Joghurt
Joghurt
, auch
Jogurt
(von
turkisch
yo?urt
), ist ein
Nahrungsmittel
, hergestellt aus
Milch
, die mithilfe von
Milchsaurebakterien
dick gelegt
ist. Das
Milchprodukt
wird als Naturjoghurt ohne Zusatze sowie mit Zusatzen wie
Zucker
und
Obstbestandteilen
in verschiedenen Geschmacksrichtungen vermarktet. Naturjoghurt hat einen leicht sauerlichen
Geschmack
.
Das Wort
Joghurt
ist von
turkisch
yo?urt
entlehnt
, was ?gegorene Milch“ bedeutet
[1]
[2]
und auf die Art der Herstellung verweist. Das Wort ist in auffallend vielen Sprachen vorhanden.
[3]
Laut
Duden
tritt das Wort im
Deutschen
als
Maskulinum
auf oder, besonders in
Osterreich
und der
Schweiz
, als
Neutrum
, in Osterreich zudem umgangssprachlich als
Femininum
. Das Wort wird meist im Singular gebraucht. Wenn von ?Joghurt-Sorten“ oder ?Portionen Joghurt“ die Rede ist, wird mitunter der Plural in den Formen
die Joghurts
oder
die Jogurts
verwendet.
[4]
Sauermilchprodukte gehoren zu den altesten Milchprodukten uberhaupt. Menschen bemerkten fruh, dass fermentierte Milch nicht nur genießbar, sondern außerdem langer haltbar ist als frische. Zudem wird bei der Fermentation der
Milchzucker
, die Lactose, zu einem gewissen Anteil abgebaut, wodurch Joghurt von
laktoseintoleranten
Menschen (weltweit gesehen die Mehrheit der Menschheit) besser vertragen wird als frische Milch.
[5]
Wann Joghurt zuerst hergestellt wurde, ist unbekannt; ebenso, in welcher Region. Moglicherweise geschah dies durch nomadische
Turkvolker
in
Zentralasien
oder
Han-Chinesen
.
[6]
Die Erfindung des Joghurts durch die
Thraker
scheint in das Reich der Fabel zu gehoren.
[7]
Nach Neuburger wurde diese These zuerst im sozialistischen Bulgarien verbreitet.
[8]
Moglich ist, dass Joghurt von verschiedenen Volkern in unterschiedlichen Gegenden Eurasiens mehrfach unabhangig voneinander entwickelt wurde.
[9]
Im 7. Jahrhundert wurde von den turksprachigen
Protobulgaren
auf dem Balkan eine fermentierte Schafsmilch hergestellt. Diese Form des Joghurts wird in landlichen Gegenden Bulgariens angeblich immer noch genauso zubereitet und
Katuk
genannt. Gleiche oder recht ahnliche Milchprodukte finden sich unter der Bezeichnung
Katik
in
Baschkortostan
, in
Tatarstan
und in
Usbekistan
. Das legt nahe, dass die Joghurtbereitung bei den Turkvolkern allgemein bekannt war, noch bevor sich die Protobulgaren auf dem Balkan ansiedelten.
[5]
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Menschen im westlichen Europa nur gelegentlich Kontakt mit Joghurt. So wird kolportiert, dass ein judischer Arzt aus Konstantinopel im 16. Jahrhundert das durch Kriegsstrapazen und Ausschweifungen verursachte Siechtum des
franzosischen
Konigs
Franz I.
mit einer Diat allein aus Dickmilch von Schafen und Eseln geheilt habe.
[10]
1905 isolierte der bulgarische Arzt und Naturwissenschaftler
Stamen Grigorow
aus Joghurt ein bisher unbekanntes Bakterium, das er fur die Fermentation der Milch verantwortlich machte
[11]
[12]
und das daraufhin
Bacillus bulgaricus
genannt wurde. Der russische Bakteriologe
Ilja Metschnikow
brachte damals ein
epidemiologisches
Wissen um die hohe Lebenserwartung bulgarischer Bergbauern mit deren Alltagskost in
Zusammenhang
, speziell mit dem Konsum von Joghurt einschließlich der Aufnahme der darin enthaltenen Bakterien.
[13]
Offentlichkeit und Wissenschaft nahmen diese These auf, und damit verbreitete sich Joghurt rasch nach Mittel- und Westeuropa sowie nach Nordamerika.
1906 berichtete die Zeitschrift
Kosmos
in ihrer Rubrik
Medizin-hygienische Umschau
uber die besondere Bekommlichkeit von ?Yoghurt“, die auf den verhaltnismaßig geringen Gehalt an Milchsaure zuruckgefuhrt wird.
[14]
Im
Deutschen Reich
wurde Joghurt seit 1907 unter der Bezeichnung
Joghurt
in stadtischen
Molkereien
produziert und uber spezielle
Versandgeschafte
und
Reformhauser
angeboten. Die damals eingeschrankten Kuhlmoglichkeiten in den Laden und Haushalten begrenzten den Absatz.
1918 wollten US-amerikanische Forscher nachweisen, dass der
Bacillus bulgaricus
die
Darmflora
gar nicht verbessere, da er zuvor von der Magensaure zerstort werde. Dies stellte sich jedoch als falsch heraus. Geringe Anteile der Milchsaurebakterien gelangen trotz der Saure im
Magen
bis in den
Darm
, wo sie sich wieder vermehren und so positiv auf die Darmflora auswirken konnen (siehe
Abschnitt Bakterienkulturen
). In den 1920er Jahren wurde die sogenannte
Acidophilus
-Milch neu entwickelt, deren Bakterienkultur die Magenpassage nahezu unbeschadet uberlebt und deshalb die Zusammensetzung der Darmflora schneller und starker beeinflusst. Der Verbrauch von Joghurt stieg in Deutschland insbesondere in den 1930er und den 1940er Jahren stark an. Seit den spaten 1960er Jahren wird er als ?Diatspeise“ genutzt. In dieser Zeit wurde auch der gelaufige Fruchtjoghurt ublich.
Fur die kommerzielle Herstellung von Sauermilcharten wurden verschiedene Milchsaurebakterien selektiert. Produkte aus sudeuropaischen Landern wurden traditionell mit Hilfe von
thermophilen
(warmeliebenden) Milchsaurebakterien hergestellt, wahrend man fur die aus dem Norden stammenden
Sauermilcharten
mesophile
(mittlere Temperaturen liebende) Milchsaurebakterien einsetzte. Beim heutigen Stand der Technik (Kuhlhauser, Temperiermoglichkeiten) haben klimatische Gegebenheiten keinen Einfluss mehr darauf, welche Kulturen eingesetzt werden.
Joghurtbereiter, um Joghurt selbst herzustellen
Ursprunglich entstand Joghurt aus der zufalligen Sauerung und Dicklegung von Milch. Im Laufe der Entwicklung der Lebensmittelherstellung wurden die verursachenden
Mikroorganismen
isoliert, identifiziert und nach ihrer Leistung selektiert. Bei geeigneten
Temperaturen
(bei
thermophilen
Kulturen 42 °C bis 45 °C, bei
mesophilen
Kulturen 22 °C bis 30 °C) kann mit Joghurtkulturen geimpfte Milch in Joghurt umgewandelt werden. Zu diesem Zweck gibt es
Joghurt-Zubereitungsautomaten
. Es reicht auch aus, Milch auf 40 °C bis 50 °C erwarmt mit etwas Joghurt als Impfmaterial (etwa zwei Loffel Joghurt auf einen Liter Milch) zu mischen und in einer Thermoskanne (oder einem mit einer Decke isolierten, aber nicht vollig luftdichten Gefaß) mindestens sechs Stunden ruhen zu lassen. Ein stichfester Joghurt unterscheidet sich in der Herstellung dadurch, dass er im Becher reift und nach dem Dickwerden nicht mehr geruhrt wird. Dieses Verfahren wird hauptsachlich fur Joghurt mit unterlegter Frucht (Frucht unter Joghurtmasse nicht eingeruhrt) verwendet.
Joghurt und Sauermilch sind sich sehr ahnlich. Der Hauptunterschied liegt bei der Auswahl der Milchsaurebakterien: Bei der Herstellung von Joghurt sollen grundsatzlich
Lactobacillus bulgaricus
und
Streptococcus thermophilus
eingesetzt werden. Joghurts mit dem Zusatz ?mild“ in der Bezeichnung werden statt mit
L. bulgaricus
mit anderen
Laktobazillen
(wie
L. acidophilus
,
L. casei
) hergestellt. Fur Sauermilch beschranken sich die Vorgaben bezuglich der verwendeten Mikroorganismen auf mesophile Milchsaurebakterienkulturen.
[15]
Im Gegensatz zu gewohnlicher Sauermilch darf gemaß Lebensmittelgesetz in der Schweiz nur ein Produkt mit einem Mindestgehalt von Mikroorganismen als Joghurt bezeichnet werden. Laut Art. 56 Joghurt, Abs. 2 mussen im Endprodukt ?insgesamt mindestens 10 Millionen
koloniebildende Einheiten
der Mikroorganismen je Gramm vorhanden sein“. Wenn dieser Mindestwert nicht erreicht wird, darf das Produkt nur ?Sauermilch“ heißen.
[16]
Naturjoghurts aus dem sudlichen Balkan bestehen ausschließlich aus Milch und werden durch
Lactobacillus bulgaricus
ohne weitere Zusatze dickgelegt. Naturjoghurt dieser Art wird dort im offenen Verkauf vertrieben. In industriell hergestellten Joghurts werden der Milch meist noch zusatzlich
Magermilchpulver
zur Erhohung der Trockenmasse zugesetzt. Weitere mogliche Zutaten, insbesondere in Fruchtjoghurts, konnen
Verdickungsmittel
,
Emulgatoren
,
Farbstoffe
sowie
Aromen
und
Zucker
sein.
Der in der turkischen Kuche verwendete
Suzme Yo?urt
wird traditionell durch das ?Abtropfenlassen“ normalen Joghurts in einem Sieb (
turkisch
suzgec
) oder einem Baumwolltuch hergestellt. Der auf diese Weise entwasserte Joghurt ist fester und cremiger. Mit einem Fettanteil von 10 Prozent entspricht er einem Sahnejoghurt. Er wird ausdrucklich ohne Zusatz von
Gelatine
verkauft.
Ahnlich wird der griechische Joghurt (
griechisch
στραγγιστ? γιαο?ρτι
strangisto giaourti
, deutsch
‚
abgetropfter Joghurt
‘
) hergestellt, der außerhalb Griechenlands zunachst in den USA popular wurde, spater aber auch in Westeuropa zunehmend Verbreitung fand. Durch das langere Abtropfen der Molke wird einerseits ca. viermal so viel Milch benotigt, auf der anderen Seite neben einem Fettanteil von ca. 10 % auch ein hoherer Eiweißanteil erreicht.
[17]
Nicht in Griechenland hergestellter Joghurt darf in der EU nicht als ?griechischer Joghurt“ vermarktet werden, sondern nur als ?Joghurt (nach) griechischer Art“ o. a.
[18]
Die Herstellung von Joghurt durch Milchsaurebakterien ist eine
Fermentation
. Milchsaurebakterien wie
Lactobacillus bulgaricus
konnen
Milchzucker
(Lactose) in
Milchsaure
(Lactat) umwandeln, wobei zugleich der charakteristische Geschmack und das
Aroma
entstehen. Milchsaure fuhrt zu einer pH-Absenkung. Ab einem bestimmten
pH-Wert
konnen sich die
Caseinmicellen
(die Hauptproteinfraktion der Milch) nicht mehr in Losung halten und
koagulieren
unter Bildung eines Netzwerkes. Dieser Vorgang wird oft als
Dicklegung
bezeichnet. In den Zwischenraumen werden das in der Milch enthaltene Wasser und verbleibende Proteinfraktionen (
Molkenproteine
) eingeschlossen.
Die Sauerung muss wahrend des gesamten Produktionsprozesses uberwacht werden, dazu wird der pH-Wert der
Kesselmilch
gemessen. Die Dicklegung der Milch beginnt ab einem
pH-Wert
von ca. 5,5 und endet je nach Kultur bei einem pH-Wert bis 3,8 (sehr selten, da sehr sauer). Idealerweise sollte bei einem pH-Wert von 4,65 (
isoelektrischer Punkt
) die Sauerung beendet sein, da sonst
Molkensynarese
entsteht, wobei sich der Joghurt bei niedrigeren pH-Werten zusammenzieht und
Molke
abscheidet.
Zu den wichtigsten Milchsaurebakterien in traditionellen
Sauermilchprodukten
gehoren
Streptokokken
und
Laktobazillen
. Joghurt wird traditionell mit
Lactobacillus bulgaricus
hergestellt. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts werden in Deutschland fast nur noch Joghurts mit der Bezeichnung ?mild“ angeboten. Diese werden gemaß der deutschen
Milcherzeugnisverordnung
ohne die traditionellen Bakterienkulturen hergestellt und schmecken weniger sauer als die traditionell hergestellten. Weitere bei der Herstellung von Joghurt verwendete Bakterienstamme sind z. B.
Streptococcus thermophilus
,
Lactobacillus casei
und
Bifidobacterium bifidum
.
[19]
Probiotische
Mikroorganismen konnen in lebensfahiger Form den Darmtrakt erreichen und ihre
Stoffwechselaktivitat
dort entfalten. Keine probiotische Wirkung zeigen z. B.
Streptococcus thermophilus
, da sie das extrem saure und
bakterizide
Milieu im Magen und danach die Vermischung mit
Galle
im
Zwolffingerdarm
nicht uberleben und somit nicht lebend im Darm ankommen. Anders als die
Werbung
suggeriert, treten immunstimulierende Effekte unabhangig von der Art des Joghurts (probiotische ?Markenkulturen“ oder traditionelle Kulturen) ein,
[20]
vorausgesetzt, dass es sich um nicht pasteurisiertes (nicht warmebehandelt) Joghurt handelt.
[21]
Bei der Fermentation wird
Laktose
teilweise abgebaut. Dadurch ist Joghurt fur Personen mit Laktoseintoleranz besser vertraglich als unfermentierte Milch.
[22]
Fur bestmogliche Vertraglichkeit ist aber weiter zu unterscheiden zwischen
pasteurisiertem
(warmebehandelt) und entsprechend gekennzeichnetem Joghurt und nicht warmebehandeltem Joghurt mit folglich noch lebenden Kulturen. Enthalt der Joghurt lebende Kulturen, wird er deutlich besser vertragen. Das liegt an dem Vorhandensein von bakterieller
β-Galactosidase
, welche die Verdauung der Laktose unterstutzt.
[23]
Bio-Joghurte werden nicht warmebehandelt und enthalten daher lebende Kulturen. Joghurt ? ob cremig oder stichfest ? wird oft Magermilchpulver und somit wiederum Laktose zugesetzt. Da das Magermilchpulver nicht deklarationspflichtig ist, ist es fur den Kunden nicht erkennbar. Lediglich Bio-Hersteller deklarieren freiwillig eine eventuelle Zugabe von Magermilchpulver.
[24]
[25]
Laktosefreiem Joghurt wurde zuvor
Laktase
zugesetzt, welche den Milchzucker in
Galactose
und
Glucose
aufspaltet.
Joghurterzeugnisse
Naturjoghurt wird nur aus Milch oder
Sahne
und Milchsaurebakterien hergestellt. Unterschieden wird je nach Fettgehalt:
[15]
- Joghurt aus entrahmter Milch (auch Magermilchjoghurt): maximal 0,5 % Fett
- Fettarmer Joghurt: 1,5 %?1,8 % Fett
- Joghurt: mindestens 3,5 % Fett
- Sahnejoghurt (Rahmjoghurt): mindestens 10 % Fett
- Griechischer Joghurt: Fettgehalt bis zu 10 Prozent, cremige Konsistenz, weil die Molke langer abtropft
[26]
Fruchtjoghurt gehort zu den
Milchmischerzeugnissen
und enthalt zusatzlich
Fruchte
oder
Fruchtzubereitungen
. Fruchtjoghurt hat einen Marktanteil von 80 % am gesamten Joghurtumsatz. Unterschieden wird je nach Fruchtanteil
[27]
- Fruchtjoghurt oder Joghurt mit Fruchten: mindestens 6 % Fruchtanteil
- Joghurt mit Fruchtzubereitung: mindestens 3,5 % Fruchtanteil
- Joghurt mit Fruchtgeschmack: weniger als 3,5 % Fruchtanteil
Die Zusammensetzung der Fruchtzubereitung muss nicht angegeben werden, wenn ihr Anteil unter 2 % am Gesamtprodukt liegt. Je nach Joghurtqualitat kann eine Fruchtzubereitung neben Fruchten, Zucker und Verdickungs- bzw.
Geliermitteln
gepresste Fruchtruckstande,
Sußungsmittel
,
Aromen
und
Konservierungsstoffe
enthalten. Die angegebene Geschmacksrichtung muss dabei nicht unbedingt auf die tatsachlich verwendeten Fruchte oder Fruchtruckstande hinweisen. Meist werden in billigen Fruchtjoghurts ?Fruchtstucke“ mittels Gelierung oder enzymatischer Vernetzung aus unterschiedlichen Saften unter Beigabe von Aromen erzeugt.
Der uberwiegende Anteil der Fruchtjoghurt-Produktion wird von bekannten Großmolkereien in Plastikbechern vertrieben, welche mit einer dunnen aufgeklebten Metallfolie verschlossen sind. Ein Becher enthalt in der Regel zwischen 50 g und 250 g Fruchtjoghurt. Zum Verkauf werden diese Becher in den
Kuhlregalen
des
Lebensmitteleinzelhandels
gelagert und prasentiert. Die Idee zu diesem
Convenience-Produkt
wurde erstmals im Jahre 1933 durch die Radlitzer Dampfmolkerei in der
Prager
Vorstadt
Smichov
entwickelt und erfolgreich unter dem Namen JOVO (Zusammenziehung von Joghurt und ?ovoce“, Tschechisch fur Obst) vermarktet. Seinerzeit wurden noch kleine Glaser als Verkaufsverpackung verwendet. Die Idee wurde bald weltweit erfolgreich. Die erste Geschmacksrichtung war
Erdbeere
.
[28]
Die Lebensmittelverordnung der Schweiz schreibt vor, dass 100 g Joghurt oder Sauermilch maximal 30 g andere Zutaten wie Fruchte, Nusse,
Cerealien
, Schokolade, Zucker oder naturliche Zutaten wie Kaffee oder Vanille enthalten durfen. Die naturliche Farbung kann mit Frucht- und Gemusesaften oder deren Konzentraten verstarkt werden. Ebenfalls erlaubt sind Gelier- und Verdickungsmittel. Kunstliche Farb- und Konservierungsmittel gehoren hingegen nicht in einen Joghurt, der in der Schweiz hergestellt wird. Joghurt gibt es in vier verschiedenen Fettgehaltsstufen: aus Vollmilch, teilentrahmt, aus Magermilch und mit Rahm angereichert.
[29]
Neben dem Fruchtjoghurt gibt es weitere Mischerzeugnisse mit verschiedenen Aromen wie
Vanille
,
Nougat
,
Nuss
,
Stracciatella
,
Schokolade
,
Kokos
oder
Kaffee
.
Trinkjoghurt im Glas
Im Handel wird Trinkjoghurt in ahnlichen Geschmacksrichtungen wie herkommlicher Fruchtjoghurt angeboten. Bei der Herstellung von Trinkjoghurt wird auf eine Erhohung der Trockenmasse verzichtet, somit bleibt der Joghurt von Beginn an flussiger. Nach der Fermentation wird der Joghurt mittels
Kaseharfe
glatt gezogen, hierbei entsteht eine gleichmaßige dunnflussige Joghurtmasse. Anders als bei Mischgetranken wie
Ayran
wird Trinkjoghurt kein Wasser zugegeben.
Eine weitaus altere Form der
Joghurtgetranke
ist in einigen Regionen Asiens verbreitet (
Turkei
:
Ayran
,
Indien
:
Lassi
). Bei diesen dient als Basis ein festerer Joghurt, jedoch mit stark sauernden Kulturen (
Streptococcus thermophilus
und
Lactobacillus bulgaricus
), der vor dem Verbrauch oder dem Verkauf mit Wasser und Salz in eine dunnflussige, buttermilchahnliche Konsistenz
aufgequirlt
wird. Sie werden als traditionelles Erfrischungsgetrank gut gekuhlt serviert. Diese Produkte sind weit verbreitet und werden von Straßenhandlern, gastronomischen Einrichtungen und fur hauslichen Gebrauch im Einzelhandel angeboten.
Tsatsiki
oder
griechisch
τζατζ?κι
(dzadziki)
ist eine Zubereitung der griechischen Kuche aus Joghurt, Gurken, Olivenol und Knoblauch. Er wird kalt als Vorspeise mit Brot serviert und ist Bestandteil der
Mezedes
(Vorspeisenplatte). Oft wird Tsatsiki zu Fleischgerichten wie
Gyros
oder
Souvlaki
gereicht. Ein ahnliches Produkt in der turkischen Kuche ist
Cacık
, wovon das griechische Wort hergeleitet ist. Ahnliche Gerichte sind uberhaupt in den Balkan-Kuchen verbreitet, etwa das bulgarische
Tarator
oder das albanische Taratoi.
Dickmilch
wurde oft zu Hause hergestellt, in Deutschland bis 1930, als die
Pasteurisierung
von Milch mit dem
Milchgesetz
vorgeschrieben wurde. Sie bildet eine Variante von Joghurt, entsteht jedoch auf Basis von in der Milch naturlicherweise enthaltenen Bakterien. Die
Raumtemperatur
reicht aus, um die Milch innerhalb von ein bis zwei Tagen umzusetzen, Temperaturen um die 32 °C reduzieren die Fertigstellung auf sechs bis acht Stunden und ergeben eine reinere saure Milch, da auch vorhandene Essigsaurebakterien sich bei Raumtemperatur (bis ca. 30 °C) entwickeln konnen, nicht jedoch bei 32?34 °C. Die Bakterien sind
anaerobe
Milchsaurebakterien
, die zum Teil von der
Kuh
stammen und zum Teil beim
Melken
aus der Luft in die Milch gelangten.
Laban
ist ein arabisches Sauermilchprodukt, das aus der Milch von
Kuhen
, Kamelen, Schafen und Ziegen hergestellt wird.
Auf landlichen Markten im Iran und in den arabischen Landern wird
Kaschk
genannter, getrockneter Joghurt angeboten.
Als Alternative zu Joghurt aus tierischer Milch werden unter anderem Produkte auf Basis von
Soja-
,
Kokos-
oder
Lupinenmilch
angeboten, die als
vegan
gelten und durch die gleichen Milchsaurebakterien erzeugt werden wie herkommlicher Joghurt.
[30]
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