Dieser Artikel befasst sich mit dem britischen Biochemiker und Molekularbiologen; zum gleichnamigen britischen Motorradrennfahrer Percy ?Tim“ Hunt siehe
Percy Hunt
.
Sir
Richard Timothy Hunt
(*
19. Februar
1943
in
Neston
,
Cheshire West and Chester
in
England
) ist ein
britischer
Biochemiker
und Molekularbiologe. 2001 erhielt er zusammen mit
Paul Nurse
und
Leland H. Hartwell
den
Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin
?fur ihre Entdeckungen betreffend der Kontrolle des
Zellzyklus
“. Er arbeitete bis Juni 2015 beim London Research Institute der
Cancer Research UK
.
Hunt wurde als Sohn von Richard William Hunt, einem
Lektor
fur
Palaografie
, und Kit Hunt am 19. Februar 1943 in Neston bei
Liverpool
geboren. Seine Kindheit war von den Erlebnissen der Nachkriegszeit gepragt. Nahrungsmittelrationierungen, große Kohlelager sowie Hilfspakete aus Amerika hinterließen bleibende Eindrucke und eine fruhe pro-amerikanische Einstellung. Tim Hunt genoss schon fruh Lateinunterricht zu Hause, wurde dann auf die Oxford High School fur Madchen geschickt, bevor er mit 8 Jahren an die Dragon School wechselte. Sein Interesse an
Biologie
wurde durch den jungen deutschen Lehrer Gerd Sommerhoff geweckt. Als guten Schuler bezeichnete er sich selber auch noch in Englisch, hingegen waren seine Leistungen in Mathematik, Geschichte, Latein und Griechisch weniger gut.
Mit 14 Jahren wechselte er dann auf das
Magdalen College
in
Oxford
, in welchem die naturwissenschaftlichen Facher deutlich starker gewichtet waren. Sein Hauptinteresse lag zuerst in Chemie und spater wieder bei der Biologie. Wichtig fur Tim Hunt waren in diesen Jahren die Vorlesungen an der
Universitat Oxford
sowie die Weihnachtsvortrage im Museum von Oxford. Viele Exkursionen und Versuche brachten ihm die praktische Seite der Naturwissenschaft naher. Im Herbst 1961 wechselte Tim Hunt an das
Clare College
von
Cambridge
, um Naturwissenschaften zu studieren, mit dem Ziel Biochemiker zu werden.
Die wissenschaftliche Karriere begann 1964 am Institut fur Biochemie in Cambridge. Im Labor von Asher Korner konnte Hunt sich den Arbeiten in Bereichen
DNA
,
RNA
und
Proteinsynthese
widmen. Mit der Zeit interessierte er sich immer mehr fur die Translation von
mRNA
und spater forschte er gemeinsam mit seinem fruheren Studienkollegen
Tony Hunter
an dem Einbau von Ham in das Globin zum
Hamoglobinmolekul
. Die Monate Juli bis Oktober 1966 verbrachte er auf Einladung von Irving M. London in New York. Nach Abschluss seines Ph.D. in Cambridge 1968 bei Asher Korner
[1]
ging er wieder nach New York zu London ans Albert Einstein College of Medicine. Mit Unterstutzung durch die Mitarbeiter dort machten die Forschungen an der Hambiosynthese deutliche Fortschritte. Nach seiner Ruckkehr nach Cambridge arbeitete er weiter mit seinen fruheren Kollegen Richard Jackson und Tony Hunter an Themen im Bereich
tRNA
und ihrer Regulierung.
Daruber hinaus ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des oberosterreichischen Thinktanks
Academia Superior
.
[2]
Neben dem
Nobelpreis
im Jahr 2001 erhielt Tim Hunt auch weitere bedeutende Auszeichnungen. 1991 wurde er als Mitglied (?Fellow“) in die
Royal Society
gewahlt, die ihn 2006 mit der
Royal Medal
auszeichnete. Im gleichen Jahr 2006 wurde er zum
Knight Bachelor
geschlagen. Ferner ist er seit 1997 gewahltes Mitglied der
American Academy of Arts and Sciences
und seit 1998 ordentliches Mitglied der
Academia Europaea
.
[3]
1999 wurde er zum auswartigen Mitglied (
Foreign Associate
) der
National Academy of Sciences
gewahlt.
[4]
Seit 2005 ist er Fellow der
American Association for the Advancement of Science
. 2008 verlieh ihm die
Kei?-Universitat
die
Ehrendoktorwurde
.
Am 9. Juni 2015 hielt Hunt einen Vortrag auf der
World Conference of Science Journalists
in
Seoul
, in dem er eine Bemerkung zur gemeinsamen Arbeit von Mannern und Frauen in Laboren machte, die er, wie er spater erklarte, als scherzhaft verstanden wissen wollte. Eine anwesende britische Universitatslehrerin, Connie St Louis,
[5]
sah diesen Kommentar jedoch als frauenfeindlich und verbreitete ihn entsprechend kommentiert uber
Twitter
. Als Konsequenz der sich daran anschließenden offentlichen Entrustung trat Hunt am 10. Juni von seiner Honorarprofessur an der Fakultat fur
Biowissenschaften
am
University College London
(UCL) zuruck.
[6]
[7]
[8]
Er verlor auch seine Positionen beim
Europaischen Forschungsrat
und der Royal Society.
[9]
Hunt erklarte dazu spater, dass das UCL ihn dazu aufgefordert habe, seine Stelle aufzugeben und ihm anderenfalls mit Kundigung gedroht habe. Er beklagte sich, dass ihm keine Gelegenheit zu einer Erklarung seiner Bemerkungen gegeben worden sei und dass er sich fur die Bemerkung aufrichtig entschuldige.
Hunt wurde von seiner Frau, einer Professorin am UCL sowie von den Wissenschaftlerinnen
Athene Donald
,
Ottoline Leyser
,
Nancy Rothwell
verteidigt. Sie lehnten seine umstrittene Bemerkung zwar ab, betonten aber, dass er sich stets fur junge Wissenschaftler ohne Unterschied des Geschlechts eingesetzt habe.
[9]
Der Journalist
Jonathan Dimbleby
trat von seiner Ehrenmitgliedschaft am UCL zuruck, da er die Reaktion der Universitat fur uberzogen hielt.
[10]
[11]
Von den Tageszeitungen
The Times
und
Daily Mail
wurden Zweifel an der Glaubwurdigkeit des auslosenden
Tweets
und seiner Verfasserin vorgetragen.
[12]
Acht Nobelpreistrager sowie
Richard Dawkins
stellten sich vor ihren Kollegen und attackierten den ?Lynchmob“, der Hunt aus der Universitat gezwungen habe.
[13]
Das Protokoll der Konferenz soll zudem nachweisen, dass allen Teilnehmern klar gewesen sei, dass Hunt scherzte.
[14]
Michael Arthur
, der Prasident des UCL erklarte, dass mit den Bemerkungen von Hunt, auch wenn sie humorvoll gedacht waren, eine Linie uberschritten worden sei, die eine Verletzung der Prinzipien des UCL darstelle und er den Rucktritt Hunts nicht ruckgangig machen konne.
[15]
[16]
- ↑
Informationen
zu und
akademischer Stammbaum
von
Tim Hunt
bei academictree.org, abgerufen am 12. Februar 2018.
- ↑
Academia Superior - Wissenschaftlicher Beirat
. Abgerufen am 1. September 2017.
- ↑
Mitgliederverzeichnis: Tim Hunt.
Academia Europaea,
abgerufen am 30. Dezember 2017
(englisch).
- ↑
Member Directory: Tim Hunt.
National Academy of Sciences,
abgerufen am 30. Dezember 2017
(englisch).
- ↑
Connie St Louis, the woman who brought down Sir Tim Hunt, faces questions over her CV. Where’s the media coverage?
(
Memento
vom 7. September 2015 im
Internet Archive
) in:
The Spectator
, 28. Juni 2015, abgerufen am 4. Juli 2015
- ↑
Sir Tim Hunt FRS and UCL
Webseite des University College London, 10. Juni 2015, abgerufen am 11. Juni 2015
- ↑
Nobel laureate Tim Hunt resigns after 'trouble with girls' comments
in:
The Guardian
, 11. Juni 2015, abgerufen am 11. Juni 2015
- ↑
Forscherinnen protestieren mit Foto-Tweets
auf
Spiegel online
, 12. Juni 2015, abgerufen am 13. Juni 2015
- ↑
a
b
Shamed Nobel laureate Tim Hunt ‘ruined by rush to judgment after stupid remarks’
in: The Guardian, 13. Juni 2015, abgerufen am 14. Juni 2015
- ↑
Dimbleby resigns from UCL in protest at 'disgraceful' treatment of Sir Tim Hunt
in: The Guardian, 30. Juni 2015, abgerufen am 1. Juli 2015
- ↑
Dimbleby resigns from UCL fellowship over Hunt row
auf:
BBC News
, 30. Juni 2015, abgerufen am 1. Juli 2015
- ↑
Guy Adams, A very flawed accuser: Investigation into the academic who hounded a Nobel Prize winning scientist out of his job reveals troubling questions about her testimony
in:
Daily Mail
, 26. Juni 2015, abgerufen am 29. Juni 2015
- ↑
Eight Nobel prize winners attack 'lynch mob' who forced sexism row professor Sir Tim Hunt out of his job
in: Daily Mail vom 20. Juni 2015, abgerufen am 4. Juli 2015
- ↑
Sexismusvorwurfe: Protokoll soll Nobelpreistrager Hunt entlasten
in:
Der Spiegel
, 25. Juni 2015, abgerufen am 4. Juli 2015
- ↑
Michael Arthur
Provost’s View: Women in Science
auf UCL News, 26. Juni 2015, abgerufen am 1. Juli 2015
- ↑
UCL says Tim Hunt will not be back after 'sexist' comments
auf: BBC News vom 26. Juni 2015, abgerufen am 1. Juli 2015
1901:
Behring
|
1902:
Ross
|
1903:
Finsen
|
1904:
Pawlow
|
1905:
Koch
|
1906:
Golgi
,
Cajal
|
1907:
Laveran
|
1908:
Metschnikow
,
Ehrlich
|
1909:
Kocher
|
1910:
Kossel
|
1911:
Gullstrand
|
1912:
Carrel
|
1913:
Richet
|
1914:
Barany
|
1915?1918:
nicht verliehen
|
1919:
Bordet
|
1920:
Krogh
|
1921:
nicht verliehen
|
1922:
Hill
,
Meyerhof
|
1923:
Banting
,
Macleod
|
1924:
Einthoven
|
1925:
nicht verliehen
|
1926:
Fibiger
|
1927:
Wagner-Jauregg
|
1928:
Nicolle
|
1929:
Eijkman
,
Hopkins
|
1930:
Landsteiner
|
1931:
Warburg
|
1932:
Sherrington
,
Adrian
|
1933:
Morgan
|
1934:
Whipple
,
Minot
,
Murphy
|
1935:
Spemann
|
1936:
Dale
,
Loewi
|
1937:
Szent-Gyorgyi
|
1938:
Heymans
|
1939:
Domagk
|
1940?1942:
nicht verliehen
|
1943:
Dam
,
Doisy
|
1944:
Erlanger
,
Gasser
|
1945:
Fleming
,
Chain
,
Florey
|
1946:
Muller
|
1947:
C. Cori
,
G. Cori
,
Houssay
|
1948:
Muller
|
1949:
Hess
,
Moniz
|
1950:
Kendall
,
Reichstein
,
Hench
|
1951:
Theiler
|
1952:
Waksman
|
1953:
H. A. Krebs
,
Lipmann
|
1954:
Enders
,
Weller
,
Robbins
|
1955:
Theorell
|
1956:
Cournand
,
Forßmann
,
Richards
|
1957:
Bovet
|
1958:
Beadle
,
Tatum
,
Lederberg
|
1959:
Ochoa
,
Kornberg
|
1960:
Burnet
,
Medawar
|
1961:
Bekesy
|
1962:
Crick
,
Watson
,
Wilkins
|
1963:
Eccles
,
Hodgkin
,
Huxley
|
1964:
Bloch
,
Lynen
|
1965:
Jacob
,
Lwoff
,
Monod
|
1966:
Rous
,
Huggins
|
1967:
Granit
,
Hartline
,
Wald
|
1968:
Holley
,
Khorana
,
Nirenberg
|
1969:
Delbruck
,
Hershey
,
Luria
|
1970:
Katz
,
Euler
,
Axelrod
|
1971:
Sutherland
|
1972:
Edelman
,
Porter
|
1973:
Frisch
,
Lorenz
,
Tinbergen
|
1974:
Claude
,
de Duve
,
Palade
|
1975:
Baltimore
,
Dulbecco
,
Temin
|
1976:
Blumberg
,
Gajdusek
|
1977:
Guillemin
,
Schally
,
Yalow
|
1978:
Arber
,
Nathans
,
Smith
|
1979:
Cormack
,
Hounsfield
|
1980:
Benacerraf
,
Dausset
,
Snell
|
1981:
Sperry
,
Hubel
,
Wiesel
|
1982:
Bergstrom
,
Samuelsson
,
Vane
|
1983:
McClintock
|
1984:
Jerne
,
Kohler
,
Milstein
|
1985:
Brown
,
Goldstein
|
1986:
Cohen
,
Levi-Montalcini
|
1987:
Tonegawa
|
1988:
Black
,
Elion
,
Hitchings
|
1989:
Bishop
,
Varmus
|
1990:
Murray
,
Thomas
|
1991:
Neher
,
Sakmann
|
1992:
Fischer
,
E. G. Krebs
|
1993:
Roberts
,
Sharp
|
1994:
Gilman
,
Rodbell
|
1995:
Lewis
,
Nusslein-Volhard
,
Wieschaus
|
1996:
Doherty
,
Zinkernagel
|
1997:
Prusiner
|
1998:
Furchgott
,
Ignarro
,
Murad
|
1999:
Blobel
|
2000:
Carlsson
,
Greengard
,
Kandel
|
2001:
Hartwell
,
Hunt
,
Nurse
|
2002:
Brenner
,
Horvitz
,
Sulston
|
2003:
Lauterbur
,
Mansfield
|
2004:
Axel
,
Buck
|
2005:
Marshall
,
Warren
|
2006:
Fire
,
Mello
|
2007:
Capecchi
,
Evans
,
Smithies
|
2008:
zur Hausen
,
Barre-Sinoussi
,
Montagnier
|
2009:
Blackburn
,
Greider
,
Szostak
|
2010:
Edwards
|
2011:
Beutler
,
Hoffmann
,
Steinman
|
2012:
Gurdon
,
Yamanaka
|
2013:
Rothman
,
Schekman
,
Sudhof
|
2014:
O’Keefe
,
M. Moser
,
E. Moser
|
2015:
Campbell
,
?mura
,
Youyou
|
2016:
?sumi
|
2017:
Hall
,
Rosbash
,
Young
|
2018:
Allison
,
Honjo
|
2019:
Kaelin
,
Ratcliffe
,
Semenza
|
2020:
Alter
,
Houghton
,
Rice
|
2021:
Julius
,
Patapoutian
|
2022:
Paabo
|
2023:
Kariko
,
Weissman