Taking Tiger Mountain (By Strategy)
(dt.
Mit taktischem Geschick den Tigerberg erobern
) ist das zweite Soloalbum von
Brian Eno
, das von
Island Records
im November 1974 veroffentlicht wurde. Im Gegensatz zu seinem vorherigen Album
Here Come the Warm Jets
nutzte Eno eine Kernband mit funf Stammmusikern und weniger Gastmusikern. Wahrend der gleichen Periode produzierte Eno
Robert Calverts
Album
Lucky Leif and the Longships
. Die meisten Musiker spielten auf beiden Alben, darunter auch der Gitarrist und Co-Texter
Phil Manzanera
, der mit Eno schon bei
Roxy Music
zusammen spielte. Fur den kreativen Prozess der Produktion des Albums entwickelte Eno zusammen mit
Peter Schmidt
ein Kartenset mit Anweisungen, sogenannte
Oblique Strategies
(dt.
Schrage Strategien
).
Taking Tiger Mountain (By Strategy)
ist ein loses
Konzeptalbum
mit Themen von Spionage bis zur chinesischen kommunistischen Revolution. Die Musik des Albums ist peppig mit einem schwankenden Sound und dunklen Texten. Das Album war weder in den
Vereinigten Staaten
noch in
England
in den Charts, erregte aber großes Interesse in der Rockpresse.
Das Album war inspiriert durch eine Serie von Postkarten uber die chinesische
Modelloper
mit dem Titel
Taking Tiger Mountain by Strategy
(?Mit taktischem Geschick den Tigerberg erobert“). Eno beschrieben sein Verstandnis des Titels als Bezugnahme auf
the dichotomy between the archaic and the progressive. Half Taking Tiger Mountain ? that Middle Ages physical feel of storming a military position ? and half (By Strategy) ? that very, very 20th-century mental concept of a tactical interaction of systems
?die Gegensatzlichkeit zwischen dem Archaischen und dem Progressiven. Halb ?den Tigerberg erobern“, das mittelalterliche, korperliche Gefuhl der Ersturmung einer militarischen Stellung ? und halb ?durch Strategie“, das sehr, sehr dem zwanzigsten Jahrhundert entsprechende Mentalkonzept eines taktischen Zusammenspiels von Systemen.“
Eno und sein Freund Peter Schmidt entwickelten fur die Aufnahmen sogenannte
Oblique Strategies
, ein Deck von Karten, wobei jede Karte einen
Aphorismus
oder Strategie beinhaltet, die Kunstlern helfen soll, kreative Blockaden zu beseitigen, indem sie zum Querdenken anregen. Mit diesen Karten wurde wahrend der Aufnahme des Albums die jeweils nachste Aktion ausgelost (etwa ?sei dreckig“ oder ?lass Dir Deinen Nacken massieren“).
[1]
Eno und Schmidt, die die Worte auf dem Album als Ausdruck eines ?idiotischen Glucksgefuhls“ beschrieben, dehnten die Oblique Strategies schließlich auf uber 100 ?worthwhile dilemas“ (dt. ?erstrebenswerte Dilemmata“) aus, die beinahe in allen zukunftigen Aufnahmen und Produktionen angewendet wurden. Schmidt entwarf auch das Albumcover, das aus vier Drucken seiner Edition von uber funfzehnhundert einzigartigen
Lithografien
stammt sowie aus
Polaroidaufnahmen
von Eno, die auf den Liner Notes Lorenz Zatecky zugeschrieben werden.
Phil Manzanera
, der mit Eno schon bei Roxy Music zusammen gespielt hatte, außerte sich positiv uber die Erfahrungen wahrend der Aufnahme.
“...just doing anything we felt like doing at the time. The engineer we used, Rhett Davies, also did Diamond Head and 801 Live and Quiet Sun, so it was like family. There was a lot of experimenting and a lot of hours spent with Brian Eno, me, and Rhett in the control room doing all the things that eventually evolved into those cards, the Oblique Strategies, and it was just a lot of fun.”
?...wir taten nur das, was wir zu der Zeit tun wollten. Der Ingenieur, den wir nutzten, Rhett Davies, nahm auch schon Diamond Head und 801 Live und Quiet Sun auf, es war wie eine Familie. Es gab eine Menge zu experimentieren und viele Stunden verbrachten Brian Eno, ich und Rhett im Studio, um all die Dinge zu tun, aus denen sich schließlich diese Karten entwickelten, die Oblique Strategies, und es war eine Menge Spaß.“
Anders als auf den vorherigen Album,
Here Come the Warm Jets
, arbeitete Eno mit einer Kerngruppe von Musikern. Die Gruppe bestand aus Manzanera von Roxy Music,
Brian Turrington
und
Freddie Smith
von
The Winkies
und dem fruherer Sanger von
Soft Machine
,
Robert Wyatt
. Verschiedene Gastmusiker spielten auf ausgewahlten Stucken des Albums, darunter
Andy Mackay
von Roxy Music, und das
Portsmouth Sinfonia
, ein Orchester, in dem Eno einst Klarinette gespielt hatte. Das Orchester vertrat die Philosophie, dass jeder dem Orchester beitreten konnte, solange er keinerlei Erfahrung mit dem Instrument hatte, das er im Orchester spielen wollte. Mit dem Auftritt von
Phil Collins
revanchierte sich
Genesis
fur Enos Hilfe bei der Aufnahme von
The Lamb Lies Down on Broadway
.
Der Sound des Albums wurde als peppiger und vergnugter als das vorherige Album beschrieben wahrend die Texte eher dustere Themen zum Inhalt hatten. Die Texte wurden als bemerkenswert gebildet und humorvoll mit schnellen, feurigen, teilweise exzentrischen Reimen und mitleidslosen Aussagen.
Eno kreierte die Texte, indem er die instrumentalen Tracks abspielte, dazu Unsinnssilben sang, diese zu richtigen Wortern und Ausdrucken mit Sinn umformte. Der Bezug zu China erscheint in den Stucken
Burning Airlines Give You So Much More
,
China My China
und
Taking Tiger Mountain
. Steve Huey beschrieb bei
AllMusic
das Album durch diese so zusammengefassten Themen als
“It’s a loose concept album -- often inscrutable, but still playful -- about espionage, the Chinese Communist revolution, and dream associations...”
?Es ist ein loses Konzeptalbum, oft ratselhaft, aber doch spielbar, uber Spionage, die chinesische kommunistische Revolution und Traumassoziationen…
[2]
“
Auf die politischen Themen in den Texten und im Albumtitel angesprochen, erklarte Eno, er sei
“not Maoist or anything like that; if anything I’m anti-Maoist.”
?kein
Maoist
oder irgend so etwas; wenn uberhaupt, bin ich Anti-Maoist.
[3]
“
Das Album befasst sich mit verschiedenen
esoterischen
Themen.
Burning Airlines Give You So Much More
basiert auf dem den Unfall des
Turkish-Airlines-Flug 981
, einem der bis dahin schwersten Unfalle der Geschichte.
[4]
The Fat Lady of Limbourg
, Eno nannte das Stuck einen
Burroughs
-type song
, ist ein Stuck uber eine psychiatrische Anstalt in belgischen
Limbourg
.
The Great Pretender
beschreibt die Vergewaltigung einer Vororthausfrau durch eine durchdrehende Maschine.
[4]
Das Stuck
Third Uncle
wird als ein fruher Vorlaufer des
Punkrock
angesehen.
Bis auf die gekennzeichneten Ausnahmen stammen alle Songs aus der Feder von
Brian Eno
.
- Seite A
- 1.
Burning Airlines Give You so Much More
? 3:17
- 2.
Back in Judy’s Jungle
? 5:15
- 3.
The Fat Lady of Limbourg
? 5:05
- 4.
Mother Whale Eyeless
? 5:45
- 5.
The Great Pretender
? 5:11
- Seite B
- 6.
Third Uncle
(Brian Eno / Arrangement: Brian Turrington) ? 4:47
- 7.
Put a Straw Under Baby
? 3:25
- 8.
The True Wheel
(Eno, Phil Manzanera) ? 5:11
- 9.
China My China
? 4:44
- 10.
Taking Tiger Mountain
? 5:32
Das Album wurde bei Veroffentlichung von den Kritikern uberwiegend positiv beurteilt.
Robert Christgau
vom
Village Voice
gab dem Album die Note A-. Er schrieb uber das Album:
“Every cut on this clear, consistent, elusive album affords distinct present pleasure. Admittedly, when they’re over they’re over? you don’t flash on them the way you do on
Cindy Tells Me
and
Baby’s on Fire
. But that’s just his way of being modest.”
?Jedes Stuck auf diesem klaren, konsistenten, schwer fassbaren Album bietet ein eindeutiges Vergnugen. Zugegeben, wenn sie vorbei sind, sind sie vorbei ? du fahrst nicht auf sie ab wie auf
Cindy Tells Me
und
Baby’s on Fire.
Aber das ist nur seine Art, bescheiden zu sein.
[7]
“
Der Kritiker Ed Naha gab dem Album in der Zeitschrift Crawdaddy eine negative Bewertung.
“Much of the Wonderlandish magic found on Eno’s first LP is lost on this rocky terrain, being replaced by a dull, repetitive aura that is annoying as all hell.”
?Vieles der wunderlandischen Magie, die man auf Eno’s ersten LP gefunden hat, ging auf diesem steinigen Terrain verloren, ersetzt durch eine dumpfe, sich wiederholende Aura, die zu Tode nervt.
[3]
“
Retrospektiv wird das Album durchweg positiv rezensiert.
- ↑
Oblique Strategies.
Archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
27. Dezember 2012
;
abgerufen am 18. Januar 2013
.
Info:
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@1
@2
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- ↑
Review bei Allmusic.
Abgerufen am 19. Januar 2013
.
- ↑
a
b
Eric Tamm:
Brian Eno: His Music and the Vertical Color of Sound.
Verlag Da Capo Press,
ISBN 0-306-80649-5
.
- ↑
a
b
Jim DeRogatis:
Turn on Your Mind: Four Decades of Great Psychedelic Rock.
Verlag Hal Leonard Corporation,
ISBN 0-634-05548-8
.
- ↑
Review von Steve Huey
auf allmusic.com (abgerufen am 31. Oktober 2023)
- ↑
Review von Douglas Wolk
auf pitchfork.com (abgerufen am 31. Oktober 2023)
- ↑
Eno: Taking Tiger Mountain (By Strategy, Island, 1975).
Abgerufen am 19. Januar 2013
.