Runway
ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zur englischen Sangerin, Rapperin und Songwriterin siehe
Bree Runway
.
Die
Start- und Landebahn
(SLB) oder
Piste
ist die ? haufig befestigte ? Flache eines
Flugplatzes
oder
Flugzeugtragers
, auf der einerseits
startende
Flugzeuge
bis zur Abhebegeschwindigkeit beschleunigen und dann abheben, andererseits
landende
Flugzeuge aufsetzen und abbremsen oder ausrollen. Fur den Beschleunigungsweg wird eine langere Pistenlange benotigt als fur den Bremsweg der Landung. Meist werden Pisten sowohl fur Starts als auch fur Landungen benutzt; in seltenen Fallen konnen Faktoren wie zum Beispiel eine Hindernissituation oder eine spezielle Rolllogistik eine ausschließliche Nutzung fur Starts oder Landungen bedingen. Dies ist z. B. am
Flughafen Frankfurt Main
der Fall.
Im englischen Sprachgebrauch existiert deswegen auch nur der Ausdruck
runway
(abgekurzt als RWY). In der deutschen Fachsprache wird
synonym
fur
Start- und Landebahn
auch
Piste
oder kurz
Bahn
verwendet. In der Schweiz, Osterreich und im deutschsprachigen
Flugfunk
verwendet man ausschließlich die Bezeichnung
Piste
.
[1]
Eine Bahn wird aus Sicherheitsgrunden zu jedem Zeitpunkt nur von einem Flugzeug benutzt, insbesondere dann, wenn diese als Startbahn
und
als Landebahn verwendet wird. Ausnahmen sind der
Flugzeugschlepp
oder der gemeinsame Start beim
Formationsflug
. Die Starts und Landungen erfolgen teilweise jedoch in sehr schneller Abfolge; vor allem an Flugplatzen mit hoher Auslastung ist oft zu beobachten, dass am Ende der Start-/Landebahn ein Flugzeug abhebt, wahrend auf der anderen Seite ein anderes Luftfahrzeug kurz vor der Landung steht. Weil jedes Flugzeug eine
Wirbelschleppe
hinter sich verursacht, muss ein gewisser Abstand zwischen startenden und landenden Flugzeugen eingehalten werden.
Diese Bahnen gehoren zur
Flughafeninfrastruktur
.
Je nach Belastung, der eine Start- und Landebahn im Betrieb ausgesetzt ist, kommen unterschiedliche Konstruktionsprinzipien in Betracht. Wahrend leichte Flugzeuge auf einfachen kurzgemahten Grasbahnen starten und landen konnen, ist dies den meisten schweren Verkehrsflugzeugen nicht moglich, da ihre Fahrwerke den
Boden
zu stark deformieren wurden. Die meisten
Verkehrsflughafen
besitzen daher mindestens eine befestigte Start- und Landebahn. Die Starke des Belages reicht von 25 cm bis hin zu 130 cm fur hochbelastete Bahnen wie bei der neuen Sudbahn des
Flughafens Berlin Brandenburg
.
[2]
Als Belag kommt entweder
Asphalt
oder
Beton
zum Einsatz. Beton wird aufgrund seiner langeren Lebensdauer von bis zu 40 Jahren vorwiegend an großen Flugplatzen genutzt, der gunstigere Asphalt mit einer Lebensdauer von 15 bis 20 Jahren an kleineren Flugplatzen. Die Oberflachen mussen bei allen zu erwartenden Wetterverhaltnissen ein gutes Reibungsverhalten aufweisen und frei von Unregelmaßigkeiten sein, um den bestmoglichen Ablauf der Flugbewegungen sicherzustellen.
[3]
Bei Betonpisten ist der Boden oft in Querrichtung gerillt (?Grooving“), damit das Wasser abfließen kann und kein
Aquaplaning
entsteht.
Unbefestigte Pisten bestehen aus Grasnarbe, Schotter, trockenem Erdboden oder Sand. Es gibt auch Pisten auf geeigneten ausgetrockneten Salzseen, wie bei der
Edwards Air Force Base
. Auch sie werden so eben wie moglich gebaut und bei Grasbewuchs kurz gemaht, um ein ungehindertes Rollen der Flugzeuge zu gewahrleisten. Nach starken Regenfallen konnen sie unbenutzbar sein. Um dem vorzubeugen, kann der Boden entweder vor dem Bau des Flugplatzes
drainiert
oder mit eingelegtem Gittermaterial verstarkt werden (beispielsweise beim
Flugplatz Speck-Fehraltorf
in der Schweiz).
Die Tragfahigkeit von Start- und Landebahnen kann mit der
Pavement Classification Number
klassifiziert werden.
Auch bei Landeplatzen fur
Wasserflugzeuge
spricht man teilweise von Start- und Landebahnen.
[4]
Die Lange und Breite der Start- und Landebahn hangt vom ?Bemessungsflugzeug“ ab. Dies ist das Luftfahrzeug, das auf der entsprechenden Start-/Landebahn am haufigsten betrieben wird. Fur großere Luftfahrzeuge wird dann bei Notwendigkeit eine eventuelle Ausnahmegenehmigung erteilt. So kann der Einsatz großer Flugzeuge auf Interkontinentalstrecken zu einem sehr hohen maximalen Startgewicht fuhren, was wiederum eine Startbahnlange von 3000 bis 4000 Metern erfordern kann. Ist die erforderliche Lange nicht gegeben, fuhrt dies zu Beschrankungen der Flugzeuge bezuglich ihres Gewichtes und folglich ihrer
Reichweite
. Standortbezogene Faktoren haben ebenfalls einen Einfluss auf die Mindestlange der Pisten. Eine verminderte
Triebwerksleistung
und ein verschlechterter
Auftrieb
entstehen durch:
- hohe Temperaturen am Standort (warme Luft dehnt sich aus und ist deshalb dunner als kalte). Deswegen mussen die Bahnen prozentual je nach
Flugplatzbezugstemperatur
verlangert werden. Diese entspricht der durchschnittlichen Tageshochsttemperatur des heißesten Monats des Jahres.
[5]
- die hohe Lage eines Flugplatzes uber dem Meer, es resultiert geringerer
Luftdruck
.
Die Breite der Start- und Landebahnen wird ebenfalls von den technischen Daten der Flugzeuge beeinflusst. Fur die meisten gangigen, großen Flugzeugtypen genugt die Standardbreite vieler Bahnen von 45 Meter. Ein Großraumflugzeug wie der
A380
benotigt eine Bahnbreite von 60 Metern.
[6]
Allerdings erteilte die
A380 Airport Compatibility Group
(AACG) fur gewisse Flugplatze eine Ausnahmegenehmigung fur 45 Meter breite Landebahnen.
Bei den Militarflugplatzen werden die Start- und Landebahnen auch entsprechend den Flugzeugtypen gebaut, von denen sie benutzt werden sollen. Viele
Strahlflugzeuge
benotigen eine Bahnlange um die 2,5 Kilometer, wogegen zahlreiche (vor allem kleinere)
Propellermaschinen
mit sehr kurzen Strecken auskommen.
Einigen
Ultraleichtflugzeugen
genugt eine Start- oder Landestrecke von deutlich unter 100 Meter.
Ultraleichtfluggelande
haben typischerweise Grasbahnen um 250 Meter Lange.
Unterteilt werden die Bahnen nach ICAO-Annex 14 in vier Langen- und sechs Breitenkategorien
[7]
welche durch einen zweistelligen Code ausgedruckt werden:
Start- und Landebahn-Kategorien
1. Stelle
|
2. Stelle
|
Codezahl
|
Bezugsstartbahnlange
1
|
Codebuchstabe
|
Flugelspannweite
|
1
|
weniger als 800 m
|
A
|
weniger als 15 m
|
2
|
800 bis unter 1200 m
|
B
|
15 bis unter 24 m
|
3
|
1200 bis unter 1800 m
|
C
|
24 bis unter 36 m
|
4
|
1800 m und mehr
|
D
|
36 bis unter 52 m
|
|
E
|
52 bis unter 65 m
|
F
|
65 bis unter 80 m
|
- Fur die Einordnung ist auch eine Mindestbreite notwendig, bei Neuanlagen wird diese Bahn ansonsten nicht genehmigt.
Die langste Bahn der Welt in der zivilen Luftfahrt hat eine Lange von 5500 Meter (14/32) am
Flughafen Qamdo-Bamda
(ICAO-Code: ZUBD) und liegt im Autonomen Gebiet
Tibet
(VR China) auf 4334 Meter Hohe uber dem Meer. Die langsten Flugpisten uberhaupt findet man bei militarischen Erprobungsstatten auf ausgetrockneten Salzseen wie
Groom Lake
und
Edwards Air Force Base
mit Langen bis zu 11,92 Kilometern. Die kurzeste Bahn eines Verkehrsflughafens fur Flugzeuge mit Strahltriebwerken weist der brasilianische Flughafen
Rio de Janeiro-Santos Dumont
auf; die Bahnlange betragt nur 1323 Meter.
Unmittelbar um die Start- und Landebahn herum ist der Sicherheitsstreifen genehmigungsrechtlich festgelegt. Dieser hat je nach Große der Start- und Landebahn und Nutzung (
Instrumentenflug
(IFR)/
Sichtflug
(VFR)) eine Breite von je 30 Meter (VFR) rechts und links der Bahn bis zu 150 Meter (IFR, Codezahl 3 und 4) je Seite und muss eingeebnet und hindernisfrei sein. Innerhalb des Streifens darf sich als Hindernis aus flugsicherungstechnischen Grunden nur der
Gleitwegsendemast
und der Monitormast befinden. Der Streifen beginnt bei 30 (VFR) bis 60 Metern (IFR) vor der Bahn und endet bei 30 oder 60 Metern nach Ende der Bahn. Vor und hinter dem Streifen befindet sich jeweils die RESA (Runway end safety area ? Start-/Landebahnendsicherheitsflache). Die RESA hat eine Lange von min. 30 (VFR) bis zu 90 Metern (IFR, von ICAO empfohlen 240 Meter bei IFR). Die Breite betragt die des Streifens, mindestens aber doppelte Bahnbreite.
Der Punkt auf der Bahn, an dem ein landendes Luftfahrzeug fruhestens aufsetzen darf, wird als
Landeschwelle
(englisch:
Threshold
) bezeichnet. Die Markierung dieser Schwelle sieht wie ein
Zebrastreifen
aus. Davon zu unterscheiden ist der reale
Aufsetzpunkt
, der je nach Bahnlange, Fluggerat und Windbedingungen mehr oder weniger weit hinter der Schwelle liegen kann.
Am Ende der Bahn kann unter Umstanden je nach Hindernissituation eine Freiflache (
Clearway
) eingerichtet werden. Deren Lange ergibt mit der vorhandenen Startlaufstrecke
TORA
(take off run available) die TODA (take off distance available). Ebenso konnte unter Umstanden ein
Stopway
eingerichtet werden. Dieser Stopway addiert sich zur vorhandenen TORA und ergibt die maximale ASDA (accelerate stop distance available).
Wahrend in der Anfangszeit der Luftfahrt die Flugplatze in Deutschland meist
rund
und so in jeder Richtung benutzbar waren, werden heute die Start- und Landebahnen so gebaut, dass sie in ihrer Richtung den lokalen
Windverhaltnissen
angepasst sind. Flugzeuge starten und landen grundsatzlich gegen den Wind, um maximalen
Auftrieb
zu erzeugen und die Start- bzw. Landestrecke zu verkurzen. Aus diesem Grund ist die Hauptbahn idealerweise nach der
Hauptwindrichtung
gebaut. Leichte Abweichungen hiervon konnen durch geographische Gegebenheiten sowie
Anflugverfahren
notwendig werden. Die Lage weiterer Bahnen soll so gewahlt werden, dass der Benutzbarkeitsfaktor des Flughafens mindestens 95 % betragt. Falls an einem Standort haufig so starke Querwinde bestehen, dass die Hauptbahn nicht permanent betrieben werden kann, sollte eine Querwindbahn in gekreuzter Ausrichtung vorhanden sein. Zur Planung der Start- und Landebahn-Ausrichtungen sollten uber mindestens funf Jahre hinweg mehrmals taglich Beobachtungen der Windverteilung gemacht werden, um eine moglichst hohe Benutzbarkeit der Bahnen zu gewahrleisten.
[8]
Eine besonders schwierige Situation entsteht, wenn Scherwindsituationen (
englisch
:
windshear
) auf der Start- bzw. Landebahn herrschen.
Scherwinde
sind durch den Boden umgeleitete Auf- und Abwinde, die als starke Boen in Erscheinung treten. Im Wetterradar kann man zwar Schlechtwettergebiete schon weit im Voraus erkennen und umfliegen, Scherwinde werden jedoch nicht angezeigt.
Allerdings gibt es inzwischen ein sogenanntes
windshear warning system
, welches nicht nur eine Windscherung erkennt, wenn sie aktuell auftritt (hervorgerufen durch mehr als 15
kts
vertikaler oder 500
fpm
horizontaler Abweichung (Def.)), sondern auch ein sogenanntes ?Predictive Windshear System“, welches auch vor dem Flugzeug liegende große Auf- und Abwindfelder erkennt. Wenn das Risiko zu groß wird, muss auf einem anderen Flughafen gelandet werden.
Meteorologische und geographische Faktoren an Flugplatzen erfordern verschiedene Konfigurationen der Start- und Landebahnen. Mogliche Konfigurationen sind das Einbahn-, das Parallelbahn-, das Kreuzbahn- und das V-Bahnsystem sowie Kombinationen daraus. Die
Kapazitat
, als maximal mogliche Anzahl an
Flugbewegungen
wird maßgeblich, aber nicht ausschließlich vom Bahnensystem bestimmt. Weitere kapazitatslimitierende Einflussfaktoren sind Wind- und Sichtverhaltnisse, Verzogerungen bei hohem Verkehrsaufkommen, Staffelungen, vorhandene Navigationshilfen, Flugzeugmix, An- und Abflugverfahren sowie die Kapazitat der
Vorfelder
und der
Rollbahnen
. Die dadurch ermittelte Kapazitat stellt keinen absoluten Wert dar, sondern einen simulierten Annaherungswert.
[9]
Die einfachste Variante ist das Einbahnsystem, bei dem nur eine Start- und Landebahn in Hauptwindrichtung vorhanden ist. Es wird v. a. von kleineren Flugplatzen genutzt, die keine ungunstigen Querwinde vorzuweisen haben. Mit diesem System konnen je nach bodentechnischen Einrichtungen jahrlich 180.000 bis zu 230.000 Flugbewegungen durchgefuhrt werden.
Bei einem Parallelbahnsystem sind zwei oder mehr Bahnen in paralleler Anordnung vorhanden. Dies setzt wie beim Einbahnsystem voraus, dass am Standort kaum starke
Gegenwinde
, die den Betrieb einschranken wurden, vorhanden sind. Dabei sind der Abstand und der Versatz der Bahnen voneinander entscheidend dafur, um wie viele Bewegungen sich die Kapazitat erhoht. Dieser Abstand, der uber die Betriebsart entscheidet, wird anhand der Distanz der Bahnmittellinien voneinander gemessen. Hierbei gibt es eine Unterscheidung nach nahem, weitem und mittlerem Bahnabstand (?close“, ?far“, ?intermediate“). Ein Abstand von uber 1035 Metern bedeutet, dass die Bahnen unter jeglichen Bedingungen unabhangig voneinander betrieben werden konnen (Ausnahme: Schwellenversatz der beiden Bahnen). Dies fuhrt zu einer verdoppelten Kapazitat von maximal 120 Bewegungen pro Stunde oder 310.000 bis 380.000 Flugbewegungen pro Jahr. Bei einem Abstand von unter 1035 Metern ist kein unabhangiger Betrieb beider Bahnen moglich. Je nach Abstand entstehen unterschiedlich starke Abhangigkeiten, welche die Kapazitat des Bahnsystems maximal auf die Kapazitat eines Einbahnbetriebes reduzieren konnen.
Beim Kreuzbahnsystem handelt es sich um zwei Bahnen unterschiedlicher Ausrichtung, die sich an einer Stelle kreuzen. Die unterschiedliche Ausrichtung der Bahnen wird durch Winde aus verschiedenen Richtungen bedingt. Waren an solchen Standorten nur Bahnen einer Ausrichtung vorhanden, wurde dies zu einer Kapazitatseinschrankung bei starken Seitenwindverhaltnissen fuhren. Durch die Bahnen unterschiedlicher Ausrichtung ist gewahrleistet, dass eine Bahn immer den Windverhaltnissen entspricht. Bei geringen Windstarken konnen sogar beide Bahnen betrieben werden. Die Kapazitat ist beim Kreuzbahnsystem zusatzlich zur Betriebsrichtung stark von der Lage des Schnittpunktes beider Bahnen abhangig. Je geringer die Entfernung des Schnittpunktes von den Enden der Bahnen ist, desto hoher ist die Kapazitat des Systems.
Das V-Bahnsystem ahnelt in seiner Konfiguration dem Kreuzbahnsystem, jedoch schneiden sich die beiden Bahnen unterschiedlicher geographischer Richtung nicht. Die Bahn mit der vorherrschenden Betriebsrichtung wird auch als Hauptbahn bezeichnet, und die andere dementsprechend als Querwindbahn. Bei starkem Wind wird die Kapazitat eingeschrankt, da in diesem Fall nur eine Bahn betrieben werden kann. Dahingegen konnen bei leichtem Wind beide Bahnen simultan genutzt werden. Eine hohere Kapazitat wird erreicht, wenn die Bewegungen vom V wegfuhrend stattfinden. In diesem Fall konnen bis zu 100 Flugbewegungen stundlich stattfinden.
[10]
Ein Zukunftskonzept ist die kreisrunde ?Endless Runway“ (?endlose Runway“), die den
Flachenverbrauch
, die Larmbelastung und die Kosten kunftiger Start- und Landebahnen deutlich reduzieren soll.
[11]
Die Start- und Landebahn darf in Europa nur einen geringen Neigungswinkel von wenigen Grad aufweisen, weil der Start bergauf erschwert wurde und eine
Landung
auf geneigter Bahn erheblich schwieriger ist. Pro 1 % Langsneigung der Bahn muss eine Verlangerung um jeweils 10 % der Bezugsstartbahnlange erfolgen, da ein Hohenunterschied innerhalb der Startbahn ein geringeres Beschleunigungsvermogen des Flugzeugs zur Folge hat.
Maximale Langsneigung:
- 2 % bei Codezahl 1 und 2
- 1 % bei Codezahl 3 und 4
Ausnahmen: Der Alpenflugplatz
Courchevel
hat eine Bahnneigung von 18,5 % oder ca. 11°. Bei solchen
Altiports
kann wegen starker Bahnneigung oder anderer geographischer Besonderheiten oft nur in eine Richtung gelandet und in Gegenrichtung gestartet werden.
Auf großen
Flugzeugtragern
mit einem
Winkelflugdeck
gibt es zwei getrennte Bahnen. Wahrend uber den Bug hinaus ausschließlich gestartet werden kann, kann die langere Landebahn, die um einige Grad aus der Langsachse abgewinkelt ist, fur Starts und Landungen benutzt werden. Kleinere Trager mit geradem Flugdeck, die eine kombinierte Start- und Landebahn besitzen, setzen am Ende der Startbahn einen ?
Ski-Jump
“ ein, der die Flugzeuge in die Luft katapultiert.
Um ein Hinausschießen landender Flugzeuge uber die Landebahn hinaus zu verhindern, konnen bei Landebahnen, die an bebautes Gebiet oder querende Straßen grenzen, an den Enden der befestigten Oberflache sogenannte EMAS (
Engineered Materials Arrestor System
) eingebaut werden. Diese bestehen aus porosem Material und lassen das Flugzeug beim Uberrollen einsinken und bremsen es somit ab.
Die Bahnen werden mit ihrer Start-/Landebahnkennung (englisch
runway designator
) bezeichnet, die sich an den Gradzahlen der
Kompassrose
orientieren. Die Gradzahl wird durch zehn geteilt und kaufmannisch gerundet. Verlauft zum Beispiel eine Bahn in Ost-West-Richtung (90 bzw. 270 Grad), wird sie die Kennzeichnung 09/27 aufweisen. Die kleinere Zahl steht immer an erster Stelle, unabhangig von der gerade genutzten Betriebsrichtung der Bahn. Eine gerade Bahn, die in einer Richtung mit
04
bezeichnet wird, wird in der entgegengesetzten Richtung die Kennzeichnung
22
fuhren. Die Richtung der Bahnen unterscheidet sich um 180 Grad, die Kennzeichnung also um 18. Jede dieser beiden Nummern ist als große weiße Zahl an der jeweiligen Schwelle (Beginn der Landestrecke LDA) der Bahn aufgemalt, sodass sie von den Piloten aus der Luft bereits aus einiger Entfernung erkannt werden kann.
Da der wichtigste Bezug fur Kursangaben in der Luftfahrt traditionell der
Magnetkompass
ist, richten sich auch die Kennzeichnungen der Pisten nach der magnetischen Nordrichtung. Eine Landebahn z. B. mit der Kennzeichnung 36 (fur 360° bzw. Nord) weist also nicht zwingend auf den
geographischen Nordpol
, sondern lediglich in die Nordrichtung des dort gemessenen
Erdmagnetfeldes
. Die Abweichung zwischen geographischer und magnetischer Nordrichtung ist in Deutschland nur gering (2018 bis zu 4°), kann woanders jedoch erheblich hoher sein; so liegt sie z. B. im brasilianischen
Recife
bei 22° West und in
Thule
(Gronland) derzeit (2016) sogar bei 47° West.
[12]
Da sich zudem das Magnetfeld der Erde kontinuierlich andert, konnen sich auch die Kennungen bestehender Bahnen andern. So wurde zum Beispiel die Bahn 15/33 des
Flughafens Sylt
im Juni 2006 auf 14/32 umbenannt, weil die
Variation
sich so weit geandert hatte, dass der gerundete Wert nur noch 140/320 Grad statt 150/330 Grad ergibt. 2021 wurde die Zweitpiste des
Flughafens Basel
umbenannt, fur 2024 ist die Umbenennung der drei Bahnen am
Flughafen Zurich
geplant.
[13]
Verfugt ein Flugplatz uber zwei Start- und Landebahnen, die parallel verlaufen und somit die gleichen Nummern als Kennzeichnung haben, so wird der rechts gelegenen Bahn (aus Sicht der Flugrichtung) der Buchstabe
R
(vom englischen
right
) hinzugefugt und der linken Bahn ein
L
(vom englischen
left
). Die volle Kennzeichnung ware in einem solchen Fall, zum Beispiel, Startbahn
07R
und Startbahn
07L
. Wenn es sogar eine dritte parallele Bahn gibt, wird fur die mittlere Piste der Buchstabe
C
(vom englischen
center
) gebraucht.
[14]
Bei mehr als drei parallelen Bahnen (beispielsweise am
Los Angeles International Airport
) werden die Bezeichnungen fur zwei Bahnen haufig abgerundet, wahrend die Bezeichnung fur die beiden anderen Bahnen aufgerundet wird. Die vier Bahnen in Kompassrichtung 249 werden dann beispielsweise als 25R, 25L, 24R und 24L bezeichnet.
Im Flugbetrieb wird immer nur eine Richtung genutzt. Diese legt der
Tower
fest und orientiert sich dabei in der Regel an der derzeitigen Windrichtung, um Luftfahrzeugen Starts und Landungen gegen den Wind zu ermoglichen, um kurze Startlaufe und Landewege zu erreichen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass im laufenden Flugbetrieb die Betriebsrichtung geandert wird. Aus Betriebsrichtung
18
wird dann
36
, das heißt, Starts und Landungen finden nicht mehr in Richtung Suden, sondern nach Norden statt.
Die Start- und Landebahnen verfugen weiterhin uber weiße Markierungen, die dem Piloten beim Starten und vor allem beim Landen helfen, die verschiedenen Abschnitte der Bahn und deren mittlere Achse zu erkennen, um auf diese Weise sicher zu manovrieren. In dem Bild rechts gilt die Markierung fur eine Codezahl-4-Bahn (Bahnlange großer 1800 Meter).
Die Schwellenmarkierung gibt an, ab wo auf der Piste ein Flugzeug landen darf. Sie ist durch eine durchgezogene Linie sowie einem Muster, das einem Zebrastreifen ahnelt, markiert.
Die Kennung gibt die ungefahre Ausrichtung der Piste an und ist durch eine zweistellige Zahl und ggf. den Buchstaben "L", "R" oder "C" darunter markiert. Dazu wird die Ausrichtung in Grad verwendet und durch 10 geteilt. Verlaufen mehrere Pisten parallel, benutzt man die Abkurzungen L (engl.: left; dt.: links), R (engl.: right; dt. rechts) und C (eng.: central; dt.: zentral). Bei mehr als drei parallelen Pisten wird die Zahl vergroßert bzw. verkleinert.
Beispiel: Ein Flughafen hat vier parallele Pisten, die nach 253° (Westsudwest) und 73° (Ostnordost) ausgerichtet sind. Die Gradzahl durch 10 dividiert ergibt also 25 und 07. Da es vier Bahnen gibt, werden die beiden außeren zu 26 und 08 gerundet, die nachst naheren ganzen Zahlen. Dann werden wieder "L" und "R" verwendet, sodass man von Sud nach Nord diese Kennungen hat: 08R/26L; 07R/25L; 07L/25R; 08L/26R.
Der Zielpunkt gibt an, wo ein Flugzeug auf einer Instrumentenlandebahn auf der Piste aufsetzen muss. Bei einer Prazisionslandebahn werden die Markierungen der Aufsetzzone verwendet.
Fur die Starts und Landungen bei
Dunkelheit
und bei
Nebel
verfugen manche Start- und Landebahnen uber eine
Befeuerung
, die die seitliche Begrenzung, die Mitte, den Anfang und das Ende der Bahn und einige der Abschnitte markiert.
- Alle
Taxiways
(Rollbahnen) sind mit grunen Lichtern befeuert (die Rander blau), vom Rollhalt zur Pistenmittellinie grun (grun-gelb, falls CAT-II/III-Schutzzonen vom
ILS
betroffen sind).
- Start- und Landebahnen sind an den Randern mit weißen Lichtern befeuert. Die Mittellinienmarkierung ist auch weiß befeuert; bei CAT II/III sind von den letzten 900 Metern 600 Meter rot-weiß und die letzten 300 Meter nur rot codiert. Das Ende ist rot befeuert, die Landeschwelle grun, die Landebahnaufsetzzone weiß (nur bei CAT II/III).
- Der Rollhalt ist rot befeuert, und es sind eventuell beleuchtete Hinweistafeln (gelb) vorhanden. CAT-II/III-Halteorte sind ebenfalls rot befeuert und mit roten Schildern versehen.
- Zwischenhaltepositionen sind orange befeuert.
- Das Vorfeld hat blaue Randbefeuerung und Scheinwerfer.
Anflugbefeuerungen
werden unterschieden fur Prazisions
anfluge
und
Nicht-Prazisionsanfluge
.
Prazisionsanfluge
bedurfen einer Mindestlange von 720 Metern Anflugbefeuerung (bei
ILS
-Kategorie CAT I), bei CAT II und CAT III 900 Meter.
Bahnen fur Nicht-Prazisions-Anfluge sollen mit einer mindestens 720 Meter langen Anflugbefeuerung ausgestattet sein. Ausnahmen bis auf 420 Meter sind moglich. Unter gewissen physikalischen Gegebenheiten (Abhang oder ahnlich) ist auch eine kurzere Lange der Anflugbefeuerung, jedoch unter weiteren Auflagen moglich, so beispielsweise in Allendorf/Eder: GPS-Anflugverfahren, aber nur 150 Meter Anflugbefeuerung (allerdings Heraufsetzung der
MDH
).
Zusatzlich konnen neben der Bahn optische Anflughilfen installiert sein.
VASI
ermoglicht eine Uberprufung des Drei-Grad-Sinkfluges zur Bahn durch zwei oder vier hintereinander angeordnete Scheinwerfer
(?White white: your height!, red white: you're right!, red red: you're dead.“)
, das Precision-Approach-Path-Indicator-System (
PAPI
) bietet eine prazisere Landehilfe und besteht aus vier nebeneinanderstehenden Lampen. Auch hier gibt es einen Farbcode aus Rot (zu niedrig) und Weiß (zu hoch); der richtige Gleitpfad ist erreicht, wenn der Pilot zwei rote und zwei weiße Lichter sieht.
Flugzeuge werden haufig an großeren
Flugplatzen
durch ein
Follow-me-Car
von der Landebahn zur Parkposition gebracht. Insbesondere ist es ublich, Flugzeuge, die nicht an einem Gate abgefertigt werden oder selbstandig zum
General Aviation Terminal
(GAT) rollen, von einem Follow-me-Car zu ihrer Abstellposition zu begleiten. An den Gates großer Flughafen erfolgt eine Einweisung durch
Bodenpersonal
, sogenannte
Marshaller
.
Bei entsprechenden Witterungsbedingungen kann die Bahn nur verwendet werden, wenn sie von Schnee geraumt und zum Auftauen bzw. zur Verhinderung von Eisbildung mit
Bewegungsflachenenteiser
behandelt wurde.
Der Flughafen
Chicago
hat acht Start- und Landebahnen, dies ist weltweit die hochste Anzahl. Der Flughafen
Dallas/Fort Worth
hat sieben Start- und Landebahnen.
Uber sechs Bahnen verfugt der flachenmaßig großte Flughafen der USA, der
Flughafen Denver
, wahrend der Flughafen mit den weltweit hochsten Passagierzahlen, der
Flughafen Atlanta
, ?nur“ uber funf Bahnen verfugt. Der großte niederlandische
Flughafen Amsterdam
verfugt ebenfalls uber sechs Bahnen. Der
Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle
, der
Flughafen Frankfurt Main
und der großte Flughafen Japans, der
Flughafen Tokio-Haneda
, verfugen uber vier Bahnen, wahrend der großte Flughafen Belgiens, der
Flughafen Brussel-Zaventem
, uber drei Bahnen verfugt. Der
Flughafen London Heathrow
(großtes internationales Passagieraufkommen in Europa, drittgroßtes Gesamtpassagieraufkommen weltweit) verfugt dagegen nur uber zwei Bahnen. Die Flughafen
Flughafen Toronto-Pearson
,
George Bush Intercontinental Airport
in der Nahe von
Houston
im US-Bundesstaat
Texas
sowie der Flughafen
Logan International Airport
von
Boston
verfugen alle uber funf Start- und Landebahnen. Der Flughafen
Detroit Metropolitan Wayne County Airport
verfugt uber insgesamt sechs Start- und Landebahnen.
Der im Oktober 2018 eroffnete neue
Flughafen Istanbul
soll im Endausbau mit sechs Start- und Landebahnen (und jahrlich 150 Millionen Passagieren) auf einem Gelande von rund 9000
Hektar
der ?großte Flughafen der Welt“ werden. Dubai baut ebenfalls am ?großten Flughafen der Welt“ dem
Al Maktoum International Airport
, er wird als Erganzung zum bestehenden
Dubai International Airport
uber funf parallel angeordnete Start- und Landebahnen und eine Kapazitat von 160 Millionen Passagieren verfugen (geplante vollstandige Fertigstellung bis 2025). Dies wird vom
Flughafen Peking-Daxing
, dessen Fertigstellung fur 2020 geplant war und schon 2019 fertiggestellt worden ist, mit acht geplanten Start- und Landebahnen noch ubertroffen.
Im internationalen Vergleich verfugen Deutschlands Flugplatze uber eine relativ geringe Anzahl an Start- und Landebahnen.
Unter den 15 als
Internationaler Verkehrsflughafen
klassifizierten Flugplatzen hat nur der
Flughafen Frankfurt Main
vier Bahnen. Mit einem momentanen Maximum von drei Bahnen sind die Flughafen
Hannover
und
Koln/Bonn
ausgestattet. Sechs verfugen uber zwei Pisten:
Bremen
,
Dusseldorf
,
Hamburg
,
Leipzig/Halle
,
Berlin Brandenburg
und
Munchen
.
Die verbleibenden sechs Flughafen haben nur eine Start- und Landebahn.
Der
Flugplatz Juist
hat vier Start- und Landebahnen.
- ↑
AIP
GEN 3.4,
online bei Eurocontrol
(PDF)
- ↑
Hochleistung rund um die Uhr.
In:
wirtgen-group.com.
Wirtgen Group,
abgerufen am 2. Marz 2014
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- ↑
A. Wells, B. Young:
Airport Planning & Management
. 5. Auflage. New York 2004,
S.
102
.
- ↑
Flugplatzdaten Wasserlandeplatz Welzow Sedlitzer See
(
Memento
vom 20. Februar 2009 im
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- ↑
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(=
Schriftenreihe des Instituts fur Verkehrswesen und Raumplanung, Universitat der Bundeswehr Munchen.
Heft 51). Neubiberg 2007,
DNB
985218754
, S. 51 f.
- ↑
A. Wells, B. Young:
Airport Planning & Management
. 5. Auflage. New York 2004,
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- ↑
ICAO Doc 9157: Aerodrome Design Manual.
(PDF) Part 1 ? Runways. In:
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, 1. Marz 2011,
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H. Mensen:
Planung Anlage und Betrieb von Flugplatzen
. Berlin 2007,
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- ↑
Ulrich Hap:
Bewertungsverfahren fur Planungsvarianten von Start- und Landebahnen bei einem Flugplatzausbau.
Neubiberg 2007, S. 53 f.
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H. Mensen:
Planung Anlage und Betrieb von Flugplatzen
. Berlin 2007,
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- ↑
Projekt ?Endless Runway“: Forscher planen kreisrunden Flughafen.
Bei:
n-tv
, 29. Marz 2017.
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NOAA-Berechnungsseite fur die Variation
- ↑
Flughafen Zurich benennt seine Pisten um.
In:
aerotelegraph.com.
Abgerufen am 26. Dezember 2021
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Ulrich Hap:
Bewertungsverfahren fur Planungsvarianten von Start- und Landebahnen bei einem Flugplatzausbau.
Neubiberg 2007, S. 50 f.