auw?m
, in Mekka zum Kalifen aus und vertrieb die Umayyaden aus dem
Hedschas
. Nachdem 684 auch Yazids Sohn und Nachfolger
Mu??wiya II.
gestorben war, erhielt Ibn az-Zubair unter den Muslimen immer mehr Unterstutzung, auch mehrere Stammesfursten in Syrien und Palastina stellten sich auf seine Seite, darunter Zufar ibn al-H?rith, der Fuhrer des Stammesverband der Qais im Militarbezirk von
Qinnasr?n
, der den dortigen umayyadischen Statthalter vertrieb.
[1]
Mehrere Umayyaden, darunter
Marw?n ibn al-Hakam
, die nicht mehr daran glaubten, dass ihre Familie ihre Macht erhalten konnte, machten sich auf den Weg in den Hedschas, um ebenfalls Ibn az-Zubair zu huldigen.
[2]
Allein durch die Intervention des fruheren umayyadischen Statthalters im Irak, ?Ubaidull?h ibn Ziy?d, sowie des kalbitischen Stammesfuhrers Hass?n ibn M?lik Ibn Bahdal, der mit den Umayyaden verwandt war, wurde die Machtposition der Umayyaden gerettet. ?Ubaidull?h drangte Marw?n, sich selbst um das Kalifat zu bewerben, da er als
Sayyid
aus der Nachkommenschaft des ?Abd Man?f mehr Anspruch darauf habe als Ibn az-Zubair. Er kehrte daraufhin wieder um. Ibn Bahdal rief einige Wochen spater in
al-Dsch?biya
einen Kongress der syrischen Militarfuhrer zusammen, bei dem Marw?n zum neuen Kalifen ausgerufen wurde.
Marw?n starb schon ein Jahr nach seiner Herrschaftsubernahme an der Pest. Sein Sohn
Abd al-Malik
(685?705), der nach seinem Tod zum Kalifen erhoben wurde, konnte in den nachsten Jahren jedoch fast alle Gegner der Umayyaden in Syrien und im Irak beseitigen und 692 auch den Kampf mit ?Abdall?h ibn az-Zubair erfolgreich fur sich entscheiden. Fast alle der nachfolgenden umayyadischen Kalifen waren Sohne bzw. Nachkommen von ?Abd al-Malik. Nach der Beendigung des Burgerkriegs begann erneut eine Zeit großer Eroberungen. So wurden im Osten das
Indusgebiet
(711) und
Transoxanien
(712) besetzt. Im Westen wurde bis 709 der Widerstand der
Berber
gebrochen und der
Maghreb
unterworfen. Schon 711 wurde das
Westgotenreich
auf der Iberischen Halbinsel erobert und erfolgten Raubzuge in das
Frankenreich
bis an die
Loire
und nach
Burgund
.
Die Vorstoße ins Frankenreich wurden aber 732 vom frankischen
Hausmeier
, dem
Karolinger
Karl Martell
, aufgehalten ? was nicht zuletzt sicherlich auch an den großen Streitigkeiten bzgl. der Kalifenfrage innerhalb des muslimischen Lagers lag. In den nachsten Jahrzehnten wurden die Muslime uber die
Pyrenaen
nach Suden abgedrangt. Auch
Byzanz
konnte trotz mehrerer Feldzuge und den Belagerungen von
Konstantinopel
(
674?678
,
717?718
) nicht entscheidend geschlagen werden. Ebenso blieben mehrere Feldzuge gegen die
Chasaren
nordlich des
Kaukasus
weitgehend erfolglos.
Seit 718 hatten sich unterdessen schiitische, persische und andere muslimische Gruppen um die
Abbasiden
geschart, die Nachfahren von Muhammads Onkel
Abbas
. Diese vertraten die These, dass nur Manner aus dem Zweig dieses Onkels das Amt des Kalifen ausuben konnten. Da die Umayyaden diese verwandtschaftliche Legitimation nicht besaßen, versuchten sie die abbasidische Propaganda zu unterbinden. Dennoch gelang in den vierziger Jahren des
8. Jahrhunderts
die Unterwanderung des Kalifats durch die Anhanger der Abbasiden, als unter den Umayyaden heftige Machtkampfe ausbrachen. Außerdem wurde die herrschende Dynastie zunehmend durch heftige Rivalitaten zwischen den arabischen Stammesfraktionen geschwacht. Der 747 im Ostiran ausbrechenden Aufstand des
Abu Muslim
konnte von den Umayyaden deshalb nicht mehr erfolgreich bekampft werden. 750 wurden diese unter
Marwan II.
von den Abbasiden im Nordirak am
Großen Zab
vernichtend geschlagen. In der Folgezeit wurden die Umayyaden im Orient von den Abbasiden endgultig besiegt.
Einem Umayyadenprinzen gelang die Flucht in den Maghreb und von dort weiter nach al-Andalus, wo er 756 als
Abd ar-Rahman I.
das
Emirat von Cordoba
errichtete. 929 erhob sich dort
Abd ar-Rahman III.
zum Kalifen. Das
Kalifat von Cordoba
hatte bis zum Jahr 1031 Bestand. Mit seinem Ende erlosch auch die Dynastie der Umayyaden endgultig.
Anfang des 20. Jahrhunderts kam es in Syrien und im Irak mehrfach zu Kontroversen uber die historische Beurteilung der Umayyaden. Die erste Kontroverse dieser Art fand 1905 zwischen den beiden arabischen Intellektuellen
Raf?q Bey al-?Azm
(1865?1925) und
Dschurdsch? Zaid?n
(1861?1914) statt. Ausgangspunkt dieser Kontroverse, die in einem spater veroffentlichten Briefwechsel ausgetragen wurde, war die Darstellung des Umayyadenreiches in Dschurdsch? Zaid?ns ?Geschichte der islamischen Zivilisation“ als eines hauptsachlich auf tribale
?Asab?ya
und arabischen
Chauvinismus
gegrundeten Staates. Al-?Azm kritisierte, dass Zaid?n in seinem Werk ausschließlich die ublen Seiten der Umayyaden zusammengetragen habe, und verteidigte die Dynastie damit, dass die ?Asab?ya ein Erbteil des
Beduinentums
gewesen sei, das erst durch die Festigung des Islams nach der Vermischung der Araber mit anderen Volkern beseitigt werden konnte. Zaid?n hielt dem entgegen, dass die
Rechtgeleiteten Kalifen
, die noch tiefer in der Kultur der Beduinen verwurzelt waren als die Umayyaden, schon vorher deren Rohheit und Ungeschliffenheit abgelegt hatten.
[3]
Im Irak loste im Jahre 1927 ein Buch des libanesischen Geschichtsdozenten An?s an-Nus?l? (1902?1957) uber den syrischen Umayyadenstaat eine innenpolitische Krise aus. An-Nus?l?, der damals am Lehrerbildungsinstitut in Bagdad tatig war, hatte in seinem Buch die Umayyaden sehr positiv dargestellt und das politische Verhalten von Personen wie ?Al?, Mu??wiya, al-Husain ibn ?Al?, Yaz?d und
al-Haddsch?dsch ibn Y?suf
nach Gesichtspunkten der Realpolitik und Staatsrason beurteilt.
Schiitische
Kreise im Irak meinten aber, dass er mit seinem Buch die politischen Fahigkeiten ?Al?s herabgesetzt und vor allem seinen Sohn al-Husain beleidigt habe. Delegationen aus
al-Kazimiyya
,
Nadschaf
und
Kerbela
verlangten vom Konig die Einziehung des Buches und die Entlassung an-Nus?l?s. Als diese erfolgte, veranstalteten Schuler verschiedener Schulen und Bildungsanstalten, die die von der irakischen Verfassung garantierte Gedankenfreiheit bedroht sahen, Demonstrationen vor dem Erziehungsministerium, bei denen es zu Zusammenstoßen mit Polizei und Feuerwehr kam. Drei syrische Kollegen an-Nus?l?s, die sich an diesen Protesten beteiligt hatten, wurden daraufhin ebenfalls entlassen, die an den Demonstrationen beteiligten Schuler wurden vom Schulunterricht ausgeschlossen. Da ein Großteil der Schuler diese
Relegierung
als ungerecht empfand, folgten weitere Kundgebungen.
Der ?Fall an-Nus?l?“ beschaftigte noch mehrere Monate Regierung, Parlament und Presse im Irak. Ein schiitischer Gelehrter, Muhammad Mahd? al-K?zim?, verfasste eine Gegenschrift zu an-Nus?l?s Buch mit dem Titel: ?Das Reich des verfluchten Baumes, oder das Zeitalter der Tyrannei der Umayyaden gegen die
Aliden
“ (
Daulat a?-?a?ara al-mal??na, au daur ?ulm ban? Umayya ?al? l-?Alaw?y?n
). Bei der Wahl des Titels griff er auf ein altes schiitisches Konzept zuruck, wonach der im Koran mehrfach (z. B. Sure 17:60) genannte ?verfluchte Baum“ ein Sinnbild fur die Umayyaden ist.
[4]
Ein großer Bewunderer der Umayyaden war auch der syrische Gelehrte Muhammad Kurd ?Al? (1876?1953). Er hielt im Dezember 1939 in der Syrischen Universitat von Damaskus einen Vortrag, in dem er den Beitrag der Umayyaden zur zivilisatorischen Entwicklung, der Entstehung eines arabischen Nationalbewusstsein und zur Expansion der arabischen Herrschaft hervorhob.
[5]
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- ↑
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- ↑
Vgl. Ende 32?42.
- ↑
Vgl. Ende 132?145.
- ↑
Vgl. Ende 65?75.
- ↑
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Menadoc Bibliothek, Universitats- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle
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