Der
Wiener Stadtpark
erstreckt sich vom Parkring im
1. Wiener Gemeindebezirk
bis zum Heumarkt im
3. Wiener Gemeindebezirk
und ist eine sowohl von
Touristen
als auch von einheimischen Burgern gern besuchte
Wiener
Parkanlage
. Seine Flache betragt 65.000 m².
Schon im
Biedermeier
war das
Wasserglacis
vor dem Karolinenstadttor ein beliebter Unterhaltungsort. Im Zuge der durch den Abriss der
Wiener Stadtmauer
erfolgten Umgestaltung in die
Wiener Ringstraße
wurde vom damaligen Wiener Burgermeister
Andreas Zelinka
das Projekt eines offentlichen Parks auf diesem Gelande gefordert. Im September 1860 ubergab der
Stadterweiterungsfonds
der Stadt Wien kostenlos eine Flache von 94.000 m² zur Anlage des Stadtparks; 1861 kamen 51.000 m² am rechten Ufer des Wienflusses dazu. Fur die Gestaltung des Parks am linken Ufer betrug der Kostenvoranschlag 115.000 Gulden; tatsachlich wurden es dann 1862 180.000 Gulden (ca. 1,6 Mio. Euro).
Geplant wurde dieser Park im Stil
englischer Landschaftsparks
vom Landschaftsmaler
Joseph Selleny
, die Planungen uberarbeitet und durchgefuhrt hat der Stadtgartner
Rudolph Siebeck
. Am 21. August 1862 wurde der
nordliche Teil
des Stadtparks samt dem
Park-Salon
, einer auf Freiflache 300 Gasten Platz bietenden
Erfrischungs-Anstalt
des Kaffeesieders
Heinrich Wilda
(1821?1903),
[Anm. 1]
eroffnet.
[1]
Laut anderen Quellen waren große Teile des Stadtparks ? ohne offizielle Eroffnung ? ab August 1862 fur die Offentlichkeit zuganglich.
[2]
Der Stadtpark war die zweite stadtische Parkanlage Wiens nach dem heute nicht mehr bestehenden Franz-Josefs-Park am
Franz-Josefs-Kai
.
Am rechten
Wienflussufer
entstand 1863 der sogenannte Kinderpark, heute vor allem durch asphaltierte Spielplatze und Sportanlagen gekennzeichnet, der uber den Stadtparksteg mit dem am linken Ufer gelegenen Stadtpark verbunden ist. Ab dem Winter 1867/68 wurde der Teich im Park alljahrlich in einen Eislaufplatz umfunktioniert, der fur 30 Kronen Eintrittsgebuhr benutzt werden konnte. Da viele Berufstatige nur abends Eis laufen konnten, wurde 1870 eine elektrische Beleuchtung installiert. 1871 wurde der Eislaufplatz dem Pachter des Kursalons uberlassen.
[3]
In den Jahren 1903 bis 1907 wurde im Parkbereich nach der Regulierung eine von
Friedrich Ohmann
und
Josef Hackhofer
geplante Wienflussverbauung mit dem Flussportal,
Pavillons
und Ufertreppen errichtet, die zu den Sehenswurdigkeiten im Park zahlt.
In fruheren Zeiten mussten die Besucher des Parks fur das Verweilen in aufgestellten Sesseln Gebuhren bezahlen, die von den so genannten
Sesselweibern
eingefordert wurden. Dieser von einer privaten Firma betriebene Besucherservice endete im Jahr 1956.
[4]
An die Gestalter des Parks erinnern seit 1891 die
Sellenygasse
im 2. Bezirk
Leopoldstadt
und seit 1960 die
Siebeckstraße
im 22. Bezirk
Donaustadt
.
Am Wasserglacis stand ein Kurpavillon, in dem
Heilwasser
fur
Trinkkuren
ausgeschenkt wurde. Dementsprechend wurde auch fur den Stadtpark in den Jahren 1865 bis 1867 nach Planen von
Johann Garben
der Kursalon erbaut und am 8. Mai 1867 eroffnet.
[5]
Der
Park-Salon
des Heinrich Wilda (siehe oben), ein
gezimmerter Glas-Pavillon
,
[6]
wurde nach viereinhalb Jahren Betrieb mit 8. Mai 1867 geschlossen und (erfolglos) samt Inventar als Abverkauf angeboten; erst im Februar 1869 beschloss der Gemeinderat, im Wege einer Versteigerung den ehemaligen
Salon Wilda
gegen 25 Kubikklafter (89,9 m³) Pflastersteine abzutauschen.
[7]
Wilda, der nachst dem Kinderpark am Heumarkt 15 ein Cafe fuhrte, hatte sich um die Pacht des Kursalons beworben, unterlag jedoch im Anbotsverfahren den Konkurrenten Johann Hembsch (ehemals Wasserglacis) und Johann Mayer (Cafe
Asperngasse
1).
[8]
[Anm. 2]
Das
historistische
Prachtgebaude im Stil der italienischen
Renaissance
liegt an der Johannesgasse und besitzt eine weite
Terrasse
in den Park. Zur Zeit der Gebruder
Strauß
war der Kursalon ein beliebtes Tanz- und Konzertlokal, heute ist er nach einer Renovierungsphase wieder Veranstaltungsort fur Balle, Konzerte, Clubbings und Kongresse und beherbergt ein Cafe-Restaurant.
Mit dem vergoldeten Bronzestandbild von
Johann Strauss (Sohn)
steht im Stadtpark eines der bekanntesten und am meisten fotografierten Denkmaler Wiens. Es stammt von
Edmund Hellmer
, wurde am 26. Juni 1921 enthullt und ist umrahmt von einem Marmorrelief
(siehe Hauptartikel
Johann-Strauß-Denkmal
)
.
Weitere Denkmaler gibt es beispielsweise von
Franz Schubert
,
Franz Lehar
,
Robert Stolz
,
Hans Makart
,
Sebastian Kneipp
und
Anton Bruckner
; der Stadtpark ist der an Denkmalern und Skulpturen reichste Park Wiens.
Die
U-Bahn-Station Stadtpark
liegt im Suden des Parks und wird von der
Linie U4
bedient. Sie wurde am 30. Juni 1899 als Teil der von
Otto Wagner
konzipierten Wientallinie der
Wiener Stadtbahn
eroffnet.
Eine weitere U-Bahn-Station befindet sich im Norden des Stadtparks, die
Station Stubentor
.
Im Stadtpark uberqueren zwei Brucken den Wienfluss und verbinden den nordwestlichen mit dem sudostlichen Stadtparkteil. Direkt neben der U-Bahn-Station befindet sich der
Stadtparksteg
, etwas weiter flussabwarts die
Kleine Ungarbrucke
.
Im Stadtpark wurden insgesamt sechs Brunnenanlagen errichtet. Drei davon befinden sich in dem im 1. Gemeindebezirk gelegenen Hauptteil (der
Befreiung-der-Quelle-Brunnen
, der
Donauweibchenbrunnen
und der
Vogeltrankebrunnen
). Im sogenannten Kinderpark im 3. Gemeindebezirk befinden sich der Kneipp-Brunnen, der Labetrunkbrunnen und der Basiliskenbrunnen.
Die ehemalige Milchtrinkhalle wurde als Teil der Wienflussverbauung nach Planen von
Friedrich Ohmann
und
Josef Hackhofer
in den Jahren 1901 bis 1903 erbaut. Wahrend des
Zweiten Weltkriegs
schwer beschadigt, wurde der Bau danach stark vereinfacht wiederhergestellt. 2004 wurde die Meierei bis auf die Grundmauern abgetragen und verandert als Restaurant neu errichtet. Lediglich die Bekronung des
Mansarddaches
stammt aus 1903.
[9]
2002 bis 2005 wurde das Gebaude erweitert.
[10]
Seither kocht
Heinz Reitbauer
hier.
2014 wurde der Terrassenbereich des Restaurants
Steirereck
durch einen polygonalen verspiegelten
Pavillon
ersetzt.
[11]
[12]
An der Grenze des Kinderparks zu Johannesgasse und Am Heumarkt entstand von 1906 bis 1907 das von
Josef Bittner
(1879?1945) entworfene Direktionsgebaude des Stadtgartenamtes. Bei der um 1990 vorgenommenen Renovierung erhielt es seine Wandspaliere sowie die
Pergola
zuruck, die allerdings aus Raumnutzungsgrunden neu verglast wurde.
[9]
Die Bepflanzung des Stadtparks zeichnet sich durch eine große Artenvielfalt aus und ist auf eine moglichst ganzjahrige Blute ausgerichtet. Durch eine Allee zur Ringstraße werden Larm und Abgase gefiltert. Einige Geholze stehen unter
Naturschutz
, wie etwa ein
Ginkgo
, ein
Christusdorn
, eine
Pyramidenpappel
und eine
Kaukasische Flugelnuss
.
Seit 2008 findet jahrlich am Muttertags-Wochenende Anfang Mai im Stadtpark das Genuss-Festival statt. In mehr als 170 Zelten prasentieren Hersteller aus den neun Bundeslandern regionale Produkte, die gekauft und bei vielen Standen auch verkostet werden konnen. Veranstaltet wird das Festival von der Stadt Wien und dem Verein
Kulinarisches Erbe Osterreich
.
[13]
- Stadtgartendirektion in Wien. Entworfen im Wiener Stadtbauamt.
In:
Wiener Bauindustrie-Zeitung
, Jahrgang 1908, Band I., Nr. 12/1907, 20. Dezember 1907 (XXV. Jahrgang), S. 102 f. (Hauptteil). (online bei
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- (Georg) Haussmann:
Der Stadtpark von Wien sammt Kursalon und Reservegarten.
In:
Allgemeine Bauzeitung
, Jahrgang 1872, (XXXVII. Jahrgang), S. 325 ff. (Hauptteil). (online bei
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. Band 3:
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In:
Die Presse
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Christian Hlavac:
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. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, 1980.
ISBN 3-515-02481-6
. (Band III von
Renate Wagner-Rieger
(Hg.):
Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. (Band I ? XI)
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ISBN 978-3-515-02482-2
)
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Wien im Ruckblick ? 3. Juli 1956: In den stadtischen Parks: Sesselbenutzung ohne Bezahlung
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(Einschaltung:)
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In:
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(Einschaltung:)
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In:
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, Abend-Blatt, Nr. 125/1867 (XXI. Jahrgang), 8. Mai 1867, S. 9 (unpaginiert), oben rechts. (online bei
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a
b
Eva Berger, Christian Hlavac:
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Bachls Restaurant der Woche: ≫Steirereck im Stadtpark≪ - Falstaff.
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Abgerufen am 28. August 2022
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- ↑
Vater der Genremaler
Charles
(1854?1907) und
Gottfried Wilda
(1862?1922). ? Siehe:
Wildagasse
im
Wien Geschichte Wiki
der Stadt
Wien
- ↑
Wirtschaftlich setzte Wilda auf Sichtnahe zu dem ihm pachtvertraglich verwehrt gebliebenen Kurhaus und auf seine im ehemaligen Stadtparkbetrieb erworbenen Stammgaste: Bereits am 11. November des Jahres eroffnete er nur gut 100 Meter weiter am Kolowratring 2 (heute: Schubertring 2) ein von Architekt
Julius Schrittwieser
(1835?1883) im franzosischen Stil eingerichtetes Ringstraßencafe. ? Siehe: (Einschaltung:)
Kaffeehaus-Eroffnung des Heinrich Wilda. (…).
In:
Wiener Zeitung
, Nr. 267/1867, 10. November 1867, S. 519, unten rechts, (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
sowie
Allgemeines Auskunfts-Bureau. (…) Nr. 4. Noch einmal Cafe Wilda.
In:
Hans Jorgel von Gumpoldskirchen
, Nr. 48/1867 (XXXVI. Jahrgang), 23. November 1867, S. 6, oben rechts. (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/joe
? Am 27. Februar 1869 wurde uber Wildas Vermogen das
Ausgleichsverfahren
eroffnet; im August des Jahres ubernahm der Kaffeesieder Karl Ostermayer das Ringstraßencafe Wildas, der am 29. September 1869 wegen
leichtsinniger Krida
zu 14 Tagen Kerker verurteilt wurde.
48.204722222222
16.380555555556
Koordinaten:
48° 12′ 17″
N
,
16° 22′ 50″
O