Die
The Works Tour
war eine Konzerttournee der
britischen
Rockgruppe
Queen
, auf der sie zwischen August 1984 und Mai 1985 insgesamt 48 Konzerte gab und ihr Album
The Works
(1984) bewarb. Die Band spielte uberwiegend Shows in
Europa
, tourte jedoch auch durch
Sudafrika
,
Australien
,
Neuseeland
und
Asien
und trat zweimal beim
Rock in Rio
-Festival in
Brasilien
auf. Zugleich ignorierten Queen erstmals seit 1974 bei einer ihrer Tourneen den
nordamerikanischen Kontinent
, da der dortige Musiksender
MTV
ihre Musikvideos zu
Radio Ga Ga
und
I Want to Break Free
wegen angeblicher totalitarer Asthetik und homoerotischer Szenen boykottierte und so dadurch den dazugehorigen Singles in den
US-amerikanischen
und
kanadischen
Charts der Erfolg verwehrt blieb. Die Queen-Mitglieder schworen sich daraufhin, so lange keine Konzerte mehr in den USA oder Kanada zu geben, wie ihnen dort keine Hits mehr gelangen.
Queen starteten ihre
The Works Tour
am 24. August 1984 in
Brussel
und beendeten sie am 15. Mai 1985 in
Osaka
. Der Tourstart im August war fur Queens Verhaltnisse ungewohnlich spat, da sie ihr zu bewerbendes Album
The Works
bereits Ende Februar 1984 veroffentlicht hatten. Bis zum Beginn der Tour waren die Mitglieder jedoch mit eigenen Projekten beschaftigt: so arbeitete
Freddie Mercury
ab dem Fruhjahr 1984 in Munchen an weiteren Songs fur sein erstes Soloalbum
Mr. Bad Guy
und im Juni 1984 veroffentlichte
Roger Taylor
sein zweites Soloalbum
Strange Frontier
.
Die Proben fur die bevorstehende Tournee fanden ab dem Fruhsommer 1984 in den
Bavaria Filmstudios
in
Munchen
statt. Das fur die Konzerte benutzte Buhnenbild war gepragt durch rotierende Zahnrader im hinteren Buhnenbereich, einer hell erleuchteten Stadtlandschaft als Kulisse und einem komplexen Gefuge aus mehreren Ebenen und Treppen und stellte, wie schon das Musikvideo zu
Radio Ga Ga
, eine Hommage an den deutschen
Stummfilm
-Klassiker
Metropolis
(1927) von
Fritz Lang
dar.
Beim Soundcheck fur das Eroffnungskonzert in Brussel drehten Queen Szenen fur das Musikvideo zu
Hammer to Fall
, welches spater mit Szenen vom eigentlichen Konzertabend (inklusive Publikum) kombiniert wurde.
Unterstutzt wurden Queen auf dieser Tour erstmals von dem Keyboarder
Spike Edney
, der die Band seit 1984 bis heute auf allen Konzerten begleitet.
Der erste Tourneeabschnitt fuhrte Queen durch Europa und oftmals gab die Band, anders als bei vorherigen Tourneen, mehrere Konzerte an einem Ort. Mit ihren beiden Shows in
Mailand
spielten sie auch erstmals in ihrer Karriere in
Italien
. Am 22. September 1984 rutschte Freddie Mercury in
Hannover
wahrend der Darbietung von
Hammer to Fall
auf einer der Treppenkonstruktionen aus, fiel die Stufen hinunter und verstauchte sich das Knie. Aus diesem Grund und damit das Konzert nicht fur langere Zeit unterbrochen werden musste, wurde eine verkurzte Setlist gespielt. Von seinen Roadies gestutzt setzte sich Mercury an sein Klavier, von dem aus er mit der Band noch
Bohemian Rhapsody
und den traditionellen Zugabenblock aus
We Will Rock You
und
We Are the Champions
darbieten konnte. Direkt nach dem Konzert wurde Mercury umgehend zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Die dortige Rontgenuntersuchung ergab jedoch, dass er sich keinerlei Frakturen zugezogen hatte. Somit konnte die Tour also problemlos fortgesetzt werden.
Auch die anschließenden Konzerte auf dem zweiten Tourneeabschnitt in Sudafrika standen in zweifacher Hinsicht unter keinem guten Stern: Einerseits kundigten die Vereinten Nationen zu diesem Zeitpunkt einen Kulturboykott gegen das
Apartheid
-Regime in Sudafrika an, der von der britischen Musikergewerkschaft unterstutzt wurde. Zwar war das
Sun City Resort
, eine sudafrikanische Casino-Stadt nach dem Vorbild von
Las Vegas
, einer der wenigen Orte, an dem keine Segregation zwischen Schwarzen und Weißen stattfand, jedoch war der Freizeitkomplex ein Produkt des Apartheid-Regimes. Dennoch beschlossen Queen und ihr Management, innerhalb von zwei Wochen elf Konzerte in Sun City zu geben. Daraufhin wurde die Band von ihren Fans und auch der weltweiten Musikpresse scharf angegriffen, zum einen wegen einer Widersetzung des Boykotts, zum anderen, da sie nicht (ungeachtet der Ethnie) fur eine Minderheit, sondern nur fur die obersten Zehntausend spielten, die sich die hohen Ticketpreise fur solche Konzerte leisten konnten. Um diesen Vorwurfen entgegenzutreten, veroffentlichten Queen im folgenden Jahr in Sudafrika ein Livealbum und spendeten die Verkaufserlose einer ortlichen Schule, die gehorlose und blinde Kinder unterrichtete. Bei dem Album handelte es sich um eine gekurzte Version ihres 1979 erschienenen Livealbums
Live Killers
.
Andererseits hatte Freddie Mercury bereits wahrend des ersten Auftritts in Sun City am 5. Oktober 1984 erhebliche Stimmprobleme, schaffte es aber, das Konzert zu uberstehen. Entgegen dem Rat seines Arztes spielte er auch die Auffuhrung am nachsten Tag, doch am 7. Oktober 1984 verlor er seine Stimme nach einer halben Stunde vollig, so dass das Konzert vorzeitig beendet werden musste. Der fur den 9. Oktober geplante Auftritt wurde abgesagt und Mercury wurde wegen Knoten an seinen Stimmbandern behandelt. Die Konzertreihe wurde am 10. Oktober 1984 fortgesetzt, es dauerte jedoch noch, bis Mercury seinen vollstandigen Stimmumfang wiedererlangte. In den Gesangspausen konnten jedoch Augenzeugen nach eigener Aussage am Husten auch merken, dass es Mercury nicht sonderlich gut ging, manche behaupteten sogar, er hatte beim Husten teilweise Blut spucken mussen und werteten dies als mogliches erstes Anzeichen seiner spateren
AIDS
-Erkrankung, die im Marz 1987 bei ihm diagnostiziert wurde und an dessen Folgen er am 24. November 1991 verstarb.
Nach einer mehrmonatigen Pause uber die Jahreswende hinweg setzten Queen ihre Tournee im Januar 1985 in
Sudamerika
fort, wodurch sie mit ihren zwei Auftritten beim ersten zehntagigen
Rock in Rio
-Festival erstmals seit 1981 wieder in Brasilien zu sehen waren. Beide Auftritte von Queen wurden von der brasilianischen Fernsehgesellschaft Globo gefilmt und in ganz Sudamerika ausgestrahlt. An beiden Abenden spielten sie vor bis zu 300.000 zahlenden Zuschauern, was einen Weltrekord darstellte.
Am Ende des Eroffnungstages des Festivals, am 12. Januar 1985 gegen 2:00 Uhr morgens (Ortszeit), betrat Queen zum ersten Mal die Buhne. Beim ersten Konzert trat Freddie Mercury, genau wie bei den anderen Stationen der
The Works Tour
, mit kunstlichen Brusten und der Langhaar-Perucke aus dem Musikvideo zu
I Want to Break Free
, auf. Einige Zuschauer erwiderten diese Show-Einlage mit lautem Pfeifen und Buhrufen. Eine Woche spater beim zweiten Konzert verzichtete Mercury daher auf diese Einlage. Da der Auftritt in ganz Sudamerika einen Skandal ausloste, untersagte auch die von
Augusto Pinochet
gefuhrte Regierung in
Chile
der Band ihre dort geplanten Auftritte.
Im April 1985 tourten Queen erstmals seit 1976 wieder durch Neuseeland und Australien. Fur diesen Abschnitt waren zunachst drei Konzerte in Neuseeland und acht in Australien geplant. Die Band kam am 5. April 1985 in Neuseeland an, um eine Woche lang zu proben und sich zu akklimatisieren. Die Tickets fur die Neuseeland-Konzerte waren jedoch nur kaum vergriffen (womoglich ebenfalls aus Protest der Fans, bei denen Queen wegen ihrer Konzerte in Sudafrika in Ungnade gefallen waren), so dass von den geplanten Auftritten nur das Konzert in Auckland am 13. April 1985 stattfand.
Obwohl der April auf der
Sudhalbkugel
der Erde in den Herbst fallt, gaben Queen im offenen Rugbystadion
Mount Smart
ein Freiluftkonzert. Der Rest der Tour wurde in Australien mit jeweils vier Auftritten in
Sydney
und
Melbourne
fortgesetzt.
Mit der Konzertetappe in
Japan
endete die
The Works Tour
schließlich im Mai 1985. Es war das letzte Mal, das Queen dort in ihrer klassischen Viererbesetzung mit Freddie Mercury,
Brian May
, Roger Taylor und
John Deacon
auftraten.
Nach dem Ende der Tour planten Queen zunachst, eine mehrjahrige Pause einzulegen und sich verstarkt Soloprojekten zu widmen. Ihr weltweit umjubelter Auftritt bei
Live Aid
am 13. Juli 1985 im
Londoner
Wembley-Stadion
nur zwei Monate spater gab der Band jedoch neuen Antrieb und so erschien bereits im Juni 1986 das nachste Queen-Album A Kind of Magic, begleitet von ihrer nachsten Tournee, die ihre nur 13 Monate Konzertpause beendete.
Im Mai 1985 veroffentlichten Queen ein offizielles, auf 60 Minuten gekurztes Konzertvideo der fast zweistundigen Auftritte bei
Rock in Rio
unter dem Titel
Live in Rio
. Die beim zweiten Konzert am 20. Januar 1985 aufgefuhrte viereinhalbminutige Instrumental- und Gesangsimprovisation wurde außerdem 1995 als Bonustrack der Single
A Winter’s Tale
unter dem Titel
Rock in Rio Blues
veroffentlicht.
Das dritte Konzert in
Tokio
am 11. Mai 1985 wurde live im Radio ubertragen, mitgefilmt und schließlich exklusiv in Japan als Kaufvideo unter dem Titel
Final Live in Japan
veroffentlicht. Der Titel ist dabei irrefuhrend, da das letzte Konzert der Tour erst vier Tage spater am 15. Mai 1985 in
Osaka
stattfand.
- Freddie Mercury
: Gesang, Klavier, Gitarre bei
Crazy Little Thing Called Love
- Brian May
: Gitarre, Hintergrundgesang
- Roger Taylor
: Schlagzeug, Percussion, Hintergrundgesang
- John Deacon
: Bass, Hintergrundgesang
- Spike Edney
: Keyboards, Klavier, Hintergrundgesang, Gitarre bei
Hammer to Fall
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