Wiener Stadtpark

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Blick uber den Stadtpark vom Gartenbauhochhaus
Ubersichtsplan

Der Wiener Stadtpark erstreckt sich vom Parkring im 1. Wiener Gemeindebezirk bis zum Heumarkt im 3. Wiener Gemeindebezirk und ist eine sowohl von Touristen als auch von einheimischen Burgern gern besuchte Wiener Parkanlage . Seine Flache betragt 65.000 m².

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Stadtpark, Farblithographie um 1862
Der Stadtpark von Wien sammt Kursalon und Reservegarten , Lageplan (1872)
Die Wien im Stadtpark
Der Stadtpark am Wochenende

Schon im Biedermeier war das Wasserglacis vor dem Karolinenstadttor ein beliebter Unterhaltungsort. Im Zuge der durch den Abriss der Wiener Stadtmauer erfolgten Umgestaltung in die Wiener Ringstraße wurde vom damaligen Wiener Burgermeister Andreas Zelinka das Projekt eines offentlichen Parks auf diesem Gelande gefordert. Im September 1860 ubergab der Stadterweiterungsfonds der Stadt Wien kostenlos eine Flache von 94.000 m² zur Anlage des Stadtparks; 1861 kamen 51.000 m² am rechten Ufer des Wienflusses dazu. Fur die Gestaltung des Parks am linken Ufer betrug der Kostenvoranschlag 115.000 Gulden; tatsachlich wurden es dann 1862 180.000 Gulden (ca. 1,6 Mio. Euro).

Geplant wurde dieser Park im Stil englischer Landschaftsparks vom Landschaftsmaler Joseph Selleny , die Planungen uberarbeitet und durchgefuhrt hat der Stadtgartner Rudolph Siebeck . Am 21. August 1862 wurde der nordliche Teil des Stadtparks samt dem Park-Salon , einer auf Freiflache 300 Gasten Platz bietenden Erfrischungs-Anstalt des Kaffeesieders Heinrich Wilda (1821?1903), [Anm. 1] eroffnet. [1] Laut anderen Quellen waren große Teile des Stadtparks ? ohne offizielle Eroffnung ? ab August 1862 fur die Offentlichkeit zuganglich. [2] Der Stadtpark war die zweite stadtische Parkanlage Wiens nach dem heute nicht mehr bestehenden Franz-Josefs-Park am Franz-Josefs-Kai .

Am rechten Wienflussufer entstand 1863 der sogenannte Kinderpark, heute vor allem durch asphaltierte Spielplatze und Sportanlagen gekennzeichnet, der uber den Stadtparksteg mit dem am linken Ufer gelegenen Stadtpark verbunden ist. Ab dem Winter 1867/68 wurde der Teich im Park alljahrlich in einen Eislaufplatz umfunktioniert, der fur 30 Kronen Eintrittsgebuhr benutzt werden konnte. Da viele Berufstatige nur abends Eis laufen konnten, wurde 1870 eine elektrische Beleuchtung installiert. 1871 wurde der Eislaufplatz dem Pachter des Kursalons uberlassen. [3]

In den Jahren 1903 bis 1907 wurde im Parkbereich nach der Regulierung eine von Friedrich Ohmann und Josef Hackhofer geplante Wienflussverbauung mit dem Flussportal, Pavillons und Ufertreppen errichtet, die zu den Sehenswurdigkeiten im Park zahlt.

In fruheren Zeiten mussten die Besucher des Parks fur das Verweilen in aufgestellten Sesseln Gebuhren bezahlen, die von den so genannten Sesselweibern eingefordert wurden. Dieser von einer privaten Firma betriebene Besucherservice endete im Jahr 1956. [4]

An die Gestalter des Parks erinnern seit 1891 die Sellenygasse im 2. Bezirk Leopoldstadt und seit 1960 die Siebeckstraße im 22. Bezirk Donaustadt .

Sehenswurdigkeiten im Park [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Kursalon Hubner

Kursalon [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am Wasserglacis stand ein Kurpavillon, in dem Heilwasser fur Trinkkuren ausgeschenkt wurde. Dementsprechend wurde auch fur den Stadtpark in den Jahren 1865 bis 1867 nach Planen von Johann Garben der Kursalon erbaut und am 8. Mai 1867 eroffnet. [5] Der Park-Salon des Heinrich Wilda (siehe oben), ein gezimmerter Glas-Pavillon , [6] wurde nach viereinhalb Jahren Betrieb mit 8. Mai 1867 geschlossen und (erfolglos) samt Inventar als Abverkauf angeboten; erst im Februar 1869 beschloss der Gemeinderat, im Wege einer Versteigerung den ehemaligen Salon Wilda gegen 25 Kubikklafter (89,9 m³) Pflastersteine abzutauschen. [7] Wilda, der nachst dem Kinderpark am Heumarkt 15 ein Cafe fuhrte, hatte sich um die Pacht des Kursalons beworben, unterlag jedoch im Anbotsverfahren den Konkurrenten Johann Hembsch (ehemals Wasserglacis) und Johann Mayer (Cafe Asperngasse 1). [8] [Anm. 2]

Das historistische Prachtgebaude im Stil der italienischen Renaissance liegt an der Johannesgasse und besitzt eine weite Terrasse in den Park. Zur Zeit der Gebruder Strauß war der Kursalon ein beliebtes Tanz- und Konzertlokal, heute ist er nach einer Renovierungsphase wieder Veranstaltungsort fur Balle, Konzerte, Clubbings und Kongresse und beherbergt ein Cafe-Restaurant.

Denkmaler [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit dem vergoldeten Bronzestandbild von Johann Strauss (Sohn) steht im Stadtpark eines der bekanntesten und am meisten fotografierten Denkmaler Wiens. Es stammt von Edmund Hellmer , wurde am 26. Juni 1921 enthullt und ist umrahmt von einem Marmorrelief (siehe Hauptartikel Johann-Strauß-Denkmal ) .

Weitere Denkmaler gibt es beispielsweise von Franz Schubert , Franz Lehar , Robert Stolz , Hans Makart , Sebastian Kneipp und Anton Bruckner ; der Stadtpark ist der an Denkmalern und Skulpturen reichste Park Wiens.

U-Bahn-Station [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wienflusseinfassung von Friedrich Ohmann und U-Bahn-Station Stadtpark von Otto Wagner

Die U-Bahn-Station Stadtpark liegt im Suden des Parks und wird von der Linie U4 bedient. Sie wurde am 30. Juni 1899 als Teil der von Otto Wagner konzipierten Wientallinie der Wiener Stadtbahn eroffnet.

Eine weitere U-Bahn-Station befindet sich im Norden des Stadtparks, die Station Stubentor .

Brucken [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stadtparksteg uber den Wienfluss

Im Stadtpark uberqueren zwei Brucken den Wienfluss und verbinden den nordwestlichen mit dem sudostlichen Stadtparkteil. Direkt neben der U-Bahn-Station befindet sich der Stadtparksteg , etwas weiter flussabwarts die Kleine Ungarbrucke .

Brunnenanlagen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Stadtpark wurden insgesamt sechs Brunnenanlagen errichtet. Drei davon befinden sich in dem im 1. Gemeindebezirk gelegenen Hauptteil (der Befreiung-der-Quelle-Brunnen , der Donauweibchenbrunnen und der Vogeltrankebrunnen ). Im sogenannten Kinderpark im 3. Gemeindebezirk befinden sich der Kneipp-Brunnen, der Labetrunkbrunnen und der Basiliskenbrunnen.

Meierei [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die ehemalige Milchtrinkhalle

Die ehemalige Milchtrinkhalle wurde als Teil der Wienflussverbauung nach Planen von Friedrich Ohmann und Josef Hackhofer in den Jahren 1901 bis 1903 erbaut. Wahrend des Zweiten Weltkriegs schwer beschadigt, wurde der Bau danach stark vereinfacht wiederhergestellt. 2004 wurde die Meierei bis auf die Grundmauern abgetragen und verandert als Restaurant neu errichtet. Lediglich die Bekronung des Mansarddaches stammt aus 1903. [9]

2002 bis 2005 wurde das Gebaude erweitert. [10] Seither kocht Heinz Reitbauer hier.

2014 wurde der Terrassenbereich des Restaurants Steirereck durch einen polygonalen verspiegelten Pavillon ersetzt. [11] [12]

Direktionsgebaude des Stadtgartenamtes (1906/07)

Stadtgartendirektion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

An der Grenze des Kinderparks zu Johannesgasse und Am Heumarkt entstand von 1906 bis 1907 das von Josef Bittner (1879?1945) entworfene Direktionsgebaude des Stadtgartenamtes. Bei der um 1990 vorgenommenen Renovierung erhielt es seine Wandspaliere sowie die Pergola zuruck, die allerdings aus Raumnutzungsgrunden neu verglast wurde. [9]

Bepflanzung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Blasenbaum ( Koelreuteria paniculata )

Die Bepflanzung des Stadtparks zeichnet sich durch eine große Artenvielfalt aus und ist auf eine moglichst ganzjahrige Blute ausgerichtet. Durch eine Allee zur Ringstraße werden Larm und Abgase gefiltert. Einige Geholze stehen unter Naturschutz , wie etwa ein Ginkgo , ein Christusdorn , eine Pyramidenpappel und eine Kaukasische Flugelnuss .

Genuss-Festival [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Genuss-Festival 2014

Seit 2008 findet jahrlich am Muttertags-Wochenende Anfang Mai im Stadtpark das Genuss-Festival statt. In mehr als 170 Zelten prasentieren Hersteller aus den neun Bundeslandern regionale Produkte, die gekauft und bei vielen Standen auch verkostet werden konnen. Veranstaltet wird das Festival von der Stadt Wien und dem Verein Kulinarisches Erbe Osterreich . [13]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Wiener Stadtpark  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Wiener Nachrichten. 20. August. (…) Die Eroffnung des Parksalons (…). In:  Die Presse , Nr. 230/1862 (XV. Jahrgang), 21. August 1862, S. 4, Mitte rechts. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/apr ;
    Wiener Stadtgarten (Red.): Stadtpark. (…) Geschichte des Stadtparks . In: wien.gv.at , abgerufen am 25. Mai 2015.
  2. Christian Hlavac: Der Wiener Stadtpark. Der alteste Stadtpark Osterreichs feiert sein 150-jahriges Bestehen . In: Stadt + Grun. Das Gartenamt. Organ der Standigen Konferenz der Gartenbauamtsleiter beim Deutschen Stadtetag . Nr. 10/2012, ZDB -ID 2374851-5 , S. 51?.
  3. Kurt Mollik, Hermann Reining, Rudolf Wurzer: Planung und Verwirklichung der Wiener Ringstraßenzone . Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, 1980. ISBN 3-515-02481-6 . (Band III von Renate Wagner-Rieger (Hg.): Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. (Band I ? XI) . Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, 1972?1981. ISBN 978-3-515-02482-2 )
  4. Wien im Ruckblick ? 3. Juli 1956: In den stadtischen Parks: Sesselbenutzung ohne Bezahlung
  5. (Einschaltung:) Cur-Salon im Stadtpark. In:  Fremden-Blatt , Abend-Blatt, Nr. 125/1867 (XXI. Jahrgang), 8. Mai 1867, S. 7 (unpaginiert), oben rechts. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/fdb
  6. (Einschaltung:) Stadtpark. In:  Fremden-Blatt , Abend-Blatt, Nr. 125/1867 (XXI. Jahrgang), 8. Mai 1867, S. 9 (unpaginiert), oben rechts. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/fdb
  7. Aus dem Gemeinderathe. In:  Wiener Zeitung , Nr. 35/1869, 13. Februar 1869, S. 481, Mitte links. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  8. Wiener Gemeinderath. Sitzung vom 24. April. In:  Local-Anzeiger der ?Presse“ , Beilage zu Nr. 12/1867 (XX. Jahrgang), 25. April 1867, S. 10 (unpaginiert), Mitte unten. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/apr
  9. a b Eva Berger, Christian Hlavac: 150 Jahre Wiener Stadtpark ? Erhaltenes und Verschwundenes , S. 33.
  10. Steirereck. Abgerufen am 28. August 2022 .
  11. Alexander Bachl: Bachls Restaurant der Woche: ≫Steirereck im Stadtpark≪ - Falstaff. Abgerufen am 28. August 2022 (osterreichisches Deutsch).
  12. Steirereck. In: PPAG architects. Abgerufen am 28. August 2022 (deutsch).
  13. Kulinarisches Erbe. Abgerufen am 28. August 2022 .

Anmerkungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Vater der Genremaler Charles (1854?1907) und Gottfried Wilda (1862?1922). ? Siehe: Wildagasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Wirtschaftlich setzte Wilda auf Sichtnahe zu dem ihm pachtvertraglich verwehrt gebliebenen Kurhaus und auf seine im ehemaligen Stadtparkbetrieb erworbenen Stammgaste: Bereits am 11. November des Jahres eroffnete er nur gut 100 Meter weiter am Kolowratring 2 (heute: Schubertring 2) ein von Architekt Julius Schrittwieser (1835?1883) im franzosischen Stil eingerichtetes Ringstraßencafe. ? Siehe: (Einschaltung:) Kaffeehaus-Eroffnung des Heinrich Wilda. (…). In:  Wiener Zeitung , Nr. 267/1867, 10. November 1867, S. 519, unten rechts, (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/wrz sowie Allgemeines Auskunfts-Bureau. (…) Nr. 4. Noch einmal Cafe Wilda. In:  Hans Jorgel von Gumpoldskirchen , Nr. 48/1867 (XXXVI. Jahrgang), 23. November 1867, S. 6, oben rechts. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/joe ? Am 27. Februar 1869 wurde uber Wildas Vermogen das Ausgleichsverfahren eroffnet; im August des Jahres ubernahm der Kaffeesieder Karl Ostermayer das Ringstraßencafe Wildas, der am 29. September 1869 wegen leichtsinniger Krida zu 14 Tagen Kerker verurteilt wurde.

Koordinaten: 48° 12′ 17″  N , 16° 22′ 50″  O