Der
Heilige Theotonius
(
portugiesisch
Sao Teotonio
; *
1082
in
Ganfei
, Portugal; †
18. Februar
1162
in
Coimbra
) gilt in der romisch-katholischen Kirche als der erste Heilige von Portugal. Er war sowohl Ratgeber des Konigs
Alfons I.
, als auch einer der Mitbegrunder des
Regularkanonikerstiftes Santa Cruz
in Coimbra und zugleich dessen erster Prior (von 1134 bis 1162). Am 18. Februar 1163 wurde er auf einem Provinzialkonzil in Coimbra heiliggesprochen.
Papst Alexander III.
bestatigte seinen Kult fur Portugal.
[1]
Theotonius wurde um das Jahr 1082 in
Ganfei
(Nordportugal) in eine wohlhabende und fromme Familie geboren. Sein Vater war Oveco Mogueimes und seine Mutter trug den Namen Eugenia.
[2]
Sein Onkel Cresconio, Abt des Benediktinerklosters bei Tuy, war sein erster Lehrer.
[3]
Als Crescenio 1092 Bischof von Coimbra wurde, nahm er den zehnjahrigen Theotonius mit und vertraute seine Weiterbildung der Obhut eines jungen Seminaristen an, Tello, der spater zusammen mit ihm einer der Hauptbegrunder des Klosters Santa Cruz sein sollte.
[4]
Nach dem Tod von Bischof Cresconio im Jahr 1098 ging Theotonius nach
Viseu
, um dort seine Ausbildung abzuschließen. Dort entschied er sich auch fur die kirchliche Laufbahn. Spatestens im Jahr 1109 wurde er zum Priester geweiht.
[2]
In Viseu widmete sich Theotonius fur einige Zeit der Seelsorge. Im Jahr 1112 nahm der junge Priester auf Wunsch des Volkes von Viseu und des Bischofs von Coimbra das Amt des Priors des
Domkapitels
von Viseu an, was der leitenden Position in dieser
vakanten
Diozese entsprach.
[5]
Im Bemuhen, vor solchen Ehren zu fliehen, legte Theotonius sein Amt nieder und begab sich um das Jahr 1121 auf seine erste Pilgerreise ins
Heilige Land
. Nach seiner Ruckkehr nach Portugal nahm er seine Arbeit als Priester und Kapitelmitglied in Viseu wieder auf, weigerte sich aber, das Amt des Priors wieder zu ubernehmen.
[2]
Sein priesterliches Leben zeichnete sich, nach Meinung der altesten Biografie, aus durch eine große Liebe zur Mutter Gottes und durch Großzugigkeit gegenuber den Armen.
[6]
Um das Jahr 1130 trat er wiederum, dieses Mal zusammen mit einer großen Gruppe, eine Pilgerreise ins Heilige Land an. Ein genaues Datum lasst sich anhand der Biographie jedoch nicht mehr rekonstruieren. Die Pilgerreisen hinterließen bei Theotonius tiefe Spuren. Er erlebte die Geheimnisse des Lebens Jesu von seiner Geburt bis zu Seiner Passion, seinem Tod und seiner Auferstehung und besuchte die wichtigsten heiligen Statten. Wahrend seines Aufenthaltes, vor allem auf
Golgota
, meditierte und betete er viel. Seine große Hingabe im Bezug auf das Leiden Christi hatte spater einen großen Einfluss auf die Gemeinschaft des Klosters Santa Cruz. Wahrend seines Aufenthaltes in Jerusalem wohnte er bei der Gemeinschaft der Regularkanoniker des
Heiligen Grabes
und wurde von ihnen eingeladen, ihrer Gemeinschaft beizutreten.
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Nach seiner Ruckkehr nach Portugal ging Theotonius zuerst nach Coimbra, wo er seinen ehemaligen Lehrer, den Erzdiakon Tello, traf. Tello hatte zehn weitere Manner mit der Absicht versammelt, ein neues Kloster zu grunden. Nach anfanglichem Zogern gab Theotonius der Bitte nach und schloss sich den Mannern an, um die Zahl der "zwolf Apostel" der Neugrundung zu vervollstandigen. Unter den anfanglichen 12 Grundungsmitgliedern waren namhafte und einflussreiche Personlichkeiten der damaligen Kirche, wie zum Beispiel Dom Joao Peculiar, Dom Paio, Dom Honorio und Dom Sesnando.
[8]
Theotonius sollte die weiteren dreißig Jahre seines Lebens, bis zu seinem Tod, im Kloster Santa Cruz in Coimbra verbringen.
Der Grundstein des Klosters Santa Cruz wurde am 28. Juni 1131 gelegt. Die Arbeit ging schnell voran und wurde vom Konig, dem Bischof von Coimbra und den angesehensten Familien der Stadt unterstutzt. Am 24. Februar 1132 gab der Bischof im Beisein des Konigs und einer großen Menschenmenge der neuen Klostergemeinschaft die
Regel des heiligen Augustinus
als Grundlage ihres gottgeweihten Lebens. Sie waren nun insgesamt 72, denn sechzig Kandidaten hatten sich seitdem den ursprunglichen zwolf Grundern angeschlossen. Am selben Tag fand das Kapitel zur Wahl des Priors statt, wobei Theotonius in dieses Amt eingesetzt wurde. In seiner Demut nahm er jedoch weder den Titel des
Abtes
noch die dem Amt eigenen
Insignien
an. So wird er bis heute nicht mit der Mitra auf seinem Haupt, sondern zu seinen Fußen dargestellt. Theotonius wurde der maßgebliche spirituelle Leiter der Klostergemeinschaft in Santa Cruz.
[2]
Nach Angaben der ersten Biographie soll Theotonius ein besonders vorbildliches Leben gefuhrt haben: Eine starke Bindung der Nachstenliebe vereinte Theotonius mit den Brudern. Wie der gute Hirte behandelte er seine Herde mit Freundlichkeit, Ehre und Respekt. Er regierte ohne Stolz und korrigierte mit Maßigung, vaterlicher Zuneigung und gutem Urteilsvermogen. Innerhalb des Klosters grundete er ein Hospiz zur Aufnahme von Pilgern und Kranken, denen er selbst zusammen mit den anderen Brudern diente.
[9]
Als Theotonius zwanzig Jahre lang Prior des Klosters Santa Cruz gewesen war, begannen seine Krafte zu schwinden. So legte er das Amt des Priors nieder, woraufhin sein Neffe Johannes Theotonius zu seinem Nachfolger gewahlt wurde. In der folgenden Zeit intensivierte er den Briefwechsel mit dem Hl.
Bernhard von Clairvaux
, mit dem er eine Freundschaft unterhielt. Theotonius starb am 18. Februar 1162, achtzig Jahre alt.
[10]
Theotonius wurde vom Volk in so großer Verehrung gehalten, dass viele zu seiner
Heiligsprechung
drangten. Der Prozess war einer der schnellsten in der Geschichte der Kirche. Am ersten Jahrestag seines Todes, dem 18. Februar 1163, wurde er vom Provinzrat der portugiesischen Bischofe in Coimbra heiliggesprochen. Die Heiligsprechung wurde daraufhin von Papst Alexander III. genehmigt und bestatigt.
[2]
In der Zeit nach der Grundung des Klosters Santa Cruz eroberte der erste Konig von Portugal, Alfons I., das Gebiet Portugals militarisch von den Mauren zuruck. Der Orden vom Heiligen Kreuz wurde mit der Aufgabe betraut, die Gebiete von neuem zu christianisieren. Um diese Aufgabe zu erfullen, erhielt der Orden Kirchen und Grundstucke zur Errichtung von Klostern. Der Heilige Theotonius sandte Gruppen von Kanonikern, um zum Volk zu predigen und es zu unterweisen.
Alfons I. wurde Mitglied des
Dritten Ordens
von Santa Cruz und erhielt offentlich den
Leinenchorrock
der Regularkanoniker aus den Handen von Theotonius. Der Konig wahlte ihn als seinen Beichtvater und geistlichen Leiter und vertraute ihm alle schwierigen Bemuhungen an, die er unternahm. Theotonius seinerseits erwiderte dieses Vertrauen des Konigs und sorgte sich um seine Belange.
Dennoch blieben Spannungen nicht aus. Theotonius war nicht blind fur die Fehler des Konigs und korrigierte ihn. Als Alfonso die Stadt Sevilla eroberte, nahmen seine Soldaten auch eine Gruppe von uber 1000 Christen gefangen, die unter den Muslimen wohnten. Nach den Regeln des Krieges nahm Alfonso sie als Sklaven. Das veranlasste Theotonius zu scharfer Kritik. Seiner Forderung zur Freilassung der Kriegsgefangenen kam der Konig nach und erlaubte es, dass sie sich in der Nahe des Klosters in Coimbra niederließen.
[2]
[11]
Noch heute wird Theotonius als Patron der Stadt und Diozese von
Viseu
verehrt.
[12]
Auch die Stadt
Valenca
sieht ihn als ihren Patron an. Die Diozesen
Coimbra
und
Viana do Castelo
erwahlten ihn zu ihrem zweiten Patron.
[13]
Attribute des heiligen Theotonius sind: Hirtenstab (entweder in der klassischen Form oder historisch korrekter in der Form der Crossa), Mitra zu seinen Fußen, Buch (die Regel des Klosters Santa Cruz symbolisierend), Sterne (Kurz vor seinem Tod erschien, nach dem Bericht seines ersten Biografen, ein großer Kreis von Sternen, der das Kloster fullte, und die Strahlen der Sterne fielen, zur Bewunderung aller, um ihn herum).
[14]
Der Hirtenstab in Form einer Crossa, den Theotonius gebrauchte, zahlt zu den Kulturgutern Portugals. Er ist im Nationalmuseum Machado de Castro in Coimbra ausgestellt.
[15]