St Agatha’s Tower

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St Agatha’s Tower
Innenansicht des Red Towers auf der Marfa-Halbinsel in Mellieha.

Der St Agatha’s Tower , aufgrund seiner Farbgebung auch Red Tower genannt, ist eine wahrend der Zeit der Herrschaft des Johanniterordens von 1647 bis 1649 erbaute Festung in Malta . [1] Der Turm steht auf der im Norden der Insel gelegenen Marfa Ridge in der Nahe von Mellieħa . Der Turm wurde zur Zeit der Herrschaft des Großmeisters Jean de Lascaris-Castellar erbaut und wird daher in der Literatur auch den Lascaris Towers zugerechnet. Konstruktiv entspricht er jedoch einer Reihe von sechs Befestigungsanlagen, die wahrend der Herrschaft des Großmeisters Alof de Wignacourt von 1609 bis 1620 erbaut worden sind und als Wignacourt Towers bezeichnet werden. Er wurde in das Nationale Inventar der Kulturguter der maltesischen Inseln aufgenommen.

Der auf einem Hohenrucken gelegene Turm uberwacht die Mellieħa Bay . In den Buchten im Norden der Insel gingen hier immer wieder Korsaren an Land, die Dorfer auf der Insel uberfielen und die Bevolkerung in die Sklaverei verschleppten. Obwohl diese Uberfalle an sich nicht fur die im Bereich des Grand Harbour liegenden Einrichtungen des Ordens bedrohlich waren, konnten diese doch betrachtliche Schaden anrichten und die Versorgung der Insel empfindlich storen. Die Verschleppung der indigenen Bevolkerung der Insel in die Sklaverei wurde langfristig die Insel unbewohnbar machen und damit die Stellung der Johanniter insgesamt gefahrden. Bereits ab 1609 war mit dem Bau von Turmen begonnen worden, die mogliche Landungsplatze sichern sollten. Unter Lascaris wurden zwischen 1637 und 1640 weitere Turme errichtet. Der St Agatha’s Tower schloss ab 1649 eine Lucke im Befestigungssystem der Insel. [2]

Der Name St Agatha’s Tower lasst sich auf eine kleine Kapelle und einen Altar zuruckfuhren. Dieser befand sich in einer flache Nische in der hinteren Wand eines gewolbte Raumes im ersten Stockwerk rechts des zentralen Fensters. Diese Kapelle war der Heiligen Agatha gewidmet. [3]

Bau und Konstruktion

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Mit dem Bau wurde am 5. Dezember 1647 begonnen, seine Vollendung erfolgte am 20. November 1648. Im April 1649 wurde er zunachst mit vier Kanonen ausgestattet und stand somit zur Nutzung bereit. Letzteres Datum wird durch die Inschrift auf einer Plakette bezeugt. Dabei wird erneut Bezug auf die Heilige Agatha genommen. [4]

Der Turm hat einen quadratischen Grundriss und besitzt ein Stockwerk. Der Turm hat vier Eckturme, die das Hauptgebaude deutlich uberragen. Durch Schießscharten in den Flanken der Eckturme konnten die Kurtinen mit flankierendem Feuer bestrichen werden. Im ersten Stockwerk befinden sich zwei mit einem Tonnengewolbe uberwolbte Raume. Die Mauern des Turms waren mehr als drei Meter stark. Im Sockelgeschoss wurde nur ein Lagerraum angelegt. Der Zugang erfolgte uber eine steinerne Treppe und eine Zugbrucke in das erste Stockwerk. Sowohl der fensterlose Sockel als auch das flache Dach wurden uber Treppen im Inneren des Turms erschlossen. Der Zugang zum Dach erfolgte uber eine Wendeltreppe, der Zugang zum Lagerraum im Keller uber eine Luke. Die Hauptbewaffnung war hinter der Brustwehr auf dem Dach aufgestellt. [2]

Der Turm ist von einer strahlenformigen, niedrigen Mauer umgeben. Obwohl diese Mauer im Grundriss dem einer Festung mit Bastionen gleicht, ist sie jedoch aufgrund ihrer Bauausfuhrung eher als dekoratives Element zu betrachten. [5] Diese Mauern wurden der Anlage wahrend des 18. Jahrhunderts zugefugt. [6] Ebenfalls dekorativen Charakter tragen die Zinnen der Eckturme. [5]

Fur das Jahr 1722 wurde die Bewaffnung des Turmes mit insgesamt funf Kanonen und eine Besatzung in Friedenszeiten von vier Soldaten angegeben. [2] Im Ernstfall wurde die Besatzung auf dreißig Soldaten verstarkt. Der Turm sollte einer Belagerung von vierzig Tagen standhalten konnen. [6]

Britische Kolonialherrschaft

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Zu Beginn der britischen Kolonialherrschaft wurde der Turm zunachst weiter genutzt. Plane von 1813 zum Ausbau kamen nicht zur Ausfuhrung. 1828 wurde der Abbruch aller von den Ordensrittern angelegten Turme, Redoubts und Batterien vorgeschlagen und 1832 auch verfugt, jedoch blieb der St Agatha’s Tower erhalten. Er wurde wie die anderen nicht mehr genutzten Turme an die lokalen Behorden ubergeben. [7] Wahrend beider Weltkriege wurde der Turm jedoch wieder von britischen Truppen genutzt.

Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg

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Nach Abzug der britischen Truppen von den Inseln diente der Turm zunachst als Radarstation der Armed Forces of Malta . [6]

Eine erste Restaurierung des Turmes fand zwischen 1999 und 2001 statt. Gegenwartig gehort der Turm dem Din l-Art Ħelwa und ist fur die Offentlichkeit zuganglich. [6] Untergebracht ist ein kleines Museum, das einen reichhaltigen Fahnenschmuck beinhaltet.

  • Quentin Hughes : Malta. A guide to the fortifications. Said International, Valletta 1993, ISBN 99909-43-07-9 .
  • Stephen C. Spiteri : The Knight's Fortifications: an Illustrated Guide of the Fortifications built by the Knights of St. John in Malta. Book distributors limited, Sliema 2001, ISBN 99909-72-06-0 .
  • Charles Stephenson: The Fortifications of Malta 1530?1945 (= Osprey Fortress Series 16). Osprey Publishing Limited, Wellingborough 2004, ISBN 1-84176-693-3 .
Commons : St. Agatha's Tower  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • St Agatha’s Tower (the Red Tower), Mellieha. Din l-Art Ħelwa - National Trust of Malta ; (englisch).
  • St. Agatha's Tower. (PDF; 738 kB) In: National Inventory of the Cultural Property of the Maltese Islands. Sovrintendenza tal-Patrimonju Kulturale, 30. Marz 2012 ; (englisch).

Einzelnachweise

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  1. Michael Losse : Burgen, Schlosser und Adelssitze in Malta. Vorbericht zur gegenwartigen Inventarisierung . In: Burgen und Schlosser , Jg. 37 (1996), S. 23?37, hier S. 31.
  2. a b c Quentin Hughes: Malta. A guide to the fortifications , S. 161ff
  3. Stanley Farrugia Randon: Heritage Saved. Historic monuments restored by Din l-Art Helwa 1965 to 2002 . Hrsg.: Din l-Art Helwa. P.E.G. Ltd, Valletta 2002, ISBN 99909-980-1-9 , S.   23 .
  4. Stanley Farrugia Randon: Heritage Saved. Historic monuments restored by Din l-Art Helwa 1965 to 2002 . Hrsg.: Din l-Art Helwa. P.E.G. Ltd, Valletta 2002, ISBN 99909-980-1-9 , S.   24 .
  5. a b Charles Stephenson: The Fortifications of Malta 1530?1945
  6. a b c d Din l-Art Helwa - National Trust of Malta: St Agatha’s Tower (the Red Tower), Mellieha ( Memento vom 25. Februar 2012 im Internet Archive ) (englisch)
  7. Quentin Hughes: Malta. A guide to the fortifications , S. 96

Koordinaten: 35° 58′ 29″  N , 14° 20′ 33″  O