Ton (Musik)

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Ton bezeichnet in der Musik ein Schallereignis (sowie dessen Horeindruck und gedankliche Abstraktion), das von Musikinstrumenten , der menschlichen Stimme oder anderweitig mittels eines elastischen Korpers erzeugt wird und dem eine mehr oder weniger exakte Tonhohe zugeordnet werden kann. Wahrend die physikalischen Eigenschaften als Kombination von Sinustonen und Gerauschkomponenten bzw. (zur Grundschwingung der sinusformigen Schwingung hinzukommenden) harmonischen Obertonen analysiert und beschrieben werden konnen, ist die subjektive Ton wahrnehmung von psychoakustischen Gegebenheiten, kulturellen Erfahrungen und asthetischer Erwartung abhangig.

In Musikpraxis und Musiktheorie sind Tone Elemente eines Tonsystems bzw. einer (mathematisch beschreibbaren) Tonstruktur , die in einer Intervallbeziehung zueinander stehen und durch Tonsymbole und/oder Noten beschrieben werden.

Etymologie und begriffliche Komplexitat

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Der Begriff ?Ton“ stammt von Tonus , der latinisierten Form des altgriechischen τ?νο?, tonos , ?Spannung“ zum Verb τε?νειν teinein ?spannen, an-, ausspannen“. Die Bedeutung des Wortes variiert je nach Kontext. Mehr zur Komplexitat der Beschreibung, Analyse und Wahrnehmung von Tonen ist in zahlreichen Beitragen zu finden. Neben Universalien der Musikwahrnehmung und objektiven Aspekten wie Tonhohe , Klang , Tonheit , Obertone , Klangspektren werden Aspekte der subjektiven Perzeption z. B. unter Hortypologie , auditiver Wahrnehmung , Musikpsychologie , Tonhohenwahrnehmung und Psychoakustik erlautert. Die atonale Musik ist nicht tonlos, gerauschlos, lautlos, klanglos oder gar unhorbar; das Wort atonal bezieht sich vielmehr auf ein fehlendes Tonalitatssystem .

Zur naheren Beschreibung eines Tones werden je nach Zugang verschiedene Parameter herangezogen. [1] [2] Ublicherweise sind dies folgende:

Zeitliche Struktur eines Instrumentaltons

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Der von Musikinstrumenten erzeugte Ton lasst sich zeitlich in drei Abschnitte unterteilen: Er besteht aus den drei Phasen des Einschwingvorgangs (dem Onset), der stationaren Schwingung bzw. der zumeist von Transienten uberlagerten quasistationaren Schwingung (Sustain) und dem Ausschwingvorgang (Decay).

Im zeitlichen Verlauf des Klangs andert sich dabei das Lautstarkeverhaltnis (Amplitude) der Teiltone. Diese Lautstarkenverhaltnisse bestimmen die Klangfarbe der Tone. Auch die Stimme ist in dieser Hinsicht ein ?Instrument“ und erzeugt Tone im genannten Sinn, bei denen aber sogenannte Formanten die Farbung des Tones beeinflussen.

Ton und Klang in der physikalischen Akustik

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Schematisches Oszilloskopbild eines Sinustons
Schematisches Oszilloskopbild eines komplexen Tons

Wahrend man in der physikalischen Akustik unter Ton nur den reinen unendlichen Sinuston versteht, ist ein vokal oder instrumental erzeugter Ton aus Sicht der physikalischen Akustik ein komplexes Schallsignal, das in vielen Fallen annahernd einen Klang darstellt. [3] Unter Klang versteht man in der Physik ein periodisches aus Sinustonen zusammengesetztes Schallereignis, bei dem die Frequenzen der Teiltone in einem ganzzahligen Verhaltnis zueinander stehen, sich also ?harmonisch“ zueinander verhalten. Hierbei handelt es sich jedoch um ein vereinfachtes Modell , das auf reale Klange nur naherungsweise angewendet werden kann.

Reale Klange sind namlich im Allgemeinen komplexer, wobei Gerauschkomponenten und Inharmonizitaten eine wichtige Rolle spielen. Bei der menschlichen Stimme und bei Blasinstrumenten ist die Teiltonzusammensetzung weitgehend harmonisch und befindet sich in guter Ubereinstimmung mit dem einfachen Modell. Bei Saiteninstrumenten ist die Frequenzzusammensetzung nur mehr naherungsweise harmonisch, und bei Schlaginstrumenten sind nur noch einzelne Teiltone fast harmonisch, wahrend das Gesamtspektrum eher unharmonisch ist. Solche unharmonischen Klange, die man in der physikalischen Akustik auch als Tongemisch bezeichnet, treten z. B. auf bei Pauken , Glocken , Stabspielen , Rohren oder membranartigen Korpern. Ein Tonhoheneindruck kann auch auf sogenannten Formanten beruhen, die zum Beispiel bei einer Maultrommel durch Veranderung des Mund- und Rachenraumes beeinflusst werden. Auch innere Strukturen von Gerauschen , etwa enthaltene Einzelfrequenzen mit verstarkter Amplitude konnen einen Tonhoheneindruck erzeugen.

Im Jahr 1863 begrundete Helmholtz die physikalische Theorie der Tonempfindung. [4] Die Tonhohenempfindung hat eine ausreichende Dauer des Schallsignals zur Voraussetzung, da sonst eine Tonhohenunscharfe auftritt.

  • Wieland Ziegenrucker: Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle. Deutscher Verlag fur Musik, Leipzig 1977; Taschenbuchausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, und Musikverlag B. Schott’s Sohne, Mainz 1979, ISBN 3-442-33003-3 , S. 11?15.

Einzelnachweise

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  1. Jurgen Meyer: Akustik und musikalische Auffuhrungspraxis. Leitfaden fur Akustiker, Tonmeister, Musiker, Instrumentenbauer und Architekten. Hrsg.: Verlag Erwin Bochinsky (=  Das Musikinstrument . Nr.   24 ). 1995, ISBN 3-923639-01-5 .
  2. Donald Hall, Johannes Goebel: Musikalische Akustik: Ein Handbuch . Hrsg.: Schott Music. Mainz 2008, ISBN 978-3-7957-8737-0 .
  3. Dieter Meschede: Gerthsen Physik . Springer-Verlag, 2015, ISBN 978-3-662-45977-5 , S.   207 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Paul Diepgen , Heinz Goerke : Aschoff /Diepgen/Goerke: Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Gottingen/Heidelberg 1960, S. 41.