Totgeschwiegen

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Film
Titel Totgeschwiegen
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2019
Lange 89 Minuten
Stab
Regie Franziska Schlotterer
Drehbuch Franziska Schlotterer, Gwendolyn Bellmann
Musik Annette Focks
Kamera Bernd Fischer
Schnitt Mona Brauer
Besetzung
In einem U-Bahnhof kommt es zur todlichen Auseinandersetzung (Drehort: U-Bahnhof Innsbrucker Platz)

Totgeschwiegen ist ein deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2019, der im Jahr 2020 im ZDF erstausgestrahlt wurde. Er hat die in den vorhergehenden Jahren zugenommene Gewalt gegen Obdachlose zum Thema und stellt dar, wie sich die jugendlichen Tater und deren Eltern damit auseinandersetzen. Premiere war im Juli 2019 beim Filmfest Munchen .

Im Berliner U-Bahnhof Innsbrucker Platz kommt es zu einem verbalen und handfesten Streit zwischen drei alkoholisierten Jugendlichen und einem Obdachlosen, nachdem dieser in einen Mulleimer uriniert. Der Obdachlose kommt dabei zu Tode. Die Jugendlichen rennen davon, dies ist auf einem Uberwachungsvideo von hinten zu sehen. Die Eltern der Jugendlichen Mira, Jakob und Fabian erfahren eher durch Zufall von dem Ereignis und mussen sich in einem konspirativen Treffen gemeinsam entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen.

Brigitte, Volker und Sohn Fabian : Die Familie lebt in einem großen, modernen Haus, Mutter Brigitte ist Hausfrau, Vater Volker ist Patentanwalt. Brigitte kommt als erste dahinter, was an dem Abend geschehen sein konnte. Als sie abends in den Nachrichten das Videomaterial sieht und Fabians Bruder neckend sagt, es konne genauso gut seine Jacke sein, dammert es ihr. Sie hat gerade erst Fabians mit Blut befleckte Jacke im Mull gefunden und anschließend gewaschen. Jetzt handelt sie, zerschneidet die Jacke und entsorgt sie noch einer Joggingrunde in der Mulltonne einer Plattenbausiedlung. Als sie zuruckkommt, spricht Miras Mutter Esther gerade mit Volker, sie wollen am nachsten Tag uber den Vorfall sprechen.

Esther, Jean und Tochter Mira : Frauenarztin Esther lebt mit ihrem Freund Jean in einer Altbauwohnung. Jean kocht meist und kummert sich aufgrund Esthers Arbeit oft um Mira. Esther erfahrt uber einen Chat auf Miras Handy von dem Ereignis. Sie und Jean stellen Mira umgehend zur Rede. Diese spricht von Notwehr, von einem Sturz auf den Kopf und dass sie daraufhin alle in einem Schockzustand wegrannten. Esther sucht daraufhin Fabians Eltern auf, um mit ihnen daruber zu sprechen.

Nele und Sohn Jakob : Nele ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und arbeitet in einem Cafe. Sie wohnen in einem Plattenbau. Sie wird erst am nachsten Tag von den anderen Eltern in einem abgelegenen Imbiss uber das Ereignis in Kenntnis gesetzt.

Die Erwachsenen haben unterschiedliche Vorstellungen, wie jetzt zu handeln sei. Brigitte und Volker wurden das Geschehene gern totschweigen, es sei doch ein Unfall gewesen. Sie furchten, ihr Sohn wurde die Haft nicht durchstehen und die Kinder wurden sich ihre ganze Zukunft verbauen. Esther und Jean sehen eine Selbstanzeige als einzige Losung. Sie furchte hingehen, die Kinder wurden auf Dauer dem psychischen Druck uberhaupt nicht standhalten, irgendwann wurden sie davon eingeholt. Die Sorge von Esther und Jean, sie wurden sich dadurch alle mitschuldig machen, entkraftet Volker damit, dass sie als Angehorige gemaß § 258 Abs. 6 StGB straffrei blieben. Die Aussicht von Jugendhaft lasst Esther umschwenken. Die Eltern beschließen zunachst, nicht zur Polizei zu gehen. Jean ist mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und er zieht daraufhin aus der gemeinsamen Wohnung aus. Da er Miras Ziehvater ist und Esther sehr viel arbeitet, setzt Mira dies weiter zu. Als die Polizei dann veroffentlicht, dass der Obdachlose erstochen wurde, setzen sich alle Beteiligten an einen Tisch. Jeder der Jugendlichen sagt, er oder sie sei es gewesen.

Die Betroffenen gehen auf ihre Weise mit dem Geschehenen um. Esther beispielsweise versucht bei Mira etwas soziale Verantwortung zu wecken, organisiert fur sie eine ehrenamtliche Arbeit in einem Pflegeheim. Nachdem Mira dort weglauft, schickt Esther sie in psychologische Behandlung. Jakob findet den Hund des Obdachlosen auf der Straße wieder und bringt ihn in ein Tierheim. Brigitte und Volker schicken Fabian in ein Internat. Nele hingegen versucht, Informationen uber den Obdachlosen zu bekommen, um mehr daruber zu erfahren, was fur ein Mensch er war. Sie fahrt deswegen auch zu dessen Exfrau nach Karlshorst , gibt sich in einem Gesprach aber nicht zu erkennen, sondern fragt nur nach dem Weg. Sie ist kurz davor, bei der Polizei auszusagen, entscheidet sich dann doch anders, nachdem sie im Prasidium zu lange auf einen Verantwortlichen warten muss. Die Jugendlichen versuchen mit Joints, Alkohol und lauter Musik der Realitat zu entfliehen.

Als Mira einen Suizidversuch mit Schlaftabletten und Alkohol unternimmt, bricht Jakob sein Schweigen und erzahlt die Wahrheit. Sie haben an dem Abend zwei Flaschen Wein getrunken, sind auf dem U-Bahnhof mit dem stark alkoholisierten Obdachlosen in Streit geraten, es kam zu Handgreiflichkeiten. Der Hund des Obdachlosen hat Jakob ins Bein gebissen, Fabian hat ein Messer gezogen. Im Handgemenge sei das Messer heruntergefallen, Mira hat dieses dann genommen und einmal auf den Obdachlosen eingestochen.

Drei Monate spater erfolgt die Verurteilung: Mira erhalt zwei Jahre Jugendhaft auf Bewahrung und muss sich in psychologische Behandlung begeben. Jakob und Fabian erhalten eine richterliche Verwarnung, wegen Mitfuhren eines Messers muss Fabian einen Antigewaltkurs machen. Alle mussen jeweils 100 Stunden Freizeitarbeit ableisten.

Der Film wurde erstmals am 21. September 2020 im ZDF ausgestrahlt. Er wurde vom 11. Februar bis 15. Marz 2019 in Berlin gedreht. [1]

Das Lexikon des internationalen Films bewertet den Film eher mittelmaßig. Kritisiert wird insbesondere, dass der Film ?aus der Sicht der Erwachsenen erzahlt wird. Aus ihren Augen betrachtet der Film die Jugendlichen, die allesamt blass und unnahbar bleiben. Sie sind die unbekannten Wesen, die plotzlich noch weniger zu verstehen sind als sonst.“ Der Film werde mit der Zeit didaktischer und verliere nach und nach an Uneindeutigkeit, klischeebehaftete Szenen wurden sich haufen. [2]

Fur Rainer Tittelbach hingegen ist der Film eines der Highlights des Jahres 2020. Er vergibt fur den Film bei seiner Besprechung auf tittelbach.tv insgesamt 6 von 6 moglichen Sternen. Das, was in der Bewertung durch Filmdienst kritisiert wird [2] , sieht er sogar als Pluspunkt: ?Es stimmt einfach alles. Sorgt die Auswahl des gesellschaftlich relevanten Themas bei einem Fernsehkritiker nur fur einen kleinen Bonus, wiegt dagegen umso mehr, dass Franziska Schlotterer und Gwendolyn Bellmann dramaturgisch alles richtig gemacht haben: Das beginnt mit der Entscheidung, die Tat der Jugendlichen auf die (Handlungs-)Ebene der Erwachsenen zu projizieren, setzt sich fort im sehr effektiven multiperspektivischen Konzept und endet noch lange nicht im Verzicht auf die sonst ublichen Anleihen beim Krimigenre. Die Ermittlungen der Kripo bleiben ein Intermezzo zur Halbzeit des Films. Die Geschichte mit ihren funf stimmigen erwachsenen Charakteren und den drei jugendlichen Fragezeichen ist so intensiv, bei den drei Familien ist so viel Dampf im Beziehungskessel, dass es keiner Krimimuster bedarf, um den Druck auf die Figuren zu erhohen. Solche Momente wurden sicherlich die Konzentration und die Dynamik dieser vorzuglich austarierten, interdependenten Gruppen-Kommunikation nur storen.“ [3]

Einschaltquoten

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Die Erstausstrahlung am 21. September 2020 im ZDF sahen 4,68 Millionen Zuschauer. Dies bescherte Totgeschwiegen einen Marktanteil von 17,5 %. [4]

Einzelnachweise

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  1. Totgeschwiegen bei crew united , abgerufen am 11. Marz 2021.
  2. a b Totgeschwiegen. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 27. Dezember 2020 .
  3. Rainer Tittelbach : Fernsehfilm ?Totgeschwiegen“. In: tittelbach.tv . 2020, abgerufen am 27. Dezember 2020 .
  4. Manuel Weis: Primetime-Check Donnerstag, 21. September 2020. In: Quotenmeter.de . 22. September 2020, abgerufen am 13. Februar 2021 .