Ein
Stehtisch
, oft auch
Bistrotisch
sowie eher selten auch
Bartisch
,
Imbisstisch
oder
Partytisch
, ist ein
Mobelstuck
aus der Gruppe der
Tische
. Er besteht aus einer meist runden Platte, welche auf einer Stutze ruht, die uberwiegend als mittiges Standrohr ? mit schwerer Fußplatte oder mehrarmigem Fußgestell ? oder als mittiges Rohrgestell ausgebildet ist. Abhangig von ihrem Zweck gibt es verschiedene Ausfuhrungen von Stehtischen, wobei sie haufig fur den Einsatz in der
Außengastronomie
konstruiert sind. Teils konnen sie zur platzsparenden Aufbewahrung zusammengeklappt werden; zudem gibt es hohenverstellbare Modelle.
Stehtische werden meist verwendet, um
Speisen
und/oder
Getranke
im Stehen zu verzehren oder um Gegenstande, Gerate und andere zu bedienende Elemente auf eine erhohte Position zu bringen, um leichter auf diese zugreifen zu konnen. Daruber hinaus dienen sie als ?Anlauf- und Treffpunkt fur Kommunikations- und Besprechungszwecke“ etc.
[1]
Im 18. Jahrhundert entstanden kleinformatige Sondertischchen, die zunachst den Bedurfnissen der gehobenen Schicht zu Spiel-, Nah-, Lese- und Schreibzwecken dienten. Dazu gehorten auch hohere Tischchen mit meist runder, teils auch vieleckiger Platte, die anfangs nur als ?Podeste“ fur Dekorationsobjekte in der Wohneinrichtung wie große Vasen, Kleinplastiken etc. genutzt wurden.
[2]
Daraus entwickelten sich im 19. Jahrhundert zudem
Stehtische
, die in der
Gastronomie
alsbald Verwendung fanden, weil sie ohne
Bestuhlung
auskommen oder nur
Barhocker
benotigen und damit Platz sparen. Insbesondere in (kleinen)
Gaststatten
,
Bars
und
Cafes
sowie in
Bistros
, die der Gattung der typischen
Bistrotische
ihren Namen gaben, wurden sie popular. Bistrotische sind ausreichend, um Getrankeglaser und gegebenenfalls
Aschenbecher
etc. abzustellen. Daruber hinaus sorgen sie fur ein passendes Ambiente.
[3]
An einem Stehtisch kann im Stehen gegessen oder gearbeitet werden, er kann fur Besprechungszwecke von zwei oder mehr Personen genutzt werden und er kann als Ablageflache oder auch nur zu Dekorationszwecken dienen. Aufgrund ihrer hauptsachlichen Nutzung im Stehen sind Stehtische hoher als ubliche Tische und werden meist nicht mit
Stuhlen
ausgestattet, teils werden sie aber auch zusammen mit hochbeinigen Barhockern oder Barstuhlen im Sitzen genutzt.
Je nach Einsatzort und Anlass dienen Stehtische oft genau definierbaren Zwecken:
- Stehtische sind Kennzeichen von
Imbissstanden
(auch
Imbissbude
,
osterr.
Buffet
oder
Wurstelstand
,
schweiz.
Take-away
genannt) und dienen dort zum Verzehr von hauptsachlich
Street Food
im Stehen. Zudem sind sie haufig bei
Imbisslokalen
? oft
Imbisshalle
oder in Osterreich
Imbissstube
genannt ? anzutreffen, teils auch bei
Bistros
sowie bei
Eisdielen
und
Kiosken
etc.
[4]
- Bei
Stehempfangen
dienen Stehtische vor allem zum Verzehr von Getranken und teils auch von kleinen Speisen wie zum Beispiel
Fingerfood
oder
Canapes
im Stehen, werden oft aber auch nur zum Abstellen von leergetrunkenen Glasern und zum Abstellen von benutzten Tellern und Servietten etc. benutzt. Oft werden sie bei diesem Einsatzzweck mit
Hussen
(Tischhussen) ausgestattet, um sie ?optisch aufzuwerten“.
[5]
- Bei
Tagungen
, Kongressen,
Seminaren
und ahnlichen Veranstaltungen werden Stehtische oft in Vorraumen oder auch in ruckwartigen oder seitlichen Raumbereichen eingesetzt und markieren so Pausenbereiche, in denen die Veranstaltungsteilnehmer sowohl Erfrischungsgetranke und Snacks zu sich nehmen als auch sich zwanglos begegnen und miteinander austauschen konnen. Teils werden sie hierbei mit Tischhussen versehen.
[5]
- In
Theatern
,
Konzerthausern
,
Kinos
,
Museen
,
Ausstellungs
- und Versammlungsbauten werden Stehtische haufig zur (Teil-)Moblierung von
Foyers
und Pausenfluren etc. genutzt. Teils werden sie hierbei mit Tischhussen ausgestattet.
[5]
- In
Handel
und
Wirtschaft
, insbesondere im
Dienstleistungsbereich
sowie auf
Messen
etc. oder an politischen oder zivilgesellschaftlichen
Informationsstanden
, werden Stehtische oft als Anlaufstellen fur Kundenkontakte, -beratung und -werbung oder fur Informationszwecke etc. eingesetzt.
[6]
- Beispiele fur den Einsatz von Stehtischen
-
Stehtische bei einem
Imbissstand
in Bochum
-
Großere eckige Stehtische mit
Markisen
, hier bei einem Imbissstand in Dortmund
-
Stehtische, hier beim ?Get Together“ und
Sektempfang
bei einer beruflichen Kontaktborse
-
Stehtische mit
Hussen
, hier eingesetzt fur eine Podiumsdiskussion bei einem
Kongress
-
Stehtische mit
Barhockern
, hier im
Foyer
eines Kleinkunsttheaters in Munchen
Ein Stehtisch hat großtenteils nur ein
Tischbein
in Form eines mittigen Standrohres oder eines mittigen Rohrgestells. Um eine
statisch bestimmte
Lagerung
zu erreichen, wird der Fuß bei einem mittigen Standrohr (?Tischsaule“) oft in Form einer schweren und ausreichend großen Fußplatte ? einem sogenannten
Stempelfuß
? ausgebildet. Alternativ gibt es auch ? wie sonst bei den mittigen Rohrgestellen gebrauchlich ? Fußausbildungen in Form eines mehrarmigen Fußgestells (?
Fußkreuz
“), das aus
Kippsicherheitsgrunden
meist vier- oder funfarmig ausgeformt ist. Teils gibt es Stehtisch-Varianten mit einem bundelformigen Rohrgestell, bei denen drei oder mehr Rohre unterseitig der Tischplatte im Außenrandbereich (und nicht mittig) befestigt sind.
Die
Tischplatte
von Stehtischen ist großtenteils rund; eher selten gibt es quadratische Tischplatten. Sie kann aus jedem festen Material bestehen, am haufigsten werden
Metall
(
Edelstahlblech
,
Stahlblech
mit meist
Pulverbeschichtung
als Rost- und Oberflachenschutz,
Aluminium
) oder
Holz
(oft
Buche
) beziehungsweise
Holzwerkstoff
wie zum Beispiel
MDF
(teils mit Kunststoffbeschichtung) verwendet. Daneben gibt es noch Tischplatten ? oder komplette Stehtische ? aus
glasfaserverstarktem Kunststoff
(GFK beziehungsweise ?Fiberglas“).
Fur die Tischbeinkonstruktionen von Stehtischen werden hauptsachlich metallene Materialien verwendet, wie Edelstahl, Stahl oder Aluminium. Soweit es sich dabei um Stahlrohre und -teile handelt, werden diese zwecks Korrosions- und Oberflachenschutz meistens pulverbeschichtet oder teils auch
verchromt
. Holz kommt bei den Tischbeinkonstruktionen von Stehtischen eher selten zum Einsatz und ist meist nur bei Einzelanfertigungen durch
Tischler
[7]
oder bei
Designerkreationen
[8]
anzutreffen.
Stehtische sind meistens etwa 105 bis 110
cm
hoch; die Tischplatten haben bei runder Ausfuhrung etwa 60 bis 80 cm Durchmesser und bei quadratischer Ausfuhrung etwa Abmessungen von 60 × 60 cm. Es gibt zudem hohenverstellbare Modelle, bei denen die Tischhohe auf etwa 70 cm reduziert werden kann und so zusammen mit ublichen (Außengastronomie-)
Stuhlen
eine Nutzung der Tische im Sitzen ermoglicht. Teils konnen zur platzsparenden Aufbewahrung die Stehtische komplett zusammengeklappt oder die Tischplatten vertikal (hoch-)geklappt werden, teils konnen zusatzlich bei Rohrgestellen die Fußgestelle seitlich eingeklappt werden.
[9]
Daneben gibt es, insbesondere zur
Barausstattung
, Stehtische (?Bartische“) mit langlichen und meist rechteckigen Tischplatten oder in Form von sogenannten Bruckentischen. Bei den im Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich sowie in Bars, Diskotheken und der Freizeit-Hotellerie popular gewordenen
Lichtkuben
(leuchtende Dekorationselemente und Mobel aus Kunststoff) werden vom Handel teils auch Modelle angeboten, die als Stehtische ausgebildet sind. Fur den Einsatz in der Außengastronomie und bei Imbissen und Kiosken etc. gibt es teils Stehtische mit einer integrierten Vorrichtung zum Einstecken eines
Sonnenschirms
; zudem sind teils Modelle mit integriertem
Abfallbehalter
im Handel.
[9]
- Beispiele fur verschiedene Ausfuhrungen
-
Stehtisch aus Metall, mit Standrohr und funfarmigem Fußgestell
-
Stehtisch mit einem metallenen Standrohr mit schwerer Fußplatte und Fußstutzen-Ring
-
Stehtisch mit klappbarer Tischplatte und zusammenklappbarem Rohrgestell
-
Stehtisch mit Platte aus Holz (Buche) und verchromtem Rohrgestell
-
Stehtisch aus glasfaserverstarktem Kunststoff (GFK bzw. ?Fiberglas“)
-
Stehtisch mit bundelformigem Rohrgestell und roter Tischhusse
-
Stehtisch(e) aus Metall, mit aufgesetztem Lichtkubus-Element aus Kunststoff mit LED-Beleuchtung
Tische werden gemeinhin als ?Gegenstand
westlicher
Alltagskultur
“ verortet, wobei insbesondere der Stehtisch oder Bistrotisch in seinen Funktionen als ?
Metapher
und Praxis der Gestaltung von Denk- und Begegnungsorten“ gilt.
[1]
Von Kommunikations- und Marketingexperten wird ?der Stehtisch“ als gut geeigneter Anlauf- und Treffpunkt ?fur kreativen Austausch und die Entwicklung einer gemeinsamen Losung“ propagiert, da er die ?Beteiligung [der Gesprachsteilnehmer] und informelle
Interaktionen
untereinander am besten [fordere]“.
[10]
So werden in Handel und Wirtschaft, insbesondere im Dienstleistungsbereich, Stehtische oft in Kundenhallen, Kontakt- und Beratungszonen und bei Messestanden etc. eingesetzt, da sie sich ?gut fur Kommunikation eigneten“ und die ?Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme“ dabei wesentlich geringer sei als etwa in Beratungskabinen oder Einzelburos.
[6]
Wahrend beispielsweise bei Vortragsveranstaltungen ein ?
Rednerpult
mit Sichtblende […] einen formalisierten Vortragscharakter“ unterstreiche, schaffe ein stattdessen eingesetzter Stehtisch ?eine lockere Atmosphare“.
[10]
(Steh-)Tische mit runder Platte vereinten die Symbolik des
Runden Tisches
? an dem in seiner ursprunglichen Bedeutung ?Menschen zusammenkommen, die in der Sache, die sie zusammenfuhrt, dieselbe Gesinnung haben“ und an dem sich ?die Reden zu einem zwanglosen Sprechen […] wandeln“ ?, so der Kulturhistoriker und Philosoph
Hajo Eickhoff
, mit der zwanglos-offenen Nutzungsmoglichkeit des Zusammenkommens mit anderen, oft fremden Menschen bei ?aufrechter Haltung“ im Stehen, was ?ihn zu einem Tisch der Gleichheit und des Zugestandnisses“ mache.
[11]
- Office-work.net (Hrsg.):
Office-work.net Ratgeber. Arbeitstische, Konferenztische, Managementtische, Steh-, Sitztische
. Haefner, Heidelberg 2007,
OCLC
699269434
.
- Gert Kahler (Texte):
Mobel. Furniture
. Hrsg.:
Meinhard von Gerkan
(=
Gmp ? Architekten von Gerkan, Marg und Partner
.
Nr.
5
). Jovis, Berlin 2007,
ISBN 978-3-939633-21-1
(deutsch, englisch, siehe:
Bistrotisch, rund
,
Bistrotisch, quadratisch
).
- Cornelia Froschl:
Architektur fur die schnelle Kuche. Esskultur im Wandel
. Koch, Leinfelden-Echterdingen 2003,
ISBN 3-87422-654-9
,
S.
13
.
- Fritz Spannagel
:
Der Mobelbau (1954). Ein Fachbuch fur Tischler, Architekten, Lehrer und Liebhaber
. Unveranderter Nachdruck der 10. Auflage, Ravensburg, Maier, 1954. Schafer, Hannover 2002,
ISBN 3-87870-666-9
,
S.
134?144
(
Der Stollenbau bei Stuhlen, Hockern und Tischen
).
- ↑
a
b
Karin Martens-Schmid:
Wo Coaching zu Hause ist. Beratungsraume und ihre Gestaltung im kulturell-gesellschaftlichen Kontext mit Fotografien von Olaf Pascheit
. Springer, Wiesbaden 2016,
ISBN 978-3-531-18272-8
,
S.
160?167
.
- ↑
Vgl.:
Karl Weidinger:
Von Tisch, Stuhl und Bett.
Kompendium:
Zur Geschichte der gangigsten Einrichtungsgegenstande
. In:
wienerzeitung.at
.
11. Mai 2001,
abgerufen am 31. Oktober 2018
.
- ↑
Vgl.:
Hannelore Schlaffer
:
Die City. Straßenleben in der geplanten Stadt
. Zu Klampen, Springe 2013,
ISBN 978-3-86674-188-1
,
S.
64
.
- ↑
Vgl.: Elisabeth Naumann:
Kiosk. Entdeckungen an einem alltaglichen Ort. Vom Lustpavillon zum kleinen Konsumtempel
. Jonas, Marburg 2003,
ISBN 3-89445-322-2
,
S.
115, 128, 158
.
- ↑
a
b
c
Vgl.: Falk Trunz:
Operatives Event Management. Der ultimative Kurzratgeber fur Event Manager
. Tredition, Hamburg 2016,
ISBN 978-3-7345-0079-4
.
- ↑
a
b
Mike Bruning:
Messen und Ausstellungen als Instrument im Marketing-Mix
. Diplom.de, Hamburg 2013,
ISBN 978-3-8324-5610-8
,
S.
36, 50
(Online-Ressource; Hochschulschrift, Diplomarbeit Fachhochschule fur Wirtschaft Berlin, 2000).
- ↑
Vgl.: Eckhard Heyelmann u. a.:
Mobel im Detail. Aus den Schulen fur Holz und Gestaltung Garmisch-Partenkirchen
. Deutsche Verlags-Anstalt, Munchen 2008,
ISBN 978-3-421-03618-6
,
S.
17
.
- ↑
Vgl.:
Meinhard von Gerkan
(Hrsg.):
Holz. Furniture.
Jovis, Berlin 2007,
ISBN 978-3-939633-21-1
(deutsch, englisch; siehe:
Bistrotisch, rund, Bistrotisch, quadratisch
).
- ↑
a
b
Vgl. ubliches Angebot des Handels.
- ↑
a
b
Guido Englich, Burkhard Remmers:
Planungshandbuch fur Konferenz- und Kommunikationsraume. Conference. Excellence
. Hrsg.:
Wilkhahn
. Wilkening und Hahne, Basel 2008,
ISBN 978-3-7643-8682-5
,
S.
143, 214
.
- ↑
Hajo Eickhoff:
Der Tisch
. In:
Bauwelt
. Heft 17, 1993,
ISSN
0005-6855
,
S.
879
ff
.