Striptease

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
(Weitergeleitet von Stripperin )
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Striptease

Striptease ( ?str?ptiːz ) ist die Kunst der erotischen Entkleidung, besonders auf den Buhnen von Nachtclubs .

Prinzip [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Diese Kunst baut vor allem auf gekonnte Andeutungen und raffinierte Verzogerungen (englisch: to tease ) wahrend des verfuhrerischen Tanzes der Stripperin oder des Strippers . Oft wurden und werden dabei auf der Buhne Geschichten inszeniert, treten die Stripperinnen z. B. in orientalischen Gewandern auf oder verkleiden sich als Salome , Lolita oder Marilyn Monroe . Gefragt sind vor allem Erotik und Sexappeal , personliche Ausstrahlung und Phantasie . [1]

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Historische Entwicklung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Abbildung zu Der spanische, teutsche, und niederlandische Krieg oder: des Marquis von ... curieuser Lebens-Lauff , Band 2 (Franckfurt/ Leipzig, 1720), S. 238.
Gustave Moreau ? Salome (1878)

Um die Geschichte des Striptease ranken sich verschiedene Vermutungen. Eine davon fuhrt den Striptease auf den angeblichen erotischen Schleiertanz der Salome zuruck, die vor Herodes wahrend ihres Tanzes sieben Schleier abgelegt habe. Nach Markus 6,17?29 und Matthaus 14,3?1 soll die Tochter von Herodes’ Frau Herodias, von dieser dazu angestiftet, von Herodes den Kopf Johannes des Taufers als Belohnung fur einen Tanz gefordert und erhalten haben. Der Name Salome und ihr Schleier tanz wird in den Evangelien nicht genannt.

Eine dezidiert beschriebene und im Bild festgehaltene Darbietung findet sich 1720 in der deutschen Ubersetzung des franzosischen La Guerre D'Espagne ( Pierre Marteau , Cologne, 1707). Eine galante Gesellschaft von hohen Aristokraten und Opernsangerinnen hat sich auf ein Gut zuruckgezogen, jeder dritte Tag ist der Musik gewidmet:

?Am dritten Tag, so zum Ball und Tanz bestimmt war, spielte man eine der artigsten Kurtzweil, die Herren zu divertieren; Sie hatten ein solches Spectacul, welches ihren Augen alle Schonheit der Natur vorstellte: und wann die Annehmlichkeiten eines wohlgewachsenen Madgens fahig sind, die Gemuther zu ruhren, so kan man sagen, daß unsere Printzen alle Niedlichkeiten der Liebe genossen. Die Tanzerinnen, um ihren Amant desto besser zu gefallen, zohen ihre Kleider ab, und tantzten gantz nackend die schonsten Entreen und Ballets; einer von den Printzen dirigirte dann diese entzuckende Music, und stunde die Schaubuhne niemand als diesen Verliebten offen.“

Lydia Thompson und die British Blondes waren 1868 die ersten, die nicht in langen Rocken, sondern in hautengen, aber blickdichten Strumpfhosen und ?Skirts“ (knielange Hemdkleider) auf die Buhne traten und zeigten, was bis dahin sorgfaltig verborgen blieb: das weibliche Bein. Die Cancan - und Chahut-Tanze aus Paris waren zur damaligen Zeit ebenfalls eine Sensation. Der Cancan galt als wild, anstoßig und obszon. In den 1880er Jahren begannen La Goulue und Grille d'Egout ihre Karriere im Elysee-Montmartre auf dem Boulevard Rochechouart. Zusammen mit dem Kapellmeister Louis Dufour gaben sie dem Cancan einen neuen Aufschwung. Sie begeisterte die Zuschauer mit ihren besonderen Tanzeinfallen. Die große Diseuse Yvette Guilbert schreibt uber sie in ihren Memoiren:

? Die Goulue in schwarzen Seidenstrumpfen nahm ihren schwarzen Atlasfuß in die Hand und ließ die sechzig Meter Spitzen ihrer Jupons hin- und herkreisen; sie zeigte ihr Hoschen, dem drollig ein Herz aufgestickt war, das sich kurios uber ihr kleines Hinterteil spannte, wenn sie ihre unehrerbietigen Reverenzen machte; rosa schimmerte die Rosette des Strumpfbandes, und bis auf die feinen Knochel sank ein kostlicher Spitzenschaum und ließ ihre herrlichen gelenkigen, geistvollen und aufreizenden Beine erscheinen und verschwinden. Mit einem Schwung des Fußes nahm die Tanzerin ihrem Kavalier den Hut ab und setzte sich in die Gratsche, mit starraufrechtem Oberkorper, die schmale Taille in himmelblauer Seidenbluse.“

? ?

Am 13. Marz 1894 wurde der erste offentlich vorgefuhrte Striptease im Varietetheater Divan Fayounau in Paris professionell getanzt. Die Kunstlerin erhielt deswegen eine Geldstrafe.

Striptease im 20. Jahrhundert [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Striptease (1959)
Mannerstriptease

Ab 1905 begann eine bis dahin unbekannte Tanzerin unter dem Pseudonym Mata Hari in Paris ihre Karriere als Tanzerin. Auf Einladung des Industriellen Emile Guimet tanzte sie am 13. Marz 1905 in seinem Museum vor einem ausgesuchten Publikum. Die Szene, in der sie zuletzt ?nackt“ zu sehen war, wurde eine Sensation. Es folgten Auftritte in den Salons von Baron von Rothschild, Cecile Sorel, Gaston Menier, Natalie Clifford Barney . Mata Hari hatte Tanz nie erlernt oder sich mit indischen und orientalischen Tanzen (mit denen der Striptease prinzipiell nicht verwandt ist) beschaftigt. Ihre Tanze waren Kreationen ihrer Phantasie. Am 25. Juli 1917 wurde Mata Hari wegen Doppelspionage und Hochverrats von einem franzosischen Militargericht zum Tode verurteilt. Am 15. Oktober 1917 wurde sie in Vincennes nahe Paris von einem Exekutionskommando erschossen.

Im Bereich des Buhnentanzes beschaftigten sich um 1900 viele Tanzerinnen mit dem Thema der Salome . Viele der Damen entkleideten sich in ihren Tanzen, einige blieben bekleidet. Das Thema der Salome war ein typisches Fin-de-Siecle -Thema und wurde als ?klassisch etablierter“ Vorwand benutzt, um den weiblichen Korper zur Schau zu stellen und zu enthullen.

Im Berlin der 1920er Jahre wurden die Schauspielerinnen und ?Schonheitstanzerinnen“ Celly de Rheidt , Anita Berber und Olga Desmond mit ihren nackt dargebotenen Ausdruckstanzen bekannt. Zu Olga Desmonds Nackttanzen schrieb ein Kritiker: ?Die Keuschheit dieser Kunst ergriff aller Herzen und drang durch die dicke Kruste der Vorurteile...“. In der Berliner Nelson-Revue trat Josephine Baker meist ohne den Schurz aus Bananen auf. [3]

Anita Berbers Tanze mit Titeln wie ?Kokain“ oder ?Tanze des Lasters, des Grauens und der Ekstase“ fuhrten immer wieder zu tumultartigen Szenen wahrend der Auftritte. Bald war sie bekannt und ebenso skandalumwittert und beruchtigt. Ihre exzessive Lebensweise sorgte ebenfalls immer wieder fur Skandale. Auch Odon von Horvath sah in seinem Stuck Geschichten aus dem Wiener Wald eine Striptease-Szene vor.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter der Bezeichnung Schonheitstanz Nackttanze und Erotik bis in die Kriegsjahre geboten. [4]

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Striptease als ?Schonheitstanz“ dargeboten. Noch in den 1950er Jahren war er unter dieser Bezeichnung in Westdeutschland Bestandteil einer aufbluhenden Sexindustrie . Der Playboy Rolf Eden betrieb mit seinen Strip-Shows mehrere Nachtlokale in Berlin. In Paris offneten gehobene Nachtclubs wie das Alcazar oder das Crazy Horse ihre Pforten und huldigten dem perfekt inszenierten Striptease. In US-Offizierheimen in Deutschland gehorten Nackttanz und Striptease noch in den 1970er Jahren zum Programm. [5]

Gegenwart [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das ?Mitchell Brothers O'Farrell Theatre“ in San Francisco ; ein typischer, moderner Stripclub

Wahrend in der Vergangenheit Striptease oft von speziell ausgebildeten Tanzerinnen in dafur vorgesehenen Klubs praktiziert wurde, hat sich der Striptease der Gegenwart zu einem Massenphanomen entwickelt. Oftmals entkleiden sich Amateure auf Partys und Tanzveranstaltungen, ohne dass damit ein hoher professioneller Anspruch verbunden ware. Eine hohe Verbreitung erreichten auch kurze Videoclips im Privatfernsehen, die auf Striptease aufbauend, die Zuschauer zur Nutzung von Telefonmehrwertdiensten bewegen sollen. Dessen ungeachtet wird in einigen, insbesondere Pariser Lokalen weiterhin der klassische Striptease inklusive Ausbildung auf hohem Niveau gepflegt.

Der 1996 erschienene Spielfilm Striptease , mit Demi Moore in der Hauptrolle der Erin Grant, spielte im Milieu US-amerikanischer Striptease-Clubs, ohne allerdings nennenswerte Hintergrundinformationen zu liefern.

Ursprunglich war der Striptease eine reine Domane der weiblichen Stripper, die mit ihren erotischen Tanzen auf mannliche Voyeure abzielten. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich aber auch eine eigenstandige Kultur der mannlichen Stripper entwickelt; in diesem Bereich sind vor allem die Chippendales zu nennen.

Eine in den 1930er Jahren verbreitete und in jungster Vergangenheit wiederentdeckte Abwandlung des Striptease, bei der jedoch keine vollstandige Entkleidung stattfindet, ist die New Burlesque . Bei dieser von Elementen des Kabaretts und Varietes gepragten Darstellung stehen weniger die sexuelle Stimulation als Fantasie und Humor im Vordergrund, was sich hinsichtlich der Darstellerinnen mitunter durch den Bruch mit den Schonheitsidealen widerspiegelt.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Richard Wortley: A Pictorial History of Striptease. Octopus Books Limited, London 1976, ISBN 0-7064-0469-6 .
  • Diane Atkinson: Striptease. Eine Erzahlung. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-13942-1 .
  • George P. Garrett: The magic striptease. LSU Press, Baton Rouge, Lou. 2003, ISBN 0-8071-2874-0 .
  • Carl Hiaasen: Striptease ? Nachtclub. Der Roman zum Film mit Demi Moore. Goldmann, Munchen 1996, ISBN 3-442-43628-1 .
  • Lucinda Jarrett: Striptease. Die Geschichte der erotischen Entkleidung. Rutten & Loening, Berlin 1999, ISBN 3-352-00620-2 .
  • Brian McNair: Striptease Culture. Sex, media and the democratization of desire. Routledge, London 2002, ISBN 0-415-23733-5 .
  • Steve Sullivan: Bombshells. Glamour Girls of a Lifetime. St. Martin’s, New York 1998, ISBN 0-312-16790-3 .

Film (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Live Nude Girls UNITE! , Regie: Julia Query & Vicky Funari, 2000 (Dokumentarfilm)

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Striptease  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Striptease  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Erklarung des Begriff Striptease. Abgerufen am 15. Juni 2019 .
  2. Der spanische, teutsche, und niederlandische Krieg oder: des Marquis von ... curieuser Lebens-Lauff. Band 2 Franckfurt und Leipzig 1720, S. 238. Wiedergegeben nach Olaf Simons: Marteaus Europa oder der Roman, bevor er Literatur wurde: eine Untersuchung des deutschen und englischen Buchangebots der Jahre 1710?1720. Rodopi, Amsterdam 2001, S. 617?635.
  3. Otto-Ernst Schuddekopf Die erste deutsche Republik - Rummelplatz Berlin , in Unser Jahrhundert im Bild , S. 370 f, C. Bertelsmann Verlag 1964
  4. Bsp. Kabarett im Berghof, Koln, 1942. Siehe Dokumentarfilm Winter 42/43 , ARD am 7. Januar 2013, 41. Minute Archivierte Kopie ( Memento vom 11. Januar 2013 im Internet Archive ) abgerufen am 8. Januar 2013
  5. Tony Vaccaro Entering Germany S. 188f, 2001, Taschen ISBN 3-8228-5908-7