Teddy Yip

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Teddy Yip , eigentlich Theodore Yip ( chinesisch   葉德利  /  ?德利 , Pinyin Ye Deli , Jyutping Jip 6 Dak 1 lei 6 ; * 2. Juni 1907 [1] [2] oder 4. Juni 1913 [3] [4] in Medan , Indonesien ; † 11. Juli 2003 in Hongkong , Volksrepublik China ), war ein niederlandischer Unternehmer. Er war vor allem in Ostasien als Geschaftsmann tatig, betrieb zahlreiche Spielcasinos und trug wesentlich zur touristischen Entwicklung Macaus bei. International bekannt wurde er außerdem durch sein Engagement im Automobilsport , zu dem zeitweise der Betrieb seines Formel-1 -Teams Theodore Racing und die Organisation des traditionsreichen Macau Grand Prix gehorte. Der extrovertiert auftretende Yip wurde vielfach als ?der große alte Mann von Macau“ (?Grand Old Man of Macao“) bezeichnet. [2] [3]

Theodore Yip wurde ? je nach Quelle ? 1907 oder 1913 auf der indonesischen Insel Sumatra geboren, die zu dieser Zeit zum Kolonialreich Niederlandisch-Indien gehorte. Er war chinesischer Abstammung, seine Familie gehorte zur Volksgruppe der Hakka . Yip besaß die niederlandische Staatsangehorigkeit .

In den 1930er-Jahren absolvierte Yip eine Ausbildung in den Niederlanden, kehrte danach aber nach Ostasien zuruck. 1942 ließ er sich in Hongkong nieder, wo er zunachst fur die ortliche Niederlassung der NCR Corporation arbeitete, [3] bevor er ein Im- und Exportgeschaft fur Reis grundete. Spater beteiligte er sich an Reiseburos, Hotels und Spielcasinos. Yip sprach zahlreiche Sprachen, darunter sechs Mandarin -Dialekte, ferner Malaiisch, Thai, Englisch, Franzosisch, Portugiesisch, Niederlandisch und Deutsch. [2] [3] Diese Vielseitigkeit erleichterte ihm den Aufbau weitreichender Geschaftsbeziehungen, die zu erheblichem wirtschaftlichem Erfolg fuhrten. In den 1970er-Jahren war Yip einer der wohlhabendsten Geschaftsleute Asiens. Einige Quellen bezeichnen ihn als Milliardar, [5] andere sprechen von ?einem großen Vermogen“. [6] Er galt als Lebemann , der viel Geld fur Annehmlichkeiten und Luxus ausgab. [2]

Teddy Yip war dreimal verheiratet, zuletzt mit Susie Ho, der jungeren Schwester seines Geschaftspartners Stanley Ho. [7] Er hatte sieben Kinder. Sein jungster, 1983 geborener Sohn Teddy Yip Jr. ist im Motorsportmanagement tatig; er betrieb unter anderem den in Großbritannien ansassigen Rennstall Status Grand Prix .

Teddy Yip hatte die Angewohnheit, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen; er nannte sich dabei bei seinem Vornamen. [2]

Yip starb im Juli 2003 im Alter von 90 oder 96 Jahren. Im ostasiatischen Raum wurde daraufhin mehrere Wochen lang in den Medien uber Yip berichtet; die Beisetzungsfeier wurde von zahlreichen regionalen Fernsehsendern ubertragen. [8]

Geschaftsmann in Macau

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Von Teddy Yips STDM gefuhrt: Das Casino Lisboa in Macau

1962 grundete Teddy Yip zusammen mit seinem Schwager Stanley Ho und sechs weiteren Geschaftsleuten in Macau die Sociedade de Turismo e Diversoes de Macau (STDM, deutsch Macau Reise- und Unterhaltungsgesellschaft ), ein privatrechtlich organisiertes Unternehmen, das zeitweise das Monopol fur Glucksspiel in der portugiesischen Kolonie innehatte und weitere Aktivitaten in der Freizeit- und Tourismusbranche unterhielt. [9] [10] [11] Yip hielt anfanglich 27 Prozent der Anteile an der STDM und war Executive Director . [9] Insbesondere die Spielcasinos machten Macau fur regionale Touristen attraktiv. Bis zur Liberalisierung des Marktes erwirtschaftete die STDM etwa 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von Macao. [9]

Vor allem Yip wurde mit dem Erfolg des Unternehmens in Verbindung gebracht. Er gilt als eine der zentralen Figuren bei der touristischen Entwicklung Macaus.

Die Einkunfte aus der STDM ermoglichten es Yip, zahlreiche weitere Unternehmungen aufzubauen. Ihm gehorte unter anderem eine Schiffslinie mit Tragflugelbooten , die Hongkong mit Macau verband. Zudem war er Generalimporteur verschiedener europaischer Automobilhersteller auf diversen ost- und sudasiatischen Markten; er importierte beispielsweise Alfa Romeos nach Thailand .

1992 verkaufte Yip seine letzten Anteile an der STDM an seinen Schwager Stanley Ho. [12]

Der wirtschaftliche Erfolg seiner Unternehmen ermoglichte es Yip seit den 1950er-Jahren, sich in seiner Freizeit dem Motorsport zu widmen. Bis 1963 nahm er als Fahrer an Automobilrennen teil, vor allem am Macau Grand Prix, den er 1963 als Dritter beendete. Danach konzentrierte sich Yip auf das Sponsoring diverser Rennfahrer und auf die Leitung seines eigenen Rennstalls, den er bis in die 1980er-Jahre hinein in der Formel 1 und auch daruber hinaus noch regelmaßig in Macau an den Start brachte. Mit Alan Jones , Keke Rosberg , Ayrton Senna und Mika Hakkinen fuhren im Laufe der Jahre vier Formel-1-Weltmeister fur Teddy Yip.

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Ein Theodore TR1 von 1978
Jan Lammers im Theodore TY02 von 1982

In den fruhen 1970er-Jahren begrundete ein zufalliges Treffen mit dem irischen Rennwagenkonstrukteur Sid Taylor Yips Interesse am internationalen Motorsport. [2] Von 1974 bis 1976 unterstutzte Yip zunachst die Formel-5000 -Einsatze von Alan Jones , Brian Redman und Vern Schuppan . 1974 erschien Teddy Yip erstmals in der Formel 1, drei Jahre spater in der amerikanischen Cart-Serie. In der Formel 1 fuhr er mehrgleisig. Neben der Unterstutzung selbstandiger Rennstalle wie Ensign , Shadow und RAM etablierte Yip einen eigenen Rennstall Theodore Racing in dieser Motorsportklasse, der zeitweise sogar eigene Fahrzeuge konstruierte. Parallel dazu nahm Yips Rennstall an der nach Formel-1-Regeln abgehaltenen Aurora-Serie teil. Yips Autos waren ublicherweise mit chinesischen Schriftzeichen versehen, die ihnen in den Augen zeitgenossischer Beobachter eine ?geheimnisvolle Aura“ [5] gaben. Den großten Erfolg im Motorsport erlebte Yip, als Keke Rosberg 1978 in einem Theodore-Auto die letzte nach Formel-1-Regeln abgehaltene Auflage der BRDC International Trophy gewann. Zu Beginn der 1980er-Jahre fusionierten Theodore Racing, Shadow und Ensign; in der komplexer werdenden Formel 1 konnte Yips Rennstall aber dennoch nicht mithalten. Theodore Racing erzielte keine Weltmeisterschaftspunkte. Auf den schwachen Erfolg seines Rennstalls angesprochen, erklarte Yip auf einer Pressekonferenz: ?Was spielt das fur eine Rolle? Die Madchen werden trotzdem da sein!“ [3] Das Formel-1-Engagement endete 1983, einige weitere Jahre war Theodore Racing noch im nordamerikanischen Cart-Sport vertreten.

Yip unterstutzte in der Formel 1 auch Fahrer, die nicht fur sein Team fuhren. Zu ihnen gehorte die Sudafrikanerin Desire Wilson , die sich mit Yips Geld fur zwei Formel-1-Weltmeisterschaftslaufe bei RAM bzw. bei Tyrrell einkaufte. [13]

Macau Grand Prix

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Teddy Yip gilt als einer der Initiatoren des Macau Grand Prix. Das Rennen, das erstmals 1954 ausgetragen wurde, hatte anfanglich das Ziel, die der Volksrepublik China vorgelagerte portugiesische Kolonie fur Touristen aus Sudostasien, vor allem aber aus dem benachbarten Hongkong, interessant zu machen. In den ersten sieben Jahren war es ein Sportwagenrennen fur Amateure, spater war es als Formula-Libre -Rennen ausgeschrieben, und von 1973 bis 1982 folgte es den Regeln der Formula Pacific , die sich ihrerseits an der Formel Atlantic orientierte. Auf Initiative von Teddy Yip erfolgte 1983 eine Umstellung auf das Formel-3 -Reglement, die sich schnell als Erfolg erwies. Es gehort heute zu den wichtigsten Formel-3-Rennen. Das erste Formel-3-Rennen in Macau gewann Ayrton Senna, der fur Teddy Yips Theodore Racing Team fuhr.

Einzelnachweise

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  1. Teddy Yip. People. In: grandprix.com. Inside F1 Inc., abgerufen am 20. Mai 2023 (englisch, Teddy Yips Biografie).
  2. a b c d e f Shav Glick: Yep, the man named Yip was unforgettable. In: latimes.com. Los Angeles Times , 18. Juli 2002, abgerufen am 20. Mai 2023 (englisch).
  3. a b c d e Unus Alladin: Racy life of a grand old man. In: scmp.com. South China Morning Post , 10. August 2003, archiviert vom Original am 24. September 2015 ; abgerufen am 20. Mai 2023 (englisch, Nachruf auf Teddy Yip in der South China Morning Post; archivierter Originalartikel im Internet Archive ohne Bezahlschranke [ Paywall ]).
  4. Theodore Racing. In: winners-circle.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 7. April 2016 ; abgerufen am 20. Mai 2023 (Info zu Theodore Racing und Kurzbiografie von Teddy Yip).
  5. a b Menard: La Grande Encyclopedie de la Formule 1. S. 238.
  6. Vgl. die Teambiografie auf der Internetseite www.grandprix.com (abgerufen am 3. April 2015).
  7. Victor Zheng: Chinese Family Business and the Equal Inheritance System: Unravelling the Myth , Routledge, 2009, ISBN 978-1-13517-215-2 , S. 108.
  8. Biografie zu Teddy Yip archivierte Internetseite. ( Memento vom 27. April 2015 im Internet Archive ) In: historicracing.com, abgerufen am 20. Mai 2023 (englisch, Website mit falschem Geburtsdatum).
  9. a b c Newman M. K. Lam, Ian Scott: Gaming, Governance and Public Policy in Macao , Hong Kong University Press, ISBN 978-988-8083-28-2 , S. 23.
  10. Richard W. Butler, Roslyn Russell: Giants of Tourism , CABI 2010, ISBN 978-1-84593-653-2 , S. 175.
  11. Biografie Teddy Yips in der Macau Grand Prix Gazette. Vol. 1 Issue 1 2003.
  12. Bertil Lintner: Blood Brothers: Crime, Business, and Politics in Asia , Silkworm Books, 2002, ISBN 978-974-75517-9-2 , S. 111.
  13. Alan Wilson: Driven by Desire. The Desire Wilson Story . Veloce Publishing Ltd, 2011, ISBN 978-1-84584-389-2 .