Todor Swetoslaw Terter
(auch:
Theodor II. Svetoslav
oder
Theodor von Bulgarien
,
bulgarisch
Тодор Светослав Тертер
; †
1322
) war von 1300 bis 1322
Zar
von
Bulgarien
aus dem
Hause Terter
. Er war Sohn des bulgarischen Zaren
Georgi I. Terter
und
Maria Terter
.
Man nimmt an, dass Todor Swetoslaw Anfang der 1270er Jahre in der Hauptstadt des bulgarischen Reiches Trnowo geboren wurde. 1279 konnte
Iwan Assen III.
mit
byzantinischer Hilfe
bulgarischer Zar werden. Der machtige
Boljar
Georgi I. Terter, Vater von Todor Swetoslaw wurde daraufhin nicht nur dessen erster Berater, sondern auch sein Schwager. Todor Swetoslaw und seine Mutter wurden als Geiseln nach
Konstantinopel
(
Nikaa
) gebracht.
Als Iwan Assen III. 1280 selber fluchten musste, wurde Georgi I. Terter bulgarischer Zar. Eine seiner ersten Handlungen war, die Ehe mit der Schwester von Iwan zu annullieren und seine erste Frau samt Sohn aus der Gefangenschaft zuruckzuholen. Weiter versuchte er die politische Zerrissenheit Bulgariens zu bekampfen. In der Gefangenschaft wurde um 1284/85 der junge Todor Swetoslaw mit der Tochter des
thessalischen
Sebastokrators
Johannes Dukas
verlobt. 1284 kehrte seine Mutter, Maria Terter, Dank eines Abkommens aus der Gefangenschaft zuruck.
Im Falle Todor Swetaslaw konnte erst der bulgarische Patriarch
Ioakim III.
, der 1285 eine Delegation nach Konstantinopel begleitete, Erfolge erzielen. Dabei sollte sich der junge Todor zu einem spateren Zeitpunkt mit der Tochter des byzantinischen Adligen
Johannes Synadenos
vermahlen, was er jedoch nicht tat. Nach der Ruckkehr in die bulgarischen Hauptstadt, wurde Todor von seinem Vater zum Mitzar (Mitkaiser) ernannt.
Wenig spater geriet Zar Georgi Terter in Abhangigkeit von der Goldenen Horde unter
Khan Nogai
und wurde dessen
Vasall
. Zur Absicherung wurde Todor Swetoslaw in die tatarische Gefangenschaft geschickt. Dort verblieb er etwa 15 Jahre. Als der bulgarische Zar sich um 1292 nicht mehr halten konnte und nach einer Boljarenverschworung seinen Thron verlor, floh er selbst nach Byzanz. Neuer bulgarischer Zar wurde mit der Billigung Khan Nogajs, der Boljar
Smilez
. Damit geriet Todor Swetoslaw in schwere finanzielle Lage. Dank der Ehefrau des Khans, Efrosine (eine uneheliche Tochter des byzantinischen Kaiser
Michael VIII. Palaiologos
) konnte Todor die Enkelin eines vermogenden Kaufmanns heiraten. Die Ehe hatte keinen politischen Charakter, verbesserte jedoch seine finanzielle Lage.
Der Tod Nogais um 1299 loste zwischen seinem Sohn
Tschaka Nogai
und
Toktai
, den Khan der
Goldenen Horde
, Kampfe aus. Tschaka verlor und fluchtete im Herbst 1299 mit seiner Frau (Tochter von Georgi I. Terter) und Todor Swetoslaw nach Bulgarien, wo er den Thron von
Iwan IV. Smilez
einnahm. Todor Swetoslaw sturzt ihn jedoch bereits im Jahr darauf und ließ sich durch den Boljarenrat, dessen Mehrheit er sich zuvor gesichert hatte, zum bulgarischen Zaren ausrufen.
Nach seiner Kronung zum Zaren von Bulgarien ließ er Tschaka toten und sein Kopf Toktai zukommen. Durch die ?freundliche Geste“ bekam Bulgarien nicht nur seine Unabhangigkeit zuruck, sondern auch
Bessarabien
geschenkt.
Mavrocastro
an der Mundung des
Dnister
wurde die nordlichste bulgarische Festung.
[1]
Der neue Zar suchte auch die Schuldigen fur die Abhangigkeit Bulgariens von den
Tataren
in den Jahren zuvor. Er griff hart durch und machte auch vor dem bulgarischen Patriarchen
Ioakim III.
nicht halt. Ioakim III., der eine Verschworung von Boljaren gegen den ?Fremden“ Zar organisierte, wurde festgenommen und von der Festungsmauer in Trnowo geworfen.
Die Konsolidierung des bulgarischen Reiches war nicht im Interesse von
Byzanz
. Aus diesem Grund schurte Kaiser
Andronikos II.
die inneren Streitigkeiten in Bulgarien. 1301 finanzierte und unterstutzte er auch mit Truppen
Michael Tich Assen
, den Sohn des bulgarischen Zaren
Konstantin Tich Assen
. Byzantinische Chronisten geben an, dass Andronikos dazu von bulgarischen Adligen gebeten worden war. Dagegen spricht, dass Michael nach dem Grenzubertritt keine Unterstutzung bei den bulgarischen Adligen finden konnte und auch von seiner Armee im Stich gelassen wurde.
Einen zweiten Versuch startete Andronikos II. mit dem
Sebastokrator
Radoslaw
, Bruder des bulgarischen Zaren
Smilez
. Er unterstutzte ihn dabei seinen Familienbesitz, das
Despotat von Kran
einzunehmen, das in dieser Zeit von
Eltimir
, einem Onkel von Todor Swetoslaw regiert wurde. Der
Despot
konnte jedoch Radoslaw besiegen. Radoslaw geriet mit 13 byzantinischen Heerfuhrern in Gefangenschaft, wurde geblendet und Todor Swetoslaw ubergeben. Die gefangenen Heerfuhrer tauschte der bulgarische Zar gegen seinen Vater
Georgi I. Terter
ein, der sich in byzantinischer Gefangenschaft befand.
Nachdem er das bulgarische Reich konsolidiert hatte, richtete der Zar seine Anstrengungen gegen Byzanz, dessen Diplomatie die Tataren zu Angriffen und Plunderungszugen gegen Bulgarien angestiftet hatte. Damit wurde eine weitere Phase der
byzantinisch-bulgarischen Kriege
eingeleitet.
1303 marschierte Todor Swetoslaw mit seiner Armee in
Thrakien
ein. Er nahm mehrere kleine Festungen am Sudhang des Balkangebirges und viele Stadte in der Region
Sagore
ein. Danach wandte er sich den Schwarzmeerkustenstadten zu und konnte
Ktenia
,
Rusokastro
,
Mesembria
,
Anchialos
,
Sosopolis
und
Agathopol
einnehmen. Der byzantinische Kaiser der 1304 bei
Bizye
seine Truppen sammeln ließ, schickte seinen Sohn
Michael IX.
der entlang der
Via Pontica
Richtung Bulgarien zog. Beide Armeen trafen sich am Ufer des Flusses Skafida, bei Faros (dem heutigen
Burgas
). In der darauf folgenden Schlacht konnten die Byzantiner geschlagen werden (→
Schlacht von Skafida
).
In der Schlacht von Skafida unterstutzte der bulgarische Furst (Despot) Wojsil (Bruder von Smilez und Radoslaw) die Byzantiner, weshalb er nach Byzanz fluchten musste. Nach der Schlacht zog Swetoslaw in Richtung Adrianopel.
Michael IX. unternahm noch im folgenden Jahr einen weiteren Vorstoß gegen Bulgarien. Er verwustete dabei die Region Sagore und nahm die Kustenstadte sudlich von Sosoplis erneut ein. Todor Slwetoslaw konnte sie jedoch noch im selben Jahr zuruckerobern. Bei der Einnahme von Sosopolis fiel
Johannes XII. Kosmas
, Patriarch von Konstantinopel, in bulgarische Gefangenschaft. Nachdem die bulgarische Herrschaft uber die Kustenstadte wieder hergestellt worden war, zogen Todor Swetoslaw und Eldimir plundernd durch das byzantinische Thrakien.
1305 konnte die byzantinische Diplomatie Eltimir, der ebenfalls Schwager von Smilez war, fur ein weiteres Komplott gegen den Zaren gewinnen. Als dieser davon erfuhr, zog er uberraschend mit seiner Armee in das Despotat Kran ein, entmachtete seinen Onkel und loste das Despotat auf. Dessen strategisch wichtige Gebiete im Balkangebirge wurden nun direkt dem Zaren unterstellt.
1306 baten 16.000 Alanen, die im Dienste des byzantinischen Kaisers standen, um Asyl in Bulgarien, das ihnen von Todor Swetoslaw gewahrt wurde. Um ihnen bei der Flucht zu helfen, schickte er eine 1000 Mann starke Kompanie. An der bulgarischen Grenze wurden sie jedoch von den
katalanischen Soldner
des byzantinischen Kaisers angegriffen. Beeindruckt von der Kampfkraft der Katalanen suchte Todor Swetoslaw den Frieden. Die Verhandlungen mit deren Anfuhrer, vermutlich Berengar du Rokafort, in denen der Zar ihm seine Schwester (die Witwe von Tschaka) als Frau anbot, scheiterten aber.
Ende 1306 suchte Todor Swetoslaw direkte Verhandlungen mit Byzanz und bot Frieden an. Andronikos II. wollte den Verlust der Kustenstadte aber nicht hinnehmen und zog die Gesprache in die Lange. Als im Winter in Konstantinopel Hungersnote auftraten, schickte Todor Swetoslaw zwei Schiffe mit Getreide. Dadurch konnte er die Sympathie der Burger Konstantinopels gewinnen und Druck auf die Verhandlungen ausuben.
Ein Frieden und somit ein Ende des Krieges konnte erst 1307 geschlossen werden. Byzanz verpflichtete sich Tributzahlungen zu leisten und erkannte den Status quo nach der Schlacht von Skafida an. So sicherte sich Bulgarien die Stadte der sudlichen Schwarzmeerkuste bis
Agatopolis
und die Region
Sagore
. Der bulgarische Zar vermahlte sich daraufhin mit
Theodora Palaiologina
, Tochter von Michael IX., was zusatzlich zum Frieden beitrug. Die Hochzeit fand 1308 im Zarenkloster auf der Insel
Sweti Iwan
, bei Sosopolis statt. Das Kloster wurde in den folgenden Jahren zu einem wichtigen kulturellen Zentrum ausgebaut, das sowohl vom bulgarischen Zaren, als auch vom byzantinischen Kaiser unterstutzt wurde.
In der ubrigen Zeit versuchte Todor Swetoslaw mit seinen Nachbarn in Frieden zu leben. Die traditionell guten Beziehungen mit der
Republik Venedig
wurden beibehalten und der Zar ist in mehreren venezianischen Dokumenten als Freund bezeichnet worden. 1315 gab ein Konflikt zwischen der
genuesische
Kolonie
in
Kaffa
und dem Bulgarischen Reich, der im folgenden Jahr beigelegt wurde.
Um 1299 verschlechterten sich die bulgarisch-serbischen Beziehungen, als
Anna Terter
, Schwester von Todor Swetoslaw, von ihrem Mann
Stefan Uro? II. Milutin
Konig von
Raszien
verstoßen wurde. 1310 besuchte der serbische Konig Stefan Milutin die bulgarische Hauptstadt Tarnowo, wodurch sich die bulgarisch-serbischen Beziehungen normalisierten.
Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem bulgarischen Reich und dem
Despotat von Widin
sind ebenfalls nicht uberliefert worden. Aus diesem Grund wird angenommen, dass zwischen beiden Reichen Frieden herrschte und dass der Despot
Schischman
den bulgarischen Zar anerkannte.
In den letzten Jahren seiner Herrschaft griff Todor Swetoslaw in die innere Politik von Byzanz ein, als 1320 Todors Schwager verstarb. Er bot Andronikos III., der den byzantinischen Thron seines Großvaters Andronikos II. streitig machte, Unterstutzung an. Andronikos III. zog eine mogliche Entfuhrung in Betracht und wies das Angebot zuruck. Gleichzeitig gewahrte der Zar zwei Mal tatarischen Verbanden freien Durchlass, um byzantinisches Territorium zu plundern.
Todor Swetoslaw starb 1322 eines naturlichen Todes. Auf dem Thron folgte sein Sohn
Georgi II. Terter
. Todor Swetoslaw ist seit 2005 Namensgeber fur den
Terter Peak
, einen Berg auf
Greenwich Island
in der Antarktis.
- Theodor II. Swetoslaw ? Evrosina
- Georgi II. Terter
, Zar von Bulgarien (1322?1323)
- Theodor II. Swetoslaw ? 1308
Theodora Palaiologina
, Schwester des byzantinischen Kaisers
Andronikos III. Palaiologos
- Jordan Andreev, Ivan Lazarov, Plamen Pavlov:
Koj koj e v srednovekovna B?lgarija
. Sofia 1999,
ISBN 954-402-047-0
.
- Jordan Andreev:
B?lgarija prez vtorata ?etv?rt na XIV vek.
Veliko T?rnovo 1993.
- Jordan Andreev:
Zar Iwan Schischman 1371?1395.
In
B?lgarskite khanove i zare VII-XIV vek.
Verlag ?Petar Beron“, Sofia 1998, S. 208?217,
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.
- Ivan Bo?ilov:
Familijata na Asenevci (1186?1460)
(bulgarisch). Sofia 1985.
- John V. A. Fine, Jr.:
The Early Medieval Balkans.
University of Michigan Press, Ann Arbor 1991,
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.
- Gerhard Podskalsky
:
Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 815?1459.
Munchen 2000,
ISBN 3-406-45024-5
.
- ↑
Чолпанов, Б., Гюзелев, В., Бележити българи, том I, София, 1967, Държавно военно издателство, стр. 289