Tel Kabri

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Luftbild der Reste des Palastes (2013)
Ein Shefa: die Quelle innerhalb des Stadtgebietes

Tel Kabri bezeichnet die Reste einer antiken Stadt im heutigen Israel , die vor allem in der mittleren Bronzezeit (etwa 1750 bis 1500 v. Chr.) ihre Blutezeit erlebte. Aus dieser Zeit stammen Befestigungsanlagen und ein Palast. Es handelt sich um einen der großten Palaste der mittleren Bronzezeit in Israel. Der Ruinenhugel ist etwa 34 Hektar groß. Der antike Name der Stadt ist nicht mit Sicherheit bekannt, sie wurde jedoch in der fruhen Eisenzeit (ab ca. 1200 v. Chr.) als Rehov bezeichnet. In romischer Zeit entstand ostlich der Ruinen der bronzezeitlichen Stadt der Ort Kabrita.

Tel Kabri liegt etwa 5 km vom Meer entfernt. Der zur Stadt gehorige Hafen konnte bisher nicht identifiziert werden. Die Stadt erlangte wahrscheinlich ihre besondere Bedeutung durch zwei Quellen, die immer wieder Siedler anzogen. Eine dieser Quellen liegt innerhalb des ummauerten Stadtgebietes der mittleren Bronzezeit, die andere etwas ostlich der Stadtmauer.

Es gibt Belege, dass die Stelle der spateren Stadt schon zur Zeit der Yarmukian-Kultur um 6000 v. Chr. besiedelt war. In der fruhen Bronzezeit entstand hier eine Stadt, die am Ende der Periode zerstort wurde. Der Ort war kurz darauf, ab der mittleren Bronzezeit I (MBI) um 2000 v. Chr., wieder neu besiedelt. Aus dieser Zeit stammen einige wenige Graber und einige Reste von Wohnbauten unter dem spateren Palast. Diese Wohnbauten wurden irgendwann im Laufe der Zeit planiert und es wurde anscheinend ein großer Palast errichtet.

Von dem fruhen Palast ist jedoch nur wenig bekannt. [1] Das Areal des Palastes ist bisher nur zum Teil ausgegraben, so dass man sich bisher noch kein vollstandiges Bild von seinem Aussehen und seiner Entwicklung machen kann. Es konnen verschiedene Bauphasen unterschieden werden, die bezeugen, wie der Palast immer wieder erweitert, ausgebaut und renoviert wurde. Er scheint vor allem in der mittleren Bronzezeit II (ab 2000 bis 1500 v. Chr.) seine großte Ausdehnung und Prachtentfaltung gehabt zu haben. Diverse Raume sind nun mit minoischen Fresken ausgestattet worden. [2] Vor allem die Bemalung von Fußboden lasst sich belegen. Die Bemalung von Raum 611 war relativ gut erhalten und zeigt ein Schachbrettmuster von etwa 40 cm großen Quadraten, die durch rote Linien getrennt waren. An diversen Stellen sind noch Pflanzenmotive zu erkennen. Insgesamt scheint die Bemalung aber einen Fußboden aus Werkstein nachzuahmen. Solche Malereien sind gut aus der minoischen Welt bekannt. [3] Auch waren die Wande nun zum Teil mit behauenen Steinen verkleidet. 2013 konnten die Vorratsraume des Palastes zum Teil ausgegraben werden. In ihnen fand sich noch zahlreiche Keramik. [4]

Stadtmauer und Festung

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Ganz im Norden des Stadthugels konnten 1975 bei Ausgrabungen Teile der Stadtbefestigungen freigelegt werden. Es handelte sich um einen etwa 35 Meter breiten Wall, der teilweise noch 5 Meter hoch ansteht. Dieser Wall wurde an der Innenseite durch eine 4 Meter breite Mauer flankiert. Die Mauer hatte Steinfundamente und war oberhalb aus Lehmziegel aufgebaut. Eine Außenmauer war etwa 5,5 Meter breit und bestand aus zwei Steinschalungen. Das Innere zwischen diese Schalen war mit Erde, Geroll und Steinen gefullt. [5]

Im Sudwesten der Stadt stand in der Eisenzeit eine Festung, die auf der hochsten Stelle der Stadt stand. Es konnen verschiedene Bauphasen unterschieden werden. Nur die Nordwestecke der Festung wurde ausgegraben. Sie mag einst den ganzen Hugel eingenommen haben und war dann etwa 90 × 60 Meter groß. Die Festung konnte um 730 v. Chr. errichtet worden sein. Damals wurde die Region von den Assyrern erobert. Sie mag um 600 v. Chr. zerstort worden sein, als die Babylonier in diese Gegend einfielen. [6]

Nur an zwei Stellen der Stadt sind bisher Teile der Wohnstadt erfasst worden. In etwa der Mitte der Stadt (Area B) wurde verschiedene Wohnbauten ergraben. Die Bauten der Schichten, die in die fruhe Bronzezeit (IA und IB) datieren sind oval und aus Stein errichtet. In der fruhen Bronzezeit II sind diese Bauten rechteckige ersetzt worden. [7] Nahe der Stadtmauer im Norden der Stadt wurde ein weiterer Teil der Stadt mit Wohn- und Gewerbebebauung freigelegt (Area C). Hier gab es wahrscheinlich schon ab der Mittleren Bronzezeit eine Bebauung (MB IIA), von deren fruhsten Resten jedoch nur wenig erhalten ist. Etwas spater wurde hier ein großes Gebaude mit verschiedenen Raumen, die sich um einen Hof gruppierten, errichtet. Dieses Haus wurde umgebaut und ein Ofen wurde im Hof errichtet. Das Gebaude war etwa 200 Jahre in Betrieb und datiert in die Periode MB IIA.

Im ganzen Stadtgebiet wurden Bestattungen gefunden. Es handelt sich oftmals um gemauerte Kammern, in denen sich Mehrfachbestattungen fanden. Als Grabbeigaben fanden sich vor allem Keramikgefaße und Schmuck, zum letzteren gehoren auch zahlreiche agyptische Skarabaen. Es fanden sich daruber hinaus auch diverse Kinderbestattungen in Gefaßen, die unter den Fußboden der Hauser deponiert worden sind.

Tel Kabri wurde in den 1950er Jahren als archaologischer Ort identifiziert. Es gab in den folgenden Jahren einzelne kleine Grabungen, bei denen es sich oftmals um Rettungsgrabungen handelte. Der Ort war auch zweimal das Ziel von Ausgrabungen in großerem Maßstab. 1986 bis 1993 fanden hier Untersuchungen unter der Leitung von Wolf-Dietrich Niemeier und Aaron Kempinski statt. 2005 wurden die Grabungen wieder aufgenommen, diesmal unter der Leitung von Eric H. Cline und Assaf Yasur-Landau. [8]

Einzelnachweise

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  1. Yasur-Landau, Cline, Goshen: in Agypten und Levante XXIV (2014), S. 356?357
  2. B. Niemeier, W.-D. Niemeier: The Frescoes in the Middle Bronze Age Palace , in: Kempinski, A., 2002, Tel Kabri. The 1986?1993 Excavations , S. 254?285
  3. B. Niemeier, W.-D. Niemeier: The Frescoes in the Middle Bronze Age Palace , in: Kempinski, A., 2002, Tel Kabri. The 1986?1993 Excavations , S. 259
  4. Yasur-Landau, Cline, Goshen: in Agypten und Levante XXIV (2014), S. 364
  5. Aharon Kempinski: Tel Kabri. The 1986?1993 Excavations. Institute of Archaeology of Tel Aviv University, Tel Aviv 2002, S. 35?38
  6. Gunnar Lehmann: Area E. In: A. Kempinski: Tel Kabri. The 1986?1993 Excavations , 2002, S. 73?90
  7. Na'ama Scheftelowitz: Area EB In: A. Kempinski: Tel Kabri. The 1986?1993 Excavations , 2002, S. 19?34
  8. Yasur-Landau, Cline, Goshen: Agypten und Levante. XXIV (2014), S. 355

1956 Survey

  • Moshe Stekelis : .?? ????? ????????? ????? ?????? ???? In: Eretz Israel , Band 5 (1958), S. 35?37 (hebraisch).
  • Moshe Stekelis: An obsidian core found at Kibbutz Kabri. In: Eretz Israel , Band 5 (1958), S. 85* (englische Zusammenfassung).

1957?1958 Rettungsgrabungen

  • M. W. Prausnitz: The excavations at Kabri . In: Eretz Israel , Band 9 (1969), S. 122?129 (hebraisch).
  • M. W. Prausnitz: Kabri. In: Israel Exploration Journal , Band 9 (1969), S. 268?269 (englische Zusammenfassung der Ausgrabungen 1957?1958).

1975?1976 Rettungsgrabungen

  • M. W. Prausnitz, A. Kempinski: Kabri, 1976 . In: Israel Exploration Journal , Band 27 (1977), S. 165?166.

The Tel Kabri Expedition 1986?1993: Endbericht

  • A. Kempinski: Tel Kabri. The 1986?1993 Excavations ( Emery and Claire Yass Publications in Archaeology ). Hrsg. von N. Scheftelowitz und R. Oren. Tel Aviv University, Tel Aviv 2002.

The Tel Kabri Expedition 1986?1993: Vorberichte

  • A. Kempinski: Excavations at Kabri, 1: Preliminary Report of the 1986 Season. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1987.
  • A. Kempinski: Excavations at Kabri, 2: Preliminary Report of the 1987 Season. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1988.
  • A. Kempinski: Excavations at Kabri, 3: Preliminary Report of the 1988 Season. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1989.
  • A. Kempinski, W. D. Niemeier: Excavations at Kabri, 4: Preliminary Report of the 1989 Season. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1990.
  • A. Kempinski, W. D. Niemeier: Excavations at Kabri, 5: Preliminary Report of the 1990 Season. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1991.
  • A. Kempinski, W. D. Niemeier: Excavations at Kabri, 6: Preliminary Report of the 1991 Season. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1992.
  • A. Kempinski, W. D. Niemeier: Excavations at Kabri, 7?8: Preliminary Report of the 1992?1993 Seasons. Tel Aviv University Press, Tel Aviv 1994.

1999 Rettungsgrabungen

2004 Rettungsgrabungen

The Tel Kabri Archaeological Project: Grabungsberichte der laufenden Grabung

The Tel Kabri Archaeological Project: Weitere Vorberichte

  • Assaf Yasur-Landau, Eric H. Cline, Nurith Goshen: Initial Results of the Stratigraphy and Chronology of the Tel Kabri Middle Bronze Age Palace. In: Agypten und Levante , Band XXIV (2014), S. 355?364.
Commons : Tel Kabri  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 33° 0′ 30,2″  N , 35° 8′ 20,8″  O