Tsotsi
, im deutschen Vorspann auch
Tsotsi: Ein Junge aus dem Getto
betitelt, ist ein
sudafrikanischer
Film aus dem Jahr 2005. Er basiert auf dem gleichnamigen
Roman
des sudafrikanischen Schriftstellers
Athol Fugard
. Von vielen Kritikern wurde
Tsotsi
vor allem mit dem Film
City of God
des Regisseurs
Fernando Meirelles
verglichen. Der Film erhielt viele internationale Preise, darunter den
Oscar
fur den besten fremdsprachigen Film, und wurde unter anderem fur einen
Golden Globe Award
nominiert. In Deutschland startete Tsotsi am 4. Mai 2006. Die Schauspieler des Films sind uberwiegend Laiendarsteller.
[2]
In den Vorstadten der sudafrikanischen Stadt
Johannesburg
hat der 19-jahrige Tsotsi alle Erinnerungen an seine Kindheit verdrangt. Vor seinem alkoholsuchtigen Vater fluchtete er, als die Mutter an
Aids
starb. Fruh verwaist, hat er sich eine zweifelhafte Existenz als Anfuhrer einer kleinen Gang aufgebaut ? als ?Tsotsi“ eben, was im Straßen
slang
schlicht Gangster oder Schlager bedeutet. Mit seinen Freunden stiehlt und prugelt Tsotsi im Vorbeigehen und schreckt auch vor Mord nicht zuruck. Doch das Gangmitglied Boston stellt ihn nach dem sinnlosen Mord an einem Geschaftsmann zur Rede. Er solle etwas von sich preisgeben, wenigstens seinen richtigen Namen. Tsotsi fuhlt sich von den Nachfragen unter Druck gesetzt und schlagt Boston brutal zusammen.
Tsotsi fluchtet. In einem reichen Vorort uberfallt er spontan eine junge Frau, schießt auf sie und stiehlt ihren Wagen. Er baut vor Schreck einen Unfall, als er das drei Monate alte Baby auf der Ruckbank bemerkt. Nach kurzem Zogern steckt er das Kind zu den anderen erbeuteten Dingen in eine Papiertute und nimmt es mit in seine Welt. Da er mit der Betreuung des Babys uberfordert ist, zwingt er Miriam, eine alleinstehende Mutter, das Kind zu stillen. Sie bietet ihm an, sich um das Baby zu kummern.
Tsotsi baut eine zartliche Beziehung zu dem kleinen Kind auf und entsinnt sich seiner eigenen Kindheit. Dabei erinnert er sich daran, dass er als David geboren wurde, und entscheidet sich, nachdem Miriam ihn nach dem Namen des Kindes fragt, das Kind David zu nennen. Daraufhin beginnt er seine bisherige Einstellung zu uberdenken, nimmt seinen verprugelten Freund Boston auf und will sein Leben andern. Doch der Vater und die infolge des Uberfalls
querschnittgelahmte
Mutter des Kleinen suchen nach ihm. Nach wenigen Tagen uberredet Miriam Tsotsi, das Kind zuruckzugeben. Vor dem Tor der Eltern greift die Polizei Tsotsi auf.
?
Tsotsi
ist kraftvolles und brutales Kino, aber eben doch emotional beruhrend und authentisch.“
?
Carsten Baumgardt
:
filmstarts.de
?Eine in der ersten Halfte dicht entwickelte und inszenierte Geschichte, die von den sozialen Unterschieden am Kap erzahlt, im zweiten Teil jedoch alle Register einer melodramatischen Lauterungserzahlung zieht, was die eigentliche Tendenz des Films spurbar verwassert.“
?Der Oscar-pramierte Film verzichtet auf Klischees und stellt stattdessen den inneren Konflikt eines Verbrechers ins Zentrum der Handlung, dem es in seiner Verzweiflung wichtiger ist, das junge Leben zu retten, als selbst der Obrigkeit zu entkommen. Der Rhythmus des Films zeichnet die Harte eines Lebens nach, das weder Freundschaft noch Liebe kennt und erzahlt gerade dadurch von Liebe und dem Wunsch nach Gerechtigkeit. Die Unberechenbarkeit der Hauptfigur verknupft sich mit der Unberechenbarkeit der Handlung. Der dadurch entstehende Spannungsbogen fasziniert besonders an dem Film. Einem Film, der dabei dennoch einem klaren moralischen Konzept folgt: Urteile uber Menschen werden den wirklichen Hintergrunden nicht gerecht.“
Das Wort ?Tsotsi“ oder ?tsotsism“ ist als Begriff fur das Phanomen der
Schulverweigerer
verwendet worden. Zeitweise war es eine massenhaft auftretende Verhaltensweise.
[5]
Er fand synonym zu dieser Verhaltensweise Anwendung auf Gangs bildende junge
Townshipbewohner
, vorrangig mannliche Jugendliche, die durch einen langeren Wohnaufenthalt in ihren Stadtteilen sich hegemonial einheimisch fuhlten und dadurch von anderen Jugendgruppen abgrenzten, die sich erst kurzzeitig oder aus benachbarten Gebieten zeitweilig im Lebensumfeld der Tsotsi aufhielten. Gangige Alternativbezeichnungen fur Tsotsi sind
location boys
,
ooclever
,
bright boys
. Im Township
Alexandra
(Johannesburg) wurden sie wegen ihres Sozialverhaltens auch
spoilers
(deutsch etwa: Plunderer) genannt. Haufiges gemeinsames Merkmal der Gruppenmitglieder ist der Abbruch ihrer Schulbildung wahrend der Grundschuljahre und der Kontrollverlust durch ihre Eltern in instabilen Lebensverhaltnissen. Tsotsis sind hitzig/gewalttatig und laut/ungestum, sie konnen bewaffnet sein. Tsotsis im Lebensalter zwischen 15 und 25 Jahren wurden als
ikhaba
bezeichnet. Fur Altere uber 25 Jahre war der Begriff ooMac verbreitet.
[6]
[7]
- ↑
Freigabebescheinigung
fur
Tsotsi
.
Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
, April 2006 (PDF; Prufnummer: 105 869 K).
- ↑
http://www.mopo.de/news/oscar-gekroent--tsotsi,5066732,5714050.html
- ↑
Tsotsi.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 27. April 2018
.
- ↑
TSOTSI
. Top-Videonews. Herausgeber:
Kinder- und Jugendfilmzentrum
im Auftrag des
BMFSFJ
.
- ↑
SAIRR
:
A Survey of Race Relations in South Africa 1950?1951
. Johannesburg 1951, S. 55
- ↑
Monica Wilson, Archie Mafeje:
Langa
. A Study of Social Groups in an African Township
. Oxford University Press, Cape Town, London, New York 1963, S. 22?24
- ↑
South African History Online:
Gangsterism in Sophiatown
. auf www.sahistory.org.za (englisch)