Die
tibetische Kuche
bildet die Kochtradition
Tibets
, der hochstgelegenen Region der Erde, ab. Es bestehen Gemeinsamkeiten mit den Kuchen der direkt benachbarten Lander
Nepal
und
Bhutan
, die tibetische Kuche zeichnet sich aber durch einige Besonderheiten aus: Sie ist gepragt von den rauen klimatischen Bedingungen, die die Moglichkeiten der Landwirtschaft einschranken und an ihre Bewohner ernahrungsphysiologische Anspruche stellen.
Basis der Kuche bilden Fleisch- und
Milchprodukte
(
Yak
und
Dzo
,
Schafe
,
Ziegen
) sowie Gerste,
Hirse
,
Hulsenfruchte
und wenige
Gemusesorten
.
[1]
Als Essbesteck werden in den Stadten vor allem
Essstabchen
verwendet, andernorts ist es ublich mit Loffel und Messer oder mit den Handen zu essen.
Getrunken wird hauptsachlich aus Schalen.
Als Nationalgetrank gilt der mit gesalzener Yakbutter zubereitete
Buttertee
, aber auch indischer
Chai
oder Milchprodukte wie
Sauermilch
und
Joghurt
sind beliebt. Außerdem sind alkoholhaltige Getranke verbreitet, die zumeist aus Gerste oder Hirse hergestellt werden, wie beispielsweise das traditionelle Bier
Chhaang
.
Die einfachste tibetische Mahlzeit, die nicht nur als Reiseproviant dient, sondern auch zum Fruhstuck oder als Zwischenmahlzeit gegessen wird, ist
Tsampa
. Aus gerostetem Gerstenmehl bestehend, das mit heißem Buttertee angeruhrt wird, wird Tsampa zu Teigkugeln geformt oder als Brei zubereitet. Je nach Anlass wird es mit Dorrfleisch, Honig oder Quark verfeinert. Zusammen mit Buttertee bildet es die bevorzugte Nahrungsgrundlage der Nomaden auf dem tibetischen Hochplateau.
Bei einem großeren Essen ist es ublich mit kalten Vorspeisen zu beginnen, gefolgt von einem Hauptgericht oder mehreren Tellergerichten. Tibetische Teigtaschen, genannt
Momos
(umgangssprachlich, eigentlich heißen sie
Shemos
), werden oft von einer Fleischbruhe begleitet oder als
Kothay
? frittiert ? zubereitet. Beliebt sind auch
Nudelgerichte
und
Shabalay
, ein in
Fett
ausgebackener Fleischkuchen, zu dem manchmal ein wurziger
Salat
, etwa aus
Daikon
-
Rettich
, gereicht wird.
Desserts
sind in der tibetischen Kuche nicht ublich. Zum Nachtisch wird oft Tee getrunken. Da viele Tibeter in der
Diaspora
leben, bildet sich mittlerweile eine moderne Form tibetischer Restaurantkuche aus. Bekannt dafur ist etwa das
Lhasa Moon
in San Francisco, mit Kreationen wie dem
Himalayan Salad
(
Bohnen
, Daikon-Rettich,
Karotten
,
Tomaten
,
Knoblauch
und sautierten
Zwiebeln
). Im Gegensatz dazu werden in Tibet selbst zunehmend chinesische Standardgerichte unter tibetischen Bezeichnungen angeboten.
Losar
ist das tibetische
Neujahrsfest
. Laut dem
tibetischen Kalender
fallt es in den Zeitraum von Januar bis Februar. In den Klostern werden verschiedene Rituale durchgefuhrt und die Vorbereitungen fur das Losarfest beginnen.
Dresi
(ein sußes Reisgericht mit Butter und Rosinen),
Droma
(Reis mit kleinen Kartoffeln) und
Kapse
(eine frittierte Sußspeise in vielerlei Großen und Formen), sind fixer Bestandteil der Festtafel, daneben Fleisch,
Brot
, Buttertee und Tsampa.
Am Tag vor Neujahr (
Guthor
) werden traditionell spezielle
Teigwaren
hergestellt, die
Guthuk
. Sie bestehen aus neun Zutaten, in der Hauptsache getrockneter
Kase
und
Getreide
, die gebackenen Teigballe werden jeweils mit
Paprika
,
Salz
,
Reis
,
Wolle
oder
Kohle
gefullt und versteckt, findet eine Person Paprika in ihrer Kugel bedeutet es, dass sie zu redselig ist, weißes Salz oder Reis gilt als ein gutes Zeichen, wenn eine Person Kohle im Teig findet, bedeutet es, dass sie ein ?schwarzes Herz“ hat. An
Losar
, dem ersten Tag des neuen Jahres, brachten die Monche des Klosters Namgyal verbunden mit
Gebeten
der Gottin Palden Lhamo einen geweihten Opferkuchen dar. Man tauscht den traditionellen Gruß
Tashi Delek
aus, und es werden Langlebigkeits-Pillen (
Tse-ril
), hergestellt aus gebratenem Gerstenteig, angeboten, es wird reichlich gegessen und Bier getrunken. Fruher wurde das Neujahrsfest in Tibet, funfzehn Tage oder langer gefeiert. In
Indien
, wo die großte Exilgemeinde lebt, feiert man heute drei Tage, im Westen einen Tag.
Shoton
ist das tibetische Joghurtfest. Es entstand im 15. Jahrhundert im Drepung-Kloster nahe
Lhasa
. Das Fest bezeichnete das Ende der Sommer
meditation
der Monche im Herbst und wurde im 19. J.h. auf 5 Tage ausgedehnt. Da sich zu dieser Jahreszeit auch die Milchproduktion auf dem Hohepunkt befand, wurde auch entsprechend viel Joghurt hergestellt. Gaste wurden bewirtet und die Bevolkerung versammelte sich auf den Wiesen, um zu essen und zu trinken, tibetische Opern wurden aufgefuhrt und
Thangkas
offentlich ausgestellt. Im indischen Exil wird Shoton im
Fruhling
gefeiert, allerdings steht heute die Joghurtproduktion nicht mehr im Mittelpunkt.
Suppen, Eintopfe:
- Ashom Thang ? Maissuppe mit Tofu
- Churul ? Kasesuppe
- Tentug ? Nudelsuppe
- Tsamtug ? Suppe mit Tsampa
- Doluma ? Melanzanisuppe
- Thukpa ? Nudeleintopf mit Gemuse
- Gyatoup ? Nudelsuppe mit Fleisch
Momo ? Gefullte Teigtaschen:
- Sha Momo ? Momos mit wurziger Fleisch-Gemusefullung
- Jhasha Momo ? Momos mit Huhner-Gemusefullung
- Tsel Momo ? Momos mit Gemusefullung
Fleischgerichte:
- Sha Kampo ? Dorrfleisch
- Kochfleisch (mit Salz, Ingwer und weiteren Gewurzen zubereitet)
- Shabalay ? frittierter Fleischkuchen
- Wurst (aus Fleisch, Leber, Blut oder Mehl)
- Innereien (beispielsweise Yak-Magen oder Schafslunge)
- Gyakok ? ahnlich dem ?mongolischen“
Feuertopf
- Luksha Shamdeh ? Lamm-
Curry
mit Joghurt und Krautern
- Shogok Nagopa ? Rindsgeschnetzeltes mit Kartoffeln, Spinat, Knoblauch und Ingwer
- Shaptak ? Rindsgeschnetzeltes mit scharfen Paprikaschoten in Tomatensauce
Tsel ? Gemuse:
- Tsel Tofu ? Tofu mit Gemuse
- Shingbee ?
Grune Bohnen
mit Kartoffeln, Ingwer, Knoblauch und Tomaten
- Tsel Phing ? Nudeln mit Gemuse
- Tsel Shogok ? sautierte Kartoffeln mit Spinat, Erbsen, Zwiebeln und Knoblauch
- Tsel Sesha ? sautierte Pilze mit Karotten, Broccoli, Ingwer und Knoblauch
- Tsel Nezom ? sautiertes Gemuse mit Koriander
- Tsel Gyaker ? Gemuse-Curry
Desserts:
- Bhatsu Mahku ? gerostete Gerste mit Zucker und Kase
Diverses:
- Tsampa
? Mehl aus Rostgerste, wird je nach Gusto mit Buttertee vermischt und dann entweder als Teigkugel oder als Brei gegessen.
- Thing mo ? gedampftes Brot
- Thing alla ? Pfannkuchen gefullt mit Gemuse,
Bohnensprossen
und Pilzen
- Labtak ? Gedunsteter Rettich mit Ingwer und Koriander
- Le thing ? wurziger Kuchen aus Mungobohnen
- Jhasha Khatsa ? marinierte Huhnerteile, ausgelost und frittiert
- Chura loenpa ? Weichkase
- Chura kampo ? Hartkase
Getranke:
- Po Cha ? Buttertee
- (Masala) Chai ? indischer Milchtee
- Thara ? sußes Joghurtgetrank
- Chhaang ? Bier aus
Gerste
, (
Finger-
)
Hirse
oder
Reis
- Sauermilch sowie Buttermilch
- Karin Brucker, Christian Sohns:
Die tibetische Kuche.
Herbig, 2003,
ISBN 3-87287-513-2
- Tsering Wangmo, Zara Houshmand:
Lhasa Moon Tibetan Cookbook.
ISBN 1-55939-104-9
- Linda Seefeld:
Rural Women's Use and high Regard of Tsampa: The Impact of the Panam Integrated Rural Development Project on Food Consumption Patterns and Awareness.
ISBN 3-639-04145-3
- Bruno J. Richtsfeld:
Tee und Teekultur in Tibet.
In: Markus Mergenthaler (Hrsg.):
TeeWege. Historie/Kultur/Genuss.
Dettelbach 2013, S. 28?77,
ISBN 978-3-89754-437-6
- Tsering Mendrong:
Tibetisch Kochen. Gerichte und ihre Geschichte.
Werkstatt GmbH 2006,
ISBN 978-3-89533-520-4
- ↑
Landeskuchen: Portrait uber Tibet.
Abgerufen am 21. Juni 2016
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