Tang-Dynastie

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Gebiet der Tang-Dynastie zum Zeitpunkt der großten Ausdehnung (661)
  •  Zivilverwaltung
  •  Militarverwaltung
  •  kurzzeitige Kontrolle
  • Die Tang-Dynastie ( chinesisch   唐朝 , Pinyin Tangchao ) war eine chinesische Kaiserdynastie, die von 617/18 bis 907 an der Macht war. Sie folgte auf die Sui-Dynastie und ging der Zeit der funf Dynastien voraus. Unterbrochen wurde die Tang-Dynastie durch Wu Zetians Zhou-Dynastie ( 武周 , W? Zh?u , 690?705). Die Zeit der Tang-Kaiser gilt in der historischen Forschung als ein Hohepunkt der Geschichte Chinas .

    Kamelreiter (Keramik aus der Tang-Dynastie)
    Tang Taizong , Kaiser von 626 bis 649

    Die Zeit 617 bis 660: Staatsaufbau

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    Die Dynastie wurde von dem chinesischen General Li Yuan gegrundet, der 617 inmitten zahlreicher Rebellionen Chang’an eroberte. 618 ließ er den letzten Sui-Kaiser Yangdi ermorden und wurde erster Kaiser der Tang. Er galt als unentschlossener Herrscher, der stets im Schatten seines Sohnes Li Shimin stand und schließlich 626 abdanken musste. Postum erhielt er den Tempelnamen Gaozu .

    Li Shimin, Tempelname Taizong , erzielte als Kaiser 626/30 einen entscheidenden Sieg uber die Ostturken , was der Tang-Dynastie die Ausbreitung entlang der Seidenstraße ermoglichte und auch China dem Ausland offnete (vgl. z. B. Xuanzang ). Viele fremde Kaufleute und Krieger stromten in der Folge ins Land und pragten die Stadtkultur jener Zeit. Mit ihnen kam Neues, zum Beispiel spielte die chinesische Aristokratie damals Polo , ein Spiel aus dem Iran, was nur aufgrund des verbreiteten Pferdebesitzes durch die Kontrolle der Zuchtgebiete in Gansu moglich wurde. Iranische, indische und turkische Verzierungen fanden sich auf jedem Haushaltsgegenstand, Auslander wurden mit Vorliebe in Zeichnungen karikiert, Frauen traten unverhullt und auch in Mannerkleidung zu Pferde in der Offentlichkeit auf. Der Prinz Li Chengqian († 645) benahm sich sogar wie ein Khan der Turken.

    Chinas Hauptstadt zur Tang-Zeit wurde Chang’an (heute Xi’an , damals etwa 1 Million Einwohner); aber auch Luoyang war bedeutende Nebenhauptstadt der Dynastie.

    Die Verwaltung Tang-Chinas war wie folgt untergliedert:

    • Kaiserliche Kanzlei ( 門下省 , menxia sh?ng ): Sie unterstutzte den Kaiser bei Audienzen und Zeremonien, und sammelte die Berichte/Memoranden fur ihn.
    • Kaiserliches Sekretariat ( 中書省 , zh?ngsh? sh?ng ): Es bearbeitete die Erlasse des Kaisers und kontrollierte zusammen mit der Kaiserlichen Kanzlei die Politik.
    • Staatskanzlei ( ?書省 , shangsh? sh?ng ): Sie gliederte sich in die klassischen sechs Ministerien ( Beamte , Finanzen , Riten , Heer , Justiz und Offentliche Arbeiten ), war die großte Regierungsabteilung und wurde von zwei Prasidenten geleitet.
    • Staatsrat: Ihm gehorten im Allgemeinen die Spitzen der Staatskanzlei an.
    • Zusatzliche Amtsstellen mit begrenzten Funktionen: Darunter bekam das Zensorat ( 御史台 , yush?tai ) eine herausragende Bedeutung, da es die Beamten politisch/moralisch uberwachte und die Einhaltung grundlegender Richtlinien uberprufte.

    Die Beamtenschaft wurde in neun Rangklassen untergliedert, unabhangig von der tatsachlich ausgeubten Funktion. Taizong erneuerte auch die staatlichen Beamtenprufungen (Geschichte, konfuzianische Klassiker , Lyrik und Verwaltungsaspekte; es bestanden maximal zehn Prozent der Kandidaten), um sich bessere Verwaltungsbeamte heranzuziehen. In der Praxis bestimmten aber Geld und Herkunft, wer Beamter wurde, so dass die hochsten Posten weiterhin dem Adel vorbehalten blieben.

    Die Strafgesetze wurden vereinfacht und gemildert, das Schulwesen gefordert. Der Gesetzkodex der Tang-Zeit, das Tanglu-shuyi, ist vollstandig uberliefert. Er war sehr umfangreich (uber 500 Paragraphen in 12 Abschnitten) und besticht durch luckenlose Logik. Man bewertete sowohl die Schwere beziehungsweise das Wesen der Straftat als auch die gesellschaftliche Stellung des Opfers. Zusatzlich zum Strafrecht entstanden auch erste Umrisse eines Beamtenrechts. Die praktische Rechtsprechung unterlag den Prafekturbehorden.

    Gegen Ende seines Lebens sturzte sich Kaiser Taizong († 649) aber in einen belastenden Krieg gegen Korea , was ihn zuletzt sogar innerhalb der eigenen Regierung isolierte. Fur das Jahr 651 wird die erste arabische Gesandtschaft am Tang-Hofe vermerkt, gesendet von Kalif Uthman , 643 erreichte sogar eine aus Byzanz den Hof. Weitere Kriege Chinas gegen die Turken verliefen zwar erfolgreich ? 657/59 wurden auch die Westturken unterworfen, ein persischer Prinz namens Peroz forderte 661 chinesische Unterstutzung gegen die Araber an ? aber die Erfolge waren nicht von Dauer.

    Die Zeit 690 bis 705: Ara der Kaiserin Wu

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    Kaiser Gaozong (reg. 650?683) litt ab 660 an Schwindelanfallen und Kopfschmerzen. Man nahm an, dass er von seiner Frau, der spateren ?schrecklichen Kaiserin“ Wu Zhao (einer ehemaligen Konkubine), bis zu seinem Tod 683 langsam vergiftet wurde. Wu Zhao ermordete ihren erstgeborenen Sohn und sperrte zwei weitere ihrer Sohne ein. Dann nahm sie 690 den Kaisertitel an und regierte (trotz ihrer zahlreichen Morde) mit der Unterstutzung der Buddhisten, der Geheimpolizei und offenbar auch großer Teile des Volkes (Zweite Zhou-Dynastie). Um nicht auf die revoltierende Militararistokratie des Nordens zuruckgreifen zu mussen (aus der die Kaisersippe Li stammte), forderte sie durch ihre Beamtenprufungen neue Leute, speziell aus dem Suden Chinas.

    Die aus Chroniken ubernommenen Schilderungen der Kaiserin sind jedoch auch mit kritischem Abstand zu betrachten, traditionell wurden Frauen auf dem Herrscherthron immer und zu jeder Zeit von chinesischen Chronisten verunglimpft, keine einzige Herrscherin Chinas wurde in positivem Licht dargestellt.

    Die Zeit 705 bis 907: Hohepunkt und Machtverfall

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    Tang Xuanzong , Kaiser von 712 bis 756

    Nach Wu Zhaos Sturz 705 fiel die Herrschaft nach zwei Morden und einer Abdankung schließlich an Kaiser Xuanzong (reg. 713?756).

    Unter Xuanzong erlebte Tang-China zunachst ein Goldenes Zeitalter des Friedens, der Kultur und Gelehrsamkeit und anschließend einen jahen Absturz. Die Reichspolitik leitete zunachst Kanzler Zhang Jiuling († 740), ein Dichter und Mann des Sudens. Der Kaiser verfiel aber bald der Tragheit und wurde willenloses Werkzeug zweier Gunstlinge namens Li Linfu und Yang Guozhong, sowie einer Nebenfrau namens Yang Guifei . Li Linfu († 752) leitete die Reichspolitik ab 736 und konnte sogar die Hinrichtung dreier Sohne Xuanzongs erwirken.

    Inzwischen machten sich die erhohten Militarausgaben standiger Kriege entlang der Seidenstraße (751 Schlacht am Talas gegen die Araber) in Form von erhohten Steuern bemerkbar. Analog dazu schwand die Balance der staatlichen Institutionen: In der Regierung herrschte Streit zwischen den adligen und den durch staatliche Prufungen gewonnenen Beamten, wahrend sich der alte Kaiser vollstandig ins Privatleben zuruckzog. In der Armee hatten sich ab 722 Berufssoldaten ( changcong suwei , 長從宿衛 , d. h. ?stehendes Gardekorps“) etabliert, und die Generale hatten zu umfangreiche Kompetenzen erhalten, da der erste Minister Li Linfu der Zivilverwaltung in den Provinzen misstraute und mit den Militars ein Gegengewicht schaffen wollte. Trotz seiner Verdrangung der Literaten-Beamten und seiner Forderung der Militars (oft auslandischer Herkunft und nur eingeschrankt loyal) ware es jedoch unzulanglich, alle Schuld ihm anzulasten. Die Expansion der Tang hatte schon langer dazu gefuhrt, dass die Befugnisse der Militars vergroßert wurden, zunachst in den Militarbezirken an den Grenzen und ab 711 auch zunehmend im Landesinneren. Die Jiedushi -Militargouverneure kontrollierten schließlich die Zivil-Verwaltungen in ihrem Zustandigkeitsbereich mitten in China, was die wahre Ursache fur den Verfall der Dynastie in der zweiten Halfte des 8. Jahrhunderts war.

    Das Gleichgewicht kippte gegen 750, als die Truppen an der Nordgrenze die kaiserlichen Truppen in der Hauptstadt zahlenmaßig ubertrafen, und Li Linfu († 752) sie zwei Cousins unterstellt hatte, unter denen der turkstammige An Lushan einen besonderen Ehrgeiz entwickelte. Als An Lushan am Hofe den Machtkampf gegen den neuen ersten Minister Yang Guozhong verlor, zettelte er einen Aufstand an, die sogenannte An-Lushan-Rebellion . An Lushan eroberte 755/56 Luoyang und Chang’an, wurde aber im Folgejahr ermordet. Kaiser Xuanzong († 762) floh nach Chengdu und dankte zugunsten seines Sohnes Suzong (reg. 756?762) ab. Dieser gewann zwar 757 die Hauptstadte mit Hilfe der Uiguren zuruck, jedoch blieb die Situation bis 763 wechselhaft, da General Shi Siming den Aufstand fortsetzte. Wahrend des Aufstandes sollen 36 Millionen Menschen ums Leben gekommen sein, fast drei Viertel der damaligen Bevolkerung. Tatsachlich dokumentiert dieser drastische Einbruch vor allem den Zusammenbruch der Burokratie infolge des Krieges und damit die fehlende Moglichkeit, eine umfassende und genaue Volkszahlung durchzufuhren. Wie groß die Bevolkerungsverluste tatsachlich waren, lasst sich nicht ermitteln. Sicher ist, dass die An-Lushan-Rebellion weite Landesteile verheerte und die Tang-Dynastie auf Dauer schwachte.

    Die Uiguren , Tibeter und andere mischten sich nun wiederholt in China ein. Ehrgeizige Militargouverneure vererbten ihre Amter und widersetzten sich ununterbrochen der Zentralgewalt, die nur noch ein Schatten ihrer selbst war. Bei Hofe regierten oftmals schwache Kaiser, die Eunuchen oder auch einflussreiche Generale. Der Kaiser Dezong (reg. 780?805) musste beispielsweise 783/84 aus der Hauptstadt fliehen, als er versuchte, die Macht einiger Jiedushi -Militargouverneure durch militarisches Vorgehen zuruckzudrangen. Es gelang ihm zwar, einige Gegenspieler bis 786 zu beseitigen, aber an den Verhaltnissen konnte er nichts mehr andern und musste sich daher mit Kompromissen begnugen, um den Frieden wiederherzustellen.

    Der endgultige Untergang der Tang kam aber erst mit dem Aufstand des Huang Chao 876?884 . Dieser Aufstand kostete nach damaliger Darstellung noch mehr Menschenleben als der Aufstand des An Lushan. Der Bandenfuhrer Huang Chao hatte zunachst die Sudprovinzen (u. a. Kanton 879) verwustet und sich dann nach Norden gewandt. Der Kaiser Xizong (reg. 874-88) floh 881 nach Chengdu und musste beide Hauptstadte Huang Chao uberlassen, der diverse Tang-Prinzen umbrachte und erst 884 von einem turkischen Kavalleriekorps geschlagen werden konnte. 885 kehrte der Kaiser nach Chang’an zuruck und starb bald darauf.

    Die Eunuchen bemachtigten sich 900 der Person des Kaisers, wurden aber von einem General namens Zhu Wen (einem Uberlaufer Huang Chaos) beseitigt. Nach den notigen Vorbereitungen wurden 907 alle Tang-Prinzen von Zhu Wen umgebracht, womit die Dynastie endete.

    Wirtschaft und Kultur der Tang-Epoche

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    Li Bai , Tuschmalerei von Liang Kai
    Tang-Schonheit, Shanghai Museum

    In der Tang-Epoche erlebte China eine wirtschaftliche und kulturelle Blutezeit. Die Großstadte wuchsen und mit ihnen die Stadtkultur, allerdings auch die Kriminalitat. Dichtkunst ( Li Bai , Du Fu , Bai Juyi ), Malerei, Musik ( Pipa ) und keramische Produktion erreichten ein hohes Niveau, auf technischem Gebiet entwickelte sich der Buchdruck, und es gelang die Herstellung von Schießpulver. Einige chinesische Erfindungen und Entdeckungen jener Zeit waren der Buchdruck mit Stempeln um 600, die tickende Wasseruhr 725, Diabetes mellitus um 640, die direkte Beobachtung eines Kometenschweifs 635, Hartporzellan 700, Streichholzer 577 und nicht zuletzt auch die Zeitung.

    Die Grundlage dieser gesellschaftlichen Blute waren Maßnahmen auf wirtschaftlichem, sozialem und steuerlichem Bereich. Die Kanalbauten der Sui mit ihren Umschlagplatzen und Speichern 587?608 begunstigten den Warentransport und den Binnenhandel , ernahrten die Hauptstadt und bildeten eine Grundlage des wirtschaftlichen Aufschwungs im 8. und 9. Jahrhundert. Ihre Kontrolle erlaubte es den Tang auch, sich in den schwierigen Bedingungen nach dem An Lushan-Aufstand 756 an der Macht zu halten. Verschifft wurden in erster Linie Getreide und Seide. Aber auch der Reistransport stieg aufgrund der Produktionssteigerung dank verbesserten Anbaus (Umsetzen der Schosslinge) innerhalb eines Jahrhunderts um das funf- bis zehnfache an. Neben der Binnenschifffahrt waren der Bergbau (uber 150 Bergwerke) und die Weberei (erste private Manufakturen ) von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung.

    Das Uberleben der Kleinbauern und damit den sozialen Frieden sicherten Steuergesetze (619) und die dazugehorigen Agrarverordnungen (624). Darin wurden den Bauern gleichmaßig verteilte Parzellen auf Lebenszeit ubergeben. Die Leibeigenschaft verschwand. Das Prinzip nannte sich ?gleichmaßige Feldverteilung“ ( juntian ) und war so ahnlich bereits von den Nordlichen Qi und Zhou praktiziert worden. Grundlage der Vergabe waren genaue Volkszahlungen unter Berucksichtigung des Alters sowie ein Katastersystem zur Landbewertung und -verteilung. Auch den Beamten stand je nach Rang ihr Dienstland ( zhitian ) zu, das sie durch Pachter (meist wandernde Bauern) bewirtschaften ließen. Ebenso erhielt der Adel Land.

    Das System wurde aber schon im spaten 7. Jahrhundert durch Manipulation (beispielsweise in Form von veralteten Zahlenangaben), Abwanderung, veranderte Anbaumethoden sowie Ausdehnung des privaten und kirchlichen Gutsbesitzes untergraben. Schon auf legalem Wege war es fur Hohergestellte moglich, Großgrundbesitz anzusammeln, der durch wandernde beziehungsweise vagabundierende Bauern bewirtschaftet wurde. Die Klasse der Kleinbauern verfiel daher im 8. Jahrhundert und die Steuereinnahmen sanken parallel zur Anhaufung von Großgrundbesitz und Massenabwanderung nach Suden. Kurz vor der An-Lushan-Rebellion zahlten nur noch etwa 60 Prozent der Haushalte (d. h. 20 % der Bevolkerung) ihre Steuern. Da die direkte Besteuerung nicht mehr funktionierte, erfolgte zwischen 769 und 780 eine Steuerreform, welche die traditionellen Steuern nach Anzahl der Personen durch die Besteuerung des Grundbesitzes und der Ernte ersetzte. Die neue Zwei(-Raten)-Steuer ( liang-shui fa ) von 780 war eine Einheitssteuer ohne die (bis dahin ublichen) Abgaben und Frondienste , sie unterschied zudem nach arm und reich.

    Parallel dazu griff der Staat ahnlich wie zur Han-Zeit auf Monopole auf Salz (758), Alkohol (782) und Tee (793) zuruck, um den Einnahmenverlust auszugleichen. Damit machte der Staat seine Einnahmen (hier: Gewinne) auch von der politischen Situation unabhangig. Zwecks diesbezuglichen Geldtransfers fuhrte man um 806?820 den Wechsel ein. Das Geldwesen entwickelte sich in der Folge analog dem des arabischen Kalifats , in dem man Steuergelder unter ahnlich schwierigen politischen Umstanden transferieren musste. Ein Nebeneffekt der Staatsmonopole war der Schwarzhandel und die daraus resultierende Bandentatigkeit, was den Aufstand des Huang Chao (um 875) begunstigte.

    Gegen Ende der Tang-Epoche ergab sich so eine steigende Bedeutung des Eigentums und des Handels, was die fruhkapitalistische Entwicklung in der nachfolgenden Song-Epoche begrundete. Trotz dieser Entwicklung (u. a. Verschwinden der Leibeigenschaft ) hatte der Feudalismus weiterhin Bestand, da rein politische Rechte uber die Produzenten ausgeubt wurden.

    Die Epoche der Tang-Dynastie war gekennzeichnet von kultureller und religioser Offnung nach außen. Der Buddhismus , insbesondere die Chan -Schule, stand nach seiner Forderung durch Wu Chao noch immer in voller Blute, man verzeichnete viele Pilgerreisen nach Indien. Ein Exemplar des Diamant-Sutra gilt als erstes Buch-Druckerzeugnis der Menschheitsgeschichte, hergestellt 868 nach dem Abklingen der großen Buddhistenverfolgung im Holzdruckverfahren. Gebildete Chinesen richteten ihr soziales Verhalten nach den Lehren des Konfuzius , ihre Stellung in der Natur erklarte ihnen der Daoismus und die spirituelle Kultivierung des Geistes oblag Buddha . Diese drei Philosophien und Religionen wurden staatlich gefordert. Unterdessen wurde allerdings auch der ostsyrische Bischof Alopen aus Persien 635 von Kaiser Taizong in der Hauptstadt Chang’an offiziell empfangen und mit der Ubersetzung christlicher Schriften und der Errichtung von Klostern in zahlreichen Stadten des Reiches beauftragt. Durch auslandische Kaufleute und Krieger fanden zudem Islam und Manichaismus Eingang in China. Fremde Kaufleute sorgten fur den Transithandel uber Land und See, unterhielten in den schnell wachsenden Großstadten wie Kanton eigene Handelskontore. Haupthandelsprodukte waren Tee, Porzellan und Seide.

    Nach dem An-Lushan -Aufstand wurden andererseits Auslander fur die Lage im Land verantwortlich gemacht. Um 800 kam es dann zu einer Art intellektueller Wende im Land, einer Ruckbesinnung auf traditionelles Gedankengut, welche sich in der Vereinfachung auf simplen Nationalismus außerte. Der Vorwurf lautete, die reine und einfache chinesische Kultur sei vom Buddhismus und den fremden Einflussen korrumpiert und geschwacht worden. Im Jahr 836 verbot man den Umgang mit ?farbigen Menschen“ (Sogdiern, Iranern, Arabern, Indern), 843 ihre Religionen und befahl zudem, dass sich die Auslander wie Chinesen zu kleiden hatten. Viele Auslander wurden bei den Unruhen in den Stadten erschlagen, einige Tausend 760 in Yangzhou und 120.000 in Kanton 879.

    Der Kontrollverlust an der Seidenstraße schnitt zudem den Buddhismus von seinen Ursprungsregionen im Sudwesten ab und leitete so seinen Niedergang im Land ein. Macht und Reichtum der buddhistischen Kloster erweckten den Neid Vieler. Besonders der Staat befand sich in einer Finanzkrise ? 845 ließ der Kaiser Wuzong die meisten der 4.600 Kloster und 40.000 Schreine zerstoren oder in offentliche Gebaude umwandeln und den klosterlichen Besitz beschlagnahmen, wodurch der Staat zusatzlich an das Kapital von Handelsgesellschaften gelangte, das den Tempeln unterstellt war.

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