Taschenspieler
wurden noch im 19. Jahrhundert jene
Zauberkunstler
und
Gaukler
genannt, die mit wenigen und kleinen Requisiten verschiedenartige verbluffende Kunststucke auffuhrten. Taschenspielertricks beruhen auf Tauschung des Zuschauers, die der Kunstler durch Fingerfertigkeit und Ablenkung bewirkt.
Sie zahlten ursprunglich zum
fahrenden Volk
und traten auf
Jahrmarkten
, in Wirtshausern und bei hofischen Festen auf. Anders als heutige Zauberkunstler verdienten Taschenspieler ihr Geld weniger durch ihre Vorfuhrungen, vielmehr waren sie uberwiegend fliegende Handler, die durch Kunststucke Aufmerksamkeit erregten und im Anschluss ihre Waren feilboten, nicht selten Wunderelixiere.
Die Bezeichnung ?Taschenspieler“ stammt von der Tasche, in welcher diese Kunstler alle notigen Requisiten zu transportieren pflegten.
Beruhmt sind die Taschenspieler Indiens und Chinas; auch im alten Griechenland und Rom waren Taschenspieler fruh beliebt. In Italien zogen sie als
praestigiatores
,
pilarii
(Ballspieler) oder
saccularii
(Taschenkunstler) in Stadten und Dorfern umher.
Im
Mittelalter
waren die umherreisenden
Spielleute
auf den Burgen oft willkommene Vertreter der
heitern Kunst
(
gaya scienza
), manchmal zugleich auch
Sanger
,
Musiker
, Taschenspieler und
Spaßmacher
(
joculatores
, wovon
Jongleur
abstammt). Sie gerieten fruher leicht in den gefahrlichen Ruf,
Zauberer
zu sein. Taschenspieler gehorten keinem der
Stande
an, waren weitgehend rechtlos und
vogelfrei
.
Der im Mittelalter verbreitetste Taschenspielertrick war das sogenannte
Becherspiel
, bei dem mehrere Kugeln unter drei Bechern hin- und herwandern. Dieses als harmlose Spielerei prasentierte Kunststuck gilt manchen als Vorlaufer des Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenen betrugerischen
Hutchenspiels
, obwohl beide Kunststucke auf unterschiedlichen Strukturen und Tricks basieren.
- Eva Blimlinger:
Die fahrenden, unbehausten Ehrlosen. Uber die soziale Position von Gauklern, Zauberern und Seiltanzern
. In: Felderer/Strouhal,
Rare Kunste. Zur Kultur- und Mediengeschichte der Zauberkunst
, 2006.
- Wolfgang Hartung:
Die Spielleute im Mittelalter. Gaukler, Dichter, Musikanten
, 2003.
- Wittus Witt
:
Taschenspieler-Tricks
, 1986,
ISBN 3-88034-273-3
.
Eine Menge der alteren Taschenspielerkunste findet man in:
Uber die durch die Physik und Chemie sehr erweiterten Hilfsmittel der modernen Taschenspielerei vgl. die Werke von:
- Robert-Houdin:
Contidences d'un prestidigitateur
. (2. Aufl., Par. 1861, 2 Bde.)
- Robert-Houdin:
Comment on devient sorcier
. (neue Ausg., das. 1877)
- Robert-Houdin:
Magie et physique amusante
. (das. 1877)
- Grandpre:
Le magicien moderne
. (das. 1879)
- Marian:
Das Ganze der Salonmagie
. (Wien 1888)