Taschendiebstahl

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Taschendiebstahl gehort zur Straßenkriminalitat und ist eine Form des Diebstahls , bei der der Tater, der Taschendieb , eine fremde bewegliche Sache, die sich im unmittelbaren Einflussbereich ( am Korper ) einer anderen Person befindet (z. B. Bekleidung oder Handtasche , Rucksack , Einkaufstute ), an sich bringt in der Absicht, diese sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen. Neben Geldborsen gehoren seit der weiten Verbreitung von Mobiltelefonen auch diese zu den bevorzugten Beutestucken von Taschendieben.

In Deutschland ging die Zahl der Anzeigen von Taschendiebstahl nach einem Hohepunkt im Jahr 2015 wieder deutlich zuruck.

Ihre erste Erwahnung fanden Taschendiebe im 13./14. Jahrhundert. Im Jahr 1585 wurde erstmals von Diebesschulen berichtet, in denen an Klingelpuppen das Handwerk der Taschendiebe geubt wurde. Zur damaligen Zeit gab es viele gute Taschendiebe, die einen Sonderstatus unter ihren Artgenossen innehatten. Zu den bekanntesten gehoren dabei George Barrington, John Dawson, Mimi Lepreuil (?la main d’or“), Lady Finger, Elizabeth West, John Larney, Emilie Kemnat und Sophie Lyons.

Im Mittelalter wurden Taschendiebe als ? Beutelschneider “ bezeichnet. Der Begriff beschreibt den Vorgang: Zu der Zeit war es ublich, das Barvermogen in einem Beutel am Gurtel zu tragen. Auch diese Diebe machten sich vielfach das Gedrange auf Straßen oder bei einem Menschenauflauf zunutze. Andere Bezeichnungen sind der niederdeutsche Begriff Torfdrucker (Torf = Beutel, drucker = stehlen), Chailefzieher (chelef = umgangssprachlich Geld) oder Paddendrucker aus der Berliner Umgangssprache (Padde = Geldborse). Schon damals nutzten die Tater ebenfalls die Moglichkeit, das Opfer anderweitig abzulenken, um den Beutel unbemerkt abzuschneiden.

Ahnliche Methoden finden auch heute wieder Anwendung, vor allem in belebten Touristengegenden. Dort schneiden die (haufig mit Mopeds motorisierten) Taschendiebe den Riemen von Handtasche oder Rucksack durch und entreißen diese dem Besitzer. Hierbei handelt es sich dann strafrechtlich um einen Raub gem. § 249 StGB (Deutschland).

Kriminalstatistik Deutschland

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Erfasste Falle des Taschendiebstahl insgesamt in den Jahren 1987?2021 als Haufigkeitszahl (pro 100.000 Einwohner).
Straftatenschlussel: *90*00. [1]

Das Bundeskriminalamt gibt jahrlich eine Statistik uber alle in Deutschland gemeldeten Straftaten heraus, die Polizeiliche Kriminalstatistik . Danach macht Taschendiebstahl in Deutschland ca. 5 % aller Falle von Diebstahl aus. Anders als bei Diebstahl insgesamt , wo sich die Fallzahlen in den letzten drei Jahrzehnten halbierten, verlauft die Entwicklung beim Taschendiebstahl uneinheitlich: [1] Nach einem drastischen Anstieg Anfang der 1990er Jahre stagnierten die Zahlen, um bis zum Jahr 2015 erneut enorm zu steigen. 2015 war der Hohepunkt des Berichtszeitraums mit 168.142 angezeigten Fallen bzw. 207 Falle pro 100.000 Einwohner erreicht. Bis 2021 fielen die Zahlen so schnell, wie sie zuvor anstiegen, auf nur noch 72.903 Falle bzw. 88 pro 100.000 Einwohner. [1]

Die Aufklarungsquote fur das Delikt schwankte in den letzten 15 Jahren um 6 %. Die Aufklarungsquote beim Taschendiebstahl ist die geringste aller erfassten Delikte in der Polizeilichen Kriminalstatistik. [1] Außerdem bleibt das große Dunkelfeld zu beachten.

Arbeitsteilige Organisation

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Zumeist gehen Taschendiebe in Teams von drei bis sechs Tatern arbeitsteilig vor: Einer beobachtet die Umgebung, einer lenkt das Opfer ab, ein dritter stiehlt, ein vierter ubernimmt blitzschnell das Diebesgut und verschwindet damit. [2] Vier A stehen dabei fur Ausspahen, Ablenken, Aktion durchfuhren, Abtransport . [3] In jeder Phase konnen potentielle Opfer den Dieb storen. Das Modell gehort daher zu den praventiven Aufklarungsmaßnahmen der Polizei.

In den letzten Jahren sind in manchen Großstadten Deutschlands, beispielsweise Koln, immer wieder Taschendiebe in Erscheinung getreten, die tatsachlich oder vermeintlich (aber nicht nachprufbar) unter 14 Jahre alt sind und daher weder strafrechtlich belangt noch fur langere Zeit festgenommen werden konnen. In vielen Fallen ergibt sich aufgrund polizeilicher Ermittlungen der Verdacht, dass eine erwachsene Person die Kinder zum Diebstahl angestiftet hat. [4]

Tater kamen z. B. in Hamburg im Jahr 2015 aus Nordafrika (Tunesien, Algerien) und Sudosteuropa (Rumanien). [5] Teilweise ist auch Bandenkriminalitat im Spiel. Unter ihnen werden Revierkampfe ausgetragen. Arbeiten mussen die Taschendieb-Gruppen, bis sie eine vorgegebene Summe pro Tag zusammengestohlen haben. Die Mittelsmanner sammeln die erbeuteten Gelder ein und uberweisen sie sofort ins Ausland. [6]

Typische Gefahrensituationen

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Außere Umstande wie Gedrange an offentlichen Platzen oder Menschenansammlungen begunstigen die Durchfuhrung der Tat, weshalb die Kriminalpolizei regelmaßig zu besonderer Aufmerksamkeit an solchen Ortlichkeiten aufruft. [7] Die Opfer werden durch Beobachtung ausgespaht. Die Taschendiebe warten auf eine gunstige Gelegenheit.

Gefahrensituationen sind:

  • Enge: Menschenansammlungen in Verkehrsbauwerken (Bahnhofe usw.), in Verkehrsmitteln, im Kaufhaus/Einkaufszentrum/Supermarkt, in Bars/Diskotheken/Restaurants, bei Großveranstaltungen (Konzert, Messe, Sportveranstaltung, Jahrmarkt), beim Aus- und Einsteigen, auf Rolltreppen, bei Sehenswurdigkeiten, auf Flaniermeilen, an Haltestellen. [8]
  • Korperliche Nahe : Sie wird kunstlich herbeigefuhrt durch Anrempeln, ?Umarmen“, kunstlich herbeigefuhrtes Gedrange, Fragen nach dem Weg, Fragen nach Produkten, Beschmutzung der Kleidung, Verwicklung in Gesprach mit fadenscheinigen Fragen, ubersteigerte Hilfsbereitschaft. [9]
  • Opfer ist eingeschrankt: Variante 1: Behinderung, Trunkenheit, Mudigkeit. Tater setzt sich neben das Opfer und stiehlt. [10] Variante 2: In der Anonymitat von Krankenhausern werden Patienten bestohlen. [11]
  • Aufmerksamkeit ist abgelenkt: Auf Bahnhofen ist dies an der Informationstafel fur An- bzw. Abfahrt, auf dem Bahnsteig vor der Wagenstandsanzeige, beim Ein- und Aussteigen. [12]

Typische Tricks der Taschendiebe

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Das Repertoire der Taschendiebe, ihr Modus Operandi , ist außerst umfangreich. [13] [14] [15]

  • Anrempeln: In Zugen, Bussen, auf Rolltreppen, in Fahrstuhlen, Drehturen, Ein- und Ausgangen wird das Opfer vom Tater angerempelt, oder der Tater bleibt plotzlich stehen. Ein zweiter Tater nimmt das abgelenkte Opfer in die Zange und fuhrt den Taschendiebstahl aus.
  • Drangeln: Der Tater ruckt unangenehm nahe an das Opfer. Dieses wendet sich durch Drehung ab und prasentiert dabei ungewollt seine Tasche zum Diebstahl.
  • Kunstlicher Stau: Der erste Tater blockiert den Zugang beim Einsteigen in einen Eisenbahnwaggon. Der zweite nachfolgende Tater stiehlt die Geldborse aus dem Rucksack/der Reisetasche des Reisenden. [16]
  • Beschmutzen: Vom Tater wird die Bekleidung des Opfers z. B. mit Senf oder Ketchup beschmutzt. Die Tater ?helfen“ beim Reinigen und stehlen dabei.
  • Vorgetauschter Tanz: Eine Gruppe von Tatern umringt das Opfer auf der Straße, tanzelt um es herum. Einer der Tater bestiehlt das Opfer.
  • Fußballtrick: Jungere Opfer werden angesprochen: ?Kennst Du den neuesten Trick von Ronaldo?“ Durch einen Komplizen wird dem abgelenkten Opfer die Geldborse gestohlen. [17]
  • Rolltreppentrick: Der Tater steht hinter dem Opfer auf der sich aufwarts bewegenden Rolltreppe. Variante 1: Ein Mittater stoppt die Rolltreppe per Nothalt. Die Balanceschwierigkeiten und die Unbeweglichkeit des Opfers beim Erklimmen der ungewohnt hohen Stufen nutzt der Tater aus fur den Zugriff auf Wertgegenstande. [18] Variante 2: Eine Taterin stellt sich nah an das Opfer (Mann) und lenkt ihn ab, eine zweite Taterin stiehlt das Portemonnaie des Opfers aus der Tasche. [19] Variante 3: Ein Tater stellt sich auf der Rolltreppe vor das Opfer, einer hinter das Opfer. Am Ende der Rolltreppe erzeugt der davorstehende Tater einen kunstlichen Stau. Das Opfer lauft auf, der nachfolgende Tater greift zu. [20]

Beobachten/Gunstige Gelegenheit

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Taschendiebstahl bei einem schlafenden Opfer.
  • Beobachtung am Geld-/Fahrscheinautomaten : Der Aufbewahrungsort der Geldborse und Handicaps der Opfer werden dadurch ausgekundschaftet.
  • Durch Kinder abgelenkte Mutter : Tater stehlen aus Kinderwagen, Einkaufswagen.
  • Beiseite gelegte/unbeaufsichtigte Tasche/Jackett : In Bahnhofen, Zugabteilen, Bussen, Restaurants, Garderoben greifen die Tater zu.
  • Restaurant-Trick: Das Opfer hangt sein Jackett uber die Stuhllehne im Restaurant oder legt seine Handtasche auf die Seite. Der Tater nimmt am Nebentisch Platz und entwendet aus dem Jackett des Opfers Wertgegenstande oder entwendet die Handtasche.
  • Schlafopfer: Schlafende Fahrgaste werden von den Tatern bestohlen.

Verdeckte Stehl-Hand

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Vorbereitung eines Taschendiebstahls in Colmar. Opfer wurden rechtzeitig gewarnt.
  • Betteln/verdeckte Hand: Variante 1: Der Tater halt dem Opfer ein Pappschild mit der Bitte um Unterstutzung entgegen. Das Opfer sucht im Kleingeldfach. Der Tater entwendet im Sichtschutz des Schildes Geldscheine aus dem Geldscheinfach. Variante 2: Der Tater nimmt die Rolle eines Blinden oder Kriegsversehrten ein und humpelt mit einem Pappschild in der Hand auf das Opfer zu. Ein weiterer Tater bestiehlt das abgelenkte Opfer.
  • Klemmbretttrick: Die Ablenkung erfolgt durch einen angeblich ?taubstummen“ oder ?gehorlosen“ Spendensammler oder eine Spendensammlerin mit einer Spendenliste auf einem Klemmbrett. Das Klemmbrett wird dem Opfer unter die Nase gehalten und gestikuliert. Mogliche Schadigungen der Opfer: Diebstahl aus dem Portemonnaie und/oder Spendenbetrug. [21] [22]
  • Vorgehaltener Stadtplan/vorgehaltene Zeitung/verdeckte Hand: Variante 1: Der Tater fragt mit einem Stadtplan in der Hand nach dem Weg. Der Tater entwendet im Sichtschutz des Stadtplans Wertgegenstande aus Handtasche, Jackettasche, dem Hemd. Variante 2: Der Tater kommt in ein Restaurant und breitet einen Stadtplan/eine Zeitung am Tisch des Opfers aus. Vom Restauranttisch entwendet er im Schutz des Stadtplans das darunter liegende Handy und verlasst das Restaurant. [23] Variante 3: Ein Paar klopft von außen an die Fensterscheibe der Beifahrerseite eines haltenden Autos. Sie fragen nach Krankenhaus oder Bahnhof und halten einen Stadtplan hin. Im Schutz des Stadtplans wird die auf dem Beifahrersitz liegende Handtasche entwendet. [24]

Appell an Hilfsbereitschaft

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  • Geldwechseltrick: Der Tater bittet darum, eine Munze zu wechseln (z. B. fur ein Telefongesprach). Variante 1: Wenn das Opfer das Kleingeldfach offnet, wirft der Tater die Munze hinein, gestikuliert und entwendet unbemerkt Geldscheine aus dem Geldscheinfach. Variante 2: Er entwendet das ganze Portemonnaie. [25] Variante 3: Der Fremde greift ohne abzuwarten sofort in das Portemonnaie. [26] Variante 4: Beim Geldwechseln stoßt der Tater ?unabsichtlich“ mit seinem eigenen Portemonnaie an den Arm des Opfers und entwendet dabei dessen goldenes Armband. [27]
  • Lesetrick: Der Tater bittet das Opfer um Hilfe beim Lesen des Fahrplans/der Anzeigetafel. Ein zweiter Tater stiehlt derweil den Koffer oder die Tasche. [28]
  • Blumen-Trick: Der Tater drangt seinem Opfer eine Blume auf und gibt zu verstehen, dass er dafur etwas haben will. Das Opfer sucht im Kleingeldfach, der Tater entwendet Scheine aus dem Scheinfach oder Wertgegenstande aus der Kleidung des Opfers.
  • Supermarkt-Trick: Der Tater fragt das Opfer im Supermarkt nach einem bestimmten Produkt. Das Opfer sucht und zeigt, der Tater stiehlt aus der Tasche des Opfers im Einkaufswagen.
  • Klopfer-Trick: Ein Tater betritt ein Eisenbahnabteil und schaut nach einem Opfer aus. Ein weiterer Tater klopft von außen an die Scheibe. Der Tater im Waggon entwendet dem abgelenkten Opfer Wertgegenstande.

Vorgetauschte Hilfsbereitschaft

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  • Vermeintlicher Taschentrager: Der Tater bietet sich an, ein Gepackstuck/eine Einkaufstasche zu tragen und entwendet in der Variante 1 beim Transport Wertgegenstande aus der Tasche. Oder ein weiterer Tater steht in Variante 2 direkt hinter dem abgelenkten Opfer und entwendet das Portemonnaie. [29] In Variante 3 , bei der vorgetauschten Einsteigehilfe, eilt der Tater in das Zugabteil voraus oder erzeugt einen kunstlichen Stau. Der Tasche tragende oder der nachfolgende Tater stehlen. [30]
  • Schlitzer: Der Tater schlitzt unbemerkt die Tasche in der Kleidung auf, in der sich das Geldportemonnaie befindet, und entwendet es.
  • Hochhebe-Trick: Der Tater behauptet, bevorzugt bei Frauen, durch Hochheben das Gewicht des Opfers zu erraten. Beim Hochheben bestiehlt ein Komplize von hinten das Opfer.
  • Schlafende Opfer: In S-Bahnen, bevorzugt am fruhen Morgen durch Einzeltater. [31]

Durch Pravention wird es den Taschendieben schwerer gemacht. Fur den Schadensfall sind die Nummern von Personalausweis, Fuhrerschein, Giro- und Kreditkarte, SIM-Kartennummer der Telefonkarte, IMEI Nummer [32] des Handys zu dokumentieren. Anrempeln, Beschmutzen der Kleidung und ubergroße Hilfsbereitschaft sind Warnzeichen. [33] [34] [35]

  • Nur so viel Geld mitnehmen, wie aktuell benotigt wird.
  • Bargeld, Bank- und Kreditkarten sowie Ausweise nach Moglichkeit an verschiedenen Stellen am Korper aufbewahren.
  • Geld und Wertsachen dicht am Korper/eng am Oberkorper tragen.
  • Transport großerer Geldbetrage im Geldgurtel , Gurteltaschen oder Brustbeutel .
  • Hand- und Umhangetaschen mit der Verschlussseite bzw. dem Außenfach zum Korper tragen. Reißverschlusstaschen so tragen, dass der Zipper nach vorn zeigt. Vor dem Korper quer uber der Brust oder eingeklemmt unter dem Arm tragen.
  • Taschen generell geschlossen halten und nicht unbeaufsichtigt lassen und nie auf dem Rucken tragen.
  • Wertsachen, Mobiltelefone und Digitalkameras in verschließbaren Innentaschen tragen.
  • Rucksacke im Gedrange vor dem Korper tragen. Keine Wertsachen im Rucksack aufbewahren.
  • Großere Bargeldbetrage bei der Bank in einem Nebenraum auszahlen lassen.
  • Ein bis zwei Meter Distanzzone zu fremden Menschen, keine Korpernahe.

Sofortmaßnahmen

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Sofern moglich den Taschendieb im Rahmen der Jedermann-Festnahme festhalten, die Polizei uber Notruf informieren und den Taschendieb nach deren Eintreffen der Polizei ubergeben. Mogliche Zeugen zum Bleiben auffordern, damit diese gegenuber der Polizei ihre Beobachtungen aussagen konnen.

Sofern der Taschendieb zunachst entkommen konnte: Andere Personen auf den Dieb aufmerksam machen, andere Personen zur Mithilfe auffordern, Hilfe organisieren. Eine Sofort fahndung durch den Polizei-Notruf 110 in Gang setzen. Um das Opfer kummern, Tatermerkmale einpragen, als Zeuge zur Verfugung stehen. [36]

Schadensbegrenzung

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Der Vorfall ist auf dem Polizeirevier personlich anzuzeigen. Mit der Anzeige wird eine Bescheinigung uber die gestohlenen Legitimationspapiere erstellt, z. B. Personalausweis und Fuhrerschein. Die Anzeige kann einfacher bearbeitet werden, wenn von den abhanden gekommenen Dokumenten bereits Papier-Kopien existieren. Zur Sperrung von Bankkarten gibt es in Deutschland den allgemeinen Sperr-Notruf 116 116. [37] Nach der sofortigen telefonischen Kartensperrung ist die Bank personlich aufzusuchen. Beim Wiederauffinden der Papiere/Karten sind Polizeirevier/Bank personlich zu informieren. Neubeantragte Ausweispapiere/Karten stehen nicht sofort zur Verfugung.

Strafrechtliche Verfolgung

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Strafrechtlich fallt der Taschendiebstahl regelmaßig unter den Tatbestand des Diebstahls (§ 242 StGB in Deutschland, § 127 StGB in Osterreich).

Kunstlerische Verarbeitung des Themas

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Taschendiebstahl gibt es seit tausenden von Jahren, hier eine Abbildung aus dem 16. Jahrhundert (Der Misanthrop )
  • Das von dem Maler Hieronymus Bosch geschaffene Bild Der Gaukler zeigt eine Situation des spaten Mittelalters , die ein Zusammenwirken zweier Taschendiebe vermuten lasst: Wahrend eine Person von einem Taschenspieler abgelenkt wird, ist ein hinter dem Opfer stehender Mann im Begriff, dessen Geldbeutel an sich zu bringen.
  • Stefan Zweig schildert in seiner Novelle Unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk eindrucksvoll die Arbeitsweise eines Taschendiebs in der 1. Halfte des 20. Jahrhunderts.
  • Der deutsche Spielfilm Max, der Taschendieb von 1962 schildert mit ?erhobenem Zeigefinger“ und dennoch in komodiantischer Art und Weise das Leben eines Taschendiebs und seine Verwicklungen in ein großeres Verbrechen. (Regie: Imo Moszkowicz ; mit Heinz Ruhmann , Elfie Pertramer , Hans Clarin , Ruth Stephan )
  • Robert Bressons Film Pickpocket von 1959 zeigt das Leben eines jungen Mannes, der die Kunst des Taschendiebstahls lernt. Die Taschendiebstahle, die in Pickpocket dargestellt werden, wurden von Kassagi ? einem Pariser Meister des Taschendiebstahls ? choreografiert, der auch im Film [1] mitspielt.
  • Harry mit den langen Fingern (Originaltitel Harry in Your Pocket ) ist eine amerikanische Gaunerkomodie aus dem Jahr 1973 mit den bekannten Schauspielern James Coburn , Michael Sarrazin, Trish Van Devere und Michael C. Gwynne. Zwei erfolgreiche ?Gentleman“-Taschendiebe vergroßern ihr ?Unternehmen“ durch ein junges Paar, das sie in die Tricks der Taschendiebe einfuhren.
  • Der franzosische Kurzfilm Le Mozart des pickpockets aus dem Jahr 2006 erzahlt die Geschichte von Philippe und Richard, die sich im Pariser Stadtviertel Barbes mit Taschendiebstahlen ihren Lebensunterhalt ergaunern. Als drei ihrer Komplizen nach einem Taschendiebstahl festgenommen werden, taucht ein taubstummer Junge auf, der ihnen hilfreich zur Hand geht.
  • Johnny To drehte 2008 in Hong Kong den poetisch-nostalgischen Film ?Sparrow“, in dem eine sorglose Bande von Taschendieben auf eine geheimnisvolle Frau trifft, die ihre ganz eigenen Ziele mit ihnen verfolgt.
  • Im Musikvideo fur Karma Chameleon von Culture Club tritt ein Taschendieb auf einem Mississippi-Raddampfer auf, der nach Entdeckung uber Bord geworfen wird.
  • In Erich Kastners Kinderbuch Der kleine Mann wird der Zauberkunstler Jokus von Pokus beim Buhnentaschendiebstahl (s. u.) von seinem nur funf Zentimeter großen Adoptivsohn Maxchen unterstutzt, der hochstpersonlich in die Taschen der Opfer klettern kann.
  • In Folge 68 von Polizeiruf 110 Der Hinterhalt ist die Polizei Taschendieben auf der Spur.

Buhnentaschendiebstahl

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Zauberkunstler prasentieren gelegentlich zu Unterhaltungszwecken Diebstahl auf der Buhne. Wahrend kriminelle Diebe gunstige Situationen oder das Uberraschungsmoment ausnutzen oder gar Gewalt anwenden, muss ein Buhnentaschendieb sein Opfer perfekt ablenken konnen und eine Vielzahl an Griffen beherrschen. Es ist tatsachlich moglich, unbemerkt Armbanduhren, Krawatten und sogar Hosentrager zu stehlen. Der Reiz dieser Kunst besteht darin, dass man dem Dieb zum Teil sogar bei der normalerweise geheimen Arbeit zusehen kann. Das ?Spiel in fremden Taschen“ ist kontrovers, da der Kunstler im wahrsten Sinne des Wortes in die Privatsphare des Zuschauers ?eingreift“. Es bedarf daher eines Maximums an Charme, um diese Provokation zu relativieren und beim betroffenen Zuschauer das Gefuhl zu vermeiden, vorgefuhrt zu werden. Manche Buhnentaschendiebe beherrschen ihr Fach so meisterhaft, dass dem Publikum der Tabubruch vor Faszination nicht bewusst wird. Buhnentaschendiebstahl folgt eigenen Regeln und ist nur begrenzt als echter Taschendiebstahl einsetzbar.

Abgrenzung zum Trickdiebstahl

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Artverwandt ist der Trickdiebstahl , der ebenfalls als ?einfacher Diebstahl “ gewertet wird, bei dem der Tater mit dem Opfer, auch unbemerkt, in Verbindung kommt und dabei mit Hilfe von besonderem Geschick, unter Ausnutzung eines zuvor geschaffenen Vertrauensverhaltnisses oder sonstiger Tricks in den Besitz des Stehlgutes gelangt. Dabei ist zu beachten, dass sich die Auslegung des Begriffs ?einfacher Diebstahl“ im Versicherungsrecht und Strafrecht unterscheidet.

Commons : Taschendiebstahl  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Taschendiebstahl  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b c d Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 - Zeitreihen Ubersicht Falltabellen. Bundeskriminalamt, abgerufen am 17. April 2022 .
  2. Thomas Ochsner: Tatort Bahnhof. In: Suddeutsche Zeitung vom 26. September 2016, S. 1.
  3. Der Westen ( Memento vom 20. Dezember 2015 im Internet Archive ) 17. Dezember 2009, Leichte Beute fur Taschendiebe
  4. Die sogenannten Klau-Kids von Koln ? und wie ihnen wirklich geholfen werden kann ( Memento des Originals vom 2. Dezember 2007 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirche-koeln.de
  5. Andre Zand-Vakili: Zahl der Taschendiebstahle geht zuruck. In: Hamburger Abendblatt vom 13. Juli 2016, S. 15.
  6. Die rbb Reporter: Der große Klau ? Die Mafia der Taschendiebe. Gezeigt im RBB Fernsehen am 12. April 2016 von 20:14 bis 21:00.
  7. Polizei Hamburg: Wir informieren: Achtung Taschendiebe. Faltblatt, Hamburg, 02.2014.
  8. Andrea Steichele: Gauner, Diebe, Reifenstecher. In: ADAC motorwelt 6/2017, S. 52.
  9. Programm polizeiliche Kriminalpravention der Lander und des Bundes (Hrsg.): Taschendiebstahl. Schlauer gegen Klauer! Faltblatt Stuttgart ca. 2017.
  10. Zivilfahnder nehmen Taschendieb fest. In: Hamburger Abendblatt vom 8. Marz 2016, S. 11. Autorenkurzel (dah).
  11. Diebe verursachen hohe Schaden in Krankenhausern. In: Hamburger Abendblatt , 8. Februar 2019, S. 26. Quelle (dpa).
  12. Alexander Schuller: So schutzen Sie sich gegen Taschendiebe. In: Hamburger Abendblatt vom 16. Dezember 2015, S. 14.
  13. Vorgehensweise erklart durch die Polizeiberatung
  14. Daniel Herder und Christoph Heinemann: Die Tricks der Profidiebe. In: Hamburger Abendblatt vom 6. Juni 2015, S. 10.
  15. Polizei Nordrhein-Westfalen Koln: Tipps zum Schutz gegen Trickdiebe @1 @2 Vorlage:Toter Link/www.koelntourismus.de ( Seite nicht mehr abrufbar , festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven )     Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prufe den Link gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  16. Polizei muss bekannte Trickdiebinnen freilassen. In: Hamburger Abendblatt vom 22. Oktober 2015, S. 11. Autorenkurzel: zv.
  17. Andre Zand-Vakili: So Schutzen Sie sich vor Taschendieben. In: Hamburger Abendblatt , 7. November 2018, S. 16.
  18. Die rbb Reporter: Der große Klau ? Die Mafia der Taschendiebe. Gezeigt im RBB Fernsehen am 12. April 2016 von 20:14 bis 21:00.
  19. Zwei Taschendiebinnen im Flughafen festgenommen. In: Hamburger Abendblatt vom 3. Juni 2016, S. 13. Autorenkurzel (cia).
  20. Thomas Ochsner: Tatort Bahnhof. In: Suddeutsche Zeitung vom 26. September 2016, S. 1.
  21. Spendenbetruger auf der Fuhle. In: Hamburger Wochenblatt vom 29. Dezember 2015, S. 2. Autorenkurzel (th).
  22. Vermeintlich gehorlose Frau bestiehlt 75-Jahrigen. In: Hamburger Abendblatt vom 7. Marz 2016.
  23. Trickdiebe klauen Handys. In: Hamburger Wochenblatt vom 25. Mai 2016, S. 2. Autorenkurzel (th).
  24. Trickdiebe mit Stadtplan. In: Hamburger Wochenblatt vom 25. Mai 2016, S. 2. Autorenkurzel (th).
  25. Polizei uberfuhrt Manner, die Senioren bestehlen wollen. In: Hamburger Abendblatt vom 10. Marz 2016, S. 14. Autorenkurzel (ant)
  26. Dreister Taschendieb. In: Hamburger Wochenblatt vom 13. April 2016, S. 2. Autorenkurzel (th).
  27. Armband gestohlen. In: Hamburger Wochenblatt vom 25. Mai 2016, S. 2. Autorenkurzel (th).
  28. Thomas Ochsner: Tatort Bahnhof. In: Suddeutsche Zeitung vom 26. September 2016, S. 1.
  29. Bundespolizei erwischt Trickdiebe. In: Hamburger Abendblatt vom 8. Juni 2015, S. 7. Autorenkurzel: dah.
  30. Thomas Ochsner: Tatort Bahnhof. In: Suddeutsche Zeitung vom 26. September 2016, S. 1.
  31. Andre Zand-Vakili: Zahl der Taschendiebstahle geht zuruck. In: Hamburger Abendblatt vom 13. Juli 2016, S. 15.
  32. Die IMEI-Nummer wird durch die Tastenkombination *#06# auf dem Handy angezeigt.
  33. Daniel Herder und Christoph Heinemann: Die Tricks der Profidiebe. In: Hamburger Abendblatt vom 6. Juni 2015, S. 10.
  34. Landeskriminalamt Hamburg, Pravention und Opferschutz, Polizei Hamburg: Wir informieren: Achtung Taschendiebe . Stand 02.2014.
  35. Programm Polizeiliche Kriminalpravention der Lander und des Bundes (Hrsg.): Schlauer gegen Klauer. Wichtige Tipps gegen Tricks von Taschendieben . Faltblatt, Stuttgart, ca. 2015.
  36. Programm Polizeiliche Kriminalpravention der Lander und des Bundes (Hrsg.): Schlauer gegen Klauer. Wichtige Tipps gegen Tricks von Taschendieben . Faltblatt, Stuttgart, ca. 2015.
  37. Landeskriminalamt Hamburg, Polizeiliche Kriminalpravention, Polizei Hamburg: Wir informieren. Tipps zum Schutz gegen Taschendiebe . Stand 6. 2015.