Teje

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Teje in Hieroglyphen
U33Z4M17M17

Teje
Tjj
Kopf einer Holzstatuette der Teje, Agyptisches Museum Berlin (Nr. 21834)

Teje (* 1398 v. Chr. ; † 1338 v. Chr. ) war die Große konigliche Gemahlin und de facto Mitregentin des agyptischen Pharaos Amenophis III. Auch unter ihrem Sohn Echnaton spielte sie eine politische Rolle, deren Ausmaß allerdings unklar ist.

Zweifellos kann die Große konigliche Gemahlin Teje als eine der bedeutendsten Personen der Amarna-Zeit gesehen werden, und ihr Leben ist die Geschichte einer beispiellosen Karriere. Als Tochter eines Provinzbeamten gelangte sie bald zu großem Einfluss und stieg schließlich zur ranghochsten Frau des Reiches auf. Wie ihr Gemahl Amenophis III. letztlich auf sie aufmerksam wurde, konnen wir heute nicht mehr nachvollziehen. Dass Amenophis III. mit den Traditionen brach und statt einer standesgemaßen Gemahlin eine Burgerliche heiratete, deutet auf eine Liebesheirat hin.

Hochzeit mit Amenophis III.

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Kopf einer Statuette der Teje, Agyptisches Museum Kairo (Nr. JE38257)

Die Vermahlung von Amenophis III. mit Teje war ein herausragendes politisches Ereignis. Eine Vielzahl an aufwandigen Skarabaen als eine Art Hochzeits-Dokument, auf deren Ruckseiten die Namen von Amenophis III. und Teje eingraviert waren, wurden in ganz Agypten und den Nachbarlandern verteilt. Selbst die Namen von Tejes Eltern Juja und Tuja wurden darauf erwahnt und geben so Auskunft uber ihre Herkunft. Die Nennung der burgerlichen Eltern einer agyptischen Konigin auf diesen sogenannten ?Gedenk-Skarabaen“ ist einmalig. Ob es Teje war, die ihren Eltern wichtige Stellungen bei Hofe verschaffte, oder aber ihre Eltern bereits bei Hof bekannt waren und daher ihre Tochter dem Thronfolger bekannt gemacht wurde, ist aufgrund der begrenzten Quellenlage nicht mehr nachzuvollziehen. Als ihre Eltern starben, wurden sie mit reichen Grabbeigaben und ? was ebenfalls außerst ungewohnlich ist ? in Grab KV46 im Tal der Konige beigesetzt.

Politisches Handeln

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Alle Dekrete von Amenophis III. wurden nicht nur in seinem Namen, sondern auch in dem seiner Gemahlin erlassen. Auch dies stellt einen ungewohnlichen Vorgang dar, der in der agyptischen Geschichte bis dahin nicht vorkam. Des Weiteren gibt es eine Reihe von außergewohnlichen Darstellungen dieser Konigin in Form von Statuen und Reliefs . Bei der Statte Sedeinga im heutigen Sudan stand ihr zu Ehren ein Tempel. [1] Eine Figur zeigt sie als die Gottin Taweret (Thoeris). Durch die Amarna-Briefe wird außerdem deutlich, dass Teje wie keine Konigsgemahlin vor ihr in alle diplomatischen Vorgange eingeweiht war, sowie starken aktiven Anteil an der Politik nahm und sogar selbstandig mit befreundeten Herrschern korrespondieren konnte (EA 26).

Besonders erwahnenswert und aufschlussreich sind dabei die Briefe, die der Mitanni -Konig Tu?ratta nach dem Tode von Amenophis III. an dessen Sohn und Nachfolger Echnaton richtete. Tu?ratta weist darin nicht nur auf die guten Beziehungen mit Echnatons Vater, sondern auch auf die Rolle der Teje im diplomatischen Schriftwechsel hin:

?Alle Worte, die ich zu deinem Vater sprach, sind deiner Mutter bekannt. Niemand sonst kennt sie, aber du kannst deine Mutter Teje nach ihnen fragen.“

Diese Erwahnung bedeutet nicht nur, dass Teje uber die politischen Verhaltnisse genauestens informiert war, sondern vielleicht auch die einzige war, die alle Zusammenhange kannte. Manche Agyptologen , wie etwa Flinders Petrie , gehen sogar so weit, in den Texterwahnungen der Amarna-Briefe einen Hinweis auf eine Art Regentschaft von Teje fur ihren Sohn nach dem Tode von Amenophis III. zu sehen. Neben dem hohen Rang einer Großen Koniglichen Gemahlin war Teje demzufolge auch eine bewahrte Diplomatin.

Kleine Skulptur aus Holz, Teje als Gottin Toeris , Agyptisches Museum Turin

Teje gebar mindestens sechs Kinder: Zwei Sohne und vier Tochter. Der erste Sohn war der Thronfolger Thutmosis , der der funfte Pharao dieses Namens geworden ware, aber vor seinem Vater starb. Der zweite Sohn war Amenophis, welcher schließlich als Amenophis IV. (spater Echnaton). den Thron bestieg. Als ihre Tochter sind bekannt: Henut-tau-nebu (?Herrin beider Lander“), Nebet-tah (?Herrin des Landes“), Iset ( Isis ) und Sitamun (?Tochter des Amun“). Es gibt Hinweise auf weitere Kinder der Teje, zu denen moglicherweise auch die in Achet-Aton erwahnte Baketaton (?Dienerin Atons“) zahlt. Allerdings wurden bisher keine Belege gefunden, die weitere vermutete Kinder als die des Konigspaares Amenophis III. und Teje nennen.

Unklar ist zudem, um welche Person es sich genau bei der als Younger Lady bezeichneten Mumie aus Grab KV35 im Tal der Konige handelt, die genetisch als Tochter von Amenophis III. und Teje nachgewiesen werden konnte. Die Untersuchungen ergaben außerdem, dass diese Mumie eng mit den skelettalen Uberresten aus dem Grab KV55 verwandt ist, und beide vermutlich Geschwister sind. Beide Individuen, von denen derjenige, der in KV55 bestattet worden war, hochstwahrscheinlich Echnaton ist, konnten als Eltern von Tutanchamun identifiziert werden. Teje ist somit die Großmutter von Tutanchamun , in dessen Grab ( KV62 ) man eine Haarlocke gefunden hatte, die der als Elder Lady (KV35EL) bezeichneten Mumie zugeordnet werden konnte.

Teje unter Echnaton

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Offenbar siedelte die Große konigliche Gemahlin nach dem Tode ihres Ehemannes und der Grundung der neuen Hauptstadt Achet-Aton (Amarna) nicht sofort in selbige uber, sondern lebte noch einige Zeit abgeschieden im alten Konigspalast von Amenophis III. in Malqata . Schließlich zog sie dann doch in die neue Stadt ihres Sohnes um, wobei nicht bekannt ist, ob sie dort noch eine wichtige Rolle spielte.

Bis zum 14. Regierungsjahr ihres Sohnes Echnaton wird Teje noch inschriftlich erwahnt. Das nachste Zeichen uber ihren Verbleib befindet sich auf einem beschriebenen Bruchstuck eines Sarkophages , welcher zerschlagen im Konigsgrab von Amarna (Nr. 26) gefunden wurde. Darauf ist Echnaton zusammen mit Nofretete abgebildet, wie sie gemeinsam um Teje trauern.

Bestattung und Grab

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Die Mumie der Teje (Foto von 1899)

Vermutlich ordnete Echnaton nach ihrem Tode die Bestattung in seinem Konigsgrab in Amarna an, doch ist unklar, ob dies auch tatsachlich erfolgte. Einige Forscher bejahen dies, da Reste eines Sarkophages von Teje im Konigsgrab von Amarna gefunden wurden. [2] Falls dies aber der Fall war, wurde sie erst nach Echnatons Tod in das Grab KV55 im Tal der Konige umgebettet. Ihr dort gefundener vergoldeter Holzschrein lasst darauf schließen, dass sie zeitweilig dort beigesetzt war. Als Urheber der Umbettung durfte in erster Linie Echnatons Nachfolger Semenchkare in Frage kommen.

Moglicherweise wurde KV55 sogar eigens fur Teje angelegt, vielleicht schon unter ihrem Gemahl Amenophis III. Doch auch dieses Grab blieb nicht die letzte Ruhestatte der Konigin. Dort wurde zwar eine Mumie gefunden, aber nicht die einer Frau, sondern nach den letzten Erkenntnissen die eines Mannes. Dennoch besteht die Moglichkeit, dass Tejes Mumie erhalten blieb: In KV35 , dem Grab von Amenophis II. , befanden sich neben weiteren Mumien in einem Nebenraum die einer alteren Frau, der sogenannten Elder Lady (KV35EL), die die Agyptologen der Konigin Teje zuschrieben. Die DNA-Untersuchung im Rahmen des Tutankhamun Family Projects hat die ?Elder Lady“ als Tochter von Juja und Tuja nachgewiesen und damit praktisch zweifelsfrei als Konigin Teje identifiziert. [3]

Demnach muss Tejes Leichnam einen weiten Weg zuruckgelegt haben: zunachst von Amarna nach KV55, von dort vermutlich in das Grab ihres Gemahls Amenophis III. ( WV22 ), welches vermutlich ursprunglich ihre letzte Ruhestatte werden sollte. Von dort wurde ihre Mumie moglicherweise wiederum nach KV35 umgebettet. Zwar war Teje keine Frau auf dem Konigsthron wie etwa Konigin Hatschepsut , doch an Macht und Bedeutung stand sie dieser oder auch anderen mannlichen Herrschern in nichts nach.

Heute befindet sich die Mumie von Teje im Agyptischen Museum in Kairo .

  • Aidan Dodson , Dyan Hilton: The Complete Royal Families of Ancient Egypt. The American University in Cairo Press, London 2004, ISBN 977-424-878-3 , S. 142?157.
  • Bettina Schmitz: Teje A. In: Lexikon der Agyptologie. Band 6, Harrassowitz, Wiesbaden 1986, Spalte 305?306.
  • Joyce Tyldesley : Die Koniginnen des Alten Agypten. Von den fruhen Dynastien bis zum Tod Kleopatras. Koehler & Amelang, Leipzig 2008, ISBN 978-3-7338-0358-2 , S. 115?123.
  • Toby Wilkinson : Who is who im Alten Agypten. von Zabern, Mainz 2008, ISBN 978-3-8053-3917-9 , S. 178?181.
  • Christian Bayer: Die den Herrn beider Lander mit ihrer Schonheit erfreut. Teje: eine ikonographische Studie (Agyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin). Rutzen, Ruhpolding 2014, ISBN 978-3-447-06952-6 .

Dokumentationen

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Commons : Teje  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte: Tausend Biographien in Wort und Bild. S. Lux , Munchen 1963, S. 459.
  2. Aidan Dodson, Dyan Hinton: The Complete Royals Families of Ancient Egypt. London 2004, S. 157.
  3. Carsten Pusch, Albert Zink, Ashraf Selim, Yehia Zakaria u. a.: Ancestry and Pathology in King Tutankhamun’s Family. In: Journal of the American Medical Association (JAMA). 17. Februar 2010, Band 303, S. 638?647.