Stempel (Papier)

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Stempel mit dem Text ?Duplikat“
Stempelkissen mit Stempelfarbe
Antiker Stempel; Nekropole von Medulin-Burle, Istrien, 1.?4. Jh. n. Chr. ?(Eigentum von) Aquillia Oclatina“
Hanko Stempel in der Prafektur Okinawa
Mexikanischer Rollstempel mit Abdruck
Historische Stempel- Vulkanisier -Presse
Historischer Stempelabdruck mit Datum aus Japan
Paginierstempel aus Metall mit automatischer Weiterschaltung

Ein Stempel oder auch Stampiglie ist ein Werkzeug , das auf der einen Flache mit erhabenen oder vertieften Figuren, Buchstaben und dergleichen versehen ist, um mittels Stempelkissen aufgetragener Farbe die Figur aufzudrucken oder sie in eine weichere Masse einzudrucken, wie beispielsweise die Pragestempel fur Munzen und Medaillen . Der obere Teil nennt sich Stempelkappe, der untere Stempelfuß. Auch das mit einem solchen Werkzeug aufgedruckte Zeichen, das als Merkmal der erprobten Gute einer Ware, ihres Ursprungs oder einer bezahlten Abgabe dient, wird als Stempel oder auch als Stempelabdruck bezeichnet. Das Verfahren nennt sich Stempeldruck .

Typischerweise bestehen Stempelkappen moderner Stempel aus einem Holzelement und der Stempelfuß aus einem Stempelgummi. Es gibt allerdings auch Stempel aus Holz, Kork, Silikon, Moosgummi, Pappe, Linoleum oder Kartoffeln. Im Hobbybereich gibt es außerdem zahlreiche Moglichkeiten selbst eigene Stempel herzustellen und individuell zu gestalten.

Stempel haben zwei wesentliche Funktionen:

  1. Sie dienen der Vereinfachung der Schreibarbeit. In einem Arbeitsschritt lassen sich Texte zu Papier bringen, fur die man handschriftlich wesentlich langer brauchen wurde, beispielsweise die Adresse eines Unternehmens, das aktuelle Datum oder den Preis des zu bestempelnden Gegenstandes. Vor allem in Institutionen, bei denen die mit einem Stempel zu versehenden Akten uber viele Schreibtische gehen mussen, bringt ein Stempel den zusatzlichen Vorteil, dass der Stempeltext ein immer gleichbleibendes Schriftbild aufweist und somit Unleserlichkeiten ausgeschlossen werden konnen. [1]
  2. Schwer zu falschende, meist runde Stempel dienen der Beurkundung, ahnlich der Unterschrift oder dem Siegel .

Im Zahlungsverkehr wird der Stempel (eigentlich: die Stempelung) als Mittel benutzt, um bequem und kostengunstig eingezogene Entgelte, Gebuhren und Steuern zu quittieren (Gebuhrenstempel, Steuerstempel). Solche Gebuhrenstempel sollen zuerst im verkehrsreichen Holland (seit 1624) in Gebrauch gekommen sein. Sie sind uberall dort anwendbar, wo der Zahlungspflichtige ein Schriftstuck uber die Zahlungen uberreicht oder empfangt. In diesen Fallen konnen sowohl Stempelbogen (gestempeltes Papier) als auch aufzuklebende Stempelmarken benutzt werden. In anderen Fallen bedient man sich auch gestempelter Umschlage (Banderolen, z. B. bei Tabakverpackungen), die vor Gebrauch zerrissen werden, wahrend der Stempelbogen durch das Beschreiben, die Stempelmarke durch Durchstreichen oder Ausdrucken eines Zeichens fur weitere Verwendungen unbrauchbar gemacht (nullifiziert, kassiert) wird. Außerdem kann auch ein Gegenstand (z. B. Edelmetall, Zeitung, Kartenspiel, Zigaretten und Zigarrenpackungen, Sektflasche, Schnapsflasche, geeichte Weinfasser etc.) unmittelbar durch Aufdrucken des Stempels gestempelt und damit der Beweis der Steuer- oder Gebuhrenzahlung geliefert werden. Ein Beispiel fur eine Anwendung von Stempeln im Zahlungsverkehr ist das Entwerten von Stempelpapier ab 1608 und 1624, folgend Stempelmarken durch den Papieraufschlagsstempel, Steuerstempel, Gebuhrenstempel, Dimensionsstempel, Fixstempel, Steuerbanderole oder Briefmarken durch den Poststempel .

Eine weitere weit verbreitete Anwendung des Stempels ist die Kennzeichnung von Besuchern, die bei gebuhrenpflichtigen Veranstaltungen z. B. in Diskotheken ihren Eintritt bezahlt haben. Hierfur erhalten sie eine Stempelung auf die Hand, die auch aus lediglich unter UV-Licht sichtbarer Spezialfarbe bestehen kann. Dieser Stempel berechtigt im Regelfall zum wiederholten Betreten der Veranstaltung ohne erneute Zahlung des Eintrittsgeldes und wird vom Tursteher an der Kasse kontrolliert.

Zur Entwertung von Eisenbahnfahrscheinen wird auf diesen ein Stempel in Form eines Zangenabdrucks aufgebracht.

Geschichtliches

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Bevor der Stempel das Siegel abloste, um Dokumente zu verifizieren und Korrespondenz zu erleichtern, kamen Stempelsiegel mit Wachs oder Siegellack zum Einsatz. Die altesten Siegel waren aus Stein oder Knochen gefertigt und in Mesopotamien gefunden. Archaologen gehen davon aus, dass sie zwischen 5.000 bis 3.500 vor Christus entstanden sind. Auch die Variante einen Abdruck mit einem Siegelring herzustellen, verbreitete sich bereits 1.500 v. Chr, ausgehend vom Alten Agypten . [2]

In Indien verwendete man kurz vor Christi Geburt Stempel aus Lehm, in Kombination mit Naturfarben aus pflanzlichen Grundstoffen wie Fruchten, Bluten, Blumen, Pflanzen und Baumkrusten. [3]

In Asien wurde ab 57 nach Christus Stempel verwendet. Die ersten dieser Hankos gehorten den Herrschern und waren aus puren Gold. Ab etwa 750 durften auch Adlige eigenen Hanko Namessiegel als personliche Unterschrift verwenden. [4]

Fur die Geschichte des Buchdrucks erfand man kleine Stempel mit einzelnen Buchstaben, die sogenannten Lettern , die Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts zu Satzschriften zusammenfugte und auf einer Druckpresse die ersten Texte damit erstellte, die nicht per Hand abgeschrieben worden waren. [2]

Zum Erstellen von Holzschnitten benutzten europaische Kunstler wie Albrecht Durer große holzerne Stempelplatten. In Japan kam dagegen im 18. Jahrhundert der Farbholzschnitt auf (siehe auch Ukiyo-e ). [2]

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Stempel, statt wie spater ublich aus Gummi, aus Leder, Kupfer, Metalllegierungen oder Holz hergestellt. Die ersten Automatikstempel aus Metall wurden etwa im Jahr 1860 produziert. [3]

Erst nach der Erfindung der Vulkanisation , 1839 von Charles Goodyear , kam der Gummistempel (engl. rubber stamp ) auf, der heute weit verbreitet und (in der westlichen Welt) ein Synonym fur Stempel uberhaupt geworden ist. Nachdem Signierstempel aus Naturkautschuk bereits ab 1866 erhaltlich waren, kam die Herstellung von Kautschukstempeln durch Vulkanisation auf. Sie zahlten, wie auch Autoreifen , Radiergummis , Gummibander , Kondome , Schlauche etc. zu den sogenannten ? Gummiwaren “. Diese wurden in Gummiwarenfabriken durch unterschiedliche Fertigungsverfahren hergestellt. [5]

Stempelplatten werden mittlerweile in der Regel entweder aus flussigem Fotopolymer oder Gummi mit unterschiedlichen Fertigungstechniken hergestellt.

Lasertechnik ? Die jungste Technologie auf dem Stempelmarkt ist die Lasergravur , bei der aus einem Gummirohling der Text mittels eines Laserstrahls an den nichtdruckenden Stellen der Stempel- oder Textplatte freigeschnitten wird. So bleiben die Buchstaben erhaben stehen, und nichtdruckende Bereiche werden weggebrannt oder verdampft. Anschließend wird die Stempelplatte mit einem doppelseitig klebenden Moosgummi unterfuttert, ausgeschnitten und dann auf das entsprechende Medium (Holzstempel oder selbstfarbender Stempel) aufgeklebt.

Fotopolymer ? Bei der Fertigung mit Fotopolymer wird das zahflussige Polymer auf eine Tragerfolie aufgestrichen. Uber einer transparenten Schutzfolie wird ein Negativfilm aufgelegt, bei dem die spater druckenden Bereiche durchsichtig sind. Durch eine jetzt folgende UV-Belichtung harten die belichteten Stellen im Polymer aus, die unbelichteten Bereiche bleiben jedoch flussig. Diese nichtdruckenden Bereiche konnen anschließend ausgewaschen werden. Den Abschluss bildet eine Nachbelichtung und eine mechanische Weiterbearbeitung wie beim Gummistempel.

Schaumstoffbelichtung ? Das Stempelkissen dieses Stempels liegt hinter dem Stempelklischee aus mikroporosem Spezialschaumstoff, der nur an den unbelichteten Stellen farbdurchlassig bleibt. Die belichteten Stellen sind farbundurchlassig. Druckt man den Stempel ab, wird die Stempelfarbe durch die farbdurchlassigen Stellen der Textplatte hindurch auf das Papier abgegeben.

Es gibt eine Vielzahl von Stempeltypen. Das Stempellexikon des Flexografen-Verbandes bezeichnet mehr als 300 verschiedene Stempelwaren und Stempelgerate. Als Beispiele fur die unterschiedlichsten Stempelvarianten seien genannt:

Rollstempel ? bei dem Rollstempel ist die Stempelplatte (mit Text oder Motiven) auf einer Rolle befestigt. Dadurch wiederholt sich der Text fortlaufend beim Abrollen des Stempels auf dem Druckmedium. Die Farbubertragung erfolgt durch eine getrankte Farbwalze, die die Stempelplatte selbsttatig einfarbt. Rollstempel gibt es in Ausfuhrungen mit und ohne Rucklauf. Der Rollstempel kann mobil zum Bedrucken von Verpackungen mit Versandvermerken oder Firmenzeichen eingesetzt werden. Auf den verschiedensten saugenden Materialien wie Pappe, Holz oder Mineralstoff erhalt man schnell randscharfe und deutliche Kennzeichnungen.

Banderstempel ? Banderstempel bestehen aus einem Metall- oder Kunststoffgehause und den vulkanisierten Gummibandern. Kunststoffrollen transportieren die gestrafften Bander uber einen Steg. Banderstempel kommen vor als Alphabet-, Datum-, Doppel-, Preisauszeichnungsstempel, Signier-, Uhrzeit-, Wortband- und Ziffernstempel.

Brennstempel (Brandstempel) dienen zur Markierung von Holz, in Form von Kisten, Paletten, Fassern etc., aber auch zur Markierung von Kunststoffen und Leder. Sie werden mit festen oder auswechselbaren Klischees aus Messing oder Bronze geliefert. Die Heizelemente wurden fruher im offenen Feuer oder mit Propangas beheizt, heutzutage meist elektrisch mit Temperatur-Regelung.

Paginierstempel ? Ein Paginierstempel ist ein Metallstempel mit automatisch schaltenden Zahlen zur Erzeugung fortlaufender Seitenzahlen bzw. fur eine fortlaufende oder wiederholende Nummerierung, d. h., er zahlt aufgrund seiner inneren Mechanik nach jedem Abstempeln die Zahl hoch. Das Stempelkissen ist integriert und wird nach jedem Stempelabdruck auf den Stempel gedruckt. Einige Modelle unterstutzen weitere Zahlweisen: Ein Schaltsystem stempelt die Ziffernkombination 1-, 2-, 3- und 4-mal wiederholend, ein anderes Internationales-Schaltsystem 1-, 2-, 3-, 4-, 6- und 12-mal wiederholend. Andere Paginierstempel bieten Optionen wie z. B. das Weglassen fuhrender Nummern bzw. Nullen. Durch entsprechendes Ausschalten des Schaltmechanismus kann auch immerwahrend die gleiche Zahl gedruckt werden. Paginierstempel konnen auch mit einem Klischee kombiniert werden.

Permastempel, Selbstfarbestempel oder Pre-Ink-Stempel sind vorgefarbte Stempel, die sich nach dem Stempelvorgang mit einer Drehwendung wieder von selbst einfarben, im Gegensatz zum Handstempel, welche zusatzlich ein verschließbares Kissen benotigen. Daraus ergibt sich eine sehr hohe Konturenscharfe, da kein storendes Raster von der Stempelkissenoberflache ubertragen wird bzw. der Stempeldruck auf dem Papier begrenzt ist. Weiterhin ist die Gefahr der Verschmutzung von Handen oder Umgebung deutlich geringer. Das Gehause des Permastempels bietet Einstellmoglichkeiten fur die Abdruckstarke und dem vorgefarbten Klischee, welches ins Gehause eingeklebt ist. Das Klischee wird aus einer Mischung von Kunststoffplastizol und der gewunschten Stempeltinte zusammengesetzt. Durch die Erhitzung dieser Mischung entsteht ein festes mikroporoses Gel, in welchem die Tinte eingelagert wird. Durch Druckausubung auf das Gel tritt etwas Farbe aus, welche auf das Papier ubertragen wird. Durch Montage verschiedenfarbiger Klischeeteile in einem Stempelgehause konnen auch mehrfarbige Abdrucke erzeugt werden. Permastempel beinhalten Tinte fur etwa 20.000 Abdrucke und konnen durch Nutzung einer speziellen Regeneriertinte wieder verwendet werden. Die Stempel selbst gibt es in verschiedensten Ausfuhrungen als Taschen- oder Stativstempel oder mit verstellbarem Datum.

Verwandte Themen

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Commons : Stempel  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Stempel  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
  • Uber Brennstempel ( Memento vom 4. Marz 2016 im Internet Archive ) im Veredelungslexikon

Einzelnachweise

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  1. Stempel und deren Anwendung ? StampPedia. In: stempelservice.de. StampPedia, abgerufen am 15. April 2016 .
  2. a b c The History Of Stamping (engl) Scrapbook, abgerufen 6. Juli.
  3. a b Geschichte des Stempels Stempelsystem, abgerufen 6. Juli.
  4. Geschichte der Hankstempel Stempelshop, abgerufen 6. Juli.
  5. Gummiwarenfabrikation aus Naturkautschuk Deutsche Nationalbibliothek , abgerufen 6. Juli.