Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung. Naheres sollte auf der
Diskussionsseite
angegeben sein. Bitte hilf mit, ihn zu
verbessern
, und entferne anschließend diese Markierung.
Eine systematische Ubersichtsarbeit ist die hochste Form der Erkenntnis in der Wissenschaft.
Eine
systematische Ubersichtsarbeit
(
englisch
systematic review
), meist schlicht (der, die oder das)
Review
, ugs. auch
Meta-Studie
, ist eine
wissenschaftliche Arbeit
in Form einer Literaturubersicht, die zu einem bestimmten Thema durch geeignete Methoden versucht, alles verfugbare Wissen zu sammeln, zusammenzufassen und kritisch zu bewerten. Grundlage jeder Ubersichtsarbeit ist die bereits publizierte
Fachliteratur
.
Grundsatzlich kann zwischen unsystematischen (narrativen) und systematischen Literatur-Reviews unterschieden werden.
[1]
Innerhalb der systematischen Literatur-Reviews existiert eine Vielzahl an Arten von Ubersichtsarbeiten. Die haufigsten sind:
Rapid systematic Review, Scoping Review,
Umbrella Review
.
[2]
[3]
Im Zuge der
COVID-19-Pandemie
kamen
Rapid Reviews
eine neue Bedeutung zu, da im Vergleich zu systematischen Literatur-Reviews schnell verfugbare
Evidenz
fur gesundheitsrelevante Fragestellungen zur Verfugung steht.
[4]
Reviews konnen insbesondere bei quantitativen Angaben durch eine
Metaanalyse
erganzt werden. Reviews verfolgen verschiedene Absichten, unter anderem:
- Dem Leser soll eine aktuelle Ubersicht uber ein bestimmtes wissenschaftliches Thema geboten werden. Reviews erscheinen haufiger als
Fachbucher
zum selben Thema, auch ist der Aufwand zur Erstellung der Ubersichtsarbeit geringer. Schließlich sind manche Themen derart spezialisiert, dass sich die Herausgabe eines Buches nicht lohnen wurde.
- Das Review-Format erlaubt es, auch kleinere, wenig beachtete und wenig aussagekraftige Studien in einen Kontext zu setzen. Dies ist insbesondere in der Medizin gebrauchlich, wo zu seltenen Erkrankungen und Komplikationen oft nur einzelne
Fallberichte
existieren, die dann alle paar Jahre im Licht neuerer Erkenntnisse zusammengefasst und kritisch gewurdigt werden.
- Des Weiteren dienen Review-Artikel auch dazu, Wissenslucken oder Mangel in den bisherigen Datenbestanden zu beschreiben. Im selben Atemzug werden auch neue Forschungsansatze vorgeschlagen.
Systematische Ubersichtsarbeiten weisen die hochste Beweiskraft aller wissenschaftlichen Arbeiten auf (siehe
Evidenzgrad
),
[5]
da die Verfasser zu den ursprunglichen Artikeln keinen personlichen Bezug haben (
Interessenkonflikt
). Außerdem liegt der Zweck eines Reviews gerade darin, altere Facharbeiten kritisch zu wurdigen.
Durch den technischen Fortschritt wurde es deutlich erleichtert, systematische Ubersichtsarbeiten zu erstellen. Dies liegt vor allem an den Datenbanken, in welchen veroffentlichte wissenschaftliche Arbeiten registriert und uber Suchbegriffe aufzufinden sind. Fruher mussten von Hand verschiedene Kataloge durchgesehen werden:
Fur Ubersichtsarbeiten wesentlich sind eine klare Definition der Thematik und die Erstellung von Relevanzkriterien fur die Fachartikel. Daraus folgt eine Auswahl der zu benutzenden Datenbanken und Kataloge (
Web of Science
,
Embase
,
Google Scholar
,
Scopus
,
PubMed
,
…) und gegebenenfalls eine nachvollziehbare Beschrankung auf bestimmte Jahrgange (z. B. ?Literatur der letzten 20 Jahre“). Es ist zu klaren, inwiefern sogenannte
graue Literatur
(
Diplomarbeiten
, sonstige unveroffentlichte Arbeiten auf Hochschulniveau) einzubeziehen ist.
Die Suchergebnisse mussen gefiltert werden, da nicht alle Studien fur das gewahlte Thema relevant sind. Ublich ist ein mehrstufiges Verfahren:
- Durchlesen der Titel aller Artikel
- falls in Schritt 1 als relevant empfunden:
Abstract
durchlesen
- falls in Schritt 2 als relevant empfunden: ganze Arbeit durchlesen
- Extraktion der relevanten Angaben und Daten
Ist eine Arbeit schließlich als relevant bewertet worden, kann ihr
Literaturverzeichnis
nach weiterer einschlagiger Literatur durchsucht werden (sogenannte Schneeball-Technik). Je nach Fragestellung kann die als relevant identifizierte Literatur schließlich nach qualitativen Maßstaben gewichtet werden, um methodisch mangelhafte Studien auszuschließen. Im Gesundheitsbereich geschieht dies etwa nach den Richtlinien der
GRADE Working Group
.
[6]
Außerdem muss der
Publikationsbias
ermittelt werden, da nicht alle Forschungsarbeiten veroffentlicht werden, wahrend aber die Ubersichtsarbeit ein vollstandiges Bild aller Forschungsarbeiten vermitteln soll.
Hervorzuheben ist hier
Annual Reviews
,
ein Verlag, welcher fur mehr als 30 Sachgebiete jahrliche Ubersichtsarbeiten veroffentlicht.
Beispiele fur Zeitschriften, die Zusammenfassungen uber großere Arbeitsgebiete veroffentlichen, sind
Accounts of Chemical Research
,
Angewandte Chemie
,
Chemical Reviews
,
Chemical Society Reviews
,
Synlett
,
Synthesis
,
Tetrahedron
und
Uspechi Chimii /
Russian Chemical Reviews
.
[7]
In einigen dieser Zeitschriften erscheinen parallel auch Originalarbeiten.
In der
evidenzbasierten Medizin
werden systematischen Ubersichtsarbeiten
randomisierter kontrollierter Studien
(RCTs) die hochste Beweiskraft fur den Nachweis einer
therapeutischen Wirksamkeit
zugeschrieben.
[5]
Der großte Herausgeber systematischer Ubersichtsarbeiten in der Medizin ist
Cochrane
.
In der Physik gibt es eine Vielzahl von Zeitschriften zur Veroffentlichung von Ubersichtsarbeiten.
Reviews of Modern Physics
ist dabei eine der altesten und angesehensten Zeitschriften.
Systematische Literaturanalysen haben erst spat eine weite Verbreitung in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gefunden und stellen inzwischen eine etablierte Methode dar.
[8]
Durach et al. haben methodische Schritte vorgestellt, die in diesen Wissenschaften hilfreich bei der Durchfuhrung einer systematischen Literaturanalyse sein konnen.
[9]
Studien zum
Wissenstransfer
in der
Chemie
wiesen nach, dass Anderungen in einschlagigen Artikeln der Wikipedia Aktualisierungen in zahlreichen wissenschaftlichen Zeitschriften nach sich ziehen und vielfach von fachkundigen Autoren als eine Art Sammlung relevanter Literatur verwendet werden. Damit nahmen manche Wikipedia-Artikel eine quasi aquivalente Rolle zu akademischen Reviews ein.
[10]
- Trisha Greenhalgh:
How to read a paper: Papers that summarise other papers (systematic reviews and meta-analyses)
. In:
BMJ
.
Band
315
, 1997,
S.
672?675
,
doi
:
10.1136/bmj.315.7109.672
(englisch).
- Deborah J. Cook, Cynthia D. Mulrow, R. Brian Haynes:
Systematic Reviews: Synthesis of Best Evidence for Clinical Decisions
. In:
Annals of Internal Medicine
.
Band
126
,
Nr.
5
, 1. Marz 1997,
S.
376?380
,
doi
:
10.7326/0003-4819-126-5-199703010-00006
(englisch).
- Nicola Doring, Jurgen Bortz:
Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften
. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2016,
ISBN 978-3-642-41089-5
,
doi
:
10.1007/978-3-642-41089-5
.
- ↑
Lydia Prexl:
Mit der Literaturubersicht die Bachelorarbeit meistern fur Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2017,
ISBN 978-3-8252-4549-8
.
- ↑
Benjamin Barnes, Maike Buchmann, Rebekka Mumm, Enno Nowossadeck, Diana Peitz, Franziska Prutz, Benjamin Wachtler, Antje Wienecke:
Evidenzsynthesen in Public Health: ein Uberblick
. In:
Zeitschrift fur Evidenz, Fortbildung und Qualitat im Gesundheitswesen
.
Band
175
, Dezember 2022,
S.
17?28
,
doi
:
10.1016/j.zefq.2022.09.003
,
PMID 36335008
,
PMC 9630138
(freier Volltext).
- ↑
Anthea Sutton, Mark Clowes, Louise Preston, Andrew Booth:
Meeting the review family: exploring review types and associated information retrieval requirements
. In:
Health Information & Libraries Journal
.
Band
36
,
Nr.
3
, September 2019,
ISSN
1471-1834
,
S.
202?222
,
doi
:
10.1111/hir.12276
(englisch).
- ↑
Andreas Seidler, Barbara Nußbaumer-Streit, Christian Apfelbacher, Hajo Zeeb, fur die Querschnitts-AG Rapid Reviews des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19:
Rapid Reviews in Zeiten von COVID-19 ? Erfahrungen im Zuge des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 und Vorschlag eines standardisierten Vorgehens
. In:
Das Gesundheitswesen
.
Band
83
,
Nr.
3
, Marz 2021,
ISSN
0941-3790
,
S.
173?179
,
doi
:
10.1055/a-1380-0926
,
PMID 33634462
,
PMC 8043586
(freier Volltext).
- ↑
a
b
Khalid S. Khan, Regina Kunz:
Systematische Ubersichten und Meta-Analysen: Ein Handbuch fur Arzte in Klinik und Praxis sowie Experten im Gesundheitswesen
. Springer, Berlin 2004,
ISBN 3-540-43936-6
.
- ↑
gradeworkinggroup.org
- ↑
Heinz G. O. Becker u. a.:
Organikum
. 23. Auflage. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2009,
ISBN 978-3-527-32292-3
,
S.
132
.
- ↑
Cita Wetterich, Erik Planitz:
Systematische Literaturanalysen in den Sozialwissenschaften eine praxisorientierte Einfuhrung
. Verlag Barbara Budrich, Opladen/Berlin 2021,
ISBN 978-3-8474-2430-7
.
- ↑
Christian F. Durach, Joakim Kembro, Andreas Wieland:
A New Paradigm for Systematic Literature Reviews in Supply Chain Management
. In:
Journal of Supply Chain Management
.
Band
53
,
Nr.
4
, 2017,
doi
:
10.1111/jscm.12145
(englisch).
- ↑
Neil Thompson, Douglas Hanley:
Science Is Shaped by Wikipedia: Evidence From a Randomized Control Trial
. ID 3039505. Social Science Research Network, Rochester, NY 13. Februar 2018 (
ssrn.com
[abgerufen am 25. Februar 2023]).