Gefangnis Stuttgart-Stammheim
Ein
Gefangnis
ist eine Anstalt zur Unterbringung von
Untersuchungs-
und
Strafgefangenen
sowie
Sicherungsverwahrten
. Des Weiteren bezeichnet der Begriff
Gefangnis
zumindest alltagssprachlich auch die Gefangnisstrafe selbst, so heißt es beispielsweise, auf eine Straftat
stunden bis zu funf Jahre Gefangnis
. In Deutschland heißen Gefangnisse offiziell
Justizvollzugsanstalt
, in Osterreich
Justizanstalt
, und in der Schweiz Strafanstalt.
Ein Gefangnis besteht baulich in der Regel aus einem weitflachigen Areal mit außeren Schutzeinrichtungen (Zaunanlage oder Mauer mit Wachturmen) sowie im Inneren aus Gebauden zur Unterbringung der Gefangenen, des Wachpersonals sowie zur Aufnahme von Sozialeinrichtungen. Die gut einsehbaren Freiflachen dienen nicht nur zum zeitweisen Aufenthalt der Haftlinge im Freien, sondern auch zur besseren Uberwachung der Zaunzugange.
Als Strafinstitution wird das Gefangnis seit langerem in Frage gestellt. Schon
Gustav Radbruch
hatte in seiner Rechtsphilosophie vorhergesehen, ?dass die Entwicklung des Strafrechts uber das Strafrecht einstmals hinwegschreiten und die Verbesserung des Strafrechts nicht in ein
besseres
Strafrecht einmunden wird, sondern in ein Besserungs- und Bewahrungsrecht, das
besser
als Strafrecht, das sowohl kluger wie menschlicher als das Strafrecht ware“ (1956). Auf das Gefangnis ubertragen bedeutete dies dessen Infragestellung als Strafinstitution (
Abolitionismus
).
Gefangnis war fruher eine offizielle Bezeichnung des deutschen
Strafrechts
: bis zur Neuregelung durch die
Große Strafrechtsreform
1970
Gefangnis
offiziell eine
besondere Art der Freiheitsentziehung
im Unterschied etwa zu
Zuchthaus
und
Arbeitshaus
.
[1]
Heute heißen Gefangnisse in Deutschland
Justizvollzugsanstalt
, in Osterreich
Justizanstalt
und in der Schweiz je nach Kanton oder Funktion
Strafanstalt
,
Justizvollzugsanstalt
oder
Gefangnis
. In Liechtenstein ist das
Landesgefangnis
die einzige Hafteinrichtung.
Daneben gibt es zahlreiche weitere umgangssprachliche Ausdrucke:
Knast
(vom jiddischen
knassen
fur ?bestrafen“),
Kittchen
,
Kiste
,
Kahn
und
Bau
, in Osterreich auch
Kriminal
,
Hafen
,
Zieglstadl
oder
Tschumpus
(von tschechisch
?umpa
?Jauchegrube“). Dazu kommen zahlreiche idiomatische Wendungen: die Haftlinge (?Knackis“) im Gefangnis ?sitzen“ oder ?sitzen ein“, im heutigen Strafvollzug zwar nicht mehr ?bei Brot und Wasser“, aber immer noch ?hinter Gittern“ bzw. ?hinter
schwedischen Gardinen
“, und atmen daher ?gesiebte Luft“. Fruher wurde in einigen Gegenden das Gefangnis Buttelei
[2]
[3]
genannt, weil es unter der Aufsicht des
Buttels
stand, der haufig auch seine
Wohnung
dort hatte.
[4]
Gefangnisse gab es bereits im Altertum, ihre Funktion und Bedeutung unterschied sich jedoch stark von heutigen Gefangnissen. Tatsachlich spielte die Inhaftierung von Kriminellen bis zum Beginn der Neuzeit nur eine untergeordnete Rolle im Strafenkatalog. Stattdessen wurde eine Vielzahl verschiedener Sanktionen verhangt, etwa Bußgelder, Schandstrafen (Pranger), Verbannung aus der Stadt (vor allem gegen Landstreicher und Kleinkriminelle), drakonische Korperstrafen (Prugelstrafen, Abhacken von Gliedmaßen, Blendung, Abschneiden der Ohren, …) oder
Todesstrafen
(
Enthaupten
,
Erhangen
, Verbrennen,
Radern
), die meist offentlich vollzogen wurden.
[5]
[6]
Schuldturm in Nurnberg: Turme, die zur Stadtmauer gehorten, wurden oft als Gefangnisse genutzt.
Freiheitsentzug als eigenstandige Strafe existierte im Grunde nicht, Menschen wurden meist nur temporar in Gefangnisse gesperrt, entweder im Sinne einer Untersuchungshaft oder bis sie ihre eigentliche Strafe erhielten.
In erster Linie dienten Gefangnisse also der Sicherung, etwa um Angeklagte bis zum Beginn ihrer Verhandlung festzuhalten oder Verurteilte bis zur Vollstreckung ihrer Todesstrafe. Ein prominentes Beispiel ist
Sokrates
, der die Zeit bis zu seiner Hinrichtung im Gefangnis verbrachte. Ein prominenter Inhaftierter der romischen Gefangnisse ist der Apostel
Paulus
, der mehrere
Gefangnisaufenthalte
unter romischen Beamten erlitt, darunter etwa zwei Jahre lang in Casarea,
[7]
um immer wieder verhort zu werden, bis er schließlich in Rom vom Kaiser personlich befragt und letztendlich zum Tode verurteilt wurde. Die Bibel erzahlt stellenweise daruber, ebenso antike Historiker.
[8]
Auch Schuldner wurden inhaftiert, bis sie ihre Glaubiger bezahlt hatten (siehe auch
Schuldgefangnis
). Noch im 19. Jahrhundert bestanden in England bis zu 50 Prozent der Gefangnisinsassen aus Schuldnern.
[6]
Im Mittelalter dienten als Gefangnisse haufig
Burgverliese
, Keller von Rathausern oder Turme, die Teil der Stadtmauern waren.
[9]
Eine andere Form von Freiheitsentzug außerhalb von Gefangnissen bestand in
Zwangsarbeit
, etwa in Bergminen oder
auf Galeeren
. Mit der Entdeckung neuer Kontinente zu Beginn der fruhen Neuzeit wurden Straftater auch nach Ubersee in die neugegrundeten Kolonien verbannt.
[10]
Gefangnisse waren nicht selten Orte der
peinlichen Befragung
, die vom 13. bis ins 18. Jahrhundert von der
Inquisition
, spater auch von
Blutgerichten
, angewendet wurde, um Gestandnisse zu erwirken (vgl.
Urgicht
). Uber
Ketzer
verhangte Todesstrafen konnten in manchen Fallen (etwa wenn die Angeklagten widerriefen) in lebenslangliche Haft umgewandelt werden.
Erst im spaten 16. Jahrhundert entstanden in vielen europaischen Landern die ersten Vorlaufer moderner Gefangnisse in Form von
Arbeitshausern
und
Zuchthausern
. Eine der ersten Einrichtungen dieser Art war das Arbeitshaus im
Schloss Bridewell
, das
Eduard VI.
Im Jahr 1555 auf Betreiben der anglikanischen Kirche einrichtete. Es wurde zum Vorbild fur ahnliche Arbeitshauser, die in englischsprachigen Raum oft ?bridewells“ genannt wurden.
[9]
In Amsterdam entstanden 1596 das
Rasphuis
und 1597 das
Spinhuis
als Arbeitshauser fur Manner bzw. Frauen
[11]
, 1615 in Bern das
Schallenhaus
, das erste Gefangnis in der Schweiz. Ein Großteil der Insassen von Arbeits- und Zuchthausern waren jedoch nicht Kriminelle, sondern vor allem Bettler und Landstreicher, also soziale Randgruppen, die in der Offentlichkeit Anstoß erregten.
[12]
Zuchthauslerinnen bei der Hanf-Verarbeitung im Bridewell Prison (
William Hogarth
, 1732)
Durch die
Reformation
hatte sich das
Verhaltnis der Gesellschaft zur Armut
geandert: Galt Armut einst als gottgegebenes Schicksal, das durch Almosen gemildert werden musste, sah insbesondere der
Calvinismus
Armut als selbstverschuldet an. Im Zuge der moralischen Erneuerung der Reformation stand zudem die Bekampfung von Lastern verstarkt im Fokus der Gesellschaft. Daher waren Zuchthauser gewissermaßen ?moralische Gefangnisse“, in denen auch Trunkenbolde, Prostituierte und Ehebrecher eingesperrt wurden und sich durch harte Arbeit und religiosen Unterricht bessern sollten.
[13]
Ab Ende des 16. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Zuchthauser in Deutschland: 1588 in
Nurnberg
, 1609 in
Bremen
, 1613 in
Lubeck
, 1622 in
Hamburg
, 1629 in
Danzig
, 1679 in
Frankfurt
, 1682 in
Munchen
und 1712
Berlin
.
[9]
Oft wurden Arbeits- und Zuchthauser von Familien geleitet, die von der billigen Arbeit der Insassen sowie von offentlichen Zuschussen lebten. Arbeitshauser fur Frauen wurden haufig ?
Spinnhauser
“ genannt, denn in ihnen wurde vor allem gewoben, gesponnen und Kleidung genaht.
[13]
Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Zuchthauser immer mehr zu ?normalen“ Gefangnissen, in denen auch tatsachliche Verbrecher eingesperrt wurden. Gleichzeitig verwahrlosten die Gefangnisse, die sich haufig selber finanzieren mussten, im 17. und 18. Jahrhundert immer mehr. Die zahlreichen Todes- und Korperstrafen waren in Folge der Reformation und spater der Aufklarung immer starker kritisiert worden, was zu einem Ruckgang dieser Strafen gefuhrt hatte. Gefangnisse galten als humane Alternative, was jedoch zu steigender Uberfullung derselben fuhrte.
[12]
[14]
Eine erste umfassende Kritik sowie Reformvorschlage fur das Gefangniswesen schlug der englische Calvinist
John Howard
vor: 1773 wurde er High Sheriff von Bedfordshire, als solcher war er auch fur die lokalen Gefangnisse zustandig. Howard war von den dort herrschenden Zustanden entsetzt, seine Beschwerden an die ubergeordneten Behorden zeigten jedoch keine Wirkung. In den folgenden Jahren unternahm Howard viele Reisen durch Großbritannien und Kontinentaleuropa, auf denen er zahlreiche Gefangnisse besichtigte. 1777 veroffentlichte er das Buch
The State of the Prisons in England and Wales
, in dem er die damaligen Gefangnisse folgendermaßen beschrieb: ?(…) Kloake, Verbrecherschule, Bordell, Spielholle und Schnapskneipe, nur nicht eine Anstalt im Dienste des Strafrechts und der Verbrechensbekampfung.“
John Howard (1726?1790)
Howard forderte, Gefangnisse in wesentlichen Punkten zu reformieren:
- sinnvolle Arbeit fur die Gefangenen und gerechte Entlohnung
- Kampf gegen Faulheit, Glucksspiel und Alkohol
- gesunde Ernahrung
- hygienische Zustande durch Einrichtung von Badern etc.
- ein Stufenvollzugssystem, in dem Gefangene durch gute Fuhrung Hafterleichterungen erlangen konnen
- Einzelhaft, um eine kriminelle Ansteckung zu verhindern
- ausreichende Bezahlung der Warter
- regelmaßige Kontrollen der Gefangnisse durch die Aufsichtsbehorden
Viele von Howards Vorschlagen wurden im Laufe der Zeit von der englischen Gesetzgebung aufgenommen und umgesetzt. In Deutschland wurden Howards Ideen vor allem durch den evangelischen Anstaltsgeistlichen
Heinrich Balthasar Wagnitz
verbreitet.
[15]
[16]
Parallel zu Howard gab es auch in den
Vereinigten Staaten
Gefangnis-Reformen, die unter anderem Vorbild fur Reformen in Deutschland waren. Wichtige Impulse gingen von der Religionsgemeinschaft der
Quaker
aus, die eine Abschaffung von Todes- und Prugelstrafen forderte und auf Missstande in Gefangnissen aufmerksam machte. Pennsylvania war eine Hochburg der Quaker, 1787 wurde hier die ?Philadelphia Society for Alleviating the Miseries of Public Prisons“ gegrundet. Sie setzte 1821 den Bau des
Eastern State Penitentiary
durch, wo die Gefangenen nach den religiosen Vorstellungen der Quaker zu einem Leben mit Gott zuruckfinden sollten.
Dies sollte durch strenge Isolation erreicht werden: Die Haftlinge waren in Einzelzellen untergebracht, durften nicht miteinander kommunizieren und erhielten nur Besuch von Anstaltsgeistlichen. Die einzige erlaubte Lekture war die Bibel. Die Haftlinge sollten in der Einsamkeit zu Reue und Umkehr gelangen.
Charles Dickens
, der das Gefangnis 1842 besucht hatte, kritisierte das ?Pennsylvania system“ als ?cruel and wrong“.
[17]
Das Eastern State Penitentiary war eines der ersten Gefangnisse in
Panoptikon
-Bauweise, bei dem rund um ein Zentrum strahlenformig Zellen(trakte) gruppiert sind (siehe
#Bauweise von Gefangnissen
). 1848 wurde in
Bruchsal
das erste deutsche Gefangnis in Panoptikon-Bauweise eroffnet, 1849 folgte
Berlin-Moabit
.
Anders als das ?solitary system“ im Eastern State Penitentiary galt im 1818 eroffneten Auburn State Prison in New York das ?silent system“: Die Haftlinge durften nicht miteinander kommunizieren, wurden dazu aber nicht isoliert. Stattdessen drohten ihnen bei dem kleinsten Verstoß Prugelstrafen. Nur nachts wurden sie in Einzelzellen untergebracht, tagsuber mussten sie gemeinsam Arbeit verrichten. In den USA setzte sich das ?Auburn system“ fur die meisten Gefangnisse durch.
Eastern State Penitentiary (1855)
1842 wurde in London nach dem Vorbild des Eastern State Penitentiary das
Gefangnis Pentonville
eroffnet. Hier galt das mehrstufige ?progressive system“: Nur zu Anfang ihrer Haftstrafe mussten die Gefangenen in Einzelhaft, danach konnten sie je nach ihrem Verhalten drei Stufen erleichterter Haft auf- oder absteigen und bei guter Fuhrung auch fruher entlassen werden.
[18]
Michel Foucault
verortete die Entwicklung des modernen Gefangnisses zwischen der Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts: War es im 18. Jahrhundert noch ublich, Straftater in aller Offentlichkeit brutal hinzurichten, ist diese Praxis nur ein Jahrhundert spater fast vollig verschwunden.
[19]
An ihre Stelle ist ein komplexes, systematisches und totales Gefangniswesen getreten, das die Delinquenten und deren Leiden vor der Offentlichkeit verbirgt. Foucault konstatiert fur das fruhe 19. Jahrhundert: ?Die Bestrafung hat allmahlich aufgehort, ein Schauspiel zu sein.“
[20]
In Preußen waren nach der Einfuhrung des
Preußischen Landrechts
von 1794 die Korperstrafen weitestgehend durch Haftstrafen ersetzt worden. Angeregt durch die Entwicklungen in England und den USA entwarf das preußische Justizministerium 1804 den ?Generalplan zur Einfuhrung einer besseren Criminal-Gerichts-Verfassung und zur Verbesserung der Gefangnis- und Straf-Anstalten“. Dieser ging von folgenden Grundprinzipien aus:
- Unterscheidung zwischen besserungsfahigen Straftatern und unverbesserlichen Kriminellen
- Trennung von Untersuchungs- und Strafhaft
- erste Ansatze eines Stufenstrafvollzugs
- Betonung des Erziehungs- und Besserungsgedankens
- Arbeit als bevorzugte Erziehungsmethode
- Unterstutzung nach der Entlassung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten privaten Gefangnisgesellschaften und Gefangenenfursorgevereine, zum Beispiel die ?Rheinisch-Westfalische Gefangnisgesellschaft“ von
Theodor Fliedner
. Diese meist religios motivierten Gesellschaften sollten Haftlingen und Entlassenen Ausbildungsmoglichkeiten und religiose Erneuerung zukommen lassen.
[18]
Nach der Reichseinigung trat 1871 das
Reichsstrafgesetzbuch
in Kraft, das vier Arten von Haft vorsah:
- Zuchthaus mit Arbeitspflicht (1 Jahr bis lebenslanglich)
- Gefangnis mit Recht auf Arbeit (1 Tag bis 5 Jahre)
- Festungshaft
- Arbeitshaus bei Landstreicherei, Trunksucht, Arbeitsscheu, gewerbsmaßiger Unzucht (bis zu 2 Jahre)
[21]
Die
Festungshaft
war eine bereits zuvor existierende Haftstrafe fur Angehorige hoherer Schichten: Politiker, Offiziere und Adlige, die sich eines Vergehens schuldig gemacht hatten, wurden zum Teil in bewachten Raumen inhaftiert, die durchaus komfortabel sein konnten.
[12]
Wissenschaftlich untersucht wurde das Gefangniswesen im 19. Jahrhundert unter anderem von dem Hamburger Arzt
Nikolaus Julius
, der in den 1840er Jahren Vorlesungen zum Thema ?Gefangniskunde oder uber die Verbesserung der Gefangnisse“ hielt. Der Rechtswissenschaftler
Franz von Liszt
sprach sich fur ein stufenweises Haftsystem aus und unterschied drei wesentliche Ziele von Gefangnissen (?Marburger Programm“ von 1882):
- Besserung von Straftatern, die besserungs
fahig
und -
willig
sind
- Abschreckung von Straftatern, die nicht besserungs
willig
sind.
- Verwahrung von Straftatern, die nicht besserungs
fahig
sind
1923 vereinbarten die Lander der
Weimarer Republik
in den
Reichsratsgrundsatzen
, dass der Strafvollzug nicht mehr unter der Maßgabe von Abschreckung und Vergeltung stehen sollte.
Dunkelhaft
und Schlage als Mittel der Disziplinierung wurden abgeschafft. Die Gefangenen wurden klassifiziert und der Strafvollzug lief stufenweise ab.
[22]
Diese Entwicklung kehrte sich 1933 nach der
Machtubernahme der Nationalsozialisten
jah um: Nun orientierte sich der Strafvollzug wieder in erster Linie an Vergeltung und Abschreckung. Die Gefangnisse fullten sich unter anderem wegen mehrerer Verscharfungen des Strafrechts und der Einfuhrung neuer Straftatbestande. Wahrend die Geldstrafen abnahmen, nahmen die Freiheitsstrafen zu, auch Todesstrafen wurden wesentlich haufiger verhangt. Parallel zum regularen Gefangniswesen entwickelten sich die
Konzentrationslager
, die Grenzen zwischen beiden Systemen verwischten jedoch in der
Zeit des Nationalsozialismus
mehr und mehr. Vor allem gegen
politische Haftlinge
herrschte Willkur.
[23]
Die Gefangnisse der Nachkriegszeit waren oft uberbelegt, das Personal nicht qualifiziert.
[12]
Mit der Einfuhrung des
Grundgesetzes
1949 wurde die Todesstrafe in der BRD abgeschafft. 1957 wurde die Strafe auf Bewahrung eingefuhrt. Die
Große Strafrechtsreform
schaffte 1970 die diversen Freiheitsstrafen wie
Zuchthaus
usw. ab und fuhrte eine einheitliche
Freiheitsstrafe
ein, die nunmehr in
Justizvollzugsanstalten
vollzogen wurde. Bis 1977 wurde der Strafvollzug in der Bundesrepublik nur durch Verwaltungsvorschriften geregelt. Dies anderte sich mit dem
Strafvollzugsgesetz
(StVollzG), das 1977 in Kraft trat: Gefangnisse sollten nun in erster Linie der
Resozialisierung
dienen, weshalb das Leben im Vollzug den Lebensbedingungen außerhalb des Gefangnisses weitgehend angeglichen werden sollten. Zudem sollten schadliche Auswirkungen des Freiheitsentzuges vermindert werden.
[24]
[25]
Vor allem mit Hinblick auf den Resozialisierungsgedanken gibt es gegenwartig verschiedene Formen abgemilderter Haftstrafen und des
offenen Vollzugs
: Bei letzterem verbringen Haftlinge lediglich die Nacht im Gefangnis und konnen tagsuber zu ihrer Familie und ihrer Arbeit nachgehen. Auf diese Weise bleibt der Haftling sozial eingebunden. Eine andere Variante ist die ?Freizeitstrafe“, die in der Schweiz und den Niederlanden angewendet wird: Sie sieht vor, dass Haftlinge nur an den Wochenenden ins Gefangnis mussen.
[26]
Der Schweizer Jurist
Benjamin F. Bragger
sieht vom Mittelalter bis in die Gegenwart insgesamt eine Humanisierung des Strafwesens, die noch nicht abgeschlossen sei: ?Wie einst die Freiheitsstrafe die Todes- und Korperstrafen zuruckdrangte, befinden wir uns in einer Phase, in welcher immer haufiger neue, nicht freiheitsentziehende Sanktionen den Gebrauch der Freiheitsstrafe einschranken, ja verdrangen. Es sei hier nur kurz an die gemeinnutzige Arbeit, an den elektronisch uberwachten Hausarrest oder an die strafprozessuale Mediation hingewiesen.“
[5]
Ein Gefangnis ist ublicherweise ein
Gebaude
, das von einer gesicherten hohen Mauer oder einem entsprechenden Zaun umgeben ist. Innerhalb der Mauer befinden sich ein oder mehrere Zellentrakte, in denen die Gefangenen untergebracht sind. Die Fenster der Zellen sind im geschlossenen Vollzug vergittert, im offenen Vollzug moglicherweise unvergittert. In der Regel sind die Insassen in
Einzelhaftraumen
untergebracht; siehe auch
Strafkolonie
. Die gebrauchlichsten Bauformen von Gefangnissen sind die
Kammbauweise
und
Kreuzbauweise
. Diese Bauformen eignen sich besonders zur Trennung von unterschiedlichen Gefangenen, zum Beispiel von Untersuchungs- und
Strafhaftlingen
.
Innenansicht des historischen
Presidio Modelo
auf der kubanischen
Isla de la Juventud
Hervorzuheben ist das
Panopticon
- oder
Bentham
-Design, welches Ende des 18. Jahrhunderts in
England
entworfen wurde. Hauptbestandteil dieser Idee war, dass alle Zellen kreisformig angeordnet sind und dass jede Zelle von einem zentralen Punkt einsehbar ist (siehe Abbildung). So kann eine geringe Zahl von Justizvollzugsbeamten eine moglichst große Zahl von Insassen beaufsichtigen. Die Gefangenen bekommen so das Gefuhl, standig kontrolliert zu werden ? weil sich der Beaufsichtigende nur umzudrehen braucht, um eine andere Person zu beobachten. Das Verhaltnis zwischen effektiv ausgeubter Kontrolle und Selbstkontrolle der Haftlinge ist besonders gunstig.
Diese Bauweise, obwohl eigentlich fur das Beaufsichtigen von Fabrikarbeitern entworfen, hatte 1811 zum ersten Mal in einem Gefangnisbau verwendet werden sollen. Das Projekt wurde abgebrochen, aber die Panopticon-Idee beeinflusste einige Gefangnisbauten der
viktorianischen
Zeit. Eine Abwandlung des Prinzips bestand darin, dass von einem zentralen Punkt aus alle sternformig verlaufenden Korridore eingesehen werden konnen.
Das
Pentonville-Gefangnis
in
London
zeigt die Merkmale eines Panopticon-Baus.
Eine Sonderbauform war das
Karussellgefangnis
, wo ein Zugang abwechselnd zu mehreren Zellen fuhrte.
In modernen, mit
Bewegungsmeldern
und
Uberwachungskameras
ausgestatteten Justizvollzugsanstalten spielen diese direkten optischen Kontrollmoglichkeiten nur noch eine untergeordnete Rolle. Seit Inkrafttreten des
Strafvollzugsgesetzes
im Jahr 1977 wird in Deutschland die bauliche Unterteilung einer Anstalt in einzelne abgeschlossene Abteilungen als sinnvoller angesehen, da dadurch die raumliche Trennung und die differenzierte Behandlung der unterschiedlichen Gefangenengruppen besser ermoglicht wird.
Die Geschichte der Gefangnisarchitektur wurde auch aus
kunsthistorischer
Sicht beschrieben.
[27]
Eine Sonderform des Gefangnisses stellen
Gefangnisschiffe
dar. Diese existieren oder existierten vorrangig in Großbritannien und den USA. Sie konnen entweder fest vertaut in einem Hafen oder bis zu mehrere Kilometer vor den Kusten des jeweiligen Landes liegen. Gefangnisschiffe werden heute von einigen Staaten als kostengunstige Alternative angesehen, um uberbelegte Gefangnisse zu entlasten. Sie werden nach militarischen Standards gebaut und weisen beispielsweise besonders stabile Stahlwande im gesamten Schiff auf. Zudem gelten im Unterschied zu herkommlichen Gefangnissen besondere Regelungen, da beispielsweise Brande oder Aufstande verheerende Konsequenzen haben konnen.
Gefangnisinnenhof in
Tongern
Unterricht durch andere Gefangene in
Kenia
Gefangnisse dienen ? neben der Untersuchungshaft, verschiedenen Arten von Zivilhaft,
Ordnungshaft
sowie
Abschiebehaft
? dem Vollzug der
Freiheitsstrafe
: Haftlinge durfen das Gefangnisgebaude nicht verlassen, ihre Bewegungs
freiheit
ist eingeschrankt. Das heißt, ein Aufenthalt im Gefangnis ist
kein Verzicht auf (bescheidenen) Komfort
, sondern der Zwang, sich fur eine bestimmte Zeit im Gefangnisgebaude aufzuhalten. Innerhalb des Gefangnisses unterliegt der Gefangene der sogenannten Platzgebundenheit: Er hat sich bezuglich seines Aufenthaltsortes an die Weisungen der Bediensteten zu halten.
Je nach Land und je nach individuellen Restriktionen ist es ublich, dass Haftlinge die Gelegenheit erhalten, in ihrer Freizeit Spiel und Sport zu betreiben.
Fernseher
in den Haftraumen sind mittlerweile die Regel, soweit sich der Gefangene die Anschaffung leisten kann. Die wenigsten Gefangenen haben Zugang zu Computern oder dem Internet. Ob Haftlingen der Zugang zum Internet erlaubt werden sollte (und in welchem Maße), wird immer wieder diskutiert, da dies zur Resozialisierung beitragen konne. Gleichzeitig bestehen Bedenken, dass uber das Internet kriminelle Aktivitaten stattfinden konnten und ein Internetzugang nicht mit der Idee der Freiheitsstrafe zu vereinbaren ist.
[28]
In Berliner Rechtsausschuss wurde 2016 der Antrag fur das Pilotprojekt ?Resozialisierung durch Digitalisierung“ gestellt.
[29]
Am 18. Januar 2017 entschied der
Europaische Gerichtshof fur Menschenrechte
(EGMR), dass die Verweigerung von Online-Informationen zu Bildungszwecken einen Verstoß gegen die Informationsfreiheit darstellt.
[30]
Ausloser dafur war die Klage eines litauischen Gefangenen, der sich im Internet uber Weiterbildungsmoglichkeiten informieren wollte, dies war ihm jedoch verwehrt worden. Einen allgemeinen Anspruch auf Internetzugang konnten Gefangnisinsassen laut EGMR jedoch nicht aus dem Urteil ableiten.
Der Bezug von Zeitungen und Zeitschriften ist erlaubt (§ 68 StVollZG). Des Weiteren gibt es
Gefangnisbuchereien
und andere Moglichkeiten zum Zeitvertreib.
In einigen Landern, wie z. B. Osterreich, gibt es fur die Gefangenen im geschlossenen Strafvollzug die Moglichkeit, ihren Lebenspartner in privater Atmosphare zu treffen.
Zwar ist das
Zuchthaus
inzwischen abgeschafft, wo die Haftlinge mit Zwangsmitteln zur harten korperlichen Arbeit (z. B. Steinbrucharbeiten, Torfstechen) angehalten wurden; die Gefangenen sind aber sehr wohl zur Arbeit verpflichtet (Deutschland: § 41
Strafvollzugsgesetz
): Arbeit ist ein zentrales Element des modernen Behandlungsvollzugs. In Deutschland gilt dies, sobald sich der Gefangene in Strafhaft befindet. Arbeitsverweigerung wird deshalb
disziplinarisch
bestraft. Jugendliche Gefangene sind aus erzieherischen Grunden grundsatzlich zur Arbeit verpflichtet. Viele Gefangene arbeiten in anstaltseigenen Betrieben wie der
Wascherei
, in der Schneiderei, in Werkstatten auf dem Gefangnisgelande, als
Reiniger
, in der
Backerei
oder in der
Kuche
der Einrichtung, um Geld zu verdienen. Nach JVollzGB kann der Gefangene uber einen Teil seines Lohnes (in Deutschland 3/7, das sogenannte
Hausgeld
) frei verfugen (zum Beispiel fur Einkaufe im Gefangnis
kiosk
, fur Zigaretten etwa), ein anderer Teil (in Deutschland 4/7,
Uberbruckungsgeld
) kann als Rucklage fur die Zeit nach der Entlassung dienen, aber auch in einem gewissen Rahmen zur Schuldentilgung herangezogen werden.
Sondergeld
kann von Außenstehenden bis zu einer gewissen Hohe und mit Verwendungseinschrankungen fur den Gefangenen eingezahlt werden. Ahnliche Regelungen gelten in
Osterreich
und der
Schweiz
.
Innentur (
Tongern
in Belgien)
Das Arbeitsentgelt wird nach der Leistung des Gefangenen und der Art der Arbeit entsprechend der Strafvollzugsvergutungsordnung in funf Stufen gewahrt. Der durchschnittliche Stundenverdienst eines Gefangenen lag 2005 bei ungefahr 1,35 €.
Ein ublicher Tagesablauf sieht etwa wie folgt aus:
- 6:00 Uhr: Wecken und Aufschluss, Ausgabe der Fruhstuckskost
- 7:00 Uhr: Ausrucken zur Arbeit, Arbeit nach Anordnung
- 12:00 Uhr: Mittagessen, danach weitere Arbeit
- 16:00 Uhr: Freizeit
(
Hofgang
, Sport- und Freizeitgruppen,
Umschluss
)
- 18:00 Uhr: Abendessen
- 21:00 Uhr: Einschluss (
Gefangnissprache
:
Pop Shop
)
Dieser Tagesablauf kann von Anstalt zu Anstalt variieren (zum Beispiel spaterer Aufschluss und/oder Einschluss bereits um 16:00 Uhr).
Die Ablaufe im Gefangnis sind hoch standardisiert und burokratisch festgelegt. Die Gefangenen mussen beispielsweise auf einem Laufzettel einen Antrag stellen, wenn sie innerhalb des Gefangnisses das Stockwerk verlassen wollen. Anliegen mussen schriftlich in Form eines Rapportzettels beantragt werden. In der
JVA Mannheim
etwa fallen fur rund 900 Gefangene 100.000 Laufzettel und 150.000 Rapportzettel an.
Juristische Einspruchsmoglichkeiten gestalten sich fur Gefangene oftmals schwierig. So werden mitunter erfochtene Urteile in Strafvollzugssachen zugunsten eines Gefangenen von Gefangnisleitungen ignoriert, was beispielsweise in
Bayern
mehrfach vom
Bundesverfassungsgericht
gerugt wurde. Da dies keine Einzelfalle sind, sprechen
Kriminologen
von ?renitenten Strafvollzugsbehorden“.
Anmerkung:
Zu grundsatzlichen Informationen uber den Ablauf einer Gefangnisstrafe von der Aufnahme bis zur Entlassung siehe
Strafvollzug
.
Ein
US Marshal
des
JPATS
wahrend eines Gefangenentransportes per Flugzeug
Gefangnisse sind nicht nur von der Außenwelt abgeschirmte Anstalten, sondern auch Gefangenenlager, Gefangnisinseln, Fahrzeuge, z. B.
Flugzeuge
und
Gefangnisschiffe
, die fur
Gefangenentransporte
verwendet werden. Haftzellen gibt es auch in vielen
Gerichten
und
Polizei
-Stationen der Welt.
Haftzelle der deutschen Polizei
Sammelzellen im Signal-Iduna-Park in Dortmund. Fur jeden Fanblock gibt es separate Zellen.
In Deutschland gibt es offene,
geschlossene
und
halboffene
Strafanstalten. Bei den auch einer breiten Offentlichkeit bekannten Gefangnissen handelt es sich zumeist um Anstalten des geschlossenen Vollzugs. Die in besonders gesicherten Gefangnissen mit baulicher Abgrenzung zur Außenwelt eingewiesenen Gefangenen befinden sich in der Regel rund um die Uhr in der Einrichtung. In der Halbgefangenschaft, dem offenen Vollzug, ist es dem Gefangenen dagegen erlaubt, tagsuber die Einrichtung zu verlassen, um einer geregelten Arbeit nachzugehen. Fur den offenen Vollzug kommen nur diejenigen Gefangenen in Betracht, die den besonderen Anforderungen dieser Haftart genugen.
Die deutschen
Strafvollzugsgesetz(e)
sehen eine Trennung von
Erwachsenen
und
Jugendlichen
, Frauen und Mannern sowie Strafgefangenen und Untersuchungsgefangenen bzw.
Sicherungsverwahrten
vor, zum Teil auch daruber hinausgehende Differenzierungen. Eine andere wichtige Einteilung richtet sich nach der Straflange. Fur Tater, die Sexual- oder andere Gewaltdelikte begangen haben, gibt es
Sozialtherapeutische Anstalten
. Hier werden in einem therapeutischen Setting wesentlich intensivere und vielseitigere Behandlungsangebote als im normalen Strafvollzug zur Verfugung gestellt: Gruppen- und Einzelpsychotherapie, deliktorientierte Gruppen, soziales Lernen in Wohngruppen, kreatives Arbeiten sowie schulische Liftung und gegebenenfalls berufliche Bildung sollen entsprechend motivierte Gefangene in die Lage versetzen, ihre Probleme intensiv zu bearbeiten, um weiteren Delikten vorzubeugen.
Psychisch kranke oder suchtkranke Straftater werden unter bestimmten Umstanden im
Maßregelvollzug
untergebracht.
Mittlerweile gibt es in vielen Bundeslandern auch spezielle Stationen oder Wohngruppen fur die wachsende Zahl alterer Strafgefangene (JVA Singen, JVA Detmold, JVA Schwalmstadt, JVA Waldheim).
[31]
Polizeigefangnisse
deutscher Polizeien
sind in der Regel nur eine Zwischenstation, bis die Gefangenen dem Haftrichter oder sonstigen Behorden vorgefuhrt bzw. einer JVA oder einer geschlossenen Einrichtung
zugefuhrt
werden.
Eine Besonderheit ist die Gefangenensammelstelle (
GeS
oder
Gesa
). Die GeS wird eingerichtet, wenn zu erwarten ist, dass regulare Haftplatze nicht mehr ausreichen. Dies ist z. B. der Fall bei Groß
veranstaltungen
, Groß
demonstrationen
oder Demonstrationen mit hohem
Storeranteil
. Dabei handelt es sich meistens um spezielle Raumlichkeiten wie in
Stadien
, Container, Busse oder notfalls um einen abgesicherten Sammelplatz im Freien (
Einkesselung
).
Arbeitslager
,
Korrektionsanstalt
, auch Detentionsanstalt oder Besserungsanstalt genannt,
Festungshaft
,
Gefangnisinsel
,
Gefangnisschiff
,
Hexenturm
,
Hungerturm
,
Karzer
,
Kerker
,
Konzentrationslager
,
Schuldturm
, Strafgefangenenlager in der Zeit des Nationalsozialismus (eine KZ-Form),
Zuchthaus
.
In Film- und Freizeitkultur haben sich viele fiktive Gefangnisse etabliert. Dazu zahlen das Frauengefangnis Litchfield aus der Kultserie
Orange is the New Black
,
Askaban
aus der Buchreihe
Harry Potter
und der von
Alcatraz
inspirierte Escape Room Balecatraz.
Deutschland
- Justizvollzugsanstalt Aichach
großtes deutsches Frauengefangnis
- Justizvollzugsanstalt Bautzen
(Gelbes Elend) in
Bautzen
- Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne
, die großte offene Justizvollzugsanstalt in Europa und das großte Gefangnis Deutschlands
- Justizvollzugsanstalt Brandenburg a. d. Havel
- Justizvollzugsanstalt Bruchsal
- Justizvollzugsanstalt Butzow
- Justizvollzugsanstalt Celle
, siehe auch
Celler Loch
- Justizvollzugsanstalt Fuhlsbuttel
in
Hamburg-Fuhlsbuttel
(Als ?Santa Fu“ bekannt)
- Justizvollzugsanstalt Geldern
- Justizvollzugsanstalt Halle I
Roter Ochse
in
Halle (Saale)
, als einziges Gefangnis in Deutschland diente es drei
Regimen
? dem
Nationalsozialismus
, der
sowjetischen Besatzungszone
und der
DDR
? als politische Haftanstalt.
- Jugendanstalt Hameln
- Justizvollzugsanstalt Koln
(Im Volksmund weiterhin ?Klingelputz“)
- Justizvollzugsanstalt Munchen
(Im Volksmund Stadelheim genannt, da es an der Stadelheimer Straße liegt)
- Justizvollzugsanstalt Munster
, altestes erhaltene Gefangnis aus preußischer Zeit (1844?53) ? Vorbild
Pentonville
- Justizvollzugsanstalt Neumunster
- Justizvollzugsanstalt Landsberg
in
Landsberg am Lech
,
Hitler
schrieb dort u. a. die Hetzschrift ?
Mein Kampf
“
- Justizvollzugsanstalt Lubeck
- Justizvollzugsanstalt Schloss Hoheneck
, das Frauengefangnis der DDR
- Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt
, setzt neue Maßstabe bei Therapie und Deradikalisierung
[32]
- Justizvollzugsanstalt Stuttgart
, erlangte Bekanntheit durch einsitzende Mitglieder der
Rote Armee Fraktion
(auch unter ?Stammheim“ bekannt)
- Justizvollzugsanstalt Tegel
, Deutschlands großtes geschlossenes Gefangnis
- Justizvollzugsanstalt Straubing
- Justizvollzugsanstalt Waldheim
, alteste Anstalt in Sachsen; siehe auch
Waldheimer Prozesse
- Justizvollzugsanstalt Weiterstadt
- Justizvollzugsanstalt Werl
- Justizvollzugsanstalt Wittlich
, großtes Gefangnis in Rheinland-Pfalz
[33]
- Justizvollzugsanstalt Uelzen
Osterreich
Schweiz
|
Frankreich
England
Nordirland
Vereinigte Staaten
Weltweit
|
Geheime Gefangnisse
(
englisch
?Black jails‘) sind vor der Offentlichkeit geheimgehaltene Gefangnisse, die von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen betrieben werden. Diese Gefangnisse beherbergen meist nur wenige Gefangene uber wenige Monate.
- Im November 2009 wurde bekannt, dass es in China geheime Gefangnisse gibt, in denen chinesische Lokal- und Provinzbehorden Menschen einsperren, um sie daran zu hindern, eine
Petition
einzureichen.
[35]
- Im Verlauf des
Kriegs gegen den Terror
entstanden sogenannte
Black sites
, vom US-Militar betriebene geheime Gefangnisse außerhalb der Vereinigten Staaten.
Am Stichtag des 30. September 2019 waren in Deutschland 63.851 Personen (davon 3827 weiblich) in den knapp 180
[48]
Justizvollzugsanstalten inhaftiert. Hiervon wurde an 13.050 Personen (davon 727 weiblich) die
Untersuchungshaft
vollzogen. 3536 Personen (davon 148 weiblich) verbußten eine
Jugendstrafe
. 45.244 verbußten eine
Freiheitsstrafe
(davon 2856 weiblich) ? darunter 4616 Personen (davon 437 weiblich) eine
Ersatzfreiheitsstrafe
. Uber 574 Personen (davon 1 weiblich) war die
Sicherungsverwahrung
verhangt, 122 Personen (davon 6 weiblich) befanden sich in
Abschiebehaft
.
[49]
Wahrend in den
1990er
Jahren ein deutlicher Anstieg der Freiheitsstrafen und damit auch der Gefangenenzahlen zu verzeichnen war, sind diese seit Mitte der 2000er Jahre deutlich rucklaufig (mit Ausnahme der Ersatzfreiheitsstrafe).
[50]
Rund die Halfte aller Freiheitsstrafen in Deutschland dauert weniger als ein Jahr. Rund 11 % der Inhaftierten haben eine Haftzeit von mehr als 5 Jahren.
[51]
Die nebenstehende Tabelle basiert auf der Publikation
World Prison Population List
(seventh edition),
[52]
die vom ?Internationalen Zentrum fur Gefangnisstudien“
(International Centre for Prison Studies)
des
King’s College
in
London
herausgegeben wurde. Die Zahlen stammen aus dem Zeitraum von 2005 bis 2007. Sofern Werte davon abweichen oder einer anderen Quelle entnommen sind, ist dies gekennzeichnet. Laut der angegebenen Publikation liegt der weltweite Durchschnittswert knapp unter 148 Inhaftierten pro 100.000 Staatsangehorigen.
Im Jahr 2021 lebten weltweit etwa 11 Millionen Menschen in Gefangnissen, davon etwa 500.000 in der
Europaischen Union
. Dabei ist der Anteil der Personen, die innerhalb eines Landes inhaftiert sind, je nach Land sehr unterschiedlich. Es gibt keinen Staat, in der er hoher ist als in den
USA
, wo 600?700 Strafgefangene je 100.000 Einwohner ublich sind.
[53]
Die Strafstatistik des Europarates veroffentlichte fur 2018 eine Gesamtgefangenenrate von 102,5 Gefangenen pro 100.000 Einwohner. Die Zahl der in Europa Inhaftierten ist insgesamt rucklaufig.
[54]
[55]
Im europaischen Vergleich hatte Deutschland 2021 mit einer Gefangenenrate von 77,5 je 100.000 Einwohner, eine etwas geringere Gefangnispopulation als der europaische Durchschnitt.
[55]
Im Jahr 2023 waren in Deutschland noch rund 40.000 Menschen in den insgesamt 172 Strafanstalten inhaftiert. Etwa einer von sieben Verurteilten erhalt eine Haftstrafe,
Geldstrafen
werden deutlich haufiger verhangt. Im Jahr 2021 kam es bundesweit insgesamt zu 90.900 Verurteilungen, die eine Freiheitsstrafe oder Strafarrest zur Folge hatten. Tendenziell ist die Gefangnispopulation rucklaufig.
[56]
Noch funf Jahre zuvor befanden sich, am 31. Marz 2017, deutschlandweit 51 643 Personen im Strafvollzug (48 609 Manner und 3034 Frauen), davon 8273 im
offenen Vollzug
(7668 Manner und 605 Frauen) und 43 370 im
geschlossenen Vollzug
(40 941 Manner und 2429 Frauen). Neben 3889 Personen, die zu einer Jugendstrafe verurteilt waren, und 561 Personen in
Sicherungsverwahrung
gliedern sich die restlichen 47 193 Gefangenen wie folgt: 31 540 Personen waren zu maximal 2 Jahren Strafe verurteilt, 10 244 zu mehr als 2 bis maximal 5 Jahren, 3578 zu mehr als 5 bis maximal 15 Jahren und 1831 zu
lebenslanger Freiheitsstrafe
.
[57]
[58]
[59]
Pro Jahr betragen die durch den Strafvollzug entstehenden Kosten geschatzte drei bis vier Milliarden Euro.
[60]
Gefangnisse werden haufig unter humanitaren Gesichtspunkten kritisiert, so ergab eine Studie des
Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen
, dass 25 Prozent der befragten erwachsenen Haftlinge mindestens einmal im Monat Opfer von Gewalt durch Mithaftlinge werden.
[61]
Immer wieder stellen Kritiker fest, dass sich vor allem in großen Gefangnissen paradoxerweise
rechtsfreie Raume
bilden, in denen Gewalt, Vergewaltigungen, Drogenhandel und Diebstahl an der Tagesordnung sind.
[62]
In Gefangnissen ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit Infektionskrankheiten wie Hepatitis oder HIV zu infizieren, hoher als in Freiheit (u. a. durch Tausch von Heroin-Spritzen, Tatowierungen, Piercing, …).
[63]
Etwa jeder sechste Haftling in Deutschland hat
Hepatitis C
, jeder hundertste hat
HIV
.
[64]
Die medizinische Versorgung in deutschen Gefangnissen schwankt von Bundesland zu Bundesland: So bekamen in bayrischen Justizvollzugsanstalten 2015 nur 45 Prozent der Gefangenen, die an einer Suchterkrankung litten, eine Substitutionsbehandlung (z. B. mit
Methadon
).
[65]
2016 kam es zu einem Urteil des
Europaischen Gerichtshofs fur Menschenrechte
gegen die schwabische JVA Kaisheim: Hier war einem Mann, der seit uber 40 Jahren heroinabhangig war, eine Substitutionstherapie mit Methadon vom Anstaltsarzt verweigert worden. Der EGMR wertete dies als Menschenrechtsverletzung.
[66]
Auch das System Gefangnis als solches sieht sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, ineffizient und zu teuer zu sein und seinem Auftrag, Tater zu
resozialisieren
und wieder in die Gesellschaft zu integrieren, nicht gerecht zu werden. In Deutschland liegen die Kosten pro Haftling bei jahrlich 35.770 Euro (Stand 2003).
[67]
In ihrem 1939 erschienenen Buch ?Punishment and Social Structure“ unterzogen
Georg Rusche
und
Otto Kirchheimer
Gefangnisse einer
marxistischen
Kritik; fur sie stellen Strafvollzug und Haft eine Form der Herrschaft von einer Klasse uber eine andere dar. Prominent ist die Analyse des franzosischen Philosophen
Michel Foucault
, der in ?
Uberwachen und Strafen
“ nicht nur die Ineffizienz von Gefangnissen thematisiert, sondern auch auf ihre Wirkung auf Machtstrukturen innerhalb der Gesellschaft hinweist. Foucault war auch Mitglied der Groupe d’information sur les prisons, G.I.P. (Gruppe Gefangnisinformation), die sich dafur einsetzte, die Zustande in franzosischen Gefangnissen offentlich zu machen. Besonders in den 1970er Jahren wurde von Seiten linker Aktivisten auch die
Abschaffung von Gefangnissen
gefordert. Die Organisation Critical Resistance, die von der Burgerrechtlerin
Angela Davis
mitgegrundet wurde, setzt sich vor allem fur die Rechte von Haftlingen in den Vereinigten Staaten ein und pragte den Begriff des ?prison industrial complex“ (in Anlehnung an den
Militarisch-industriellen Komplex
).
[68]
In Deutschland engagiert sich die Initiative ?Entknastung“ gegen Missstande in Gefangnissen und veranstaltet Konferenzen uber Gefangnis-Kritik.
[69]
Eine haufig geaußerte Kritik lautet, dass es Menschen, die wegen vergleichsweise
harmloser Delikte
in Haft kommen, erst im Gefangnis wirklich in Kontakt mit dem kriminellen Milieu kommen: ?Besonders junge Menschen werden oft im Gefangnis erst zu Verbrechern gemacht ? und somit zu einem noch großeren Problem fur die Gesellschaft“,
[70]
so der Jurist und Strafvollzugs-Experte
Bernd Maelicke
. Zudem erschwert es das soziale Stigmata der Haftstrafe vielen Entlassenen, anschließend wieder in eine geregelte, zivile Existenz zuruckzufinden. Maelicke kritisiert, dass Verurteilte nach ihrer Haftentlassung oft wieder in dieselben sozialen Strukturen geraten, die sie erst ins Gefangnis gebracht hatten: ?… der Ernstfall fur die Resozialisierung ist die Zeit nach der Entlassung“.
[62]
Laut einer Studie des
Bundesjustizministeriums
von 2014 werden durchschnittlich 34 Prozent aller entlassenen Strafgefangenen innerhalb von drei Jahren nach der Verurteilung oder Entlassung erneut straffallig, innerhalb von sechs Jahren liegt die Ruckfall-Quote bei 44 Prozent, nach Jugendstrafe wesentlich hoher.
[71]
Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen Gefangnis und Armut: Wer fur eine begangene Straftat seine Geldstrafe nicht zahlen kann, kann durch die
Ersatzfreiheitsstrafe
stattdessen mit Haft bestraft werden.
[72]
Der Journalist Martin Klingst bezeichnete Gefangnisse als ?Schulen des Verbrechens“.
[73]
Der Kriminalsoziologe
Edwin M. Lemert
pragte den Begriff der ?
Sekundaren Devianz
“: Laut diesem werden Delinquenten durch Strafmaßnahmen in die Rolle des Kriminellen gedrangt, da sich ihr Selbstbild durch die Erfahrungen des Strafvollzugs in dieser Weise verandert.
In dem 2016 veroffentlichten Buch
Die Schwere der Schuld
stellt der ehemalige Gefangnisdirektor Thomas Galli die Sinnhaftigkeit von Strafvollzugsanstalten in Frage (vgl.
Abolitionismus
). Er vertritt darin die Ansicht, dass Haftstrafen Kriminelle noch gefahrlicher machen konnen und dass viele Gefangnisse geschlossen werden und stattdessen andere Strafmaßnahmen wie gemeinnutzige Arbeit angewendet werden sollten. Dadurch gebe es mehr Mittel und Personal, um sich um die wirklich gefahrlichen Straftater zu kummern.
[74]
[75]
Gemeinsam mit anderen Praktikern und Wissenschaftlern veroffentlichte er 2019 ein ?Manifest zur Abschaffung von Strafanstalten und anderen Gefangnissen“.
[76]
[77]
Besonders haufig wird das
Gefangnissystem der Vereinigten Staaten
kritisiert: Die USA haben weltweit die meisten Gefangnis-Insassen im Verhaltnis zur Bevolkerung, was zum Teil auf die Privatisierung vieler Gefangnisse zuruckgefuhrt wird. Die US-Regierung unter Barack Obama hat 2016 beschlossen, die privaten Gefangnisse nach und nach zu schließen.
[78]
Zudem wurden die Gefangnisse den Rassismus von Sicherheits-Behorden und Gerichten widerspiegeln, da ein uberproportionaler Anteil der Insassen Afroamerikaner und Hispanos sind.
Gefangnisse faszinieren Literaten, Kunstler und Filmschaffende schon lange, zum einen wegen des dramatischen und dusteren Schauplatzes Gefangnis an sich, zum anderen wegen der individuellen Schicksale, die sich hier abspielen.
Alexandre Dumas
schilderte 1844 in
Der Graf von Monte Christo
, wie ein Unschuldiger in der Festung
Chateau d’If
vor der franzosischen Kuste inhaftiert wird. Ein anderes beruhmt-beruchtigtes Gefangnis, das Londoner
Newgate-Gefangnis
, spielt in mehreren Romanen eine wichtige Rolle, unter anderem in
Daniel Defoes
Gluck und Ungluck der beruhmten
Moll Flanders
(1722), in
Charles Dickens
Werken
Oliver Twist
(1839),
Barnaby Rudge
(1841) und
Große Erwartungen
(1861) und in
Michael Crichtons
Roman
The Great Train Robbery
(1975). Franz Kafka beschrieb 1919 in
In der Strafkolonie
ein absurd-grausames Gefangenenlager auf einer Insel.
Der Rundgang der Gefangenen
(1889) von
Vincent van Gogh
Das Londoner
Fleet-Gefangnis
diente nicht nur Charles Dickens als einer der Schauplatze von
Die Pickwickier
(1837), sondern wurde 1735 auch von
William Hogarth
in seiner Kupferstichserie
A Rake’s Progress
dargestellt. Es war wiederum Newgate, das
Gustave Dore
als Vorlage fur seinen Kupferstich des dortigen Gefangnishofes diente
[79]
, der
Vincent van Gogh
1889 zu seinem Gemalde
Der Rundgang der Gefangenen
inspirierte.
Literarisch wurden und werden Gefangniserfahrungen besonders in der
Gefangenenliteratur
bearbeitet: Dazu zahlen Werke, die ihre Verfasser wahrend einer Inhaftierung verfasst haben, etwa
Der Archipel Gulag
(1974) von
Alexander Solschenizyn
oder
Fjodor Michailowitsch Dostojewskis
Aufzeichnungen aus einem Totenhaus
(1861). Andererseits zahlen zur Gefangenenliteratur auch Werke, die zwar im Gefangnis entstanden sind, aber nicht von ihnen handeln (z. B.
Don Quijote
).
Besonders im Film sind Gefangnisse ein beliebtes Sujet (siehe
Gefangnisfilm
), etwa in
Die Verurteilten
oder
Der Unbeugsame
. Allein uber die Gefangnis-Insel Alcatraz gibt es mehrere Filme. Diverse Bucher, die in Gefangnissen spielen, wurden spater erfolgreich verfilmt (z. B.
Papillon
oder
The Green Mile
). Mehrere Fernsehserien spielen in Gefangnissen, zum Beispiel
Orange Is The New Black
,
Prison Break
oder
Hinter Gittern ? Der Frauenknast
.
Viele Pop- und Rock-Songs beschaftigen sich aus unterschiedlichsten Perspektiven mit Gefangnissen:
Elvis Presley
besang in seinem Millionen-Hit
Jailhouse Rock
eine fiktive Band in einem Gefangnis, sowohl
Thin Lizzy
als auch
AC/DC
veroffentlichten jeweils eine erfolgreiche Single namens
Jailbreak
. Der von
Bob Dylan
geschriebene und von
The Band
veroffentlichte Song
I Shall Be Released
schildert die Hoffnung eines Haftlings auf seine Freiheit. Spater schrieb Dylan den Song
Hurricane
uber den zu Unrecht inhaftierten
Rubin Carter
.
Sam Cooke
hatte 1960 mit seinem Song
Chain Gang
einen Hit: Darin beschrieb er das Phanomen der
Chain Gangs
, Haftlinge, die aneinandergekettet in der Offentlichkeit Arbeiten wie Straßenbau verrichten mussten.
Johnny Cash
erregte in den 60er Jahren großes Aufsehen mit einigen Live-Konzerten in amerikanischen Haft-Anstalten, bei denen das Publikum in erster Linie aus den Haftlingen und Aufsehern bestand. Dokumentiert wurden diese Konzerte in den sehr erfolgreichen Live-Alben
At Folsom Prison
und
At San Quentin
. Auch
Metallica
nutzten das
San Quentin State Prison
als Kulisse und nahmen dort das Musik-Video fur den Song
St. Anger
auf. Im Hip-Hop, unter anderem im
Gangster Rap
, spielen Gefangnisse und Haft-Strafen immer wieder eine Rolle, etwa in
Black Steel In The Hour Of Chaos
von
Public Enemy
,
One Love
von
Nas
oder
Murder Was The Case
von
Snoop Dogg
.
Der erste Teil der Computerspiel-Reihe
Gothic
(die auf einem gleichnamigen Comic basiert) spielt in einer Fantasy-Welt, in der Straflinge in ein riesiges Freiluft-Gefangnis verbannt werden, das durch eine magische Barriere von der Außenwelt getrennt ist. Vor allem in Fantasy-
Rollenspielen
sind Gefangnisse bzw. Verliese (dungeons) ein allgegenwartiges Szenario (etwa in
Dungeons & Dragons
).
Die osthessische
Justizvollzugsanstalt Hunfeld
ist das erste teilprivatisierte Gefangnis in der Bundesrepublik Deutschland. Als Aufseher sind dort ausschließlich Beamte tatig, da nur sie berechtigt sind, gegenuber den Gefangenen notfalls ?unmittelbaren Zwang“ auszuuben. In diesem Sinne teilprivatisiert ist auch die
JVA Buren
, die inzwischen als
Abschiebungshaftanstalt
dem Innenministerium unterstellt wurde.
Das
Vereinigte Konigreich
veranschlagte im Jahr 2018 etwa 35.000
Pfund Sterling
(39.130 Euro) an Kosten fur jeden Gefangenem pro Jahr. Um die Kosten zu senken, schloss der Staat mit Nationen, aus denen relevante Mengen an verurteilten Straftatern in Großbritannien stammten, Vertrage ab, nach denen die Briten Haftanstalten in diesen Landern finanzierten und dafur die Gefangenen aus den eigenen Gefangnissen in den Gefangnissen ihrer jeweiligen Heimatlander ihre Strafen verbußen. Solche Vertrage hatte das Konigreich 2018 mit
Albanien
,
Jamaika
,
Libyen
,
Nigeria
, und
Ruanda
geschlossen. Im Fall Nigerias wurden so etwa 700.000 Pfund Sterling fur einen Gefangnistrakt mit 112 Betten veranschlagt.
[80]
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