Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum polnischen Rechtshistoriker siehe
Rafał Taubenschlag
.
Ein
Taubenschlag
dient der Zucht und Haltung von
Haustauben
und bietet ihnen Schutz vor Witterungseinflussen und naturlichen Feinden. Nach der Bauweise werden Taubenschlage auch als
Einbauschlag
,
Bodenschlag
,
Gartenschlag
oder
Offenschlag
bezeichnet. Besondere Formen freistehender Taubenschlage sind Taubenturme und
Taubenhauser
.
Taubenkasten
und Taubenhohlen dienten ebenfalls der Unterbringung von Tauben. Wegen unzureichenden Schutzes und schlechter hygienischer Bedingungen werden sie aber kaum noch genutzt.
In einigen Stadten Mitteleuropas wird auch versucht, Taubenschlage zur Verringerung der Population von
Stadttauben
zu verwenden, ein Erfolgsnachweis der Maßnahme in diesen Stadten durch exakte Bestandserhebungen (vorher ? nachher) ist nicht bekannt. Die verschiedenen Nutzungsweisen der Haustaube als
Ausstellungstaube
,
Brieftaube
(bzw. Flugsporttaube), oder
Fleischtaube
stellen unterschiedliche Bedingungen an Aufteilung und Einrichtung des Schlages.
Da die Anschaffung eines Taubenschlages oft die finanziellen Moglichkeiten eines Hobbytaubenzuchters ubersteigt, finden sich haufig mehrere Zuchter zusammen und grunden eine Schlaggemeinschaft, wirtschaftlich vergleichbar mit einem Reitstall, wobei sich mehrere Personen ein Taubenhaus teilen und ihre Tauben dort unterbringen.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war in Deutschland die Freiflughaltung von Tauben in landlichen Gebieten, aber auch bei den Bergleuten in ihren Kolonien im Ruhrgebiet, weit verbreitet.
Mittlerweile werden Haustauben in Deutschland fast nur noch zur Zucht oder fur den
Brieftaubensport
gehalten, wahrend sich in den Stadten riesige Populationen von verwilderten Haustauben angesiedelt haben. Die Nutzung als Fleischlieferant geriet in Vergessenheit; die Nutzung als Dungerlieferant wurde durch Verordnungen erschwert: Der Kot von Stadttauben gilt als
Restmull
.
Die Taubenplagen in den Stadten brachten auch Taubenschlage ins Gesprach. So verringerte die Stadt
Basel
ihre Taubenpopulation von etwa 20.000 Tieren durch das Toten von mehreren Tausend Tieren und durch eine Aufklarungskampagne gegen das Futtern von Tauben auf die Halfte. Als Geste gegenuber dem Tierschutz wurden gleichzeitig wenige kleine Taubenhauser errichtet, in denen 500 Tiere kontrolliert bruten und ubernachten. Eine ubermassige Vermehrung dieser kleinen neuen Population wird laufend durch das teilweise Austauschen der Eier gegen Eierattrappen verhindert. Der Erfolg der Maßnahme in Basel wurde und wird fast ausschließlich durch das drastisch verringerte Futterangebot in der Stadt bewirkt. Die Zahl der Taubenpopulation einer Stadt ist im Wesentlichen abhangig vom jeweiligen Brutplatzangebot und vom jeweiligen Futterangebot. Durch Umzug von Tauben in Taubenschlage freiwerdende Brutplatze werden sehr rasch durch Jungtauben ohne vorherige Brutmoglichkeit nachbesetzt. In den Taubenhausern wird mit dem teilweisen Austausch der Eier gegen Plastikeier zwar der Bestand der Taubenhaus-Tauben, nicht aber der freilebenden Straßentaubenpopulation kontrolliert.
Bereits in
altagyptischer Zeit
wurde die domestizierte Form der Felsentaube in eigens dafur errichteten Taubenschlagen gehalten. Taubenzucht war auch bei
Assyrern
,
Phoniziern
und im
antiken Griechenland
bekannt. Die Haltung der Tauben wurde durch die
Romer
in Mitteleuropa und in Nordafrika verbreitet. Das romische
columbarium
ist die erste uberlieferte Bauform eines Taubenschlags. Taubenschlage dienten in erster Linie zur Produktion von wertvollem Dunger, der auch exportiert wurde und erst danach zur Nahrungserzeugung und der Zucht von
Brieftauben
.
Im europaischen Mittelalter waren Taubenschlage große freistehende Gebaude auf dem Gelande von Klostern oder Herrenhausern; oft standen sie auch mitten in den Feldern. Ihr Betrieb war lukrativ, bedurfte aber der Genehmigung durch den Konig. Taubenzucht war eine vergnugliche Angelegenheit des Adels. Taubenschlage waren manchmal ? wie in der
Villa Barbaro
in
Venetien
? als Pavillons in die Parkgestaltung integriert. Dieses Klassenprivileg wurde erst mit der
Franzosischen Revolution
abgeschafft, und Tauben wurden besonders im Winter fur die Bevolkerung die einzige Alternative zu getrocknetem Fleisch.
Im Mittelalter konnten nur Grundherren die Vogel halten, so dass die verbliebenen mittelalterlichen Taubenschlage mit Herrenhausern (
Parke’s Castle
), ehemaligen Klostern und Pfarrhausern verbunden sind. Als sich etwa ab 1600 die Gesetzeslage entspannte, besaßen auch viele Bauern Taubenschlage.
Viele Taubenschlage (engl.
dovecotes
) haben die Jahrhunderte uberlebt, weil sie als Gebaude von besonderem historischem oder architektonischem Interesse angesehen werden. Fur das Jahr 1126 ist der alteste erhaltene Taubenschlag im Rochester Castle uberliefert. Von 1326 ist im englischen Ort Garway in der Grafschaft
Herefordshire
der alteste freistehende Taubenschlag belegt. Der vermutlich fruheste erhaltene
schottische
Taubenschlag ist auf seiner Turinschrift 1576 datiert. Er steht bei
Mertoun House
in
St Boswells
(Region
Scottish Borders
).
[1]
Auf den
Britischen Inseln
wurden im 17. Jahrhundert uber 26.000, teilweise aufwendig gestaltete Taubenschlage meist in Klostergarten und Parkanlagen von Adelshausern gezahlt. Die meisten dieser Taubenschlage, die als hohe Rundturme einen Blickfang boten, konnten 200 bis 500 Paare beherbergen. Der Taubenschlag des Dorfes Culham in der Grafschaft
Oxfordshire
erreichte die Dimension eines kleinen Hauses und bot Nistkasten fur 3000 Vogel. Ab Ende des 18. Jahrhunderts ging die Taubenhaltung in Großbritannien deutlich zuruck, kleinere Taubenschlage wurden nur noch auf den Dachern bestehender Gebaude eingerichtet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden einige der erhaltenen Gebaude durch den
National Trust
oder die staatliche Organisation
English Heritage
als Denkmaler gepflegt und sind fur die Besichtigung zuganglich.
[2]
[3]
Vor allem in den außerst fruchtbaren aber fur die Viehzucht ungeeigneten Ebenen der
Tierra de Campos
in den ehemaligen Konigreichen
Leon
und
Kastilien
zeugen noch heute viele Taubenhauser (
palomares
) oder deren Ruinen von der Bedeutung der Taubenzucht im 16., 17. und 18. Jahrhundert; einige wurden wohl noch bis ins fruhe 20. Jahrhundert genutzt. Sie wurden zumeist aus
Stampflehm
erbaut und stehen in freiem Gelande, d. h. inmitten der Felder; ihre Urheberschaft ist weitgehend unklar ? in den meisten Fallen durften es Großbauern gewesen sein, die sich diesem Zweig der Viehzucht widmeten. In anderen Gegenden der
Iberischen Halbinsel
sind sie eher selten, aber Ortsnamen wie
Palomares
deuten auf ihr ehemaliges Vorhandensein hin. Der Grundriss der noch erhaltenen oder erschließbaren Exemplare ist meist rund, aber auch quadratische Bauten kommen vor.
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In Frankreich waren Taubenhauser (
pigeonniers
oder
colombiers
) uber das ganze Land verbreitet, wobei sie naturlich in Weizenanbaugebieten haufiger waren als auf den kargen und steinigen Boden beispielsweise großer Teile der
Bretagne
, der
Provence
oder der
Cevennen
. Ende des 17. Jahrhunderts sollen es 42.000 gewesen sein. Aus dem Jahr 1261 gibt es eine Nachricht, dass der konigliche Hof taglich 400 Tauben verschlang und die Hofhaltung der Konigin ebenso viele. Ab einer Hohe von etwa
400
m
kommen sie kaum noch vor.
Datierungen der meisten Taubenhauser sind schwierig, da es sich um Zweckbauten handelt, die nur in geringem Maße stilgeschichtlichen Veranderungen (Moden) unterworfen sind; die Bauformen wiederholen sich deshalb oft. Die meisten noch existierenden Bauten werden meist dem 17. und 18. Jahrhundert, also der vorrevolutionaren Epoche zugerechnet. Wahrend man davon ausgeht, dass im Fruh- und Hochmittelalter jedermann das Recht hatte, ein Taubenhaus zu bauen und zu betreiben, finden sich im Jahr 1312 erste Einschrankungen zugunsten der Feudalherren, die in der Folgezeit mehr und mehr beachtet wurden. Erst im Jahre 1789 wurde die Rechtsgleichheit durch entsprechende Gesetze und Erlasse der
Nationalversammlung
wiederhergestellt.
Taubenhauser gibt es an allen moglichen Orten: Die meisten gehorten zu einem ? in der Franzosischen Revolution oft zerstorten ? Adelssitz; andere haben sich auf feudalen Gutshofen erhalten; wieder andere stehen inmitten kleinerer Orte und bilden einen Aufsatz oberhalb von Toreinfahrten etc. An den ehemaligen
Prioratskirchen
von
Civray
im
Departement Vienne
und an der
Chapelle de Tresseroux
beim Ort
Les Leches
im
Departement Dordogne
finden sich sogar Taubenschlage an der Sudseite der
Apsis
.
Vom
Nildelta
gab es nilaufwarts bis nach
Nubien
schon im
Altertum
auf den jahrlich uberschwemmten Feldern an den Ufern des
Nil
Getreide- und Gemuseanbau. Zusatzlich zur naturlichen Dungung mit
Nilschlamm
wurde Taubenmist verwendet. Das Eintreffen der durch Regenfalle in
Athiopien
verursachten Nilflut wurde mittels Brieftauben weitergemeldet. Aus der Zeit der
romischen Herrschaft
sind in Unteragypten einige Taubenschlage erhalten geblieben. Ausgrabungen, die in den 1920er und 1930er Jahren in
Karanis
sudwestlich von
Kairo
gemacht wurden, zeigen funf großteils erhaltene Taubenschlage inmitten der stadtischen Siedlung. Die Taubenschlage wurden aus ungebrannten Lehmziegeln errichtet, sie sind im Grundriss zumeist quadratisch, teilweise turmhoch und mehrere Meter breit. Da die meisten dieser Lehmbauten auf den Dachern der Hauser errichtet waren und so zwangslaufig zuerst zusammengesturzt sind, wird von einer einstmals wesentlich hoheren Zahl ausgegangen. Die Wande der freistehenden Gebaude waren an der Basis bis zu 1,5 Meter dick, ins Innere gelangte man bei drei der erhaltenen Turme nur uber eine Leiter zur einzigen drei Meter hoher gelegenen Tur. Die Große der Taubenschlage deutet auf den Taubenmist als Handelsware hin. In der Ausgrabungsschicht des 4. und 5. Jahrhunderts fand man die Taubenschlage generell auf den Hausdachern. Taubenschlage wurden in romischer Zeit auch bei Landwirtschaftsbetrieben außerhalb der Stadte gebaut, sie waren Teil dieser Gebaude oder standen frei, oft in der Nahe von Weingarten.
[4]
In
Papyrusrollen
des 2. Jahrhunderts v. Chr. werden die Methoden der Taubenzucht beschrieben und Großenangaben zu Taubenschlagen gemacht. Mit den als Nistplatze in die Wande eingefugten Tonrohren ist es dieselbe rechteckige, kastenformige Bauweise, die heute noch am Unterlauf des Nil anzutreffen ist. Es gibt außerst schmuckvolle Taubenschlage, deren Dachform durch Reihen nach innen ansteigender Turmchen (italienisch:
Cupola
) gegliedert ist. Bei einer anderen Bauweise, die in Agypten und weiter sudlich, im nubischen Teil
Sudans
in Dorfern zu sehen ist, werden die Tonrohren mit der Offnung nach innen in kreisrunde Turme aus Lehmziegeln eingebaut. Als Einflugoffnungen dienen einige offene Rohren in der Wand oder es werden Locher aus zu einem Dreieck zusammengestellten Ziegeln gebildet. Der flache Dachabschluss besteht aus einer Lage Astholzer mit Lehmbewurf. Wo Tauben in erster Linie als Produzenten von Dunger gehalten werden, befinden sich an diesen Turmen außen im oberen Teil ein oder zwei umlaufende Reihen von Asten, die als Sitzgelegenheiten aus der Wand ragen. Auf einer mit Matten ausgelegten weiteren Reihe unten sammelt sich der Taubenmist. Die zum Landschaftsbild beitragenden Taubenschlage sind in Agypten Teil der nationalen Volkskultur.
[5]
Eine ahnliche Bauweise mit konischen Turmbauten und rundem Lehmziegeldach findet sich im gesamten nordafrikanischen Raum; Taubenzucht in lokalem Maßstab wird als kostengunstige Fleischgewinnung fur die landliche Bevolkerung empfohlen.
[6]
Große Taubenturme im Zentrum nordsudanesischer Dorfer, die fruher gemeinschaftlich betrieben wurden, werden oft nicht mehr gepflegt. Dafur sind kleinere, zwei bis drei Meter hohe Turme, die einzelnen Familien gehoren, an den Umfassungsmauern der Gehofte verbreitet. Taubenfleisch besitzt fur Moslems allgemein einen hohen Stellenwert, es ist
tahir
(?rein“). Im islamischen Norden Sudans werden Taubenschlage auch wegen der kulturellen Bedeutung der Vogel gebaut. Tauben stehen in Verbindung zu Frauen, Fruchtbarkeit und Reinheit, die alle das Konzept von
sharaf
(?Ehre“) bestimmen. Der wichtigste Teil der mehrtagigen Heiratszeremonie ist der von der Braut vor ihrem zukunftigen Ehemann aufgefuhrte Taubentanz.
Wie auf anderen griechischen Inseln wurde die Taubenzucht auf der Insel
Tinos
vermutlich in griechisch-romischer Zeit eingefuhrt und spater aufgegeben. Taubenschlage wurden erst wieder nach der Eroberung durch die
venezianische Republik
gebaut. Das Recht zur Taubenzucht und der Bau von Taubenschlagen war wie anderswo in Europa auf Adlige und die herrschende Schicht beschrankt. Auf Tinos waren das die Venezianer. Erst wahrend der Turkenzeit (1715?1821) gab es das allgemeine Recht zur Taubenzucht. Nur wenige Taubenschlage wurden auf Dachern errichtet, die meisten standen frei an Feldrandern. Ab dem 18. Jahrhundert wurden rechteckige, zwei bis drei Stockwerke hohe Gebaude errichtet, die um die noch schonere ornamentale Fassadengestaltung im oberen Bereich konkurrieren. Sie sind als Sehenswurdigkeiten der Insel und in ihrer Funktion erhalten geblieben. Im Erdgeschoss befindet sich ein Platz fur Gerate, die Nistplatze werden uber eine Leiter und eine Offnung im Boden erreicht. Die mit wenig Lehm als Mortel gefugten Steinmauern haben unten eine Starke von etwa 80 Zentimeter, werden oben schmaler und enden in kleinen Eckturmchen. Die Turme bieten Platz fur in der Regel 200, maximal 500 Tauben.
[7]
Der britische Geschichtsschreiber
Thomas Herbert
hielt sich zwischen 1629 und 1631 im persischen
Isfahan
, der Hauptstadt der
Safawiden
-Dynastie auf und berichtete uber die Verwendung von Taubenkot als Dungemittel. Wenig spater, ab 1666, lebte der franzosische Reisende
Jean Chardin
fur mehrere Jahre in der Stadt, wo er in der Umgebung uber 1000 Taubenturme sah.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts sollen es 3000 Turme gewesen sein, etwa 100 sind in der Provinz Isfahan erhalten.
[8]
Sie werden auf
Persisch
Borj-e-Kabutar
(?Taubenturm“) oder verallgemeinert
Kabutar-Chaneh
(?Taubenhaus“) genannt. Es gibt zwei Basistypen: abgestumpfte Pyramiden und Rundturme mit flachen Dachern, wobei auch sich stufenformig nach oben verjungende Turme vorkommen. Die Durchmesser konnen uber 15 Meter betragen, bei 10 bis 20 Meter Hohe. Die Wande sind aus Lehmziegeln gemauert und teilweise mit Kalkputz uberzogen.
Mit der Machtergreifung von
Schah Abbas
Ende des 16. Jahrhunderts erreichte Isfahan eine wirtschaftliche Blutezeit. Vom Fluss
Zayandeh Rud
wurden Kanale abgeleitet, die Wasser erst durch Wasserbecken in stadtischen Parks und dann zur Bewasserung auf die außerhalb liegenden Felder leiteten. Fur die wenig fruchtbaren Boden dieser Felder waren große Mengen Dunger notig. Taubenkot wurde ebenso als Beize in der Lederindustrie verwendet und zur Herstellung von
Schwarzpulver
(Taubenkot ist eine Quelle fur
Kaliumnitrat
).
[9]
Der Verkauf von Taubendunger wurde zu einem profitablen Geschaft, wodurch weitere Taubenschlage gebaut wurden, obwohl der Schah eine Steuer auf ihren Besitz einfuhrte. Jeder Taubenschlag fasste etwa 5000 Tauben, von denen jede etwa zweieinhalb Kilogramm Dung pro Jahr produziert.
[10]
-
Taubenturm von Meybod, Iran. Innen.
-
Einer der
Sieben Turme von Charun
in Nadschafabad, Isfahan, Iran.
-
Die ?vierzig Turme“ von Kelisan nahe Isfahan, Iran. Die Turme sind miteinander verbunden.
-
Ruinen von Taubenturmen nahe Isfahan, Iran.
Eine weitere Region mit besonderen Taubennistplatzen ist Zentral
anatolien
. In den
bizarren Felsformationen
(turkisch:
peribacaları
) aus weichem
Tuffgestein
in der Landschaft
Kappadokien
ließen sich leicht Hohlraume bilden, die jahrhundertelang von Menschen bewohnt wurden und in der Nahe von Siedlungen auch als Viehunterstande und Taubenunterkunfte gedient haben. Tauben besiedelten hoher gelegene Felslocher, wo sie in Sicherheit waren und wo der Taubenkot als Dunger fur den Gemuse- und Weinbau gesammelt werden konnte. Hier wie in Isfahan wird die Bedeutung des Taubendungers fur den
Wassermelonen
anbau hervorgehoben. In dem porosen vulkanischen Gestein wurden auch Hohlen fur Tauben an Felswanden kunstlich geschaffen und im Innern Wandnischen als Nistplatze ausgehauen. Von der Ferne sind die bemalten Fassaden dieser Taubenhohlen zu sehen, einige stammen aus dem 18. Jahrhundert, die meisten aus dem 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts.
[11]
Die turkische Kleinstadt Gesi liegt 20 Kilometer nordlich von
Kayseri
in einem uppig grunen Flusstal. In der Nahe der umliegenden Dorfer gibt es in Gruppen zusammenstehende, insgesamt etwa 1000 kaminartige Steinturme mit einem schragen, teilweise getreppten oberen Abschluss. Der Grundplan kann quadratisch, rechteckig oder rund sein. Sie bilden den oberirdischen Teil und den Eingang zu dem unter dem Boden liegenden Taubenraum, der aus dem Tuff gehauen wurde und etwa funf Meter in der Ebene und vier Meter in der Hohe misst. An den Wanden sind hunderte Nistplatze eingetieft. Als Zugang zu dem Raum, um den Taubenkot zu sammeln, dient ein schrager Stollengang, der mit einer Holztur verschlossen ist. Die zwei bis sechs Meter hohen Steinturme bilden Schutz vor Wildtieren, Sturmen und einen schneefreien Eingang im Winter. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist die Taubenzucht stark zuruckgegangen, die Einfuhrung von Kunstdungern auf Feldern, moderne Huhnerzuchtbetriebe und die Landflucht der Bevolkerung sind Grunde dafur.
[12]
- ↑
Eintrag zu Taubenturm von Mertoun House
in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
- ↑
Klara Spandl:
Exploring the round houses of doves.
In:
British Archaeology.
Nr. 35, Juni 1998
(
Memento
vom 29. Juli 2012 im Webarchiv
archive.today
).
- ↑
A. O. Cooke:
Dovecotes of Old England, Wales and Scotland.
(
Memento
des
Originals
vom 19. Mai 2006 im
Internet Archive
)
Info:
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Anleitung
und entferne dann diesen Hinweis.
@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.pigeoncote.com
PigeonCote.com, umfangreiche Webseite zur Geschichte englischer Taubenschlage.
- ↑
Elinor M. Husselman
:
The Dovecotes of Karanis.
In:
American Philological Association.
Band 84, 1953, S. 81?91
(
Memento
vom 13. Januar 2013 im
Internet Archive
).
- ↑
vgl. etwa das
Portrat des agyptischen Prasidenten,
Mubarak
.
Abdin-Palast-Museum, Kairo (
Abbildung
bei
Flickr
). Das Gemalde zeigt den Prasidenten symbolisch mit Elementen der agyptischen Kultur, unter anderem auch mit Taubenschlagen.
- ↑
Alessandro Finzi:
Integrated Backyard Systems. A Contribution to the Special Programme for Food Security. Kapitel 7: Backyard small species.
Animal Production Department, University of Tuscia, Viterbo / FAO 2000.
- ↑
Roberto Orazi:
The Dovecotes of Tinos.
In:
Environmental Design.
Rom 1988, S. 52?63 (englisch, PDF: 12,0 MB).
- ↑
Isfahan Dovecotes
(
Memento
vom 27. Juli 2018 im
Internet Archive
). IranianTours.com.
- ↑
Eric Hansen:
Castles of the Fields.
In:
Aramco World.
Marz/April 2011, S. 2?4.
- ↑
Sina Vodjani und Gabriele von Krocher:
Zarathustra.
Membran International, Hamburg 2006,
ISBN 978-3-86562-739-1
, S. 228 f.
- ↑
Capadocia’s Dovecotes.
TurkishTumblers.com
(
Memento
vom 4. Mai 2008 im
Internet Archive
).
- ↑
Vacit Imamo?lu u. a.:
A Fantasy in Central Anatolian Architectural Heritage: Dovecotes and Towers in Kayseri.
In:
METU JFA.
Bd. 2, 2005 ? PDF, 217 kB
(
Memento
vom 7. April 2016 im
Internet Archive
).
- Wolfram Kleiss und Liselotte Soltani:
Taubenhauser in Deutschland und Europa.
Reimer Verlag, Berlin 2006,
ISBN 978-3-496-02791-1
.
- Wolfram Kleiss und Liselotte Soltani:
Taubenhauser in Europa, Iran und Agypten.
Reimer Verlag, Berlin 2017,
ISBN 978-3-496-01575-8
.
- Elisabeth Beazley:
The pigeon towers of Isfahan.
Iran 4, 1966, S. 1?20.
- Jean and Peter Hansell:
Doves and Dovecotes and A Dovecote Heritage.
Millstream Press, 1988,
ISBN 0-948975-11-3
.