Als
Treppenhaus
(Osterreich:
Stiegenhaus
; Bauordnungsrecht:
Treppenraum
) bezeichnet man einen
Gebaudeteil
oder den
Raum
in einem
Gebaude
, in dem sich eine
Treppe
befindet, die mehrere
Geschosse
vertikal
miteinander verbindet.
Das Treppenhaus dient der vertikalen
Erschließung
aller angeschlossenen Ebenen eines mehrgeschossigen Gebaudes und ist dessen funktionaler Bestandteil. Im oder am Treppenhaus sind oft auch die Zugange zu den
Aufzugsanlagen
untergebracht.
Die Decke eines Treppenhauses, die oberste horizontale Decke, nicht aber die Untersicht von Podesten, wird auch Treppenspiegel genannt. Dies ist eine Anlehnung an den Begriff
Deckenspiegel
.
Innenliegende oder interne Treppenhauser liegen innerhalb der Gebaudekubatur.
Sie haben keine Wand an einer Außenseite des Gebaudes und somit, abgesehen von
Oberlichtern
, keine Fenster, die fur naturliches Licht, Beluftung und Entrauchung sorgen konnen.
Außenliegende Treppenhauser sind der Normalfall. Sie liegen an einer Außenwand und konnen uber Fenster belichtet, beluftet und entraucht werden.
Außentreppen
liegen außerhalb der
Kubatur
des eigentlichen Gebaudes und sind in der Regel uber Brucken oder Stege mit dem eigentlichen Gebaude verbunden. Sie benotigen nicht unbedingt einen Treppenraum. Bei freistehenden Treppen ohne Treppenraum ist der Schutz vor Schnee und Eis zu beachten.
In der Architekturgeschichte gab es die Bauform des
Treppenturmes
mit rundem und polygonalem
Grundriss
, der in der Regel eine
Wendeltreppe
enthielt.
Heutzutage sind externe Treppenhauser eher funktional gehalten und enthalten meist sicher zu begehende zweilaufige Treppen. Wendeltreppen sind problematisch bei der Zulassung als Fluchttreppe.
Treppen, die als
Flucht-
und
Rettungsweg
fur Menschen dienen, die sich in den oberen Geschossen eines Gebaudes aufhalten, werden im Bauordnungsrecht
notwendige Treppen
genannt. Aus Grunden des
vorbeugenden Brandschutzes
werden an die entsprechenden
notwendigen Treppenraume
besondere Forderungen gestellt. Diese unterscheiden sich je nach den Anforderungen in den
Bauordnungen
der Lander entsprechend der Gebaudehohe und der
Art der Nutzung
.
Insbesondere darf der Treppenraum keine weiteren Funktionen aufnehmen, keine bedeutenden
Brandlasten
durch
leichtentflammbare
Materialien enthalten und muss zu anderen Nutzungseinheiten gegebenenfalls durch
Rauchschutz-
oder
Brandschutzturen
abgeschlossen
sein. Wenn das Treppenhaus nicht an der Außenwand des Gebaudes liegt und auf den
Treppenpodesten
zu offnende Fenster hat, werden mechanische Vorrichtungen zum
Rauchabzug
am hochsten Punkt des Treppenhauses und unter Umstanden eine
Sicherheitsbeleuchtung
gefordert.
Eine besondere Form stellt das
Sicherheitstreppenhaus
dar, an das besonders hohe Anforderungen gestellt werden, z. B. weil kein weiterer Rettungsweg vorhanden ist.
Die Benutzung eines evtl. vorhandenen
Aufzuges
ist im Brandfall in der Regel nicht zulassig.
In der Architekturgeschichte wurden die Haupttreppenhauser oft prachtvoll ausgeschmuckt und dienten vor allem Reprasentationszwecken. Ein Beispiel sind die auch als
Wendelstein
bezeichneten
Treppenturme
im Schlossbau der Renaissance. Im Barock wurden die an den Eingang anschließenden
Vestibule
mit reprasentativen Treppenhausern zu einer baulichen Einheit verschmolzen. Zur Zeit des Historismus entstanden in Europa zahlreiche Villen, die uber je eine reprasentative, zweigeschossige Treppenhalle verfugten. Diese prachtigen Zentralraume waren im Prinzip eine Weiterentwicklung der eingeschossigen
englischen Hallen
(Wohnhallen), in die (zumeist in einer Raumecke) ein reprasentativer Treppenlauf eingebaut war, der ? die Wohnhallen-Decke durchdringend ? zum Obergeschoss fuhrte.
Schachttreppen sind zweilaufige U-Treppen mit Halbpodest und Hauptpodest, bei denen anstelle eines
Treppenauges
eine Treppenhauswand zu finden ist. Die Treppenlaufe konnen beidseitig in der Wand aufgelagert sein. Dies ist die einfachste Konstruktionsform.
Die Treppenlaufe konnen beidseitig von den Treppenhauswanden durch eine Fuge getrennt und nur auf den Podesten aufgelagert sein. Dies wird aus Grunden des
Trittschallschutzes
heute bevorzugt, da es dann ausreicht, die Podeste an wenigen Stellen elastisch auf den Treppenhauswanden aufzulagern.
Die Treppenlaufe konnen auch samt den Podesten mit der einen zentralen Wandscheibe zwischen den Treppenlaufen verbunden sein und ringsum durch eine Fuge von den Umfassungswanden getrennt sein.
Eine Treppenhausbeleuchtung ist aus Sicherheitsgrunden in jedem Falle vorzusehen. Auch bei Treppen im Freien sollte eine Treppenbeleuchtung unbedingt vorhanden sein. Um ein Ein- und Ausschalten jeweils am Anfang und am Ende der Treppe zu ermoglichen, sind entsprechende elektrische Schaltungen zu verwenden. Es kann auch sinnvoll sein, die Beleuchtung mit einer Zeitschaltung zu versehen, so dass die Beleuchtung nur fur einen ausreichend langen Zeitraum eingeschaltet bleibt. Auch der Einbau eines Bewegungsschalters kann sinnvoll sein. Auf dem Markt sind auch Handlaufe mit integrierter Beleuchtung (Licht im Handlauf) erhaltlich, bei denen das Licht direkt auf die Trittstufen gelenkt und damit fur zusatzliche Sicherheit gesorgt wird.
Im Wohnungseigentumsrecht gilt das Treppenhaus als
Gemeinschaftseigentum
, weil es fur den Bestand und die Sicherheit des Gebaudes erforderlich ist, sofern es sich nicht innerhalb einer
Wohnung
befindet, sondern zur
Erschließung
der Wohnung notwendig ist. Somit wird die Erschließungstreppe von allen Wohnungseigentumern gemeinsam verwaltet und in Stand gehalten.
Weil das Treppenhaus Gemeinschaftseigentum darstellt, darf ein Wohnungseigentumer den Bereich vor seiner Wohnungseingangstur nicht in eine Garderobe umwandeln und so ein Sondereigentumsrecht begrunden.
[1]
- Wolfgang Illert:
Das Treppenhaus im Deutschen Klassizismus
(=
Manuskripte fur Kunstwissenschaft in der Wernerschen Verlagsgesellschaft
21). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1988,
ISBN 978-3-88462-920-8
.
- ↑
Bayerisches Oberstes Landesgericht, Beschluss vom 19. Februar 1998,
2Z BR 135/97
; Oberlandesgericht Munchen, Beschluss vom 15. Marz 2006,
34 Wx 160/05
.