Stuart Hall (Soziologe)

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Stuart Hall

Stuart McPhail Hall (* 3. Februar 1932 in Kingston , Jamaika ; † 10. Februar 2014 in London ) war ein britischer Soziologe und zahlte zu den wichtigsten Intellektuellen marxistischer Orientierung. Als einer der Begrunder und Hauptvertreter der Cultural Studies beschaftigte er sich vor allem mit kulturellen Praktiken und gab antikolonialistischen und antiimperialistischen Bewegungen wichtige Impulse. [1] Er pragte den Begriff ? Thatcherismus [2] und war Mitbegrunder der ? New Left “. [3] Stuart Hall galt als einer der fuhrenden Kulturtheoretiker Großbritanniens. [4]

Hall wuchs in einer Mittelklassefamilie in Kingston/Jamaika auf. Am dortigen College hatte er eine englische Erziehung im klassischen Stil. Seit er 1951 als Rhodes-Stipendiat nach Oxford kam, lebte er in Großbritannien. Von 1957 bis 1961 gehorte er dem Herausgeberkomitee der New Left Review an. In dieser Zeit begann er auch seine Lehrtatigkeit, zunachst an hoheren Schulen, ab 1964 am Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) der Universitat Birmingham . Von 1968 bis 1979 war er als Nachfolger von Richard Hoggart der dortige Direktor. 1964 hatte dieser das CCCS gegrundet, um kulturelle Praktiken interdisziplinar zu untersuchen. 1979 wurde Hall Professor fur Soziologie an der Open University . Seine Motivation dafur war, Menschen ohne akademische Ausbildung zu erreichen. Dort lehrte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1997. In den Jahren 1995 bis 1997 war er Prasident der British Sociological Association . [5] [6] [7] 2005 wurde er zum Mitglied der British Academy gewahlt. Er starb am 10. Februar 2014, infolge von Komplikationen nach einer Operation wegen Nierenversagen, eine Woche nach seinem 82. Geburtstag. [8]

Er war verheiratet mit Catherine Hall .

Stuart Hall als Autor

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Die folgenden Abschnitte stellen die fur Hall im Rahmen der Cultural Studies wichtigen Begriffe vor. Im theoretischen Zentrum seiner Arbeit stand die Suche nach einem angemessenen Verstandnis der Entstehung und diskursiven Veranderung symbolischer bzw. kultureller Formationen, die fur alle Individuen von ihren jeweiligen sozialen Positionen aus kodiert und dekodiert werden. Durch den Sprung von der Kolonialkultur in die imperiale Herrschaftskultur brachte er das notige Sensorium fur solche Fragen mit. [9] Dementsprechend bezeichnete er sich selbst auch als ?Diaspora-Intellektuellen“.

In der Art der textlichen Produktion nahm Stuart Hall eine Sonderstellung ein. Er hat keine einzige Monographie verfasst, dafur aber eine große Menge an Artikeln in essayhafter Form, die vielfach disziplinubergreifend und stark philosophisch gepragt sind. Oft war er auch nicht als alleiniger Autor verzeichnet, da er großen Wert auf gemeinschaftliches Arbeiten legte.

Von Terry Eagleton wurde er weniger als ein origineller Denker, denn als brillanter ? bricoleur [10] bezeichnet, einer der einfallsreich mit den Ideen Anderer bastelt: “ He does stand for all the Right Things in the arena of cultural studies: impeccably anti-essentialist, anti-totalising, anti-reductionist, anti-naturalist and anti-teleological. [11]

?Kultur“ in den Cultural Studies

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Der Beginn der Cultural Studies fallt zusammen mit der Grundung des Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS), das Richard Hoggart 1964 ins Leben rief. Als bekanntester Vertreter oder Kopf des Institutes galt aber Stuart Hall. Als Vertreter der Cultural Studies befasste er sich in seinen Schriften mit Fragen der Kultur, Macht und Identitat.

Das Forschungsfeld der Cultural Studies ist Kultur im weitesten Sinn. Fur einen ihrer Grundungsvater, Raymond Williams , stellt Kultur eines der kompliziertesten Worter der englischen Sprache dar. [12] In seinem Buch The Long Revolution bricht er mit der Vorstellung einer Entgegensetzung von hoher und niedriger Kultur bzw. mit der Vormachtstellung der hohen Kultur. Fur Hall war dies eine wichtige Zasur, in deren Folge er sich oft mit Popularkultur beschaftigte. Er selbst schreibt, in The Long Revolution wurde das Konzept von Kultur demokratisiert werden: Dieses ?besteht nicht langer aus der Summe des ?Besten was je gedacht und geschrieben wurde‘, als Hohepunkt einer entwickelten Zivilisation ? das Ideal von Perfektion, nach dem in der fruheren Bedeutung alle strebten. […] ?Kultur‘ in diesem speziellen Sinn, ist etwas ?Gewohnliches‘.“ [13]

Das sogenannte ?magische Dreieck“ [14] der Cultural Studies setzt sich aus der Trias Kultur-Macht- Identitat zusammen. Alle Formen von Kultur fungieren als Material individueller Identitaten sowie sozialer Bewegungen und bestimmen ihre Auspragungen. Eine strenge Definition von Kultur gibt Hall nicht. Er versucht den Begriff so offen wie moglich zu halten und erweitert ihn uber seine eigenen Grenzen. So antwortet er auf die Frage, was fur ihn das Spezifische an den Cultural Studies sei: ?Ich glaube, die Frage der Politik des Kulturellen oder der Kultur des Politischen kommt dem Begriff sehr nahe oder steht im Zentrum der Cultural Studies.“ [15]

Fur Hall ist ohne theoretische Arbeit keine Intervention in hegemoniale Prozesse bzw. eine Veranderung der sozialen Praxis moglich: ?Cultural Studies gehen davon aus, daß es einer Menge an theoretischer Arbeit bedarf, um die Dunkelheit des Offensichtlichen zu erhellen.“ [16] Dabei muss die Theorie den minimalen Abstand zu unserer Alltagskultur vergroßern, denn gerade weil sie uns so nahe ist, bleibt sie in der Regel im Dunkeln. Erst die Distanzierung durch das Instrument der Theorie, so die These der Cultural Studies, kann ein Verstandnis der Alltagskultur ermoglichen. [17] Daher die bei Hall unterschiedliche Quellen nutzende Begriffsarbeit, z. B. mit der Reprasentation und Artikulation , mit dem Kodieren und Dekodieren und mit den schwebenden Signifikanten [18] im 'Rasse'-Diskurs .

Soziale Praxis produziert Bedeutungen

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Die erkenntnistheoretische und linguistische Dimension der Entstehung kultureller bzw. symbolischer Formen untersuchen die Cultural Studies mit dem Begriff der Reprasentation . [19] Reprasentation ist die Produktion von Bedeutungen durch soziale Praxis und Sprache und die Festigung dieser Reprasentation der sozialen Welt in einer Kultur.

Der springende Punkt fur Hall besteht darin, dass wir unsere Umgebung nicht ?an sich“ wahrnehmen konnen, sondern immer nur vermittelt durch ein Netz von Bedeutungen, Wertungen und daher: Vor-Urteilen. Die Umwelt ist nie der Ort von ?ursprunglichen“ Bedeutungen, sondern wir sind es, die durch kulturelle Praxis Bedeutung verleihen. Wenn diese Zuschreibenden uber einen langen Zeitraum hinweg bestehen, konne es scheinen, als ob manche von ihnen ?naturlich“ oder ?unausweichlich“ seien. Da solche Zuschreibungen immer kulturell, sozial und sprachlich etabliert werden, befinden sie sich aber unaufhorlich in einem langsamen Wandel und werden nie ganz zu fixieren sein. [20]

Die Bedeutung von Reprasentation im Sinne von ?Stellvertretung fur etwas“ tritt fur Hall in den Hintergrund. Reprasentation erstreckt sich auf zwei Systeme: Das erste sind die ?concepts and images“, unsere Gedanken von etwas. Das zweite ist deren Austausch im Medium der Sprache. Die Verbindung zwischen beiden ist das, was Hall als Reprasentation bezeichnet: ?Representation is the production of the meaning of the concepts in our minds through language. It is the link between concepts and language which enables us to refer to either the ?real‘ world of objects, people or events, or indeed to imaginary worlds of fictional objects, people and events.“ [21]

Dieses Modell der Reprasentation dreht die ubliche lineare Aufeinanderfolge ( erst ein Ereignis außerhalb von uns, dann die Bedeutung) um: Nur die schon mit Bedeutungen operierende Sprache ermoglicht es uns, unsere Wahrnehmungen zu beschreiben und damit Bedeutungen zeitweilig zu fixieren. Ereignisse existieren fur uns nur durch die Form und in der Form der Reprasentation, der Sprache. Daher haben fur Hall ?Kulturindustrien und kulturelle Reprasentationsregimes eine konstitutive und keine bloß reflexive, erst nach dem Ereignis auftretende Rolle“. [22] Die Theorie der Reprasentation operiert daher mit einem gemaßigten Konstruktivismus .

Bedeutungen werden ?artikuliert“

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Mit der Untersuchung von Mechanismen der Artikulation von Bedeutungen betreten die Cultural Studies das Feld der Hegemonie -Analysen. Unter Artikulation versteht Hall die Verknupfung von sozial relevanten Bedeutungen zur Identitat einer sozialen Gruppe im Kontext einer diskursiv stabilisierten oder de-stabilisierten Formation von Hegemonie. [23]

Ein Beispiel fur eine umfassende kulturelle Artikulation von Bedeutungen ist jede Nationalkultur. Sie werde diskursiv konstruiert und ein Identitats-Diskurs musse dafur verschiedene Aufgaben losen: Aus den vorhandenen differenten Elementen der Teilkulturen einer Gesellschaft (Zugehorigkeit zu verschiedenen Klassen , Rassen , Ethnien , Geschlechtern ) mussten jene Einstellungen und Verhaltensweisen bis hin zur Genderformierung und Sexualitat [24] ?artikuliert“, also ausgewahlt, moglichst widerspruchsfrei verbunden und verstarkt werden, die den hegemonialen Interessen am besten zuarbeiten. Andere aber mussen unterdruckt werden, sofern sie diese Ausrichtung storen. Und ?die Unebenheiten einer turbulenten und umstrittenen Historie“ wurden narrativ in eine sinnvolle und ?zeitlose Kontinuitat“ umgedeutet ?und auf diese Weise (ein) Triumph noch in der Katastrophe erblickt.“ Hall konkretisiert seinen Befund am Beispiel der im britischen Imperialismus des 19. Jh. allmahlich vom Rassismus durchsetzten nationalen Kultur, am Beispiel von Americaness und Englishness, an den Weltkriegsschlachten der Somme und bei Dunkirchen sowie am Falklandkrieg . [25]

Der Begriff der Artikulation der Cultural Studies hat sich ab den 70er Jahren aus der Debatte rund um das Problem des marxistischen Reduktionismus von kulturellen bzw. ? Uberbau“-Formen auf eine bestimmte ?okonomische Basis“ entwickelt und bildet sozusagen “ a sign to avoid reduction ”: [26] Das meist naiv verstandene marxsche Dictum des ?das Sein bestimmt das Bewusstsein“ machte das Ratsel unlosbar, weshalb abhangige Klassen im Kapitalismus kein revolutionares Bewusstsein entwickelten. Artikulation ist ein theoretischer Ansatz, um deterministische Marx-Auslegungen zu lockern und liegt damit auf der Linie von postmarxistischen Stromungen , vor allem von Ernesto Laclau (Politik und Ideologie im Marxismus. Kapitalismus ? Faschismus ? Populismus), der die theoretischen Strange von Marx , Gramsci und Althusser verknupfte. Im Anschluss an Althusser und Laclau entwickelt Hall den Artikulationsbegriff von einer unspezifischen Metapher zu einer Theorie weiter, indem er sie als ein analytisches Instrument und als Weg fur hegemoniale Interventionen zusammenfuhrt. [27]

Auch die Bildung ethnischer Identitaten funktioniert als Artikulation unterschiedlicher Elemente: Die Konstruktion und Dekonstruktion von Identitaten (Was macht uns aus? Was gehort zu uns? Wer sind wir? Zu wem konnen wir werden?) sei, sich hier auf Jacques Derrida beziehend, ein zentraler Kampfplatz der Kulturpolitik. [28]

Artikulationen werden individuell gelesen

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Entscheidend fur die Moglichkeit einer linken Politik ist der Spielraum der Re-Artikulation von Diskurselementen, ist das Potenzial fur die Auflosung vorhandener und Neu-Bildung von Artikulationen und der bisher stabilen historischen Blocke. Diese Bedingungen der Moglichkeit von Widerstand untersuchte Hall mit dem von ihm geschaffenen Kommunikationsmodell Kodieren/Dekodieren . In der Landschaft der damaligen Medientheorie zeichnete sich durch diese Richtung eine Wende der Fragestellungen ab: weg von der Technik, der Apparatur und hin zur Politik: [29] Das damals ubliche Kommunikations-Modell ging von einer Sender-Nachricht-Empfanger-Struktur aus, die auf Harold Dwight Lasswell ( Who says what in which channel to whom with what effect? ) zuruckging.

Der Ausgangspunkt der von Hall geleiteten ?Media Group“ am CCCS war die Erkenntnis, dass die Medien im hegemonialen ?Kampf um Bedeutung“ oder im ?Kampf im Diskurs“ eine elementare Funktion erfullen. Wie stark der Einfluss von Medien auf den Alltagsverstand ist, lasst sich kaum uberschatzen ? aber auch im Einzelfall nicht voraussagen ? angesichts ihrer Produktion sozialen Wissens, der Festigung von Werten, Bildern, Klassifikationen und Lebensstilen.

Hall wendet sich gegen ein deterministisches Verstandnis von Bedeutung in Kommunikationsprozessen. Er betont immer wieder die mehrschichtigen und multireferentiellen Aspekte von Bedeutung, die sich je nach Kontext ergeben konnen. Anstelle der Akteure Sender/Empfanger setzt er die Funktionen Kodieren/Dekodieren ein. Dadurch wird das Prozesshafte, die Re-Artikulation diskreter Elemente betont. [30]

Wird ein Ereignis in den Nachrichten gezeigt, so muss es zuerst einmal in ?Nachrichtenform“ gebracht werden und ?den Regeln eines Fernsehapparates entsprechend“ verbildlicht werden. Gleichzeitig muss dieses transponierte Geschehnis auch vor einem gesellschaftlichen Diskurshorizont mit seinen zur Verfugung stehenden Kodes ubersetzbar werden. Je nachdem, ob Kodierung und Diskurshorizont Uberschneidungen aufweisen, wird die Nachricht mit Bedeutung versehen. [31] Die relative Autonomie der Konsumenten druckt sich darin aus, dass Hall ihnen d rei idealtypische Lesarten zurechnet: eine sich unterordnende Vorzugslesart, eine ausgehandelte Lesart mit partiellen Abweichungen der Dekodierenden und eine oppositionelle Lesart. Schlussendlich lassen sich die drei wesentlichen Thesen [32] des Essays so zusammenfassen, dass 1. Bedeutung nie vollig vom Sender fixiert oder determiniert wird, dass 2. eine Nachricht nie vollkommen transparent ist und dass 3. das Empfangen einer Nachricht kein passiver Vorgang sein kann. Eine linke Politik hat demnach einen Spielraum fur die Re-Artikulation von Diskurselementen, wenn sie sich im Kampf um Bedeutungen engagiert. [33]

Lesarten werden ethnisch vermittelt

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Die Kodierung und Dekodierung von kulturellen Elementen findet im Rahmen von ethnisch bestimmten sozialen Praxen statt. Unter Ethnie versteht Hall eine bestimmte Art von Differenz bzw. Ubereinstimmung (gemeinsame Sprachen, Traditionen, religiose Uberzeugungen, Sitten, Rituale), die einzelne Gruppen verbinden. Der Begriff der Ethnie, der stets in Gefahr sei, ?die Kultur in Richtung der Natur abgleiten zu lassen“, sei in den USA in den 1960er und 1970er Jahren sehr umstritten gewesen, kehre aber jetzt (1994) mit den Einwanderungswellen aus Mittel- und Sudamerika, der Karibik und aus Asien in einer positiven Neubewertung zuruck. [34]

Fur die Anerkennung des Stellenwerts, den ?Geschichte, Sprache und Kultur fur die Konstruktion von Subjektivitat und Identitat“ [35] einnehmen, benutzt Hall mit Absicht den vorbelasteten Ausdruck ?Ethnizitat“. Er schreibt eine andere Art der Differenz in diesen Begriff ein, um ihn dem Pejorativ des rassistischen Diskurs´ zu entreißen. Die vom Rassismus konstruierte Differenz ? zwischen schwarz und weiß beispielsweise ? ist eine starre, unuberbruckbare, wahrend Hall von einer Differenz spricht, die angelehnt ist an die differance von Jacques Derrida . Daraus folgt eine Entkoppelung der ?Ethnizitat“ von Rassismus, Nationalismus, Imperialismus und Staat, mit der konsequenten Feststellung, dass ?wir alle von einer bestimmten gesellschaftlichen Position aus sprechen, aus einer bestimmten Geschichte heraus, aus einer bestimmten Erfahrung, einer bestimmten Kultur […]. In diesem Sinne sind wir alle ethnisch verortet, unsere ethnischen Identitaten sind fur unsere subjektive Auffassung daruber, wer wir sind, entscheidend.“ [36]

Spricht man nun aber von ?ethnischen Minderheiten“, etabliere sich eine binare Struktur, in der eine dominante weiße Mehrheit, also die Ethnie der Weißen, zu einem Maßstab erhoben wird, der als sozialer Sonderfall gar nicht mehr wahrgenommen werden kann: In einer weißen Mehrheitsgesellschaft fuhrt die Artikulation der dominanten Hautfarbe mit ?Normalitat“ zur Unsichtbarkeit weißer Haut und der mit ihr verknupften gesellschaftlichen Vorteile. [37] Diesen ?toten Winkel“ fullt Hall, indem er den Gebrauch des Begriffs der Ethnizitat erweitert und jedem Individuum eine ethnische Herkunft mit bestimmter Geschichte und Erfahrung zurechnet: in den USA und in Europa ist die Ethnie der Weißen die umfangreichste. [38]

Ethnien sind fur Hall ambivalente soziale Formationen, da sie Identitaten im politischen Kampf konstruieren und mobilisieren, aber ebenso auch in ein sich ausweitendes ?fragmentierendes Feld von Antagonismen“, in Konflikte um die soziale Hierarchisierung von Ethnien, also in interethnischen Rassismus verwandeln konnen. [39] In besonderer Scharfe treten die Konsequenzen dieser Mechanismen der Artikulation und Kodierung/Dekodierung bei der Konstruktion von kultureller Identitat und 'Rasse' zu Tage. Halls Analysen zur Identitat versuchen nicht so sehr, das einzelne Individuum zu begreifen, sondern sie berucksichtigten immer Identitatsbildungen in der Beziehung zwischen Selbst und Anderen. [40] So ist z. B. die Korperbeschreibung ?schwarz“ schon ?eine wesentlich politisch und kulturell konstruierte Kategorie“: der schwarze Korper ist immer schon ein diskursiv uberformter Korper, ein mit sozialen Erwartungen, mit zugeschriebenen Eigenschaften, Starken, Schwachen und Angsten verknupfter Korper. Im Schwarzsein werden Bedeutungen mit der Korperfarbe verbunden, also ?artikuliert“ (siehe oben) und diese Konstruktion von Schwarzheit sei, sich hier auf Ernesto Laclau berufend, zentral fur den Aufbau von Hegemonie . [41] Ein sich fortwahrend anderndes, ?gleitendes“ Zusammenspiel von korperlichen Merkmalen und alltaglicher Diskriminierung vor dem Hintergrund sozialhistorisch entstandener Benachteiligungen versteht Hall als ?rassischen Diskurs“, der die ?gesellschaftlichen Praktiken von Mannern und Frauen in ihren alltaglichen Interaktionen miteinander organisier(-t) und regulier(-t)“ und soziale Herrschaft stabilisiert. [42]

Geschichtsvergessenheit der Postmoderne

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Hinsichtlich der Postmoderne nimmt Hall eine ambivalente Haltung ein. Positionen wie derjenigen Baudrillards , welchem er zurechnet ?wir befanden uns am Ende aller Praxen der Reprasentation und Bedeutungsgebung“, kann er sich nicht anschließen. ?Gerade der Begriff ?Postmoderne? entlasst einen aus der Notwendigkeit zu erkennen, was neu ist, und zu versuchen, historisch zu begreifen, wie es produziert wurde. Die Postmoderne versucht die Vergangenheit zu versiegeln, indem sie sagt, die Geschichte ist zu Ende, deshalb mussen wir nicht mehr zu ihr zuruck. Es gibt nur die Gegenwart und alles was wir tun konnen ist, in sie einzutauchen.“ [43]

Neben dieser Kritik an Baudrillard vermisst er bei Michel Foucault , den er ansonsten großteils positiv rezipiert, dass die ideologische Dimension im Diskursiven keine Berechtigung findet. Ohne diese Begriffe der Reprasentation, Bedeutungsgebung oder Ideologie wurde sich Hall nicht im Stande sehen, Gesellschaften und ihre sozialen Praxen angemessen zu verstehen. [44]

Heute konne man nur eine ?Bedeutungsanalyse ohne den Trost eines endgultigen Abschlusses durchfuhren, mehr auf der Basis eines semantischen Uberfalls. Man muss die Fragmente finden, ihren Zusammenhang entziffern und sehen, wie man einen chirurgischen Schnitt anbringen kann, wie man die Mittel und Instrumente kultureller Produktionen anordnen und neu ordnen kann. Das begrundet die neue Ara. Aber obgleich diese die eine wahre Bedeutung in Teile zersplittert und einen in das Universum einer endlosen Pluralitat von Kodes versetzt, zerstort es nicht den Prozess des Kodierens, der immer beinhaltet, einen willkurlichen Abschluss aufzuzwingen. Es bereichert diesen Prozess sogar, denn wir verstehen Sinn oder Bedeutung nicht mehr als naturlichen, sondern als einen willkurlichen Akt ? als die Intervention der Ideologie in die Sprache.“ [45]

Seiner Zeit voraus: Analyse des Thatcherismus

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In einem Artikel in der Zeitschrift Marxism Today pragte Hall im Januar 1979 ? bereits vier Monate vor Margaret Thatchers Amtsantritt als Premierministerin ? den Begriff Thatcherismus . Damit war er einer der Ersten, die mit dem Amtsantritt eine neue Epoche der Politik in Großbritannien erahnten. In der Linken sahen zu dieser Zeit viele Thatcher wenig mehr als eine ?schrille Hausfrau“. Stuart Hall sah die Wurzel des Thatcherismus in der Enttauschung großer Teile der Arbeiterklasse, unter anderem uber die Burokratie im Staat und die mangelnden alternativen gesellschaftlichen Visionen der Gewerkschaften. Thatcherismus, so Hall, habe die Konturen des offentlichen Denkens verandert, indem er mit grundsatzlich als eher unpolitisch angesehenen Fragen wie Kultur und Moral die Bevolkerung angesprochen habe. Hall sah die Premierministerin als ?historische Personlichkeit“ im Sinne Hegels , deren Politik weit großere gesellschaftliche Einflusse reprasentiere. Hall empfahl der Linken auf der kulturellen Ebene, mit neuen sozialen Bewegungen aus dem Bereich des Multikulturalismus , der Lesben- und Schwulenbewegung und der Umweltbewegung zusammenzuarbeiten. [46]

Letzte Positionen

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Fur Hall war das Leben mit Differenz ??das‘ Problem des einundzwanzigsten Jahrhunderts“ und die diskursive Artikulation von Abgrenzungen und Gemeinsamkeiten das zentrale Feld der Politik. Vor allem die ´weiße Identitat´ in den westlichen Industriestaaten werde durch die Einwanderungen aus dem globalen Suden destabilisiert. Die im Kampf um eine weiße Hegemonie wichtigsten ideologischen Konstrukte seien daher 'Rasse', Ethnie und Nation. [47]

Rasse

Der 'Rasse'-Diskurs verteile soziale Ressourcen und Lebenschancen, indem er auf verschiedene Weisen die Gesellschaft spaltet und versucht, ?jede Identitat in dem ihr jeweils zugewiesenen Habitat zu fixieren.“ Die Zuschreibung von biologischen Ursachen fur prekare oder privilegierte Lebensverhaltnisse werde mit offensichtlichen korperlichen Differenzen in Hautfarbe, Statur und Haarwuchs legitimiert. Diese offensichtlichen Unterschiede gelten als Beleg fur etwas Bedeutsames, als Beweis der Existenz von 'Rassen'. Diese Einschreibung des Andersseins in den Korper, diese ?Epidermisierung“ der Differenz sei durch die gegenteiligen Ergebnisse der Biowissenschaften nur schwer zuruckzudrangen.

Ethnie

Unter ? Ethnie “ versteht Hall allgemein eine bestimmte Art von Differenz bzw. Ubereinstimmung (gemeinsame Sprachen, Traditionen, religiose Uberzeugungen, Sitten, Rituale), durch die sich dann Minderheiten seit den 1970er Jahren selbstbewusst von der Mehrheitsgesellschaft und von anderen Ethnien abgrenzten. Durch eine Vielfalt von symbolischen Praxen in Kleidung, Musik und Tanz, Sprache, Kunst usw. werde eine ethnische Identitat innerhalb dieser Gruppen und zwischen ihnen und anderen Teilen der Gesellschaft dynamisch verhandelt. Hall erwartete eine wachsende ?Hybridisierung“, eine Vermischung von Kulturen anstelle einer Homogenisierung kultureller Formen.

Nation

Die sozial-historische Entwicklung zu Nationalstaaten habe immer schon eine kulturelle Seite gehabt, in der durch eine mehr oder weniger koharente Erzahlung eine imaginare Gemeinschaft, die nationale Identitat diskursiv geformt wurde. Diese werde durch den transnationalen Kapitalismus, die Schwachung des Nationalstaates durch die Privatisierung seiner Vorsorgeinstitutionen und die Migration von Ethnien aus der globalen Peripherie in die Zentralen unterlaufen. Das destabilisiere auch die bisher dominierende ´weiße Identitat´, die sich mit neuem Nationalismus und Rassismus gegen eine Anderung der bisherigen Artikulation wehrt. Aber die ethnische Hybridisierung auch der nationalen Kulturen, ihre diskursive Veranderung und die Implantierung auch progressiver Elemente werde auch den weißen, rassistischen Nationalismus in Frage stellen. [48]

Hall galt als Vorlaufer des Postkolonialismus und der ?Subaltern Studies“, als deren Vertreter unter anderen Kwame Anthony Appiah , Rey Chow, Henry Louis Gates Jr., Paul Gilroy , Kobena Mercer, Edward Said und Gayatri Spivak gelten. [49]

Im Jahr 2007 wurde im Rivington Place in London die Stuart Hall Library vom Institute of International Visual Art eingerichtet.

Werke (Auswahl)

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Aufsatze aus der Reihe Ausgewahlte Schriften 1 bis 5 (Hamburg, Argument Verlag):

  • Ideologie, Kultur, Rassismus. Ausgewahlte Schriften 1
    • Das ?Politische‘ und das ?Okonomische‘ in der Marxschen Klassentheorie
    • Gramscis Erneuerung des Marxismus und ihre Bedeutung fur die Erforschung von ?Rasse‘ und Ethnizitat
    • Massenkultur und Staat
    • Die strukturierte Vermittlung von Ereignissen
    • Die Konstruktion von ?Rasse‘ in den Medien
    • Der Thatcherismus und die Theoretiker
    • Neuorientierung der Linken
    • Der Staat ? der alte Verwalter des Sozialismus
  • Rassismus und kulturelle Identitat. Ausgewahlte Schriften 2
    • Neue Ethnizitaten
    • Kulturelle Identitat und Diaspora
    • Das Lokale und das Globale: Globalisierung und Ethnizitat
    • Alte und neue Identitaten, alte und neue Ethnizitaten
    • ?Rasse‘, Artikulation und Gesellschaften mit struktureller Dominante
    • Der Westen und der Rest: Diskurs und Macht
    • Die Frage der kulturellen Identitat
  • Cultural Studies. Ein politisches Theorieprojekt. Ausgewahlte Schriften 3
    • Die Formierung eines Diaspora-Intellektuellen
    • Das theoretische Vermachtnis der Cultural Studies
    • Postmoderne und Artikulation
    • Die Bedeutung der Neuen Zeiten
    • Was ist ?schwarz‘ an der popularen schwarzen Kultur?
    • Fur Allon White. Metaphern der Transformation
    • Cultural Studies und die Politik der Internationalisierung
  • Ideologie, Identitat, Reprasentation. Ausgewahlte Schriften 4
    • Ideologie und Okonomie. Marxismus ohne Gewahr
    • Bedeutung, Reprasentation, Ideologie. Althusser und die poststrukturalistischen Debatten
    • Kodieren/Dekodieren
    • Das Spektakel des ?Anderen‘
    • Wer braucht ?Identitat‘?
    • Die Frage des Multikulturalismus
  • Populismus, Hegemonie, Globalisierung. Ausgewahlte Schriften 5
    • Der strittige Staat
    • Die Entstehung des reprasentativen/interventionistischen Staates, 1880er-1920er Jahre
    • Nicos Poulantzas: Staatstheorie
    • Popular-demokratischer oder autoritarer Populismus
    • Die Bedeutung des autoritaren Populismus fur den Thatcherismus
    • New Labours doppelte Kehrtwende
    • Bewegung ohne Ziel - The great moving nowhere show
    • ≫Die soziale Frage soll nicht gestellt werden≪. Ein Interview
    • Die Stadt zwischen kosmopolitischen Versprechungen und multikulturellen Realitaten
    • ≫Jeder muss ein bisschen aussehen wie ein Amerikaner≪ Uber die Bedeutung des Kulturellen furs Verstehen der Gesellschaft. Stuart Hall und Bill Schwarz im Gesprach
    • Zur Deutung der Krise. Stuart Hall und Doreen Massey erortern Ansatze zum Verstandnis der gegenwartigen Krise
    • Eine permanente neoliberale Revolution?
  • Die Schriften sind zudem erschienen in: Schriften in 2 Banden , Hamburg 2021, ISBN 978-3 86754-104-6 .

Außerdem ins Deutsche ubersetzt:

  • Cultural Studies: two paradigms , Media, Reihe Culture and Society . Januar 1980, Sage 2 (1): S. 57?72
    • deutsch: Die zwei Paradigmen der Cultural Studies . In: Karl Hornig/Rainer Winter (Hrsg.): Widerspenstige Kulturen. Cultural Studies als Herausforderung . Suhrkamp 1999, S. 13?42.
  • Kulturelle Identitat und Globalisierung . Karl Hornig/Rainer Winter (Hrsg.): Widerspenstige Kulturen. Cultural Studies als Herausforderung . Suhrkamp 1999, S. 393?441.
  • Ethnizitat: Identitat und Differenz . In: Jan Engelmann (Hrsg.): Die kleinen Unterschiede. Der Cultural Studies-Reader . Campus 1999, S. 83?98.
  • Die Zentralitat von Kultur. Anmerkungen uber die kulturelle Revolution unserer Zeit . In: Andreas Hepp/Martin Loffelholz (Hrsg.): Grundlagentexte zur transkulturellen Kommunikation . UTB 2002, S. 95?117.
  • Wann gab es ?das Postkoloniale‘? Denken an der Grenze . In: Sebastian Conrad (Hrsg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in der Geschichts- und Kulturwissenschaft . Campus 2002, S. 219?246.
  • Wann war ?der Postkolonialismus‘? Denken an der Grenze . In: Elisabeth Bronfen (Hrsg.): Hybride Kulturen: Beitrage zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte . Stauffenberg 1997, S. 219?246.
  • Das verhangnisvolle Dreieck. Rasse, Ethnie, Nation , Berlin 2018 ( The Fateful Triangle. Race, Ethnicity, Nation , 2017), ISBN 978-3-518-58725-6 .

Auf Englisch

  • The Great Moving Right Show . In: Marxism Today , Janner 1979, S. 14?20.
  • Notes on deconstructing ?the popular‘ . In: Samuel, Raphael (Hrsg.): People’s history and socialist theory . Routledge 1981, S. 227?240.
  • In defence of theory . Samuel, Raphael (Hrsg.): People’s history and socialist theory . Routledge 1981, S. 378?385.
  • The Hard Road to Renewal: Thatcherism and the Crisis of the Left . Verso 1988
  • The Work of Representation . In: Stuart Hall u. a. (Hrsg.): Representation. Cultural Representations and Signifying Practices . Sage 1997, S. 15?61.
  • Selected Writings on Marxism , hrsg., eingeleitet und kommentiert v. Gregor McLennan, Duke University Press, Durham 2021.
  • Selected Writings on Race and Difference , hrsg. v. Paul Gilroy und Ruth Wilson Gilmore , Duke University Press, Durham 2021.

Als Herausgeber

  • Stuart Hall/Paddy Whannel (Hrsg.): The popular arts . Pantheon 1965.
  • Stuart Hall/Tony Jefferson (Hrsg.): Resistance through Rituals . Routledge 1975.
  • Stuart Hall u. a. (Hrsg.): Policing the Crisis. Mugging, The State, and Law and Order . The Macmillan Press 1979.
  • Stuart Hall/Martin Jacques (Hrsg.): New times: the changing face of politics in the 1990s . Verso 1989.
  • Stuart Hall u. a. (Hrsg.): Representation. Cultural Representations and Signifying Practices . Sage 1997.

Interviews, Biographisches, Autobiographie

  • James Hay: Interview with Stuart Hall, June 12, 2012 . In: Communication and Critical/Cultural Studies, Vol. 10 (2013), S. 10?33.
  • Colin MacCabe: An Interview with Stuart Hall, December 2007 . In: Critical Quarterly, Vol. 50 (2008), S. 12?42.
  • Bill Schwarz: Living with difference. Stuart Hall in conversation with Bill Schwarz . In: Soundings, Vol. 37 (2007), S. 148?158.

Eine umfassende Bibliographie von Halls englischsprachigen Werken bis 1994 findet sich bei:

  • Juha Koivisto: Stuart Hall ? Bibliographie seiner Schriften . In: Ausgewahlte Schriften 2 (siehe oben), S. 223?234.
  • Stuart Hall (mit Bill Schwarz): Familiar Stranger. A Life between Two Islands . Duke University Press 2017. ? ausgezeichnet mit einem Bread and Roses Award 2018

Sekundarliteratur

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Monographien und Sammelbande

  • Maria Backhouse/Stefan Kalmring/Andreas Nowak (Hrsg.): In Horweite von Stuart Hall. Gesellschaftskritik ohne Gewahr , Argument Verlag, Hamburg 2017, ISBN 978-3-86754-317-0 .
  • Dagmar Brunow: Stuart Hall. Aktivismus, Pop und Politik . Ventil 2015.
  • Helen Davis: Understanding Stuart Hall . Sage 2004.
  • Paul Gilroy (Hrsg.): Without guarantees: In Honour of Stuart Hall . Verso 2000.
  • Oliver Marchart : Cultural Studies . UTB 2008. (Implizite Auseinandersetzung mit Stuart Hall).
  • Brian Meeks (Hrsg.): Culture, politics, race and diaspora: the thought of Stuart Hall . Ian Randle 2007.
  • David Morley/Kuan-Hsing Chen (Hrsg.): Stuart Hall. Critical Dialogues in cultural studies . Routledge 1996.
  • James Procter: Stuart Hall . Routledge 2004.
  • Chris Rojek: Stuart Hall . Polity 2003.
  • Linda Supik: Dezentrierte Positionierung. Stuart Halls Konzept der Identitatspolitiken . Transcript 2005.

Artikel

  • Ljubomir Brati? : Ort des Widerstands. Stuart Halls politisches Theorieprojekt . In: Polylog Nr. 6 (2000), S. 76?78.
  • Joshua Dittrich: Stuart Hall and ?Race‘ . In: Journal of Contemporary European Studies, Vol. 20 (2012), S. 230?232.
  • Marc Drobot: Stuart Halls ?Theorie der Artikulation?. Eine Rahmenmethodologie fur die Protest- und Bewegungsforschung . In: Judith Vey/Johanna Leinius/Ingmar Hagemann (Hrsg.): Handbuch Poststrukturalistische Perspektiven auf soziale Bewegungen Ansatze, Methoden und Forschungspraxis . Transcript 2019, S. 230?248. Open Access: https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/30/bf/83/oa9783839448793.pdf .
  • Friedrich Krotz: Stuart Hall: Encoding/Decoding und Identitat . In: Hepp Andreas/Friedrich Krotz: Schlusselwerke der Cultural Studies . Springer 2009, S. 210?223.
  • Bill Schwarz: Stuart Hall . In: Cultural Studies, Vol. 19 (2005), S. 176?202.
  • Rainer Winter: Die Differenz leben. Stuart Hall ?Der Westen und der Rest‘ und ?Wann war der Postkolonialismus‘ . In: Julia Reuter/Alexandrea Karentzos (Hrsg.): Schlusselwerke der Postcolonial Studies . Springer VS 2012, S. 131?141.
  • Rainer Winter: Stuart Hall: Die Erfindung der Cultural Studies . In: Stephan Moebius /Dirk Quadflieg (Hrsg.): Kultur. Theorien der Gegenwart . Springer 2011, S. 469?481.
Commons : Stuart Hall (Soziologe)  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Friedrich Krotz: Stuart Hall: Encoding/Decoding und Identitat . In: AndreasHepp/Friedrich Krotz: Schlusselwerke der Cultural Studies . Springer VS 2009, S. 210?223.
  2. James Procter: Stuart Hall . Routledge 2004, S. 99.
  3. James Procter: Stuart Hall . Routledge 2004, S. 15.
  4. One of the country's leading cultural theorists ” lt. Tim Adams: Cultural hallmark . Guardian News and Media Limited. The Observer, 22. September 2007.
  5. Rainer Winter: Stuart Hall ? Die Erfindung der Cultural Studies . In: Stephan Moebius/Dirk Quadflieg: Kultur. Theorien der Gegenwart . VS Verlag 2006, S. 381?393.
  6. Ders.: Die Differenz leben. ? Stuart Hall ‘Der Westen und der Rest’ und ‘Wann war der Postkolonialismus’ . In: Julia Reuter/Alexandrea Karentzos (Hrsg.): Schlusselwerke der Postcolonial Studies . Springer VS 2012, S. 131?141.
  7. Friedrich Krotz: Stuart Hall: Encoding/Decoding und Identitat . In: AndreasHepp/Friedrich Krotz: Schlusselwerke der Cultural Studies . Springer VS 2009, S. 210?223.
  8. Doing Cultural Studies. Nachruf auf Stuart Hall
  9. Vgl. Robert Misik: Der Diaspora-Intellektuelle. Drinnen und draußen zugleich: Stuart Halls Essays uber die Kurzschlusse des Kulturellen . In: Der Standard, 13. Mai 2005.
  10. Dieser Begriff wurde von Claude-Levi Strauss gepragt, vgl. ders.: Das wilde Denken . Suhrkamp 2009. Auszug aus Das Wilde Denken von Claude-Levi Strauss auf Englisch, betreffend ?bricolage“.
  11. Terry Eagleton: The Hippest . In: London Review of Books, Vol. 18 (7. Marz 1996), Nr. 5, S. 3?5.
  12. Vgl. Raymond Williams: Keywords. A Vocabulary of Culture and Society . Croom Helm 1976, S. 76.
  13. Hall: Die zwei Paradigmen der Cultural Studies, S. 17
  14. Oliver Marchart: Cultural Studies . UTB 2008, S. 33.
  15. Ausgewahlte Schriften 3 , S. 141.
  16. Ein Gefuge von Einschrankungen , Gesprach zwischen Stuart Hall und Christian Holler. In: Die kleinen Unterschiede. Der Cultural Studies-Reader . Campus 1999, S. 99?122, hier: S. 119.
  17. Vgl. Oliver Marchart: Cultural Studies . UTB 2008, S. 44. So zeigt z. B. Arnd Kruger , dass fur die einen die Olympischen Spiele 2012 in London die besten Olympischen Spiele aller Zeiten seien, fur andere aber nur ein Teil des Kreuzzuges gegen den Islam , da durch die Wahl des Termins im Ramadan ein Viertel der Teilnehmer deutlich benachteiligt wurde. Archivierte Kopie ( Memento des Originals vom 10. August 2014 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/universaar.uni-saarland.de
  18. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 79, 85 ff., 167.
  19. Stuart Hall: The Work of Representation . In: Ders. (Hrsg.): Representation. Cultural Representation and Signifying Practices . Sage 1997, S. 16?61.
  20. Hall: The Work of Representation, S. 24
  21. Hall: The Work of Representation, S. 17
  22. Hall: The Work of Representation, S. 17.
  23. Hall: Bedeutung, Reprasentation, Ideologie. Althusser und die poststrukturalistischen Debatten, S. 65
  24. So wurden bestimmte ?mannliche Werte“ (Selbstdisziplin, Selbstverleugnung, emotionale Erstarrung,…) zu einem Typ britisch-imperialer Maskulinitat, welche das ?Empire“, immerhin das 100fache der Große Großbritanniens, zeitweilig beherrschbar machte. (Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 154 f.)
  25. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 153 ff., 160, 165. Zur Moglichkeit einer demokratischen nationalen Identitat siehe auch Aleida Assmann , Die Wiedererfindung der Nation .
  26. Vgl. Jennifer Daryl Slack: The theory and method of articulation in cultural studies . In: David Morley (Hrsg.): Stuart Hall. Critical dialogues in cultural studies . Routledge 1996, S. 113?129, hier: S. 117 f.
  27. Vgl. Marc Drobot: Stuart Halls ?Theorie der Artikulation?. Eine Rahmenmethodologie fur die Protest- und Bewegungsforschung . In: Judith Vey/Johanna Leinius/Ingmar Hagemann (Hrsg.): Handbuch Poststrukturalistische Perspektiven auf soziale Bewegungen Ansatze, Methoden und Forschungspraxis . Transcript 2019, S. 230?248., hier: S. 232 ff. https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/30/bf/83/oa9783839448793.pdf .
  28. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 17 f., 146 ff., 184.
  29. Vgl. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 134 f.
  30. Die Uberwindung des technisch orientierten, passiven Paradigmas vom Verstehen einer Botschaft wurde in den 70er Jahren gleichzeitig in der Soziologie, den Sprachwissenschaften und der Psychologie begonnen. Vergleiche hierzu z. B. die Textwissenschaft von Teun van Dijk .
  31. Vgl. Oliver Marchart: Cultural Studies . UTB 2008, S. 145.
  32. Vgl. Oliver Marchart: Cultural Studies . UTB 2008, S. 59.
  33. Ein etwa zeitgleich mit Halls theoretischen Positionen entwickeltes Konzept des Verstehens als einer Aktion der Rezipienten beschreibt Teun van Dijk in seiner Monografie Textwissenschaft : Das Ergebnis eines Verstehensprozesses hangt davon ab, wie Sprachbenutzer mit Mikro -, Makro - und Superstrukturen umzugehen vermogen.
  34. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 104 ff., 119, 142, 166 f.
  35. Ausgewahlte Schriften 2 , S. 21 f.
  36. Hall: Neue Ethnizitaten, S. 23
  37. Soziale Vorteile von Mannern gegenuber Frauen und von Weißen gegenuber Nicht-Weißen versteht McIntosh als unhinterfragte und unsichtbare Privilegien. Selbst wohlmeinende Weiße, die von rassistischer Diskriminierung sprachen, sahen umgekehrt nicht ihre angeborene Privilegierung. ( Peggy McIntosh: White Privilege: Unpacking the Invisible Knapsack ( Memento vom 30. Juni 2013 im Internet Archive ))
  38. In seinem Hauptwerk Jahrestage beschreibt Uwe Johnson u. a. den alltaglichen amerikanischen Rassismus der 60er Jahre, indem er ?coloured“ entbloßend mit ?Gefarbte“ ubersetzt. In der ?weißen“ Mehrheitssprache ist das Original immer weiß und daher Weiß fur die Weißen eben keine Farbe. (Bd. 1, 2. Auflage, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2017, S. 223)
  39. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 17 f., 146 ff., 184.
  40. Vgl. Helen Davis: Understanding Stuart Hall . Sage 2004, S. 182.
  41. Hall: Neue Ethnizitaten, S. 23
  42. Hall: Das verhangnisvolle Dreieck, 2018, S. 68 f., 55 f, 88 f.
  43. Hall: Postmoderne und Artikulation, S. 60
  44. Vgl. Ausgewahlte Schriften 3 , S. 57.
  45. Hall: Postmoderne und Artikulation, S. 59
  46. Obituary: Stuart Hall The Daily Telegraph , 10. Februar 2014
  47. Fur das Folgende vergleiche Stuart Hall: Das verhangnisvolle Dreieck . Rasse, Ethnie, Nation.
  48. Aleida Assmann untersucht in Die Wiedererfindung der Nation fur die deutsche bzw. europaische Situation, wie ein progressiver nationaler Diskurs aus progressiven Erinnerungen konstruiert werden konnte, der den Rassisten und neuen Rechten den von ihnen aktivierten Nationalismus nicht uberlasst.
  49. Vgl. David Morley/Kuan-Hsing Chen (Hrsg.): Stuart Hall. Critical dialogues in cultural studies . Routledge 1996, S. 3.
  50. Ingo Arend: Stuart Hall: ?Vertrauter Fremder“ ? Ein Leben zwischen allen Stuhlen , deutschlandfunkkultur.de, 14. Mai 2020, abgerufen am 15. Mai 2020.