Dieser Artikel behandelt das Zelt; fur den hessischen CDU-Landtagsabgeordneten siehe
Ismail Tipi
.
Tipi
ist die Bezeichnung fur ein
Zelt
einiger
Indianervolker Nordamerikas
.
Das Wort setzt sich aus folgenden
Lakota
-Wortern zusammen:
- Lakota
thi
‚leben, hausen, verweilen, wohnen‘
- Lakota
-pi
= Plural-Marker bei Verben
thipi
bedeutet also wortlich ubersetzt ?sie wohnen (dort)“.
Im heutigen Lakota-Sprachgebrauch heißt ?thipi“ ubrigens ?Haus“, wahrend ?thiik?eya“ fur das traditionelle Tipi steht.
Alternative Schreibweisen im Englischen sind
teepee
und
tepee
.
Die
Absarokee
-Indianer (auch bekannt als Crow) nannten den Rest des Vulkan-Kegels, der das
Devils Tower National Monument
ausmacht,
Mateo Tepee
, zu Deutsch:
Heim des Grizzly-Baren
. Bei den Lakota heißt er
Mato Tipila
mit derselben Bedeutung.
[1]
Ein Tipi besteht aus einem Gestell aus Stangen (dunne Stamme von Nadelbaumen) und einer halbkreisformigen Plane. Die Plane wird uber das Gestell gelegt, an der Vorderseite uberlappt und mit kleinen Holzstaben zusammengesteckt. Dadurch ergibt sich die typische Kegelform. Die Plane bestand fruher aus
Bisonleder
. Seit der Nahezu-Ausrottung der Bisons und der Einsperrung der Indianer in
Reservate
ist die Tipiplane aus festem Stoff (Segeltuch).
Tipis haben eine vieleckige, fast kreisformige Grundflache von 3 bis 7 m Durchmesser.
[2]
In der Mitte des Zeltes ist eine Feuerstelle und der Rest des Bodens ist mit Planen und
Fellen
ausgelegt. Tipis wurden fast vollstandig mit
Naturfarben
, z. B. aus Beeren, bemalt und verziert und zeigten so auch den Rang im Stamm an.
An der Vorderseite des Tipis befindet sich uber dem Eingang eine Rauchoffnung mit zwei Rauchklappen, die von hinten mit zwei Stangen gehalten werden. Mit diesen Stangen werden die Rauchklappen je nach Windrichtung ausgerichtet, damit der Rauch aus der Feuerstelle im Inneren abziehen kann. Weil die Plane nicht ganz bis zum Boden reicht, sondern ca. 10 cm daruber endet, setzt ein
Kamineffekt
ein und der Rauch kann abziehen. Die Plane wird mit Pflocken am Boden verankert, wodurch sie straff gespannt wird und selbst boigem Wind standhalt.
Im Inneren des Tipis befindet sich oft ein sogenanntes Lining (Futter, Auskleidung). Dieses wird an der Innenseite der Stangen angebunden und reicht vom Boden bis in etwa 1,5 m Hohe. Es dient vor allem als Windschutz. Tipis mit Lining sind warmer und trockener, das Feuer brennt gleichmaßiger und es wird weniger Asche aufgewirbelt. Außerdem sind die Schattenumrisse der Menschen von außen nicht zu sehen.
Bevor Tipis mit Pflocken abgespannt wurden, reichte die Lederplane bis zum Boden und wurde durch Steine beschwert. Steinkreise, die so entstanden sind, lassen sich zu zehntausenden in den Great Plains bis heute nachweisen. Sie mussen jedoch von den komplexeren und großeren
Medicine Wheels
der nordlichen Plains unterschieden werden. Bei den
Absarokee
(
Crow
-Indianern) bezeichnet das Wort
Biiakashissihipee
die mythische Vorgeschichte des Volkes, wortlich bedeutet es ?als wir Steine benutzten, um unsere Zelte zu beschweren“. Sie haben eine Legende von einem mythischen Wesen namens
Unwatisse
, das ihnen die Pflocke gebracht hat und damit einen Epochenwechsel einleitete.
[3]
Tipis wurden vor allem von den
nomadisch
von der
Bisonjagd
lebenden
Ethnien
der
Plains
im
Kulturareal
der
Prarieindianer
verwendet, da sich die Zelte sehr schnell auf- und abbauen ließen. In einem Tipi wohnte eine Familie, d. h. bis zu sechs oder sieben Personen.
Heute verwenden Indianer Tipis meist nur noch als zusatzlichen Wohnraum fur Gaste oder bei Festen wie zum Beispiel
Powwows
.
Tipis werden heute in vielen Landern der Welt industriell gefertigt und auch fur nicht-indianische Kaufer vermarktet.
[4]
Das
Tipi am Kanzleramt
in Berlin, ein in einem stationaren Zelt auftretendes Theater fur Chanson, Cabaret, Konzerte oder Musicals, hat sich bei der Namensgebung wegen der Zeltform an dem nordamerikanischen Vorbild orientiert.
- Silvia McIntosh:
Eine komplette Anleitung zur Herstellung von einem Tipi
, Grune Kraft,
ISBN 978-3-922708-41-4
- ↑
National Park Service:
First Stories
(abgerufen am 17. Juni 2019)
- ↑
Tipi: Das Zelt der Indianer.
Profizelt24-Magazin,
abgerufen am 22. Februar 2024
.
- ↑
Laura L. Scheiber; Judson Byrd Finley:
Domestic campsites and cyber landscapes in the Rocky Mountains
. In: Antiquity, Vol 84 (2010), Seiten 114?130
- ↑
Beispiel:
famwest.de.
Abgerufen am 1. September 2019
.