Teje
(*
1398 v. Chr.
; †
1338 v. Chr.
) war die
Große konigliche Gemahlin
und de facto Mitregentin des
agyptischen
Pharaos
Amenophis III.
Auch unter ihrem Sohn
Echnaton
spielte sie eine politische Rolle, deren Ausmaß allerdings unklar ist.
Zweifellos kann die
Große konigliche Gemahlin
Teje als eine der bedeutendsten Personen der
Amarna-Zeit
gesehen werden, und ihr Leben ist die Geschichte einer beispiellosen Karriere. Als Tochter eines Provinzbeamten gelangte sie bald zu großem Einfluss und stieg schließlich zur ranghochsten Frau des Reiches auf. Wie ihr Gemahl Amenophis III. letztlich auf sie aufmerksam wurde, konnen wir heute nicht mehr nachvollziehen. Dass Amenophis III. mit den Traditionen brach und statt einer standesgemaßen Gemahlin eine Burgerliche heiratete, deutet auf eine Liebesheirat hin.
Kopf einer Statuette der Teje,
Agyptisches Museum Kairo
(Nr. JE38257)
Die Vermahlung von Amenophis III. mit Teje war ein herausragendes politisches Ereignis. Eine Vielzahl an aufwandigen
Skarabaen
als eine Art Hochzeits-Dokument, auf deren Ruckseiten die Namen von Amenophis III. und Teje eingraviert waren, wurden in ganz
Agypten
und den Nachbarlandern verteilt. Selbst die Namen von Tejes Eltern
Juja
und
Tuja
wurden darauf erwahnt und geben so Auskunft uber ihre Herkunft. Die Nennung der burgerlichen Eltern einer agyptischen Konigin auf diesen sogenannten ?Gedenk-Skarabaen“ ist einmalig. Ob es Teje war, die ihren Eltern wichtige Stellungen bei Hofe verschaffte, oder aber ihre Eltern bereits bei Hof bekannt waren und daher ihre Tochter dem Thronfolger bekannt gemacht wurde, ist aufgrund der begrenzten Quellenlage nicht mehr nachzuvollziehen. Als ihre Eltern starben, wurden sie mit reichen Grabbeigaben und ? was ebenfalls außerst ungewohnlich ist ? in Grab
KV46
im
Tal der Konige
beigesetzt.
Alle
Dekrete
von Amenophis III. wurden nicht nur in seinem Namen, sondern auch in dem seiner Gemahlin erlassen. Auch dies stellt einen ungewohnlichen Vorgang dar, der in der agyptischen Geschichte bis dahin nicht vorkam. Des Weiteren gibt es eine Reihe von außergewohnlichen Darstellungen dieser Konigin in Form von Statuen und
Reliefs
. Bei der Statte
Sedeinga
im heutigen Sudan stand ihr zu Ehren ein Tempel.
[1]
Eine Figur zeigt sie als die Gottin
Taweret
(Thoeris). Durch die
Amarna-Briefe
wird außerdem deutlich, dass Teje wie keine Konigsgemahlin vor ihr in alle diplomatischen Vorgange eingeweiht war, sowie starken aktiven Anteil an der Politik nahm und sogar selbstandig mit befreundeten Herrschern korrespondieren konnte (EA 26).
Besonders erwahnenswert und aufschlussreich sind dabei die Briefe, die der
Mitanni
-Konig
Tu?ratta
nach dem Tode von Amenophis III. an dessen Sohn und Nachfolger Echnaton richtete. Tu?ratta weist darin nicht nur auf die guten Beziehungen mit Echnatons Vater, sondern auch auf die Rolle der Teje im diplomatischen Schriftwechsel hin:
?Alle Worte, die ich zu deinem Vater sprach, sind deiner Mutter bekannt. Niemand sonst kennt sie, aber du kannst deine Mutter Teje nach ihnen fragen.“
Diese Erwahnung bedeutet nicht nur, dass Teje uber die politischen Verhaltnisse genauestens informiert war, sondern vielleicht auch die einzige war, die alle Zusammenhange kannte. Manche
Agyptologen
, wie etwa
Flinders Petrie
, gehen sogar so weit, in den Texterwahnungen der Amarna-Briefe einen Hinweis auf eine Art Regentschaft von Teje fur ihren Sohn nach dem Tode von Amenophis III. zu sehen. Neben dem hohen Rang einer Großen Koniglichen Gemahlin war Teje demzufolge auch eine bewahrte Diplomatin.
Kleine Skulptur aus Holz, Teje als Gottin
Toeris
,
Agyptisches Museum Turin
Teje gebar mindestens sechs Kinder: Zwei Sohne und vier Tochter. Der erste Sohn war der Thronfolger
Thutmosis
, der der funfte Pharao dieses Namens geworden ware, aber vor seinem Vater starb. Der zweite Sohn war Amenophis, welcher schließlich als
Amenophis IV. (spater Echnaton).
den Thron bestieg. Als ihre Tochter sind bekannt:
Henut-tau-nebu
(?Herrin beider Lander“),
Nebet-tah
(?Herrin des Landes“),
Iset
(
Isis
) und
Sitamun
(?Tochter des Amun“). Es gibt Hinweise auf weitere Kinder der Teje, zu denen moglicherweise auch die in
Achet-Aton
erwahnte
Baketaton
(?Dienerin Atons“) zahlt. Allerdings wurden bisher keine Belege gefunden, die weitere vermutete Kinder als die des Konigspaares Amenophis III. und Teje nennen.
Unklar ist zudem, um welche Person es sich genau bei der als
Younger Lady
bezeichneten Mumie aus Grab
KV35
im Tal der Konige handelt, die genetisch als Tochter von Amenophis III. und Teje nachgewiesen werden konnte. Die Untersuchungen ergaben außerdem, dass diese Mumie eng mit den skelettalen Uberresten aus dem Grab
KV55
verwandt ist, und beide vermutlich Geschwister sind. Beide Individuen, von denen derjenige, der in KV55 bestattet worden war, hochstwahrscheinlich Echnaton ist, konnten als Eltern von Tutanchamun identifiziert werden. Teje ist somit die Großmutter von
Tutanchamun
, in dessen Grab (
KV62
) man eine Haarlocke gefunden hatte, die der als
Elder Lady
(KV35EL) bezeichneten Mumie zugeordnet werden konnte.
Offenbar siedelte die Große konigliche Gemahlin nach dem Tode ihres Ehemannes und der Grundung der neuen Hauptstadt
Achet-Aton
(Amarna) nicht sofort in selbige uber, sondern lebte noch einige Zeit abgeschieden im alten Konigspalast von Amenophis III. in
Malqata
. Schließlich zog sie dann doch in die neue Stadt ihres Sohnes um, wobei nicht bekannt ist, ob sie dort noch eine wichtige Rolle spielte.
Bis zum 14. Regierungsjahr ihres Sohnes Echnaton wird Teje noch inschriftlich erwahnt. Das nachste Zeichen uber ihren Verbleib befindet sich auf einem beschriebenen Bruchstuck eines
Sarkophages
, welcher zerschlagen im Konigsgrab von Amarna (Nr. 26) gefunden wurde. Darauf ist Echnaton zusammen mit
Nofretete
abgebildet, wie sie gemeinsam um Teje trauern.
Die Mumie der Teje (Foto von 1899)
Vermutlich ordnete Echnaton nach ihrem Tode die Bestattung in seinem
Konigsgrab
in Amarna an, doch ist unklar, ob dies auch tatsachlich erfolgte. Einige Forscher bejahen dies, da Reste eines Sarkophages von Teje im Konigsgrab von Amarna gefunden wurden.
[2]
Falls dies aber der Fall war, wurde sie erst nach Echnatons Tod in das Grab
KV55
im Tal der Konige umgebettet. Ihr dort gefundener vergoldeter Holzschrein lasst darauf schließen, dass sie zeitweilig dort beigesetzt war. Als Urheber der Umbettung durfte in erster Linie Echnatons Nachfolger
Semenchkare
in Frage kommen.
Moglicherweise wurde KV55 sogar eigens fur Teje angelegt, vielleicht schon unter ihrem Gemahl Amenophis III. Doch auch dieses Grab blieb nicht die letzte Ruhestatte der Konigin. Dort wurde zwar eine
Mumie
gefunden, aber nicht die einer Frau, sondern nach den letzten Erkenntnissen die eines Mannes. Dennoch besteht die Moglichkeit, dass Tejes Mumie erhalten blieb: In
KV35
, dem Grab von
Amenophis II.
, befanden sich neben weiteren Mumien in einem Nebenraum die einer alteren Frau, der sogenannten
Elder Lady
(KV35EL), die die Agyptologen der Konigin Teje zuschrieben. Die DNA-Untersuchung im Rahmen des
Tutankhamun Family Projects
hat die ?Elder Lady“ als Tochter von
Juja
und
Tuja
nachgewiesen und damit praktisch zweifelsfrei als Konigin Teje identifiziert.
[3]
Demnach muss Tejes Leichnam einen weiten Weg zuruckgelegt haben: zunachst von Amarna nach KV55, von dort vermutlich in das Grab ihres Gemahls Amenophis III. (
WV22
), welches vermutlich ursprunglich ihre letzte Ruhestatte werden sollte. Von dort wurde ihre Mumie moglicherweise wiederum nach KV35 umgebettet. Zwar war Teje keine Frau auf dem Konigsthron wie etwa Konigin
Hatschepsut
, doch an Macht und Bedeutung stand sie dieser oder auch anderen mannlichen Herrschern in nichts nach.
Heute befindet sich die Mumie von Teje im
Agyptischen Museum
in
Kairo
.
- Aidan Dodson
, Dyan Hilton:
The Complete Royal Families of Ancient Egypt.
The American University in Cairo Press, London 2004,
ISBN 977-424-878-3
, S. 142?157.
- Bettina Schmitz:
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In:
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- Joyce Tyldesley
:
Die Koniginnen des Alten Agypten. Von den fruhen Dynastien bis zum Tod Kleopatras.
Koehler & Amelang, Leipzig 2008,
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- Toby Wilkinson
:
Who is who im Alten Agypten.
von Zabern, Mainz 2008,
ISBN 978-3-8053-3917-9
, S. 178?181.
- Christian Bayer:
Die den Herrn beider Lander mit ihrer Schonheit erfreut. Teje: eine ikonographische Studie (Agyptisches Museum und Papyrussammlung, Staatliche Museen zu Berlin).
Rutzen, Ruhpolding 2014,
ISBN 978-3-447-06952-6
.
- ↑
Antonius Lux (Hrsg.):
Große Frauen der Weltgeschichte: Tausend Biographien in Wort und Bild.
S. Lux
, Munchen 1963, S. 459.
- ↑
Aidan Dodson, Dyan Hinton:
The Complete Royals Families of Ancient Egypt.
London 2004, S. 157.
- ↑
Carsten Pusch, Albert Zink, Ashraf Selim, Yehia Zakaria u. a.:
Ancestry and Pathology in King Tutankhamun’s Family.
In:
Journal of the American Medical Association (JAMA).
17. Februar 2010, Band 303, S. 638?647.