Telesforas Valius
(*
10. Juli
1914
in
Riga
; †
1. Dezember
1977
in
Mississauga
) war ein
litauischer
Grafiker
, der ab 1949 im
kanadischen
Exil
tatig war.
Telesforas Valius wurde am 10. Juli 1914 in Riga, das zum
Russischen Kaiserreich
gehorte, geboren. Er war das jungste Kind einer litauischen Familie aus bescheidenen Verhaltnissen. 1918, kurz nach dem Ende des
Ersten Weltkriegs
, kehrte die Familie nach Litauen zuruck und ließ sich in
Telsiai
nieder. Dort besuchte Valius sowohl die Grund- als auch die weiterfuhrende Schule. Angeregt durch seinen Kunstlehrer trat er 1931 in die
Kunstschule
in
Kaunas
ein, die seit 1922 die einzige Kunsthochschule in Litauen war. Im Rahmen seines Studiums, das er 1937 beendete, spezialisierte Valius sich auf
Druckgraphik
. 1937 unternahm er zudem eine kurze Reise nach
Paris
, wo er sich mit der Technik des
japanischen Farbholzschnittes
auseinandersetzte.
[1]
Bereits 1934 begann Valius in einer Textilfirma in Kaunas zu arbeiten. Nach dem Abschluss seines Studiums 1937 setzte er seine Arbeit dort fort, wobei er insbesondere fur Drucke im
Siebdruck
-Verfahren zustandig war. Nachdem 1942 die
Kunstakademie Vilnius
eingerichtet worden war, wurde Valius dort Lehrer und Vorsitzender der Abteilung fur Druckgraphik. Im folgenden Jahr kehrte er nach Telsiai zuruck, wo er Direktor des
Samogitian-Theaters
wurde und an diesem zudem kunstlerische Tatigkeiten erfullte. Zwischen 1937 und 1944 stellte Valius regelmaßig mit der
Litauischen Kunstgesellschaft
in den Raumlichkeiten des
Vytautas-Magnus-Militarmuseum
in Kaunas und im
?iauliai Au?ros Museum
in
Siauliai
, im
Alka Museum
in Telsiai und in der
Litauischen Kunstausstellung
im Kunstmuseum Vilnius aus.
Ende Oktober 1944 siedelte Valius nach
Wien
uber, wo er am 25. Dezember dieses Jahres Aldona Miciulyte heiratete. Das Paar ließ sich dann in
Lustenau
nieder. Im September 1945 veroffentlichte Valius eine Sammlung seiner Drucke. Im folgenden Jahr erhielt er den Ruf an die
Ecole des Arts et Metiers
in
Freiburg im Breisgau
, wo er bis 1949 als Vorsitzender der Abteilung fur Druckgraphik tatig war. 1946 bis 1949 war er in zahlreichen Ausstellung von Exilkunstlern vertreten: So zeigte er 1946 Werke in der
Kunstausstellung im Vorarlberg lebender auslandischer Kunstler
in
Bregenz
und der
Kunstausstellung auslandischer Kunstler
in
Innsbruck
. Im selben Jahr war er in der Ausstellung
Kunst und Arbeit
fur
Displaced Persons
in
Baden-Baden
und in der Ausstellung exilierter baltischer Kunstler in
Schongau
vertreten. Im folgenden Jahr wurden Werke von Valius in der
World's YMCA/YWCA Art Exhibition from the Baltic States
in
Oldenburg
und
World's YMCA/YWCA Exiled Artists' Exhibition
in
Paris
gezeigt. Ebenfalls 1947 war er Teil der Schau
Zeitgenossischer litauischer Holzschnitt
in Freiburg und der
Baltischen und ukrainischen Kunstausstellung
in
Nurnberg
. 1948 und 1949 war er an Wanderausstellungen von Exilkunstlern, unter anderem organisiert von der
Internationalen Fluchtlingsorganisation
, beteiligt. In Freiburg zeigte er 1949 Werke in der Ausstellung des litauischen Instituts fur bildende Kunst, die im
Augustinermuseum
stattfand.
[1]
Im Marz 1949 emigrierte Valius nach
Kanada
, wo die Familie erst in der Nahe von
Montreal
lebte, bevor sie sich im September dieses Jahres in
Toronto
niederließ. Im Jahr 1955 wurde er kanadischer Staatsburger. In Toronto lehrte Valius im Verlauf seiner Karriere Druckgraphik an der
Central Technical School
, der
Western Technical Commercial School
, am
Winston Churchill Collegiate
und an der
University of Toronto
. Er wirkte als ein bedeutender Vertreter der Druckgraphik in Kanada. Er stellte kontinuierlich in Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika aus. Anfangs auch insbesondere im Kontext seines Status als litauischer Emigrant: So zeigte er 1951 Werke im Rahmen der durch Kanada tourenden Wanderausstellung
Paintings by New Canadians
und 1952/53 in dem Schau
Four New Canadians Graphic Art Exhibition
. Mehrmals beteiligte er sich an Ausstellungen, die vom
Lithuanian Institute of Fine Arts
organisiert wurden.
1973 wurde eine von Valius entworfene Skulptur vor dem Winston Churchill Collegiate errichtet, die als dunne, durchbrochene Stahlplatte an einen Holzschnitt erinnert. Die 4,6 Meter hohe und 3,2 Meter breite Skulptur zeigt das College und Karikaturen des Campuslebens.
[2]
Am 1. Dezember 1977 starb Valius an
Bauchspeicheldrusenkrebs
in Mississauga, wo er auch begraben wurde.
Das Fruhwerk von Valius aus den Jahren 1937 bis 1956 umfasst vor allem
Holzstiche
und
Linolschnitte
. In Folge mehrerer Reisen nach Paris begann er Farbe in seinen Drucken zu benutzen und entwickelte zudem eine abstraktere Bildsprache.
[1]
Werke von Valius finden sich unter anderem in der
London Regional Art Gallery
in
London, Ontario
, im
Art Institute of Ontario
in Toronto, in der
Art Gallery of Hamilton
in
Hamilton, Ontario
, in der
Montreal Gallery of Fine Arts
sowie der
Sir George Williams University
in Montreal. In den Vereinigten Staaten besitzen beispielsweise das
Philadelphia Museum of Art
in Philadelphia und die
Ciurlionis Lithuanian Art Gallery
in Chicago Arbeiten des Kunstlers. In Litauen ist er im
Nationalen Mikalojus-Konstantinas-?iurlionis-Kunstmuseum
in Kaunaus sowie der
Nationalgalerie Vilnius
und der
Sammlung der Kunstakademie Vilnius
vertreten.
- ↑
a
b
c
Biographie von Telesforas Valius auf lithaz.org, abgerufen am 23. Mai 2022.
- ↑
John Warkentin, Carolyn King,
Creating Memory. A Guide to Outdoor Public Sculpture in Toronto
, Toronto 2010,
ISBN 978-09193-8760-7
, S. 259.